Hallo Heike,
: Kannst Du mir erklären woher diese Unsicherheit kommt? Obwohl der Hund
: von klein an fast jede Situation erlebt hat, früh auf fast alles was
: möglich war geprägt wurde und dennoch in speziellen Situationen wie
: fremde Männer in meinem Fall so reagiert? Ist es die eigene
: Unsicherheit die man ausstrahlt in manchen Situationen? Oder woraus
: resultiert so ein Verhalten?
Natürlich kann es auch aus der Unsicherheit des Hundeführers heraus entstehen. Hund merkt, daß Alpha unsicher wird, und das ist eine gefährliche Situation für's Rudel. Klar, daß ein Hund mit so einer Situation leicht überfordert sein kann und deswegen unangemessen reagiert. Als Alpha hat man nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten, und es ist verdammt schwer, ein guter Alpha zu sein...
: :und diese Phasen liegen auch von Rasse zu Rasse unterschiedlich.
:
: Was meinst du wie sich da bei einer Mischung Schäferhund-Husky-Labrador
: zum Beispiel zeigt? Nur Interessehalber, falls man das überhaupt
: verallgemeinern kann.
Mit Huskys kenne ich mich überhaupt nicht aus, und mit Labbis in dieser Hinsicht auch nicht. Der DSH macht, grob verallgemeinert, zwei sehr "merkwürdige" Phasen durch, einmal so um ein halbes Jahr herum und dann noch einmal mit 10 bis 12 Monaten. Wo bei anderen Rassen diese empfindlichen Phasen liegen weiß ich nicht. Und von Hund zu Hund ist es auch noch mal verschieden...
Das kennt man auch von Kindern: in bestimmten Lebenssphasen spielen sie ungehemmt z.B. mit allerlei Krabbel- und Spinnengetier, und zwei Jahre später trauen sie sich nicht alleine runter in den Keller
'ne Limo holen, weil da mal vor 6 Wochen 'ne Spinne in der Ecke gesessen hat. Angeblich schließen sich in bestimmten Entwicklungsphasen bestimmte Nervenbahnen erst vollständig. Vielleicht liegt es auch daran, daß Heranwachsende mit der Zeit einen größeren Radius überblicken und bereits Bekanntes aufgrund eigener Erfahrungen völlig neu einordnen müssen. Darauf schließe ich die "Phantomangst" der jungen DSHs zurück, die so um den 6. Lebensmonat auftritt. Bisher sind sie hundert Mal täglich an ein und der selben Mülltonne vorbeigegangen, und dann auf einmal stellen sie sich an nach dem Motto "Um Gottes Willen, wat is dat dann...?", gehen, immer auf dem Sprung, mit gestreubtem Fell auf das Ding los, schnüffeln dran und stellen fest "Ach so, nur 'ne Mülltonne...", und dann ist der Spuk wieder vorbei. Vorher fehlte ihnen einfach die Gabe, erkennen zu können, daß das Ding gefährlich sein könnte, kurze Zeit später haben sie gelernt, mit diesem neuen Gefühl fertig zu werden. Sofern ihnen der Mensch die Möglichkeit dazu gibt...
: Und nun habe ich bei meinem Rüden dieses Problem in gesteigerter Form.
: Und obwohl wir nun wieder anfangen intensiver zu trainieren, zeigt er
: dieses Verhalten weiter. Hast Du eine Idee wie man dieses unerwünschte
: Verhalten wieder korrigieren kann?
Durch Gehorsam. Es ist einfach verboten, sich auf einen anderen Hund zu stürzen, und zwar insofern, daß dann ein Kommando vom Hundeführer erfolgt. Nicht "Hier" oder "Pfui" oder so etwas, sondern "Platz". Und wenn er das nicht ausführt, dann korrigiere ich den Hund nicht wegen seiner feindlichen Gesinnung dem anderen gegenüber, 'ne Gehirnwäsche kann ich ihm so schnell nicht verpassen, sondern weil er mein Kommando ignoriert. Das sind zwei unterschiedliche Stiefel.
Viele Grüße
Antje