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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Die Sache mit der Rudelführung
29. Juli 2002 20:21

Hi Alex,
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: Im Idealfall etabliere ich das Sicht- oder Hörzeichen, wenn das gewünschte Verhalten klappt! Also sucht er sich nix aus, sondern er machts einfach ;-)))

und wenn er es mal nicht macht, dann kann er es noch nicht richtig oder was?
Was ist, wenn er das Kommando bisher zuverlässig ausführt und ein konkurrierender Trieb wird angesprochen? Kann er das Kommando, sorry Signal dann plötzlich nicht mehr oder gibst Du es vorsichtshalber erst gar nicht?

Ich kenne die Theorie und Praxis des clickerns aber wer mir weismachen will, daß ich einen Hund damit unter absoluter Kontrolle bringen kann....na ja vielleicht mit nem Golden wie Josh aber hab mal ne andere Granate am Strick. Ich habe auch absolut nichts gegen clicker benutze ich schließlich selber seit ca. 6 jahren aber inzwischen wird ja regelrecht eine Religion daraus gemacht. Für mich ist es ein Hilfsmittel um präzise zu sagen, Ja das will ich. Nur neben dem Ja....gibt es bei mir auch ein Nein. Das ist vielleicht der Unterschied.

Gruß Gabi

29. Juli 2002 20:37

Hallo Gabi,

ich denke, in einem wirst Du mit mir übereinstimmen: dass sich nämlich der Rudelführer - egal ob menschlich oder Hund - durch Kompetenz, Ruhe und Souverenität auszeichnet, richtig?

Weißt Du, was mich dann immer wundert? Dass die Befürworter der Zwangsausbildung bei der geringsten Kritik immer gleich ironisch wenn nicht gar zynisch werden. So auch Du! Denn nichts anderes sind Sätze wie "...aber alles wunderbar, denn der Hund soll ja glücklich sein" oder "Ich zwinge ihn bei mir zu bleiben, obwohl seine Motivation hinter dem Hasen herzurennen viel größer ist. Wie grausam!"

Das ist in meinen Augen KEIN Zeichen von Souverenität! Vermutlich brauchst Du genau DESHALB Zwangsmaßnahmen bei der Erziehung Deiner Hunde...

Gruß
Inge + BC



29. Juli 2002 20:55

: Wer eine Einwirkung nicht emotionslos geben kann und sofort wieder umschaltet auf freundlich, sollte tatsächlich lieber clickern.


Womit man schon bei einer entscheidenden Frage wäre: wie kommt es, dass die Clicker-Fraktion z.T. geradezu erstaunliche Leistungen in allen Bereichen erzielt - von der UO bis hin zu Zirkuskunstücken - und das so ganz ohne Zwang??????? Sollte doch zu denken geben...

Gruß
Inge + BC


30. Juli 2002 07:28

Hallo Gabi,

:Nur neben dem Ja....gibt es bei mir auch ein Nein. Das ist vielleicht der Unterschied.

Ein "Nein" gibt es auch in der Ausbildung über die positive Schiene, nur ist es da nicht als Strafe aufgebaut, sondern als Kommando wie jedes andere auch. Nein ist für meinen Hund das Kommando für "unterbrich was Du grade tust", ohne Zwangsmaßnahmen aufgebaut und funktioniert sehr zuverlässig (ich habe übrigens keinen Goldie sondern einen Terriermix mit meist sehr hoher Erregungslage).

Allerdings gebe ich zu, daß es bei extrem selbstbelohnenden verhaltensweisen, wie z.B. Jagen bei einem sehr jagdeifrigen Hund, evtl. manchmal nötig sein kann, einen Abbruch mit physischen Mitteln herbei zu führen, z.B. über die Schleppleine, das hat dann aber nichts mit Rangordnung zu tun, somdern einfach damit, den Hund nicht zum Erfolg kommen zu lassen, und nicht zuletzt auch damit, für seine eigene Sicherheit zu sorgen (Strassen...). Sowas ist in meinen Augen auch nur solange gerechtfertigt, bis ein zuverlässiges Kommando aufgebaut ist, z.B. über eine Pfeife. Ich bin auch überzeugt, daß man mit einem sorgfältigen langwierigen Pfeifenaufbau auch einen sehr jagdeifrigen Hund abrufen kann. Irgendwann ist ein Signal nämlich so fest etabliert und konditioniert, daß der Hund darauf reflexartig reagiert, und in dem Moment nicht darüber "nachdenkt", was die höhere Motivation darstellt.

Pawlows Hunde konnten sich ja auch nicht mehr aussuchen ob sie beim Glockenton sabbern wollen oder nicht ;o)


Viele Grüsse, Jule


30. Juli 2002 11:24

Hallo Jule!

:Ich bin auch überzeugt, daß man mit einem sorgfältigen langwierigen Pfeifenaufbau auch einen sehr jagdeifrigen Hund abrufen kann. Irgendwann ist ein Signal nämlich so fest etabliert und konditioniert, daß der Hund darauf reflexartig reagiert, und in dem Moment nicht darüber "nachdenkt", was die höhere Motivation darstellt.
:
: Pawlows Hunde konnten sich ja auch nicht mehr aussuchen ob sie beim Glockenton sabbern wollen oder nicht ;o)

Ich gebe dir eigentlich schon Recht, dass man ein zuverlässiges Komm auf Pfeife erarbeiten kann, ABER:
Du führst das Beispiel Pawlow an, was nicht passt, weil diese Hunde zum einen in ewig gleicher Form konditioniert wurden und zwar ohne irgendwelche Ablenkungen, Versuchungen etc. Das ist m.E. ein Riesenunterschied. Einen Hund zuverlässig abzurufen bei einer Tätigkeit, die ihm nicht so wichtig ist, ok. Aber einen Hund zuverlässig aus jeder Situation rauspfeifen wie auch immer die aussehen mag, nein, das sehe ich nicht so. Mag sogar bei vielen Hunden funktionieren. Aber speziell was das Jagen betrifft, da fokussieren sich die Sinne des Jägers erstmal sehr ausschließlich auf die fliehende Beute, das berühmte Ohren auf Durchzug stellen. Da kannste auch La Paloma pfeifen und des hilft nix. Oftmals gibt es allerdings nach einer Weile wieder einen Punkt an dem ein Hund ansprechbar wird, aber das muss man erstmal rausfinden, wann dieser Punkt ist und dazu braucht es oft ein Weilchen und bis dahin haben viele widerum ihr gutes Pfeifentraining durch Pfiff in falscher Situation geschwächt.

Gruß,
Yna
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: Viele Grüsse, Jule
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30. Juli 2002 12:21

Hallo Yna,


: Du führst das Beispiel Pawlow an, was nicht passt,

Ja, Du hast ja recht, Pawlow ist hier nicht das ideale Beispiel, weil es da um eine etwas andere Form der Konditionierung geht, war einfach das erste Beispiel, das mir grade in den Sinn kam.
Was ich damit sagen wollte war folgendes: Baue ich einen Pfiff über einen langen Zeitraum auf, z.B. als Signal für "Spiel mit lieblingsquitschespielzeug", dann komme ich irgendwann an den Punkt, wo ich pfeife und der Hund dreht sich reflexartig nach mir um, ohne daß das noch wirklich eine willkürliche Handlung wäre.
Natürlich muss man auch hier grade beim Jagen noch einen Moment erwischen in dem der Hund noch in der lage ist überhaupt was mitzukriegen. Ich wollte mit diesem Beispiel einfach darauf hinaus, daß es bei einem wirklich gut aufgebauten Signal keinen grossen Unterschied mehr macht ob der Hund "Respekt" vor mir hat oder nicht oder ob er grade "Lust" hat zu gehorchen oder nicht.
Ich sehe das so ähnlich wie der Klingelton des eigenen Telefons für den Menschen, wenn das klingelt wird wohl jeder im ersten Moment innehalten in dem was er grade tut ohne darüber nachzudenken, einfach weil dieses "Kommando" hervorragend konditioniert ist ;o)

:... rausfinden, wann dieser Punkt ist und dazu braucht es oft ein Weilchen und bis dahin haben viele widerum ihr gutes Pfeifentraining durch Pfiff in falscher Situation geschwächt.

Ich meinte damit ja auch nicht, daß das von heute auf morgen funktioniert, natürlich ist ein gutes Timing auch nach einem guten Pfeifenaufbau enorm wichtig.
Für einen guten Pfeifenaufbau inklusive steigender Ablenkung rechne ich mindestens 3 - 6 Monate.

Viele Grüsse, Jule