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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Wenn ich schimpfe.
21. Juli 2002 17:10

Hallo Diana,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ja ich habe mir schon gedacht das es Unsicherheit ist. Aber er knurrt so viel! Auch wenn ich ihn mal zur Seite schiebe. Bei Agility zum Beispiel wenn ich ihn da etwas in die richtige Richtung rücke dann knurrt er. Das macht er aber bei fast allen Leuten. Auch wenn ich ihn mal hochheben muß knurrt er wie ein Wahnsinniger. Er knurrt eh sehr viel auch wenn er spielt oder sich ärgert.
Ich habe am Anfang sehr viel falsch gemacht, da er mein Ersthund war und ich wirklich zuviel erwartet habe.
Ich werde deine Tips befolgen, hoffentlich bessert sich unser Verhältnis dann, das er mir mehr Vertraut.
Liebe Grüße
Simone


22. Juli 2002 11:49

Hi Simone!

Für mich hört sich das so an, als könnte Dein Hund zum Angstbeißer werden, wenn Du so weitermachst. Er kommt aus einer Alkoholikerfamilie, sagst Du. Vielleict ist er dort geschlagen oder bedroht worden? Es könnte also sein, daß er "weiß", daß es nach dem Schimpfen meist noch einen setzen könnte. Deshalb droht er zwar durch sein Knurren an, daß er sich wehren wird, wenn es zu viel wird, aber er zeigt auch gleichzeitig Beschwichtigungssignale (langsame Bewegungen, Kopf wegdrehen). Er ist in einem Konflikt, wenn Du ihn beschimpfst. Einerseits möchte er sich Dir unterordnen, andererseits hat er Angst, geschlagen zu werden.

Ich würde Dir vorschlagen, zu versuchen, ihn - wenn es denn wirklich sein muß - nur für unerwünschtes Verhalten (nicht für NICHT durchgeführtes Verhalten, das erwünscht war) zu bestrafen, und das sofort (also nicht erst, wenn er zurückkommt! Dann mußt Du ihn schon wieder mit einem Leckerchen und zuckersüßer Stimme empfangen!), kurz, knapp und absolut emotionslos. Durch Deine Körpersprache beim Schimpfen bedrohst Du ihn auf´s Übelste - und er ahnt, was dann folgen KÖNNTE. Am besten wäre es, einen Bomper (eine gute Beschreibung gibt´s bei Clicker.de, glaube ich - sonst frag nochmal nach, ist ´ne längere Erkärung) zu verwenden, so daß er die Bestrafung nicht direkt mit Dir in Verbindung bringt. Allerdings würde ich noch eher versuchen, eine Bestrafung gar nicht erst erforderlich zu machen, indem Du ihn z.B. bei Begegnungen mit anderen Hunden oder wenn Du abgelenkt bist, einfach anleinst, bis er sicher abrufbar ist, bzw. ein Ablegen o.ä. sicher klappt.

Weiterhin würde ich tolerierbares Fehlverhalten einfach ignorieren, Wohlverhalten jedoch in jedem Fall extrem belohnen. Vor allem in Deiner unmittelbaren Nähe muß der Hund sich absolut sicher und vor allem nie bedroht fühlen. Füttere ihn aus der Hand. Gib ihm jedesmal ein Leckerchen, wenn er zu Dir kommt, anfangs auch, wenn Du nicht gerufen hast. Zeig ihm, was Du von ihm möchtest und gib ihm die durch entsprechende Bestätigung und Belohnung Möglichkeit, sich richtig zu verhalten.

Zum Nicht-Durchführen von Kommandos suche hier mal nach dem Begriff "Generalisierung" - ein Hund, der ein Kommando nicht ausführt, hat entweder keine Motivation dazu (es lohnt sich nicht), oder er hat das Kommando noch nicht generalisiert (weiß in bestimmten Situationen noch nichts damit anzufangen, z.B. unter Ablenkung, in fremder Umgebung usw.).

Ich wünsch´Dir noch viel Spaß mit Deinem Hund, zeige ihm, daß Du ihn lieb hast und gib ihm das Vertrauen, daß er keine Strafe, sondern eine tolle Belohnung zu erwarten hat, wenn er etwas richtig macht!

Gruß, Silke


22. Juli 2002 18:37

Hallo Simone,
ich muß mich meinen Vorrednern anschließen: Schimpfe mit dem Hund sofort, wenn er etwas tut, was er nicht soll. Aber wie soll der Hund es verstehen, wenn Du ihn rufst, er kommt und er wird dann bestraft? wird er für das "kommen" bestraft?, hätte er vielleicht "nicht kommen" sollen?

Irgendwann wird daraus ein Teufelskreis: Du rufts, er schert sich einen Dreck drum (warum sollte er auch kommen, wenn er eh nur geschimpft wird und womöglich an die Leine kommt und nicht mehr frei laufen darf?), Du schimpfst noch mehr, wenn er mal wirklich kommt, er merkt: "wenn ich dann komme, schimpft sie noch mehr" und kommt künftig erst recht nicht, Du wirst wütend, er kümmert sich garnicht mehr um Dein Rufen und macht sich ganz "selbstständig".

Mit der Logik kannst Du ihm nicht kommen, weil er Deine Worte nicht versteht, nur den harten Ton und das Beben in Deiner "bösen" Stimme. Also mußt Du ihn (so blöd es klingt!!) dafür Belohnen, wenn er kommt (und nimm dabei nicht Rücksicht auf Deine Umwelt!!): springe vor Freude, schlag Purzelbäume (auch wenn Dir nicht danach ist), gib ihm Leckerli, streichel ihn übermäßig und laß ihn (meistens) wieder frei weglaufen, dann verbindet er mit deinem Rufen: "sie liebt mich", "sie freut sich, wenn ich komme", "ich krieg was zu knuspern" und schließlich "okay, manchmal muß ich dann an die dumme Leine, aber meistens darf ich wieder frei rumspringen, wenn ich komme, und die paar mal an der Leine - mein Gott!"

So habe ich den ungehörigsten Hund das "Kommen" beigebracht, es war fast ein Spiel zwischem ihm und mir!

Ich grüße Dich
Karin