Hi, Claudia,
ohne daneben gestanden zu sein, ist das natürlich schwer zu beurteilen, hier also nur mal ein Versuch einer Deutung aus Erfahrung mit diversen Spielstunden:
a) die Hauptspiele von Hunden nach dem Welpenalter sind m.E. nach meistens Nachlaufspiele. So weit, so gut.
diese sind (m.E.) nur solange in Ordnung, solange alle laufenden Hunde etwa gleich gut 'zu Fuß' sind und - ganz wichtig!! - solange regelmäßig die Rolle des Jagenden und die des Gejagten zwischen den einzelnen Hunden wechselt. (Indianer & Cowboy spielen? ok, aber nur, solange nicht immer der gleiche am Marterpfahl hängt, oder?)
b) Ist das nicht 'freiwillig der Fall, wird es dem mehr oder weniger willigen 'Opfer helfen, wenn er frühzeitig als Welpe auch Alternativverhalten gelernt hat, um die auf seine Kosten ablaufende Lauforgie abzubrechen - indem er sich z.B. an einem geeigneten Ort umdreht und sich stellt.
Bei Deinem ist diese Art von an sich altersgemäß normalem Spiel möglicherweise nicht so ideal, wenn er nicht so gut 'zu Fuß' ist und vielleicht auch Schmerzen bei abrupten Wendungen - dem Versuch, die Verfolger auszubremsen bzw. sich zu stellen - verspürt.
c) Hunde in Spielgruppen suchen sich zumeist in der Größe entsprechende Spielpartner. Nur sehr vielseitig sozialisierte Tiere schauen mehr auf das passende Temperament und 'Beißverhalten', als auf die Optik.
Pech also, wenn die Spielgruppe zwar 'Besseres' bietet, dieses aber nicht genutzt wird - oder genutzt werden kann.
d) Hüte- und Treib-Hundrassen (nicht nur DS oder Appenzeller also!!!) zeigen im Spiel meiner Erfahrung nach bevorzugt bestimmte Abläufe aus ambitioniertem 'Hüteverhalten' (- ein schaumgebremstes Jagdverhalten also, nach Meinung namhafter Ethologen).
Dazu gehört teilweise ein in die Beine oder über den Rücken fassen beim Verfolgten, wenn man diesen erreicht/gestellt hat. Tolles Spiel - für den Verfolger zumindest!
e) Da der Verfolgte in diesem Moment ja eine Jagdbeute darstellt und keinen Spielpartner/spielerisch-Kampfpartner im engsten Sinn - ein Schaf oder Reh würde sich in einer solchen Situation ja auch nicht unterwerfen... kann es leicht zu Missverständissen zwischen den Hunden kommen.
Der eine lässt sich fallen - ein guter Trick beim Hundespiel, läuft doch der Gegner darüber dann oft ins Leere...
der andere hat aber wohl möglich gerade ein 'wir treiben das Schaf zurück' oder ein 'wir reissen das Reh'-Repertoire laufen - und das endet nun man nicht so...anders als eine 'Imponierbegegnung' unter Hunden oder ein Spielkampf.
Ärger bei beiden über das nicht rollengerechte Verhalten des anderen, knurr! Ärger oft auch bei den Besitzern aller Hunde, knurr! Verletzungsgefahr, ....!
f) Trotzdem Klasse: Wenn es bisher keine Löcher im Fell gegeben hat, ist die Beisshemmung des Beutegreifers gegenüber Hunden zumindest schon mal intakt, er erkennt sie noch als solche.
Das ist ja schon mal super für einen potentiellen Spielpartner - nur hat er eben möglicherweise keine anderen Spielvarianten vorrätig, als das Hütehunde-Lieblingsspiel, bei dem Deiner aus diversen Gründen offensichtlich überhaupt kein geeigneter Partner für ihn ist...
(mag eigentlich ohnehin fast kein Hund auf Dauer - immer nur 'Reh' spielen, blöder Job!!!... ;-)
g) Apropos Spiele, die Hunde spielen: auch jagdmässiges Anschleichen oder Belauern und dann Losstürzen auf einen anderen (oft kleineren) Hund, den man gar nicht kennt, empfindet die hundliche Pseudo-Beute meist als gar nicht nett.. interpretiert es offensichtlich häufig angstkreichend oder verzweifelt Calming Signals zeigend durchaus als 'der will mich erlegen'...
- das im letzten Moment Abdrehen des Beutegreifers und der tröstende 'er will ja nur spielen'-Ausruf von dessen Besitzer tröstet die wenigsten Opfer... auch das also 'ein blödes Spiel' in deren Meinung
- was deshalb höflichkeitshalber vom Besitzer des Hasenjagdfans rechtzeitig in andere Bahnen gelenkt werden könnte, sonst frißt der im Jagdeifer am Ende doch noch mal einen Zwerghund zusammen irgendwann und merkt es erst nachher, oder?
h) Andere Varianten beim Spielen lernen Hunde mit solchen angewölften Lieblingsspielen meist sehr schön in der Welpenzeit bei entsprechender Steuerung von Anbeginn an - das heisst mehr oder weniger vom 1. Versuch an...in guten(!!) WSS z.B.
i) Abhilfe jetzt noch?
- andere Spielpartner? (wie spielt er denn mit Kleineren? Macht das dann allen Spaß? Den Besitzern der kleinen auch?)
- statt Hund-Hund-Spiele mehr Apportierspiele mit dem eigenen Besitzer im sommerlich warmen Wasser - gut für die Gelenke und die ultimative Freude jeden Labbis, oder!
- Trainer-Schäfer jeweils dauernd rechtzeitig vor dem ersten Körperkontakt abrufen und belohnen - sollte sie ja als Fachfrau können, oder? Vermutlich dann ein Frustspiel für diesen...auch nicht so zielführend!
j) Sonst?
- z.B. Trick 17: Das frühzeitige Austeilen von interessant gemachten Stofftieren durch den Besitzer hindert z.B. bei Rennspielen den Verfolger am Zubeißen und animiert zum Rollentausch
- jetzt kann er sich durch Davonrennen mit der Spielzeug-Beute wichtig machen und hat zudem das zugreifende Maul vorbeugend schon mal gestopft...
Dazu: Der Rollentausch des 'jeder darf mal vorrennen, jeder darf mal verfolgen' ist dann für die Hunde naheliegender als ohne 'Zugriff' auf ein solches unbelebtes Beuteobjekt.
Tabutragen nennt man dieses Hunde-Spiel, das (fast) jede Hundemutter mit ihren Welpen spielt - das sollte also jeder Hund kennen.
k) Ob ein Hund einer ausgesprochenen Apportierrasse damit glücklich wird, wenn überwiegend ein anderer die Beute voranträgt
- oder ob es zu kapitalen Beutestreitereien kommt, wo auch das Austeilen von Zweitspielzeug oder zwischenzeitliche Apportierübungen für den Labbi (bei zeitweisem 'Ausschalten' der anderen Hunde) wenig helfen werden, hängt wohl von den Vorerfahrungen aller Hunde und der der Trainer, sowie von der Sozialisierung und dem Beuteinteresse der Vierbeiner ab.
l) - Operationen, Akupunktur und Goldimplantate sowie Kuren mit knorpelschützenden Futterzusätzen können Schmerzen erleichtern helfen, wenn auch leider kein 'neues Fahrgestell' erzeugen.
Wieder mal ein Roman geworden, naja,
auf jeden Fall noch schöne Spielmöglichkeiten für Euch irgendwie wünscht
Wiebke
P.S.: vermelde doch mal, ob das beschriebene Szenario bei Euch so in etwa zutreffen könnte.. ja, Bitte!?
- und vielleicht haben auch andere hier noch Erfahrungen einzubringen?
www.hunde-erziehung.at