Hallo Hannes,
da kann ich Doris nur zustimmen. Lass als allererstes diese unsinnige Straferei weg. Und dann überleg Dir, warum dein Hund ein solches Verhalten an den Tag legt. Dominanz ist das sicher nicht. Eher Angst und Unsicherheit. Und die werden durch Strafe nur noch verstärkt. Dein Hund verknüpft die "Peitsche" nämlich weniger mit seinem Fehlverhalten, sondern mit der angstauslösenden Situation. Was letztendlich dazu führt, dass die Sache immer mehr eskaliert.
Die nächsten Wochen solltest Du erst mal damit verbringen, Vertrauen aufzubauen. Das erreichst Du aber nicht mit unsinnigen, und in den Augen des Hundes unverständlichen Strafen.
Versuche, in dieser Zeit auch besagten Situationen aus dem Weg zu gehen. Und wenn Du dafür auch mal mit Hund in einen Seitenweg gehen musst, oder zu Zeiten rausgehen musst, in denen fast niemand unterwegs ist.
Wenn dein Hund etwas Vertrauen in Dich gefasst hat, dann fängst Du langsam an, diese angstauslösenden Situationen zu üben. Hat er auch Angst vor fremden Frauen? Oder nur vor fremden Männern?
Suche Dir auf jeden Fall aus deinem Bekanntenkreis jemanden, dem Du die Situation erklärst, und der bereit ist, Dir zu helfen. Dann sucht ihr euch ein Übungsgelände, oder auch mehrere. Möglichst irgendwo, wo nicht allzuviele Leute rumlaufen.
Dann geht ihr folgendermassen vor:
Schritt 1: Du läufst mit angeleintem Hund und ganz viel dollen Leckerlies und/oder Spielzeug in der Tasche in der Gegend rum. Dein Freund steht irgendwo auf diesem Gelände, möglichst ohne grössere Bewegungen. Lobe deinen Hund und spiel mit ihm. Gehe dabei zwischendurch auch immer mal wieder ein paar Schritte einfach so mit Hund an der Leine, also aus dem Spiel raus ein paar Schritte normal laufen, ohne "Fuss". Nähere dich dabei langsam!!! deinem Freund. Aber nicht in direkter Linie. Achte auch darauf, dass Du immer in einem Abstand bleibst, der deinem Hund noch angenehm ist. Also einen Abstand, bei dem dein Hund deinen Bekannten noch vollkommen ignoriert.
Versuche, den Abstand langsam zu verringern. Betonung auf langsam. Und wenn es 4 Wochen täglicher Übung braucht, bis ihr wirklich in die Nähe deines Bekannten kommt.
Ziel ist es bei diesem ersten Schritt, dass Hund lernt, dass diese fremde Person vollkommen uninteressant ist, und auch in der Nähe dieser Person ihm nichts schlechtes passiert.
Schritt 2: das ganze nochmal von vorn. Aber diesmal sollte dein Bekannter sich dabei ganz normal durch die Gegend bewegen. Auch mal näher kommen, etc. Allerdings den Hund nicht beachten, und auch nicht ansprechen, gilt auch für Schritt 1.
Ziel ist es, die fremde Person in Bewegung zu akzeptieren. In diesem Fall ist die Fremde Person ja nun nicht mehr so fremd. Deshalb denke ich, müsste das recht schnell gehen.
Schritt 3: dreimal darfst Du raten
, das ganze nochmal aber mit unterschiedlichen Personen. Wobei auch hier gilt, dass keine dieser Personen den Hund beachten darf. Gerade bei ängstlichen Hunden kann das böse in die Hose gehen.
Schritt 4: das ganze nochmal, wer hätte das gedacht, aber diesmal auf unterschiedlichen Plätzen, mit unterschiedlichen Personen.
Sieh zu, dass Du in dieser Zeit möglichst in keine angstauslösenden Situationen kommst, die Du nicht kontrollieren kannst. Verlängere auch immer die "Geh"-zeiten etwas mehr. Aber ebenfalls langsam.
So, nachdem Hund bis jetzt alles mit Bravour "bestanden" hat, kannst Du dran gehen, das ganze in der Realität auszuprobieren. Möglichst auf Gelände, das er gut kennt, dann eben zu einer Zeit, in der etwas mehr los ist. Also mehr Spaziergänger unterwegs sind. Versuche dabei, ganz ruhig und gelassen zu bleiben. Ideal wäre, wenn die ersten Begegnungen auf freiem Feld stattfinden würden, wo Du auch weite Sicht hast, so dass Du Spaziergänger schon von weitem sehen kannst. Dann schlag einen kleinen Bogen in das nächste Feld (möglichst abgeerntet)/Wiese. Aber nicht direkt vor dem Spaziergänger. Es darf nicht so aussehen, als ob Du dem Spaziergänger direkt ausweichst. Nach und nach verringere diese Bögen. Jegliches "gute" Verhalten wird belohnt, Fehlverhalten ignorierst Du einfach. Selbstverständlich sollte dein Hund nicht die Möglichkeit haben, einen anderen Menschen zu zwicken. Wenn Du das nicht garantieren kannst, muss dein Hund eben bei Begegnungen an die Leine. Sollte in der Zeit sowieso sein. Und bei einem so grossen Hund ist es schon allein eine Sache der Höflichkeit seinen Mitmenschen gegenüber, den Hund bei Begegnungen kurz an die Leine zu nehmen.
Hoffe ich konnte Dir etwas helfen.
Gruss Cindy