Grüß Dich Franziska,
ich habe zufällig ein wenig in die rudelführungsdebatte geschaut und nehme dein posting als aufhänger für eine bemerkung.
: Ein Hund kann auch Respekt haben, weil er seinen Besitzer "bewundert" und sich nach ihm richtet und diese Art von Respekt kann man sich auch ohne jegliche körperliche oder sonstwie negative Einwirkung erarbeiten und genau diese Art von Respekt entscheidet letztendlich über Rang.
Das, was du hier gesagt hast, trifft ziemlich genau den nagel auf den kopf. Wenn wir mit einem welpen beginnen, habe wir sehr gute karten, ist es ein erwachsener hund, stehen wir einem sehr eigenständigen lebewesen mit eigenen bewertungen gegenüber.
Wenn ich heute mit einem unbekannten hund anfange, kommt nach der standart bekanntmachung die zeit der abenteuerspaziergänge. Mit hunderelevanten aktivitäten kann man anerkennung bekommen.
Seit ich dabei mit dem clicker agiere, habe ich sehr wenig probleme, hunde an unerwünschten tätigkeiten zu hindern. Sie merken an meiner ganzen haltung und stimme, wenn mir etwas gegen den strich geht, weil sie mich sonst in der entspannten und selbstsicheren "clickerhaltung" erleben. Natürlich können situationen vorkommen, in denen ich ein kommando "durchsetzen" will. Das sieht dann so aus, dass ich warte, bis es geschieht. Man kann natürlich die situation so blöd aufbauen, dass es nichts durchzusetzen gibt, weil der hund schon das gegenteil gemacht hat oder keine zeit bleibt. Manchmal ist es halt klüger, ein kommando nicht zu geben, als eine nichtbefolgung zu riskieren.
In einem späteren posting wird das integrieren eines hundes in ein rudel diskutiert. In diesem zusammenhang fällt auch der name Viktor, über den ich seinerzeit berichtet hatte. Nun, bei ihm war es einfach. Kam er in ein rudel, übernahm der die chefpostition, fertig. War aber ein (körperlich + mental) überlegener chef da, hatte er null probleme, das anzuerkennen. Nach meinen jetzigen erfahrungen, sind überwiegend die hunde im twen oder frühen erwachsenenalter diejenigen, die durch auseinandersetzungen ihren rang testen.
Zum schluss noch ein nettes erlebnis von gestern. Bruno nimmt die spur eines hasen auf, der vor wenigen sekunden die sasse verlassen hat. (Ich hätte ihn anleinen können, denn ich hatte den hasen früh genug gesehen. Ich wollte aber wissen, wo wir jetzt stehen.) In enthusiastischen sprüngen geht es den berg hinunter genau auf die eisenbahnlinie zu. Ein NEIN bringt eine kaum sekunden dauernde unterbrechung. Übungsbedarf also...
Ein piff und Bruno kommt wie eine kanonenkugel den hang hinaufgeschossen, bolzt mich fast um, holt nach dem click sein leckelre und verschwindet wieder richtung hasenspur.
Dann gab es halt eine zweiminütige auszeit verweigerung meinerseits. Mal sehen, was draus wird. Mir sagt dieses beispiel viel über die motivationen des hundes und wie er mich vielleicht "sieht".
Der weg, den ich für wirkungsvoll halte ist, kooperation zwischen mensch und hund zu bestärken, nicht dauernd die konfrontation zu suchen. "Du erreichst deine hundlichen ziele, wenn du dich meinem menschlichen weg anschließt." Das heißt, dass auch ich kompromissbereit sein muss, wenn dieses rudel wirklich leben soll.
tschüß Martin & Mirko