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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Maulkorb und hundeschuhe ?
31. Juli 2002 06:05

dann wäre sie nicht in der box sondern frei in der wohnung.

Ja, frei in der Wohnung wäre sie schon, aber die meisten Maulkörbe sind so gebaut, daß sie den Hund beim Trinken behindern (die Nylondinger verhindern sogar das Hecheln und sind über längere Zeit angelegt schlichtweg Tierquälerei) und die großen Drahtkörbe, mit denen sie trinken könnte, sind wunderbar dazu geeignet, tiefe Schrunden in Möbel zu machen und Polsterungen zu zerfetzen. Hast Du nicht die Möglichkeit, für die Zeit in der Du an dem Problem arbeitest, den Hund in einem Raum unterzubringen, wo sie nicht allzuviel Schaden anrichten kann?
Außerdem müßtest Du sie auch an das Tragen von Maulkorb und Schuhen langsam gewöhnen, ansonsten könnte es sehr leicht passieren, daß der Hund nach einiger Zeit panisch reagiert, wenn er das Zeug nicht loswird - dann hast Du entweder erst recht eine verwüstete Wohnung, oder einen Hund, der in seiner Panik das ganze Haus zusammenschreit (und sich das Zeug vermutlich nie wieder anlegen läßt).
Der Vorschlag hört sich für mich nach für den Besitzer scheinbar bequem, für den Hund eher traumatisch, an.

Liebe Grüße

Elke
:


31. Juli 2002 07:07

Hallo Sonja,

ich habe vor gut drei Jahren einen RR-Rüden übernommen, der unter wahnsinniger Trennungsangst litt, die sich bei ihm in "Streßpinkeln" (ungeheure Mengen - über den ganzen Raum verteilt) und "Streßkoten" äußerte. Selbst wenige Minuten waren für ihn Qual, weil der Vorbesitzer ihn in solchen Situationen hart bestraft = gequält hat. Trotzdem - er mußte, wenn er "unser" Hund bleiben wollte, wenige Stunden allein sein können. Nachdem abgeklärt war, daß organisch alles o.k. war, wurde er zunächst an eine große Box gewöhnt, die er sehr gern als Schlafplatz annahm, Türchen zu war auch kein Problem, aber Alleinsein. Das war so schlimm, daß er sich selbst nach ein paar Minuten trotz Anwesenheit von zwei total ruhigen "coolen" Hündinnen in der Box einpinkelte und einsch... Ein Beruhigungsmittel von der Tierärztin half. Mit Tablette war er entspannt, ohne ... siehe vor. Dann wurde ich (in dem Fall zum Glück) krank. Ich lag im gleichen Raum wie Leon, ich auf der Coach, er in der Box - völlig entspannt, trotz geschlossenem Türchen. Als ich nach einer Woche wieder arbeiten konnte, war der Durchbruch geschafft: er blieb dicht! Heute ist er der tollste Hund der Welt, der den Morgen friedlich in einem Korb verpennt. Also - verliere nicht den Mut und die Geduld. Laß Dir vom Tierarzt helfen. Eventuell müßt Ihr ausprobieren, was bei Deiner Hündin am besten wirkt, z.B. Selgian oder ein "klassisches" Mittel wie Vetranquil. Und dann folge den Tipps, die Du schon bekommen hast: Nur wenige Momente allein lassen, belohnen... Vielleicht machst Du es so wie ich es unfreiwillig getan habe: Nimm Dir ein paar Tage Urlaub, gewöhne die Hündin an eine (geräumige) Box, lege Dich im gleichen Raum entspannt auf's Sofa, verlasse den Raum, kehre zurück, bringe Leckerchen mit, lobe.
Steigere die Zeit der Abwesenheit.
Viel Glück!
Gaby mit Beira und (nicht mehr "notpieselndem" Leon)



31. Juli 2002 07:20

Hallo Sonja,

: wenn sie alleine ist wurde mir maulkorb und hundeschuhe auch empfohlen damit sie nichts zerstört,wäre das optimal?

Provokante Frage, wenn Dir jemand empfehlen würde, Zähne und Krallen amputieren zu lassen, damit sie nichts mehr zerstört, würdest Du das auch in Erwägung ziehen?
Ich weiss, diese Frage ist nicht gerade höflich, aber letztendlich, wenn Du inwischen ernsthaft am überlegen sein solltest, deinem Hund Maulkorb und Hundeschuhe anzuziehen, dann solltest Du Dir im Klaren darüber sein, dass meine Frage oben die Steigerung davon ist. Und leider auch Realität. In Teilen der USA ist es bereits "normal" Katzen die Krallen amputieren zu lassen, damit sie nicht mehr kratzen können, etc.

Jetzt mal ganz im Ernst, sowohl Box 5 Stunden lang allein ohne Aufsicht als auch Maulkorb und Schuhe erfüllen in meinen Augen den Tatbestand der Tierquälerei. Du redest hier immerhin von einem Lebewesen. Dass das nicht immer wie ein Maschine funktioniert, ist doch klar. Und genausowenig kann man es behandeln. Und noch weniger kann man nach Patentrezept vorgehen, so nach dem Motto "Hund zerstört alles, also sperrt man ihn in die Box". Dazu müsste man erst mal den genauen Hintergrund wissen, also, was dazu führen könnte, dass er alles zerstört. Z.B. aus Langeweile (habe hier auch so einen Kandidaten, die, wenn nicht genug beschäftigt, auf die tollsten Ideen kommt, seit neuestem heisst das Anti-Langeweile-Spiel (Frauchen hatte Klausuren, und deshalb etwas weniger Zeit für Hundi) Schuhe zerkauen) oder aus Angst, oder einfach, weil ihr nie jemand erklärt hat, dass Sachen zerstören nicht gewünscht ist. Aus deinen Postings kann man nichts entnehmen, was evtl. die Ursache sein könnte.

Also, zuerst mal. Wie alt ist deine Hündin, woher hast Du sie, seit wann hast Du sie? Du schreibst, sie ist sehr misstrauisch Fremden gegenüber? Woher könnte das kommen? Wenn Du mit ihr spazierengehst, gehst Du dann allein, oder mit ein paar anderen Hundehaltern? Wie beschäftigst Du sie, wenn Du mit ihr zusammen bist? Dir ist schon klar, dass es von vorn herein nicht optimal ist, einen Hund täglich 5-6 Stunden allein zu lassen? Abgesehen davon, dass das Alleinbleiben ja auch erst mal gelernt werden muss, wie die anderen schon geschrieben haben. Hast Du schon mal probiert, die evtl. Hundesitter erst mal auf neutralem Boden zu treffen - Spaziergang oder so. Also erst mal ein paar Mal mit Hundi und zukünftigem Sitter spazierengehen, dann Sitter erst mal ein paar Mal zu Besuch einladen, etc.
Ach noch was, zu dem misstrauisch. Wie nähern sich diese Fremden deiner Hündin? Gerade bei solchen Hunden, also eher misstrauischen, unsicheren, wäre es besser, den Hund am Anfang gar nicht zu beachten. Also fremde Person kommt, unterhält sich mit Dir. Hund ist Nebensache, wird vollkommen ignoriert.
Nur meistens läuft es andersrum. Da wird Hundi angequatscht "ach ich tu dir doch nichts, hab doch keine Angst," etc. und vielleicht sogar noch versucht, Hundi zu streicheln. Ende vom Lied: Hund wird immer mehr in die Defensive gedrängt, und irgendwann geht er vorwärts, weil er nicht mehr weiter weiss. Und wenn Hund dann erst mal gelernt hat, dass man mit Schnappen erreicht, dass fremde Personen zurückweichen, dann setzt man das vermehrt ein. Negative Bestärkung: etwas unangenehmes (Hier: die Nähe der fremden Person) wird weggenommen. Das wirkt "belohnend".

Gruss Cindy