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Wahlloses Schnappen nach Personen

geschrieben von Tonia(YCH) 
Wahlloses Schnappen nach Personen
04. Oktober 1999 09:16

Hallo!
Mittlerweile bin ich recht verzweifelt: unsere Riesenscnauzer-Rüde, 14 Monate alt
hat seiner Rasse entsprechend einen großen Beschützerinstinkt und ein ausgeprägtes Revierverhalten.
Leider äußert sich das in letzter Zeit so, daß er - ohne Vorwarnung durch Knurren - fremde und bekannte Personen,
Männer wie Frauen, regelrecht anfällt. Viermal kam es schon zu ernsteren Verletzungen und zerissenen Klamotten.
Natürlich wurde er danach durch meinen Mann oder mich für dieses Verhalten bestraft (durch auf den Boden werfen und dort eine Weile liegen lassen).
Trotzdem reagiert er wieder so. Es passiert vor der Garage, vor dem Haus (auch auf der anderen Straßenseite) und sogar vor dem Haus meiner Eltern.
Ansonsten ist er völlig unproblematisch. Er war in der Welpenschule, hat viel Kontakt zu anderen Hunden und Menschen.
Er ist sehr verspielt, liebebedürftig, jagt nicht - eigentlich ein toller Hund. Daher kann ich mir diese unkontrollierten,
plötzlichen Aggressionen überhaupt nicht erklären.
Vielleicht weiß jemand von Euch, was ich falsch gemacht habe, bzw. was er falsch verknüpft haben könnte.
Für Ratschläge wäre ich sehr dankbar!
Mit freundlichen Grüßen,
Tonia

P.S.: Frodo ist mein zweiter Riesenschnauzer, der erste war gutmütig wie sonst nichts und ließ sich auch durch nichts aus seiner Ruhe bringen.


04. Oktober 1999 14:04

Hallo Tonia,

da dies schon Dein zweiter Riesenschnauzer ist gehe ich davon aus das Du einige Erfahrung mit der Rasse hast. Und das Sozialverhalten wurde ebenfalls früh geprägt. Deine Schilderungen kamen mit bekannt vor, wir hatten mal so einen Hund damals im Verein. Er drehte plötzlich förmlich durch und war kaum zu beruhigen. Auch das auf den Boden werfen und festhalten dauerte einige Zeit bis er ruhig wurde. Ich denke nicht das es ein Fehler in Eurer Erziehung ist. Warst Du deswegen schonmal beim TA um ihn komplett durchchecken zu lassen? Das ganze könnte organische Gründe haben die den Hund veranlassen plötzlich um sich zu schnappen. Bei oben erwähnten BEispiel war es so. Ansonsten wüßte ich keine Erklärung. Schnappt er denn abslout ohne Vorwarnung, oder fühlt er sich vielleicht irgendwie bedroht oder sieht Euch in Gefahr?

Grüße,

Heike, Kimba & Aaron


04. Oktober 1999 15:43

Hallo Tonia,

:Mittlerweile bin ich recht verzweifelt: unsere Riesenscnauzer-Rüde, 14 Monate alt
:hat seiner Rasse entsprechend einen großen Beschützerinstinkt und ein ausgeprägtes Revierverhalten.
:Leider äußert sich das in letzter Zeit so, daß er - ohne Vorwarnung durch Knurren - fremde und bekannte
tongue sticking out smileyersonen,Männer wie Frauen, regelrecht anfällt. Viermal kam es schon zu ernsteren Verletzungen und :zerissenen Klamotten.

Das hört sich ja ziemlich übel an ! Ich hatte ein ähnliches Problem mit meinem Schäferhund-Rüden.
Er fing im Alter von ca. 9 Monaten ebenfalls an, mich vor allem und jedem beschützen zu wollen.
Allerdings hat er nicht geschnappt, sondern hat versucht wild knurrend die Leute anzuspringen, welche mir
(seiner Meinung) zu nahe kamen.

:Natürlich wurde er danach durch meinen Mann oder mich für dieses Verhalten bestraft (durch auf den Boden
:werfen und dort eine Weile liegen lassen).

Es nutzt herzlich wenig den Hund hinterher zu bestrafen ! Er darf NIE wieder die Gelegenheit bekommen,
Menschen anzugreifen ! Das heisst also notfalls den Hund immer mit Leine unter Kontrolle halten, bis Ihr
das Problem im Griff habt.

:Es passiert vor der Garage, vor dem Haus (auch auf der anderen Straßenseite) und sogar vor dem Haus meiner :Eltern.

So wie ich das sehe, ist der Hund jetzt in seiner Flegelphase und will den Beschützer raushängen lassen.
Das dürft ihr ihm auf keinen Fall durchgehen lassen ! Du und Dein Mann beschützt Euer Rudel und nicht der
Hund. Das müsst Ihr ihm unbedingt klarmachen !
Dh. im Einzelnen: der Hund frisst nur noch, wenn Ihr es erlaubt (Napf hinstellen, SITZ, kurze Zeit sitzen lassen
und dann erst erlauben, dass der Hund an den Napf geht.
Der Hund geht nur noch hinter Euch durch Türen oder Treppen rauf; er darf nur noch mit Erlaubnis in`s Auto
springen usw. usf.
In dem Buch: Was tu ich nur mit diesem Hund ? von Eric H.W. Aldington könnt Ihr dazu so einige Dinge
nachlesen. Sehr empfehlenswert !

Unbedingt solltest Du dem Hund das lange Platz beibringen. Wenn er dies dann wirklich beherrscht, solltest
Du ganz viele Bekannte bitten, bei Euch zuhause vorbeizukommen. Der Hund muss auf seinem Platz liegen
bleiben und hat dann die Leute zu ignorieren.
Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber so nach und nach versteht der Hund, dass er rein
gar nichts zu bestimmen hat. PLATZ heisst PLATZ, da kann kommen was will !

:Ansonsten ist er völlig unproblematisch. Er war in der Welpenschule, hat viel Kontakt zu anderen Hunden und
:Menschen.
:Er ist sehr verspielt, liebebedürftig, jagt nicht - eigentlich ein toller Hund. Daher kann ich mir diese
:unkontrollierten,plötzlichen Aggressionen überhaupt nicht erklären.

Siehe oben. Ihr habt ihm wahrscheinlich immer mal wieder einige Dinge durchgehen lassen und jetzt
schwingt er sich zum Rudelführer auf = mein Revier - hier hat keiner was zu suchen.
Denkt mal darüber nach, ob er alle Kommandos IMMER befolgt. Wahrscheinlich tut er das nicht !

:Vielleicht weiß jemand von Euch, was ich falsch gemacht habe, bzw. was er falsch verknüpft haben könnte.

Vielleicht liege ich ja mit meiner Theorie ganz falsch, aber ich hoffe, dass ich Dir trotzdem ein bisschen helfen
konnte.

Meld` Dich doch mal, wie es in der Sache weitergeht. Das interessiert mich sehr.

Viele Grüsse, Heike & Labs






05. Oktober 1999 06:10

Hallo Heike!
Vielen Dank für Deine schnelle Antwort!
War der Hund damals in Eurem Verein auch ein Riesenschnauzer? Der Dickkopf der "Riesen" ist ja Geschichte...
Aber zu Deiner Frage: ja, ich war beim TA, da Frodo auch sonst sehr temperamentvoll und aktiv ist, vermutete ich eine Schilddrüsenberfunktion, damit also einen zu hohen
Stoffwechsel, der ihn ständig auf zu hohem "Standgas" laufen läßt. Aber es ist alles i.O., auch Nieren, Leber etc.
Bedroht kann er sich eigentlich nicht fühlen, denn er geht ja auch die Leute an, die in Entfernung von 3-5m vorbeigehen.
Vielleicht ist es am sinnvollsten, nochmal von vorne anzufangen und jegliche Inkonsequnez zu vermeiden.
Aber ist es nicht so, daß das ausgeprägte Schutzverhalten ganz schlecht "rauszukriegen" ist?
Viele liebe Grüße!
Tonia




05. Oktober 1999 06:21

Hallo Heike!
Natürlich nutzt es nicht so viel, den Hund hinterher zu bestrafen - aber es kam ja ohne Vorwarnung und so plötzlich, daß ich so gut wie keine Chance hatte, entsprechend zu reagieren!
Das "lange Platz" klappt schon sehr gut, auch alle anderen Befehlt werden für sein Alter sehr korrekt ausgeführt.
Natürlich werde ich in nächster Zeit wieder das Grundprogramm abarbeiten und auf noch mehr Konsequnez achten. Vielleicht sollte ich ihn noch mehr ignorieren und besonders auf sein Schmusebedürfnis weniger eingehen.
Meinst Du denn, daß sein Schutz- und Revierverhalten die Ursache ist, oder kann es mir passieren, daß ich statt der Ursache nur das Symptom bekämpfe?
Wie lange hat es bei Deinem Rüden gedauert, bis Beserung eingetreten ist?
Viele liebe Grüße

Tonia


05. Oktober 1999 07:56

Hallo Tonia,

ich würde mich aus der Ferne Heikes Meinung anschliessen, wonach Du letztlich ein Dominanzproblem hättest. Die von Dir beschriebenen Orte des aggressiven Verhaltens Deines Hundes sind offenkundig solche, die er als sein Revier und beschützenswürdig erachtet. Wahrscheinlich zeigt Dein Hund derartiges Verhalten nicht an entfernten Orten, auf Wiesen und Feldern oder Bahnhöfen, Fussgängerzonen etc.
Letztlich löst Du das Problem nur, wenn Du dein gesamtes tagtägliches Verhalten zu Deinem Hund einer kritischen Würdigung unterziehst und änderst. Vielleicht ist Dein Hund der heimliche Boss, um den sich alles dreht und der nach Belieben jegliche Form der Zuwendung und Aufmerksamkeit erhält und im Mittelpunkt Eures Zusammenlebens steht. Da Ihr ihm die Führerrolle überlaßt, verhält er sich auch entsprechend und nimmt diese Position pflichtbewußt auch ein.

Entgegen Heikes Ansicht bin der der Meinung, daß in Fällen derartiger Aggressionen wie einem Schnappen nach anderen sofort die Verletzung eiens absoluten Tabus gezeigt bekommen muß. Auch wenn ich kein Freund davon bin, so kommt man meines Erachtens bei solchen gegebenheiten um eine sofortige Bestrafung nicht herum, da der Hund wissen muß, dass er eine absolut zu beachtende Regel verletzt hat. Hier ist allerdings viel Gefühl für das Maß der Strafe und die anschliessende Versöhnung gefragt. Wenn Dein Hund nach zwei Minuten wieder zu Dir kommt und Dich anstupst etc. dann war er wenig beeindruckt. Andererseits solltest Du ihm nach eine Bestrafung auch Zeit lassen, seine Gemütsverfassung wieder zu normalisieren und sich zu sammeln, so nach einer halben Stunde des links liegen lassen und ignorierens würde ich mich wieder nähern unf die Situation auflösen.

Aber Strafe nur da wo es aufgrund der Schwere des "Delikts" unausweichlich scheint, ansonsten lieber klare Rudelpositionen aufbauen und positives Verhalten bestärken.

Viele Grüsse,

andreas