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Jagdverhalten in der 1. Phase stoppen?

geschrieben von Barbara&Zora(YCH) 
Jagdverhalten in der 1. Phase stoppen?
02. August 2002 22:43

Hallo,

wieder mal zur Abwechslung ein Beitrag zum Jagen, ausgelöst durch P.H.'s Posting zu "Theorie zum Jagen":

Ich habe Zora (Schäfer-Irgendwas-Mix) vor 1 Jahr und 8 Monaten aus dem Tierheim geholt (Vorgeschichte unbekannt, weiß also nicht, ob sie schon mal Jagderfolg hatte) und kann immer noch nur selten die Schleppleine loslassen. Die Bindung ist auch nicht gerade als intensiv zu bezeichnen (trotz vielem Training und Spiel: 2x wöchentlich Hundeschule bzw. Turnierhundsport etc.). Neben vielen anderen Problemen (die sich laaaangsam bessern) ist noch eines meiner Hauptprobleme:

Sie ist draußen sooo aufgeregt, daß sie mich, Bälle und Leckerlis meist komplett ignoriert. Statt dessen befindet sie sich eigentlich so gut wie permanent in Phase 1 des Jagdverhaltens: Nase in die Luft, Schwanz hoch. Sie geht auf alles: Fährte, Geräusche, Sicht und auch Waldelfen (soweit ich das beurteilen kann ;-)). Die Tipps von einigen Leuten, daß man das Wild vor dem Hund sehen muß, finde ich immer sehr witzig (wenn Menschen Wild vor dem Hund erkennen könnten, gäbe es wohl keine Jagdhunde, oder?!?)
Vor 1 Woche habe ich sie nun auf Disks konditionieren lassen – die ich speziell für's Jagen einsetze. Nun diske ich also bereits jegliches Wittern – mit ganz gutem Erfolg. Nun zu meinen eigentlichen Fragen:

1. Hat jemand speziell Erfahrungen mit dem Abbruch von Jagdverhalten in der 1. Phase (also nur wittern)? Falls ja: Wie seid Ihr mit dem Problem umgegangen, daß man dem Hund ja nicht verbieten kann, überhaupt noch durch die Gegend zu gucken und zu schnüffeln? Die Grenzen sind da manchmal schwer zu erkennen.

2. Glaubt Ihr, daß ich den Hund damit unter Streß setze (2x disken langt aber eigentlich pro Spaziergang, dann läßt sie es unter "normalen" Spaziergeh-Konditionen sein (sprich: es regt sich nichts für mich wahrnehmbar im Wald))?

3. Ich lasse sie bewußt noch Mäuse jagen, da sie sich dabei ja (zufällig) mehr in meiner Nähe aufhält und anderes Wild in dem Moment vergißt. Glaubt Ihr, das ist ok?


Nicht böse sein, aber den Link auf das Anti-Jagd-Training kenne ich schon, übe auch eifrig danach mit Erfolgen dann, wenn es gerade absolut nichts Aufregenderes in der Nähe gibt (was ich natürlich weder riechen noch hören kann...). Das Problem ist, daß Zora bzw. die Situation absolut unberechenbar ist, das heißt: Es klappt alles die ganze Zeit ganz toll: z.B. Abrufen vom MO (kennt sie ja auch schon ;-) ), wir arbeiten auch an einem Wildgehege mittlerweile ohne Probleme, aber dann, bei einem "normalen" Spaziergang im Wald düst sie trotzdem plötzlich los.... Wer dann noch auf die schleifende Schleppleine treten kann, muß in meinen Augen ein Reaktions- und Sprintwunder sein – ich kann es jedenfalls im Normalfall nicht, obwohl ich sportlich bin und sie permanent beobachte ...

Danke im voraus für Eure Tipps und Erfahrungsberichte

Von

Barbara& Zora, der Jägerin


03. August 2002 04:39

:hallo Barbara,

: 2. Glaubt Ihr, daß ich den Hund damit unter Streß setze (2x disken langt aber eigentlich pro Spaziergang, dann läßt sie es unter "normalen" Spaziergeh-Konditionen sein (sprich: es regt sich nichts für mich wahrnehmbar im Wald))?

wie reagiert sie denn auf die disk? beim Freddie muss ich die disk gar nicht dabeihaben, es reicht, wenn ich mir an die brusttasche klopfe und sage: "denk dran, ich habse dabei". sofort fällt mein hund in sich zusammen, läuft nur noch fuss, mit angelegten ohren und gesenktem schwanz ...
irgendwann habe ich mir gedacht, das kann es doch wohl nicht sein!

mein hund hat wohl eine ähnliche geschichte wie deiner. ich habe ihn als erwachsenen hund - er war damals so ca. 1 - 3 jahre alt - aus dem th geholt, er war herrenlos aufgegriffen worden und es hat sich nie ein vorbesitzer nach ihm erkundigt. mir wurde gesagt, er hätte schon ein paar tage unterwegs sein können, was mir logisch erscheint, denn der Freddie ist ein richtiger "mörderhund" wie eine bekannte ihn immer nennt. heißt, er jagt nicht nur, er kriegt auch, tötet und isst auf. ein jäger hat mir mal erklärt, dass beim Freddie noch die vollständige jagdsequenz abliefe. ich kann ihn also wirklich nicht unkontrolliert rummrennen lassen. was ich alles unternommen habe, möchte ich jetzt hier nicht aufzählen, es war einiges. eigentlich habe ich nur den teletakt ausgelassen. gebracht hat mir auf dauer nix was ...
ich kenne, glaube ich, auch alle schlauen sprüche von anderen hundebesitzern.

: 3. Ich lasse sie bewußt noch Mäuse jagen, da sie sich dabei ja (zufällig) mehr in meiner Nähe aufhält und anderes Wild in dem Moment vergißt. Glaubt Ihr, das ist ok?

ich weiss es nicht, für mich und den Freddie ist es o.k. ich war mal auf einem seminar bei Günther Bloch und der meinte, beim mäusejagen sei der hund wenigsens "stationär". seitdem lass ich ihn - kontrolliert - buddeln, d. h. ich muss halt vermeiden, dass Freddie sich "festgräbt", sonst ist auch das vorbei.

: Nicht böse sein, aber den Link auf das Anti-Jagd-Training kenne ich schon, übe auch eifrig danach mit Erfolgen dann, wenn es gerade absolut nichts Aufregenderes in der Nähe gibt (was ich natürlich weder riechen noch hören kann...). Das Problem ist, daß Zora bzw. die Situation absolut unberechenbar ist, das heißt: Es klappt alles die ganze Zeit ganz toll: z.B. Abrufen vom MO (kennt sie ja auch schon ;-) ), wir arbeiten auch an einem Wildgehege mittlerweile ohne Probleme, aber dann, bei einem "normalen" Spaziergang im Wald düst sie trotzdem plötzlich los.... Wer dann noch auf die schleifende Schleppleine treten kann, muß in meinen Augen ein Reaktions- und Sprintwunder sein - ich kann es jedenfalls im Normalfall nicht, obwohl ich sportlich bin und sie permanent beobachte ...

mir scheint, du kennst den Freddie winking smiley))
bei ihm kommt hinzu, dass er so verdammt schnell ist. bis andere hunde aufgestanden sind, ist er schon 200 m entfernt und er geht ansatzlos ab, d. h. es kommt kein "versicherungsblick" in meine richtung und wenn er weg ist isser weg. er kommt niemals da wieder raus, wo er rein ist und finden tut man ihn erst nach stunden wieder ...

was ich mittlerweile versuche ist, ihn genau wie du permanent zu beobachten, anzusprechen, wenn auch nur die ohrenstellung sich verändert und ihn wirklich permanent zu beschäftigen. d. h. so ein spaziergang ist harte arbeit und ich bin hinterher fix und alle. ich ändere ständig die richtung, lasse ihn zwischendurch fuss laufen, sitz machen, mache suchspiele mit ihm, lass ihn apportieren - das volle programm halt.
er war jetzt seit mitte januar nicht mehr weg - wenn du das als erfolg bezeichnen willst, ich bin jedenfalls ganz stolz.
was geholfen hat, ein kleines bisschen, ist die fährtenarbeit. obwohl wir noch nicht sehr professionell suchen, ist er sofort da, wenn er merkt er soll eine fährte machen.

vielleicht tröstet es dich ja, wenn ich dir sage, dass ich den Freddie mittlerweile so weit habe, dass er in übersichtlichem gelände (felder, wiesen mit nicht zu vielen hecken) relativ sicher abrufbar ist. ich habe mich, nach nunmehr 5 1/2 jahren damit abgefunden, dass er niemals ganz kontrollierbar sein wird und es gibt einfach gegenden, da hängt er an der leine - BASTA!
was jetzt aber nicht heißt, dass wir nicht permanent weiter dran arbeiten - wie heisst es immer so schön: die hoffnung stirbt zuletzt ...

ich wollte dich mit meinem posting nicht entmutigen, bleib einfach dran ...

03. August 2002 09:23

Hallo Barbara!

Du kannst das Verhalten unterbrechen, keine Frage. Manchmal funktioniert das sehr gut, d.h. der Hund lässt es einfach bleiben, manchmal aber findet Hund einfach einen anderen Weg sein verhalten auszuleben, sprich er "tarnt" sich. :-) Das machen manche Hunde derart geschickt, dass man schwören würde sie liefen nur einfach so neben einem her.... Pustekuchen...;-)
Hast du schon mal über eine jagdliche Ausbildung für deinen Hund nachgedacht? Ich meine, zumindest das Fährten scheint ihr doch zu liegen, dann gehst du mit Sicherheit den leichteren Weg, wenn du ihr bietest, was sie braucht und gleichzeitig mit ihr ein Team bildest.
Über das Mäusejagen/-buddeln sind die Meinungen sehr unterschiedlich. Ich selber tendiere auch eher dazu, den Hund buddeln zu lassen. Ich denke nicht, dass man auch die Mäusejagd so ohne weiteres mit einer Hetzjagd vergleichen kann. Aber wie gesagt, dass musst du für dich selbst entscheiden, da gehen die Meinungen auseinander. Was machst du denn, wenn sie eine Maus fängt, darf sie die fressen?
Ich habe letztlich den Fehler gemacht, dass ich meine Hunde abgepfiffen habe, als ich merkte sie haben eine Maus gefangen. Das war keine gute Idee, denn die Maus war noch nicht tot und ich stand jetzt da mit einer halblebendigen Maus mitten auf dem Feld, zurück an die Hunde wollte ich sie dann auch nicht mehr geben... Und das ist mir dann doch sehr schwer gefallen die Maus zu töten (töten zu lassen, hab sie meinen Freund in die Hand gedrückt). Also, wenn du sie jagen lässt, dann musst du eben auch damit rechnen, dass sie etwas fängt und frisst. Stell dich drauf ein.

grinning smileyie Tipps von einigen Leuten, daß man das Wild vor dem Hund sehen muß, finde ich immer sehr witzig (wenn Menschen Wild vor dem Hund erkennen könnten, gäbe es wohl keine Jagdhunde, oder?!?)

:-))) Muss ich auch oft drüber schmunzeln.
Bis zu einem gewissen Punkt kann das funktionieren, aber trotzdem ist der Tipp natürlich lächerlich, wenn es darum geht mit einem Jäger zu leben, der wirklich stiften geht. Selbst wenn es 90 mal gut geht, aber beim 91 Mal nicht, kann das kein entsprechender Ratschlag sein. Aufpassen ist gut, aber verlassen sollte man sich nie drauf. Wie denn auch... Menschen sehen einfach anders als Hunde. Ich merke selbst, dass meine beiden Hunde unterschiedliche Fähigkeiten haben mit den Augen und Nasen.

: 2. Glaubt Ihr, daß ich den Hund damit unter Streß setze (2x disken langt aber eigentlich pro Spaziergang, dann läßt sie es unter "normalen" Spaziergeh-Konditionen sein (sprich: es regt sich nichts für mich wahrnehmbar im Wald))?

Stress hat sie wahrscheinlich auch ohne deine Disc-Einsätze, da sie ja offensichtlich sehr angespannt ist. Fragt sich halt nur ob du ihre Anspannung in eine negative Daueranspannung verwandelst, oder nicht. Das kann aber nur jemand beurteilen, der den Hund sieht, da funktionieren nicht alle Hunde gleich. Hast du denn das Gefühl sie ist gestresst?.

Dein Problem mit der Schleppleine ist auch normal. Sicher schafft man es oft nicht mehr bei 10m noch drauf zu treten. Mach dir die Leine länger, min. 20m und gib ihr davon höchstens 10m Vorlauf. Da bleiben dir min. 10m Reaktionszeit, das reicht dann doch in den allermeisten Fällen.

Lieben Gruß,
Yna