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Körpersprache

geschrieben von Martina(YCH) 
Körpersprache
16. August 2002 08:56

Hallo,
ich habe hier im Bekanntenkreis einen kleinen Streit über das Beschwichtigen mit der Pfote, bzw. wie es aussieht.
Auf dem Bild seht Ihr meinen Rüden, der einfach so in der Walachei herumsteht. Er beschwichtigt nichts - höchstens allerdings sich selbst (?) Obwohl ich keinen Grund dafür sehen kann, bzw. konnte. Links von mir war, als ich ihn fotografiert habe, kein weiterer Hund sondern eher nur einfach grüne Wiese - er kennt die gut überschaubare Gegend.
Ausserdem sieht "Beschwichtigen" bei ihm echt anders aus. Das macht er auch mal, wenn ich meckern muss ;-) Aber er hat dann natürlich die Ohren angelegt und ist auch sonst eher geduckt.
Auf diesem Bild hier fixiert er etwas und steht gespannt da - finde ich. Und trotzdem gibt mir seine Haltung Rätsel auf. Bekannte meinen nämlich, er würde beschwichtigen.

Dieser - mein - Hund ist ein Kurzhaarcollie. Hat er Reste von einem "Vorstehund" im Blut? Wie Ihr vielleicht wißt sind Kurzhaarcollies britische HÜTEhunde.
Warum stehen (Jagd)Hunde vor? Wie sieht das genau aus? Warum ist die Pfote oben?

Habt Ihr Ideen? Oder bekomme ich Info von "echten" Vorstehundlern?

Fröhliche und gespannte Grüße
Martina

16. August 2002 09:54

Hi!

: Auf dem Bild seht Ihr meinen Rüden, der einfach so in der Walachei herumsteht. Er beschwichtigt nichts - höchstens allerdings sich selbst (?) Obwohl ich keinen Grund dafür sehen kann, bzw. konnte.

Beschwichtigungssignale müssen nicht unbedingt einem Gegenstand / einer Person gegenüber gezeigt werden. Sie sind im Prinzip nichts anderes als Übersprunghandlungen und zeigen, daß der Hund gerade irgendwie im Streß ist und mit einer Situation nicht so recht klarkommt. Ein Hund kann so gesehen auch ein Düsenflugzeug beschwichtigen ;-)

Wenn Du vor einer schweren Aufgabe sitzt, aber alleine bist, kratzt Du Dich ja ggf. auch am Kopf oder kaust auf Deinem Bleistift herum - obwohl es keiner sieht. Es hilft Dir aber evtl. beim Nachdenken, was Du nun zu tun gedenkst. Wenn ein guter Lehrer (der Dir die Aufgabe gestellt hat) aber bemerkt, daß Du Dich am Kopf kratzt, wird Deine Übersprunghandlung in dem Moment zum Calming Signal, auf das der Lehrer entsprechend reagiert (hoffentlich), weil er sieht, daß Du Dich in einem Konflikt befindest. Der Übergang von "ritualisierten" Beschwichtigungssignalen zur Vermeidung von Auseinandersetzungen zwischen Hunden ("Calming Signals"winking smiley zu einfachen Übersprunghandlungen ist demnach fließend.

: Links von mir war, als ich ihn fotografiert habe, kein weiterer Hund sondern eher nur einfach grüne Wiese - er kennt die gut überschaubare Gegend.

Naja, vielleicht weiß er in dem Moment einfach nicht, ob er nun mal eine Runde rennen soll, oder sich vielleicht hinlegen, zu Dir kommen... und deshalb "Kratzt er sich am Kopf" (siehe oben) *g*. Er beschwichtigt in diesem Fall nicht Dich, aber er zeigt, daß er irgendwie im Streß ist. Wenn Du ihn jetzt rufen würdest, freut er sich vielleicht, daß Du ihm die Entscheidung, was er jetzt machen soll, abgenommen hast (= Bist ein guter Rudelführer dann *g*!).

: Ausserdem sieht "Beschwichtigen" bei ihm echt anders aus. Das macht er auch mal, wenn ich meckern muss ;-) Aber er hat dann natürlich die Ohren angelegt und ist auch sonst eher geduckt.

... dann startet er in diesem Fall das "volle Programm" - vielleicht hat er schon vorher Calming Sognals gegeben und Du hast es nicht bemerkt (mit der Zunge über die Schnauze lecken o.ä.)? Oder er weiß, daß er mit "kleinen" Signalen eh nichts erreicht. Mußt ihn mal genau beobachten.

: Auf diesem Bild hier fixiert er etwas und steht gespannt da - finde ich. Und trotzdem gibt mir seine Haltung Rätsel auf. Bekannte meinen nämlich, er würde beschwichtigen.

Kann schon sein - siehe oben. Er zeigt damit, daß er im Streß ist und guckt vielleicht einfach ganz konzentriert "in sich rein" ;-)

: Dieser - mein - Hund ist ein Kurzhaarcollie. Hat er Reste von einem "Vorstehund" im Blut? Wie Ihr vielleicht wißt sind Kurzhaarcollies britische HÜTEhunde.

Also, meine Aussie-Hündin macht das auch manchmal. Ich denke, das "können" alle Hunde. Bei Vorstehhunden ist es vielleicht nur ausgeprägter.

: Warum stehen (Jagd)Hunde vor? Wie sieht das genau aus? Warum ist die Pfote oben?

Wie gesagt, ich denke, das können alle Hunde. Soweit ich weiß, gehört das zu einer vollen Jagdsequenz (= vom Beute suchen und aufstöbern bis zum Fressen der Beute) dazu. Irgendwann stehen sie halt mal da und heben die Pfote.

Bei der Züchtung eines Arbeitshundes, der eine bestimmte Aufgabe erfüllen soll, werden die Tiere vermehrt verwendet, die die entsprechend "gewünschte" Jagdsequenz (die später evtl. gar nicht mehr als "Jagdsequenz" erkennbar ist) verstärkt und ausgeprägter zeigen, als andere. So kommt es dann dazu, daß der Vorstehhund eben besonders toll "Vorsteht", der Hütehund besonders gut "Treibt", der Retriever besonders gut apportiert usw...

Hoffentlich liege ich jetzt richtig ;-)

LG, Silke

16. August 2002 10:09

:
: Beschwichtigungssignale müssen nicht unbedingt einem Gegenstand / einer Person gegenüber gezeigt werden. Sie sind im Prinzip nichts anderes als Übersprunghandlungen und zeigen, daß der Hund gerade irgendwie im Streß ist und mit einer Situation nicht so recht klarkommt. Ein Hund kann so gesehen auch ein Düsenflugzeug beschwichtigen ;-)

Das ist dann, denke ich, eher Selbstbeschwichtigung. Man kann das oft beim Autofahren beobachten - bei Hunden, denen das Autofahren suspekt ist.
Und ich sehe es bei meinen Hunden so, dass erst wenn "das volle Beschwichtigungsprogramm" abgespult wird, die Pfote hochgenommen wird, also, die kommt fast ganz zu letzt.
Auf keinen Fall aber zu erst und einzeln - nicht wie es hier auf dem Bild aussieht.
Nee, also wirklich, ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn er hier sich selbst, mich oder sonstwen beschwichtigen würde ;-)

trotzdem danke für Deine Einschätzung!

LG
Martina

16. August 2002 10:16

Hallo Martina,

Dein Hund steht einfach vor.
Er versucht eine mögliche Beute die er sieht oder gewittert hat zu fixieren und bleibt daher in dieser Spannungshaltung stehen.
Es bedeutet sicher auch ein Hinweis an die anderen Rudelmitglieder "hier ist was zum jagen" - wenn dann der Rudelchef grünes Licht gibt beginnt die Jagd. Du hast natürlich auch die Möglichkeit die Jagd abzubrechen. Kannst ja mal testen indem Du einfach in die Richtung in die er schaut läufst - dann müßte er auch loslaufen - oder Du läufst in die entgengesetzte Richtung und rufst ihn zurück.

Allerdings kann es auch ein Beschwichtigungsignal sein - ist aber glaub ich unwarscheinlich.

Viele Grüße,

Tom

16. August 2002 10:29

Hallo Tom,
das denke ich ja grundsätzlich auch. Nur gibt es noch mehrere Situationen, in denen er so gespannt mit erhobener Pfote dasteht (leider keine Fotos) und bei denen irgendetwas "losgeht". Ich weiß grad nicht so gut, wie ich es beschreiben soll ;-)
Z.B. wenn es darum geht, dass die Hunde ins Auto einsteigen sollen, die Heckklappe auf ist und sie auf das Kommando "hopp" warten. Fast immer stehen fast alle mit drei Beinen da ;-)
Dabei denke ich auch an das Vorstehen. Bloß: woher kommt das überhaupt?

LG
Martina

16. August 2002 10:37

Hallo Martina,

es ist eine gespannte abwartende Haltung auf das Kommando, denk ich.
Auf jeden fall ist es positiv daß die Hunde warten.
Das Ziel beim Jagen ist ja auch den Hund in dieser haltung zu halten, damit er nicht selber jagt.
Manchmal kann man das auch bei einem Maussprung sehen, bevor sich Wauzi auf die Maus stürzt (oder bei einem Hasen der geduckt dasitzt).

Wenn dann das "hopp" kommt springen sie sicherlich sofort ins Auto, oder ?

Grüße,

Tom