Hallo Anne,
jein... ;-)))
Also, zunächst einmal kann man die Rettungshundearbeit nicht mit einer Unterordnungsübung aus dem Hundesport vergleichen. Im RH-Bereich hat der Hund ein Ziel, das Opfer. Wie er dieses erreicht ist egal.. er muß sich zwar lenken lassen, im großen und ganzen im Gehorsam stehen, entscheidend ist aber der Erfolg, also das Ziel. WIE der Hund das erreicht ist nicht vorgeschrieben, ist im Ernstfall auch völlig egal, da alleine das Resultat zählt.
Im Hundesport sieht das etwas anders aus... nehmen wir mal die Bringübung: Wenn es so aussehen würde, daß man das Holz schmeißt und es irgendwann wieder in Händen halten muß um für die Übung volle Punkte zu bekommen wäre es einfach. Dem ist aber nicht so: Der Hund muß gerade, ruhig bei Fuß sitzen, sehr schnell zum Holz laufen, das Holz in der Vorwärtsbewegung flüssig aufnehmen, danach sofort zügig umkehren, genauso schnell wie er hingelaufen ist wieder zum Hundeführer zurück kommen, dabie gerade vorsitzen, das Holz auf einmaliges Hörzeichen sofort ablassen, danach wieder ruhig vorsitzen und während der gesamten Übung das Holz absolut ruhig und fest halten.
Man hat also eine sehr "starre" Prüfungsordnung. Ungefähr zu vergleichen mit Springreiten und Dressurreiten. Beim Springreiten zählt das Resultat, also alle Hürden möglichst schnell zu absolvieren. Wie das aussieht ist egal. Beim Dressurreiten kommt es auf ein harmonisches Bild an, da wird jeder Schritt bewertet.
Was Dein Beispiel mit Obedience angeht: Nicht überall wo Obedience draufsteht ist auch Obedience drin ;-))) Ich hatte mal das Glück einer sehr erfolgreichen Gruppe beim Üben zuzuschauen... also ohne Zwang lief das nun ganz und gar nicht, und diese Leute liefen angeblich auf höchster Ebene... was ich auch glaube, war ein grandioser Anblick.
Was ich damit sagen will: Nur weil ich eine Sportart ausübe, heißt noch nicht das ich sie auch erfolgreich ausübe. Im Agility gilt dasselbe... wer oben auf dem Treppchen steht kommt nur sehr selten ohne aversive Reize aus... egal wie toll und harmonisch das Bild auch von außen aussehen mag.
Übrigens meine ich mit aversiven Methoden nicht zwangsläufig den Stachel. Es kommt nicht auf irgendwelche Hilfsmittel an, sondern auf die Methoden und Ausbildungsprinzipien die dahinter stehen, ebenso die Einstellung zum Hund. Wenn ich mir eine benachtbarte "humane" Hundeschule ansehe, die sich zumindest auf dem Papier der tiergerechten Erziehung verschrieben haben und Hilfsmittel wie Stache oder Tele gänzlich ablehne, wird das deutlich. Da schleichen Hunde völlig unterwürfig in einer 30 Mann starken Gruppe 60 Minuten AM STÜCK über den Platz. Und in diesem Zuge redet dann der Ausbilder von Erziehung ohne Zwang, weil ja nicht mit Stachel gearbeitet wird.
Auf der anderen Seite sehe ich dann mal einen sehr erfahrenen Hundeführer auf einem DVG-Platz, er führt einen Mali, hat eine super Beziehung, der Hund lebt mit ihm und seiner Familie im Haus, fährt mit allen zusammen in den Urlaub und hat ein super Leben... dreimal die Woche ist er auf dem Platz, läuft sehr erfolgreich auf hoher Eben und die Übungen werden mit einem Stromgerät zur Kontrolle abgesichert... alles auf unterster Stufe, wohl überlegt und sorgsam dosiert.
Also wenn ich Hund wäre und die Wahl hätte... ich weiß für was für ein Leben ich mich entscheiden würde...
Viele Grüße
Sören