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Erziehung-muß ein bißchen Gewalt sein?

geschrieben von moni(YCH) 
Erziehung-muß ein bißchen Gewalt sein?
15. Oktober 1999 22:20


Hallo Ihr,

also vorweg: ich bin nicht für Gewalt und schon garnicht gegenüber wehrlosen Tieren.

Aber nun hab ich das Problem das mein Hund (Rüde, jetzt fast 20 Monate alt) zwar alle Befehle versteht und befolgen kann, jedoch einfach manchmal keine Lust hat.

Wenns dann ein Donnerwetter gibt, verbal oder körperlich folgt er wie am Schnürchen....

Beispiel:

Gestern Abend wollten wir (ich) noch ne Runde raus, weil wir erst spät nach Hause gekommen sind. Die Zeit war für den Hund ungewöhnlich, aber der letzte Auslauf war schon zu lange her (19Uhr) und so bin ich gegen 24 Uhr nochmal mit ihm los.

Nach ein paar Hundert Metern ist er Nach Überquerung einer Straße einfach umgedreht Richtung Wohnung!!!!!!!!!!

Rufen hat nichts gebracht, ich ihm nach und mit der Leine eins über die Rübe:-((

Danach lief er lammfromm Fuß neben mir, hat jedes Sitz und Platz befolgt.

Also ich hab das Gefühl, Zuckerbrot und Peitsche ist das Beste bei meinem Hund.

Was meint Ihr?

Auf der liebevollen Basis läuft nicht viel, er macht im Entscheidenden Moment doch was er will und verarscht mich schlichtweg.

Andererseits ist er nicht nachtragend oder ängstlich, er kann evtl. schon unterscheiden warum er den Ärger bekommen hat.

Macht man den Hund durch körperliche Standpauken kaputt/ agressiv oder ist es im richtigen Ausmaß sinnvoll?

Viele Grüße
Moni

16. Oktober 1999 05:47

Hallo Du,

: Nach ein paar Hundert Metern ist er Nach Überquerung einer Straße einfach umgedreht Richtung Wohnung!!!!!!!!!!
: Rufen hat nichts gebracht, ich ihm nach und mit der Leine eins über die Rübe:-((
: Danach lief er lammfromm Fuß neben mir, hat jedes Sitz und Platz befolgt.
: Also ich hab das Gefühl, Zuckerbrot und Peitsche ist das Beste bei meinem Hund.

Bei meinem Rüden auch. Kommt aber auf den Hund an. Bei meiner älteren Hündin dürfte ich das nicht machen, die würde dann nur noch kriechen. Die brauche ich nur streng anschauen oder scharf ansprechen.
Vor allem dominante Rüden versuchen es ja immer wieder, dir Deine Rangordnung streitig zu machen, da muß man von Zeit zu Zeit durchgreifen. Aber die beste Methode ist da immer noch das bewährte "Aufdenrückenschmeissen".

: Macht man den Hund durch körperliche Standpauken kaputt/ agressiv oder ist es im richtigen Ausmaß sinnvoll?

Es gibt Hunde, die Du mit Schläge aggressiv machen kannst. Man muß halt seinen Hund gut kennen und einschätzen können.

Gruß
Gabi

16. Oktober 1999 09:57

Hallo Moni,

es kommt m.E. ganz darauf an, was man bereits als Gewalt betrachtet
und was nur als "hundliche" Erziehungsmassnahme.
Wenn ich einen Hund auf den Rücken lege (bzw. er sich vor mir
auf den Rücken legt), ist das bereits Gewalt?
Für aussenstehende mag das so aussehen. Ich finde, es ist keine
Gewalt. Wenn ich ihn hingegen windelweich schlage, dann ist das
eindeutig Gewalt (und eine Kapitulation des Halters, so ganz nebenbei).

Deine Beobachtungen bzgl. "Zuckerbrot und Peitsche" kann ich teilen,
solange die Peitsche eine "hundliche" ist und man sie wirklich
nur ganz selten einsetzt.

Ich glaube auch nicht, dass man einen Hund dadurch kaputt machen
kann. Im Gegenteil: er weiss dann wenigstens woran er ist und das
gibt ihm letztlich die Sicherheit, die er braucht.

Allerdings darf man bei alledem nicht vergessen, dass man bevor man
solche Erziehungsmassnahmen ergreift, auch in der entsprechenden
Rudel-Position dem Hund gegenüber sein muss. Ich habe mal gesehen, wie
ein Halter seinen Terrier-Mix hundlich korrekt massregelte und
der ihn dann böse angeknurrt hat. Hier ging der Schuss eindeutig nach
hinten los! Von daher finde ich solche Tips wie "Leg ihn einfach
auf den Rücken" mit absoluter Vorsicht zu geniessen.

Viele Grüsse,
Harr.


16. Oktober 1999 10:00

Hallo Moni,

: also vorweg: ich bin nicht für Gewalt und schon garnicht gegenüber wehrlosen Tieren.
Dein Hund ist sicherlich nicht "wehrlos". Ich würde auch einen Unterschied zwischen Gewalt und Aggression machen. Du tust Deinem Hund ja keine Gewalt an, Du zeigst ihm nur, dass sein Verhalten bei Dir als Rudelchef Aggression hervorruft. Anderst würde er bei Ausscheren aus dem Hundeverband auch nicht behandelt werden. (allerdings würde sich die Aggression da anderst äussern)


: : Also ich hab das Gefühl, Zuckerbrot und Peitsche ist das Beste bei meinem Hund.
Naja ganz so sehe ich es nicht. Konsequenz klingt schöner.
: Auf der liebevollen Basis läuft nicht viel, er macht im Entscheidenden Moment doch was er will und verarscht mich schlichtweg.

Er ist auch in einem Alter wo er eben mal probiert etwas im Gefüge zu ändern. Ähnlich der Pubertät.
:
: Andererseits ist er nicht nachtragend oder ängstlich, er kann evtl. schon unterscheiden warum er den Ärger bekommen hat.

Das ist das wichtigste.

gruss Juliane

16. Oktober 1999 11:29

Hallo Moni,

schwierig ist bereits die Definition des Gewaltbegriffs. Im Juristendeutsch wird "Gewalt" als physisch vermittelter Zwang zur Überwindung eines geleisteten oder erwarteten Widerstandes angesehen, als das Hervorrufen einer Zwangswirkung beim Opfer. Danach kann fats jegliches Verhlaten als "Gewalt" interpretiert werden, was zu dementsprechend absurden Urteilen führte.

Mir scheint es in Deinem Beitrag eher um das "Strafen" zu gehen, das Sanktionieren unerwünschten und Deinen Kommandos entgegenlaufenden Verhaltens durch Deinen Hund.
Das Strafen scheint mir ein heikles Thema zu sein. Soweit ich mich damit beschäftigt habe, wird in der Natur ein Verhalten nicht nachträglich und nach dessen Abschluß bestraft. Gewalteinwirkungen der Tiere scheinen mir da lediglich während einer bestimmten Situation stattzufinden und nicht erst dann, wenn diese beendet ist. Unter dieser Prämisse wäre Strafen unsinnig und Dein gewaltsames Einschreiten müßte direkt während des Fehlverhaltens und noch vor dessen Abschluß erfolgen.
Es gibt durchaus Situationen, (Beispiel: Hund stürzt auf Mensch zu und schnappt nach ihm)in denen ich meinem Hund auch mit körperlichen Mitteln zeigen muß, dass er etwas zu unterlassen hat, das Maß dieser "Strafe" hängt jedoch vom einzlenen Hund ab und ist nicht zu verallgemeinern.
Das nachträgliche Bestrafen scheint mir aber keine dauerhafte Veränderung im Verhalten des Hund zu bewirken. Meist ist es dann doch nur eine Frage der Zeit, bis die gleiche Situation wieder auftritt oder sich das Fehlverhalten in anderer Gestalt zeigt. Je nach Härte der Strafe ist der Zeitraum dann länger oder kürzer. Ich kenne eine ganze Reihe von HUnden, die weglaufen oder jagen und hinterher ordentlich auf die Mütze bekommen. Die schleichen dann alle gehorsam bei Fuß mit nach Hause. Bis zum nächsten Tag und zum nächsten Hasen.
Ich bin wirklich sehr für körperlichen Umgang mit dem Hund und bei spielerischen Rangeleien kannst Du ihm so nebenbei zeigen, wer der körperlich Überlegene ist. Das Bestrafen ist aber eine schwierige Sache, vielleicht äußert sich ja noch der eine oder andere dazu, wäre mal wieder ein eigenes Thema wert.

Mit derzeit leider etwas unschlüssigen Grüßen,

andreas

16. Oktober 1999 15:50

Hallo Andreas.

In der Natur gibt es schon so etwas wie STRAFE, aber sie ist nicht mit
unseren moralischen Vorstellungen zu beurteilen.
Wenn zB in einem Rudel ein untergeordnetes Rudelmitglied einem höherrangigen Rudelmitglied das Futter streitig machen will, wird das
höherrangige Tier das niederrangige Tier darauf aufmerksam machen, daß
es das zu unterlassen hat und es eventuell wegbeissen.
Das könnte man eventuell unter den Begriff der Strafe fallen lassen.
Gewalt erscheint mir hinsichtlich der Art der gewählten Sanktionen in der
Hundeerziehung ein zu starker Begriff zu sein. Sicherlich lässt sich
ein Klapps oder ein Schütteln unter den Begriff Gewalt subsumieren.
Aber Frage ist doch, muss man es so juristisch genau nehmen?
Heute Morgen stand in der Zeitung, daß Strafarbeiten für Kinder in der Schule die Ausübung von Gewalt wäre.
Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich meine, dann ist jeder Zwang den ich ausübe Gewalt und nicht in Ordnung.
Aber was bleibt mir dann?
Das Gespräch? Mein Hirn?
Ich will es mal so sagen
Wünschenwert wäre es, würde es ohne "Gewalt" gehen.
Aber, in der Erziehung will/soll man Grenzen setzen. Ist das nicht schon
sowas wie Gewalt? Ich setze meinen Willen bei jemand anderem durch?
Nichts anderes machen doch die Clickerer, oder die TTouch Leute oder
wird da nicht einem anderen Wesen mein Wille aufgezwungen?
Ich glaube, daß meine Hunde manchmal lieber vor ein Auto springen würden
als zu mir zurückzukommen. Ist dann mein Wille, wenn ich ihn durchsetze nicht besser?
Leider leider hat man es mit einem Tier zu tun, bei dem es mit der Vernunft in menschlichem Sinne nicht weit her ist. Und wenn einige Menschen das behaupten vermenschlichen sie ihren Hund.
Ich erachte Hunde-Ausstellungen, Hundesalons, Hunde mit Schleifchen im Haar als schlimmer und brutaler als so manches Nackenschütteln oder so
manchen Klapps. Denn psychische Schäden sind härter als körperliche und
schwerer wieder gut zu machen.
Damit mich keiner falsch versteht, ich verstehe den Gewaltbegriff anders.
Für mich wende ich dann körperliche Gewalt an, wenn ich den Hund grün und blau schlage, ihn mit einer Kette oÄ schlage.
Und davon kann bei der Erziehung keine Rede sein. Ein gelegentlicher Klapps, oder ein Leinenruck fällt für mich nicht unter Gewalt.
Und wenn es noch so gut definitionstechnisch darunter fallen würde.


SLP