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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Die Sache mit der Rudelführung
29. Juli 2002 14:20

Hi Gaby,

: : Hm, die Logik verstehe ich jetzt nicht ganz. Ist der Wille, irgendwas zu tun immer angeboren?
:
: Wahrscheinlich bist Du einer der Leute, die meinen sie könnten alles fördern z.B. Beutetrieb.

Ich schrieb doch "Ich meine jeder Hund bietet sich an, es gibt nur Unterschiede auf welche Art und für welche Arbeit.". Das bedeutet übersetzt, dass nicht jeder Hund gleichermaßen "Beutetrieb" hat, dafür aber etwas anderes, was ihn motiviert. Außerdem versteh ich nicht ganz, was der "Beutetrieb" mit dem "Will to please" zu tun hat.

: Tatsächlich kannst Du aber nur einen geringen Teil fördern und der weitaus größere Teil ist angeboren und durch gezielte Linienzucht fixiert.

Klar. Beim Hund ist ungefähr genausoviel an Verhalten und Veranlagung angeboren, wie beim Menschen. Nun ja.

: Ansonsten könnte ich ja mit einem Neufi Schafe hüten wie ein Border oder mit einem Golden Ringsport betreiben. Dies ist leider nicht möglich.

Da hast du recht. Es sind aber winzig geringe genetische Unterschiede, die letztendlich den nach außen hin riesig erscheinenden Unterschied bei Hunden ausmachen. Letztendlich kann man einem Neufi schon das Hüten beibringen (wenn auch nicht so perfekt wie einem Border) und genauso kann man einen Border so verkümmern lassen, dass er nie ein guter Hütehund wurde. Davon bin ich überzeugt, nur zum Glück gibts da keine "Experimente" und "Laborversuche" zu.

Viele Grüße

Franziska

29. Juli 2002 15:04

Hallo Gabi,

: Warum? Weil er im Spiel Respekt vor Dir bekommen hat. Auch Hunde klären Ihre Rangfolge oft schon im Spiel. Probiers mal aus.

Auch mein Hund befolgt ein Kommando wärend oder nach einem ausgelassenen Spiel schneller und freudiger als sonst, es macht aber keinerlei unterschied ob ich ihn dabei zu Boden drücke oder nicht.
Ich denke, wie Franziska auch schreibt, das hängt mit der ausgelassenen Stimmung und der ohnehin hohen Motivationslage in so einem Moment zusammen.

Wenn ich meinen Hund (Mix, 8,5 kg, 3 Jahre) im Spiel mit dem Labrador meines Freundes ( ca. 25kg, 8 Monate) sehe, dann liegt meiner ständig unten, wird plattgewalzt und niedergetrampelt.
Trotzdem ist er von den beiden uneingeschränkt der Chef. Er bestimmt in 90% der Fälle wann ein Spiel losgeht und wann es zu Ende ist. Hat meiner keine Lust zum Spielen, dann hilft auch kein Drängeln und keine Spielaufforderung, treibt es der Labbi zu wild, bricht meiner das Spiel ab, hin und wieder gibts dann auch einen Schnapper in die Lefze (die ganze Schnauze kriegt er nicht ins Maul ;o)).
Bei uns in der Wohnung darf der Labbi nur gehen, stehen, liegen wo es meinem genehm ist, darüber gibt es auch nie irgendwelche aggressiven Auseinandersetzungen, will mein Hund irgendwo durch, macht der meines Freundes selbstverstänlich den Weg frei...

Der Labrador ist meinem Zwerg sicher in körperlicher Hinsicht haushoch überlegen, trotzdem steht er in der Rangordnung weit unter ihm.
Das hängt einfach damit zusammen, daß meiner älter und dem Alter entsprechend selbstbewusster, erfahrener und schlauer ist.
Mag sein, daß diese Rangordnung eines Tages kippt, wenn der Hund meines Freundes älter wird, das hängt dann aber bestimmt nicht damit zusammen, wer wen im Spiel öfter auf den Rücken rollt.

Viele Grüsse, Jule

29. Juli 2002 15:18

Hallo Gabi,

Kenne zwar weder Plumb noch Dildei, aber durchaus den Unterschied zwischen Locken und Bestärken.

Mir ist im Moment aber ehrlich gesagt nicht ganz klar, wo Du da den Zusammenhang zur "Rangordnungsfrage" siehst.

Übrigens sehe ich das mit dem Locken dann doch ein wenig anders.
Allein dem Hund ein leckerchen zu zeigen ist doch noch kein Locken, höchstens eine Steigerung der Motivation und später eventuell ein Problem, wenn ich kein Leckerchen in der Hand habe.

Locken wäre nach meinem Verständnis: Ich halte einem Hund der das Kommando "sitz" nicht kennt ein Leckerchen direkt über den Kopf, um es besser im Blick zu haben setzt er sich, in diesem Moment sage ich "sitz", bis zu diesem Augenblick habe ich den Hund gelockt, wenn ich ihm nun das Leckerchen gebe, habe ich ihn bestärkt.

Hat der Hund das Kommando verstanden, halte ich das Leckerchen nicht mehr in der Hand, sage "sitz", der Hund setzt sich, ich ziehe das Leckerchen raus und bestärke ihn, habe das Locken vorher weggelassen.

Wenn ich ein Kommando nur über bestärken ohne Locken aufbauen möchte nehme ich dafür in der regel den Clicker zu hilfe, weil ich damit wesentlich punktgenauer bestärken kann, der Hund also viel schneller kapiert was ich von ihm will.

Viele Grüsse, Jule

29. Juli 2002 15:30

Mein Hund tut, was ich sage, weil ich Rudelführer durch Verhalten im Alltag werde (ist hier ja schon lang und breit diskutiert worden - vor dem Fressen absitzen lassen, Fressenm kurz durch Fingerreinhalten unterbrechen, Futter erst mit "Friß" bei Leckerchenvergabe, Hund öfter mal einen seiner Lieblingsliegeplätze verbieten und ihn woanders hinschicken, Hund nicht in der Raummitte liegen lassen usw.) Das alles nur, wenn er anfängt, Boß werden zu wollen - ansonsten ordnet er sich von selber unter. Stimmt dadurch die Rangfolge, habe ich auch keine Probleme mit Kommandos. Vorraussetzung: Hund weiß, was das Kommando bedeutet. Hund hat das auch schon unter Ableknung geübt. Wenn ich nicht sicher bin, daß er folgt, sage ich in 95% der Fälle auch kein Kommando, sondern fange ihn z.B. kommentarlos ein und leine ihn an (so z.B. bei einem Neuling, der "Hier" noch nicht sicher befolgt). Wenn der Hund doch mal weiß, was das Kommando soll und normalerweise unter der auftretenden Ablenkung auch folgt (ich das schon öfters erfolgreich von ihm verlangen konnte), setze ich mich schon mit Zwang durch, aber auch nur bei einem Hund, der sonst anfängt, Boß zu werden. Das sind meiner Erfahrung nach eher wenige (außer im Flegelalter) Exemplare. Die meisten versuche nicht, die Rangordnung zu ändern. Bei den meisten Hunden ist das alles IMHO nicht nötig, sie ziehen nicht gleich die Konsequenzen aus einem einzigen nicht befolgten Kommando. Wenn es doch so aussieht, haben sie das Kommando noch nicht vollständig sicher verknüpft.
Mit Zwang durchsetzen heißt hier das, was ich auch schon weiter oben geschrieben hatte: Z.B. nach dem ersten (!) nicht befolgten Kommando zum Herankommen hingehen, und den Hund anleinen und ein Weilchen ignorieren. Oder wenn er sich nicht setzt, das Hinterteil runterdrücken (aber nur, wenn ich weiß, daß der hier nicht mit Gegendruck darauf reagiert). Falls ich das Kommando ohne massiven Zwang jetzt nicht durchsetzen kann, war das mein Fehler (mein Fehler, es jetzt schon zu sagen) und ich lasse den Hund was anderes ausführen (von dem ich sicher bin, daß er das jetzt macht). Bei mir ist das meist "Stop" (die Notbremse) und "Sitz". Das kann ich dann a) loben und b) festigt es nochmal meine Stellung. Das problematische Kommando, mit dem es heute noch nicht geklappt hat, versuchen wir wannanders nochmal mit weniger Schweirigkeiten drin, notfalls mit Neuaufbau.
Hoffe, mich verständlich gemacht zu haben.

29. Juli 2002 15:41

Unterordnung ist nicht Angst = richtig.
Befolgen von Kommandos hat nichts mit Rangfolge zu tun = falsch, denke ich. Wenn unser 4jähriger Mitbewohner meinem Hund "Sitz" zukräht, macht sie das, wenn er was zu Essen in der Hand hat (er wird sie ja auch gleich belohnen). Wenn er das draußen sagt, während sie schnüffelt ist es ihr piepegal (auch wenn er was zu fressen hat). Wenn ich dagegen in dieser Schnüffelsituation "Sitz" befehle, sitzt sie sofort. Obwohl sie es nur mit positiver Bestärkung gelernt hat und jetzt auch das Schnüffeln besser findet als mein Leckerchen. Negative Motivation ist auszuschließen (weil sie das noch nie erlebt hat in dieser Situation). Warum folgt sie trotzdem? Weil a) das Kommando für sie aus meinem Mund (!!) fast zu einem Reflex geworden ist und weil b) ich der Rudelchef bin. Und wenn ich das sage, macht sie das. Auch wenn sie gerade nicht will (denn schnüffeln ist cool). Was sie weiß: Wenn sie jetzt nicht aufs erstemal sitzt, werde ich hingehen und sie irgendwas anderes machen lassen. Schnüffeln ist erstmal nicht mehr - erst nach ausgeführtem Kommando. Okay, insofern könnte man tatsächlich von einer positiven Motivation sprechen (ich darf nach dem Sitz schnüffeln) und von einer negativen insofern, als sie mir eh nicht auskommt und das weiß.
Und noch was: Kommandos haben auch was mit Rangfolge zu tun, weil etwa mein Kangal es immer ausnutzt (das ist nicht der Hund von gerade eben), wenn ich was "durchgelassen" habe (ein Kommando nicht durchgesetzt oder auch nichts anderes alternativ verlangt habe) - er beginnt dann, wieder den Flur vor meinen Mitbewohnern zu verteidigen o.ä.. Das läßt er sein, wenn er mit mir konsequent (übrigens auch mit Lob) gearbeitet hat.

29. Juli 2002 15:48

Hi Franziska!

: Na sicher ist das ein Unterschied. Trotzdem ist beides Zwang.

Eben. Sehe ich genauso. Zwang wird sehr häufig mit Schmerz und physischer oder psychischer Grausamkeit gleichgesetzt. Solche Diskussionen wo sowas anfängt und aufhört, die sind uferlos und in meinen Augen auch überflüssig, weil JEDER seinen Hund zwingt etwas zu tun. Wenn man dem Hund dann noch vermittelt, dass er es gerne macht, prima, aber eine selbständige Lebens- oder Entscheidungsweise ist das damit nicht. Muss es ja auch nicht, haben wir Menschleins auch nicht. Aber die Frage welche Form von Zwang man für sich und Hund findet, das ist wahrlich eine andere.

Grüßken,
Yna