von Meike(YCH) am 29. August 2002 10:51
Hallo Heidi,
ich kopiert dir (auch) zu dem Thema "Böse Gene" mal einen Teil eines Berichtes von mir rein:
Ein Kampfhund – was ist denn das? Irrtümer
Immer wieder taucht in den Medien aber auch in Gesprächen mit Hundeunerfahrenen oder sogar „Hundekennern“ das Wort „Kampfhund“ auf. Was ist ein Kampfhund? Langläufige Meinung das alle Hunde bulligen Types und/oder die Hunde die auf den Rasselisten stehen dieser Spezies angehören.
Ein Kampfund ist ein Hund, der zum Kampf gezüchtet wurde. Richtig. Seit 1836 sind Hundekämpfe allerdings verboten, was nun? Die Rassen die damals zu Hundekämpfen gezüchtet wurden (wobei der Hundekampf einen relativ kleinen Punkt ausmachte, wichtiger waren die Familientauglichkeit und die Wach und „Abschreckungseigenschaften“ der Rassen) werden nun also schon seit über 150 Jahren nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck gezüchtet, eine Verallgemeinerung sogenannte „Listenhunde“ seien Kampfhunde ist also nicht haltbar.
Vererbung von „bösen“ Genen? Die Vererbung von Charaktereigenschaften ist eine Wissenschaft für sich. Fest steht das ein Hund die verschiedensten Eigenschaften wie Wesen, Aussehen aber auch Krankheiten vererben kann. Hier muss aber die Relation gesehen werden. Nicht alle Wesensmerkmale werden bei jedem Hund gleichermaßen vererbt. Grade das Wesen eines Hundes wird verschwindend gering vererbt. Wissenschaftler sprechen hier von 10%. Die Prägung des Hundes bei seinem Züchter in den ersten Wochen sowie die Prägung durch seinen Halter festigen das Wesen des Hundes – ob nun zum Negativen wie zum Positiven. Man kann es nicht genug sagen: Ein Hund kann nur so werden wie es der Halter zulässt. Der große Teil der Vererbung stellt das Aussehen des Hundes (Körperbau, Fell, Größe, ...) und vererbbare Krankheiten (HD, ED, Herzkrankheiten, ...) dar, alles spricht gegen „böse Gene“ bei sog. Kampfhunden. Züchter legen Wert auf bestimmte Eigenschaften ihrer Hunde, nicht nur auf das Äußere. Grade bei Listenhunden wird von jeher besonderer Wert auf Menschenfreundlichkeit gelegt. Durch die Weiterverfolgung dieser Zuchtziele haben sich diese Hunde zu äußert menschenfreundlichen Tieren entwickelt, aufgrund dieser harten Selektion gehe ich sogar so weit und sage das diese Hunde die menschenfreundlichsten Hunde von allen sind.
Gehen wir einmal näher darauf ein. Wir müssen das Umfeld vor 200 Jahren sehen: Es hielten sich meistens arme Leute sogenannte Bulldogs oder Pit Bulldogs um in Hundekämpfen für die Familie ein Zubrot zu verdienen. Diese Hunde lebten die meiste Zeit mit ihrer Familie zusammen, waren oft dazu gezwungen sich ihr Futter selber zu besorgen. Eine gute Einahmequelle stellte ein guter Pit Dog dar. Bei einem Kampf konnte der Hund so das Einkommen der ganzen Familie verdoppeln.
Die blutigen und brutalen Hundekämpfe liefen immer nach einem bestimmten Schema ab. Festgelegte Regeln mussten von allen eingehalten werden. Die Hunde wurden jeweils von der gegnerischen Partei gewaschen (um zu verhindern das das Fell des gegnerischen Hundes vergiftet war). In den Kämpfen selbst wurden die Hunde während des Kampfes getrennt wenn sie zu erschöpft waren und dann in ihre jeweilige Ecke zur kurzen Pause gebracht.
Hier wäre es fatal wenn ein Hund einen Menschen beißen würde. Richter waren fast immer Fremde, sie standen den ganzen Kampf über in der „Pit“ in der Kampfarena, die oft nur 1,50m x 1,50 m maß. Hunde die bissen, wurden sofort disqualifiziert, sie waren für den Hundekampf nicht mehr brauchbar und ihr Geld nicht mehr wert. Sie wurden getötet.
Hundekämpfe sind zum Glück verboten (obwohl die Dunkelziffer der immer noch kämpfenden Hunde und deren Besitzer ist immer noch sehr hoch da Politiker und Ordnungsbehörden immer noch die Augen verschließen), aber wir haben ihnen die Menschenfreundlichkeit der Hunde zu verdanken.
Gruß
Meike