Hi Simone!
Für mich hört sich das so an, als könnte Dein Hund zum Angstbeißer werden, wenn Du so weitermachst. Er kommt aus einer Alkoholikerfamilie, sagst Du. Vielleict ist er dort geschlagen oder bedroht worden? Es könnte also sein, daß er "weiß", daß es nach dem Schimpfen meist noch einen setzen könnte. Deshalb droht er zwar durch sein Knurren an, daß er sich wehren wird, wenn es zu viel wird, aber er zeigt auch gleichzeitig Beschwichtigungssignale (langsame Bewegungen, Kopf wegdrehen). Er ist in einem Konflikt, wenn Du ihn beschimpfst. Einerseits möchte er sich Dir unterordnen, andererseits hat er Angst, geschlagen zu werden.
Ich würde Dir vorschlagen, zu versuchen, ihn - wenn es denn wirklich sein muß - nur für unerwünschtes Verhalten (nicht für NICHT durchgeführtes Verhalten, das erwünscht war) zu bestrafen, und das sofort (also nicht erst, wenn er zurückkommt! Dann mußt Du ihn schon wieder mit einem Leckerchen und zuckersüßer Stimme empfangen!), kurz, knapp und absolut emotionslos. Durch Deine Körpersprache beim Schimpfen bedrohst Du ihn auf´s Übelste - und er ahnt, was dann folgen KÖNNTE. Am besten wäre es, einen Bomper (eine gute Beschreibung gibt´s bei Clicker.de, glaube ich - sonst frag nochmal nach, ist ´ne längere Erkärung) zu verwenden, so daß er die Bestrafung nicht direkt mit Dir in Verbindung bringt. Allerdings würde ich noch eher versuchen, eine Bestrafung gar nicht erst erforderlich zu machen, indem Du ihn z.B. bei Begegnungen mit anderen Hunden oder wenn Du abgelenkt bist, einfach anleinst, bis er sicher abrufbar ist, bzw. ein Ablegen o.ä. sicher klappt.
Weiterhin würde ich tolerierbares Fehlverhalten einfach ignorieren, Wohlverhalten jedoch in jedem Fall extrem belohnen. Vor allem in Deiner unmittelbaren Nähe muß der Hund sich absolut sicher und vor allem nie bedroht fühlen. Füttere ihn aus der Hand. Gib ihm jedesmal ein Leckerchen, wenn er zu Dir kommt, anfangs auch, wenn Du nicht gerufen hast. Zeig ihm, was Du von ihm möchtest und gib ihm die durch entsprechende Bestätigung und Belohnung Möglichkeit, sich richtig zu verhalten.
Zum Nicht-Durchführen von Kommandos suche hier mal nach dem Begriff "Generalisierung" - ein Hund, der ein Kommando nicht ausführt, hat entweder keine Motivation dazu (es lohnt sich nicht), oder er hat das Kommando noch nicht generalisiert (weiß in bestimmten Situationen noch nichts damit anzufangen, z.B. unter Ablenkung, in fremder Umgebung usw.).
Ich wünsch´Dir noch viel Spaß mit Deinem Hund, zeige ihm, daß Du ihn lieb hast und gib ihm das Vertrauen, daß er keine Strafe, sondern eine tolle Belohnung zu erwarten hat, wenn er etwas richtig macht!
Gruß, Silke