Hi!
: wir(freund+ich) bekommen in 4 wochen einen welpen. eben ist bei uns bezüglich der erziehung ein streitgespräch entstanden. mein freund setzt hund mit kindererziehung gleich. gefüh, verstand..aber auch mal eins auf den hintern (auch bei dem hund), wenn er/es wiederholt das gleiche anstellt (zb. essen vom tisch klauen).
Dann lernt Hund: Klauen, wenn Herrchen dabei ist, ist gefährlich. Also tu ich es, wenn Herrchen nicht dabei ist. Wenn Herrchen erst straft, wenn das Klauen schon länger her ist, denkt Hund: Herrchen ist gefährlich, ich geh ihm lieber aus dem Weg...
Ein Kind ab einem gewissen Alter kann evtl. verstandsmäßig erfassen, daß das Nicht-Vorhandensein des Geklauten bemerkt werden könnte und für irgendjemanden, dem es gehört (das ist auch etwas, was der Hund nicht erfassen kann) wichtig ist (und wenn es ganz schlau ist, könnte es auch drauf kommen, daß der Verdacht auf es selbst fallen könnte) - ein Hund denkt nicht so weit. Er klaut es und vergißt es im selben Moment.
: ebenso sagt er, kind und hund, wenn sie aufeinander treffen sollen untereinander lernen, wie weit sie gehen können...da ist dann entgültig der streit ausgebrochen....kind soll junghund an den ohren ziehen ..am schwanz.etc. bis dieser zuschnappt....so hat kind gelernt...UND WAS HAT HUND GELERNT???...kinder tun mir weh...aber das will mein freund auch nicht einsehen....
Genau. Schlage doch mal vor, daß das Kind seine "Erfahrungen" im Straßenverkehr auch auf diese Art machen sollte. Außerdem darf man nicht vergessen, daß das Kind - ebenso, wie der (auch ausgewachsene) Hund seinem "Führer" vertraut. Dein Freund würde sich als Ranghöherer absolut unglaubhaft machen, wenn er Kind / Hund nicht beschützt und wird von beiden kein Vetrauen mehr genießen. Der Hund (und später auch das Kind) wird dann sogar sehr wahrscheinlich versuchen, Deinem Freund gegenüber eine höhere Rangposition einzunehmen, wenn er so offensichtlich unfähig ist. Das kann z.B. dazu führen, daß Hundi hilflos um sich beißt, wenn er sich bedroht fühlt - weil er weiß, daß Herrchen ihm NICHT helfen wird... Und das Kind wird vielleicht auch irgendwelche unmöglichen Sachen versuchen, sein Problem zu beheben, anstatt Papa zu fragen, ob er helfen kann - er ist ja eh zu doof dazu ;-)
Die Geschichte mit Versuch und Irrtum kann man auch an weniger lebensgefährlichen Dingen ausprobieren oder das Ganze entschärfen, indem man dem Kind den Zugang zum Hund verwehrt, wenn es den Versuch gemacht hat, ihm an den Ohren zu ziehen. Der Effekt ist der gleiche (Kind wird dann ja auch "bestraft" und hat keinen Erfolg), aber es ist nicht so gefährlich - und der Hund fühlt sich beschützt und wird die Sache nicht zukünftig selbst in die Hand nehmen.
Der Vergleich "Versuch und Irrtum" / Clickertrainig hinkt insofern, daß man beim Clickertraining ja nicht boshaft darauf wartet, daß der Probant an den Konsequenzen eines falschen Verhaltens lernt, sondern an der Konsequenz eines RICHTIGEN Verhaltens. Das falsche Verhalten wird ignoriert, bzw. (wenn´s z.B. um das Anhalten an der Straße geht) einfach stillschweigend verhindert.
Möchte man, daß ein Verhalten durch Strafeinwirkung vermieden wird (negative Verstärkung), straft man möglichst so, daß der Hund glaubt, das Verhalten straft sich SELBST - nicht derjenige, der es beobachtet.
: wie kann ich ihn dazu bringen, seine meinung zu ändern....gibt es berichte aus dem leben, die ihn dazu bewegen könnten nochmal seine meinung zu überdenken??
Ich kann Dir auch das Buch "Hunde sind anders" von Jean Donaldson empfehlen. Das Buch ist echt ´ne Pflichtlektüre für Ersthundehalter. Und es ist nett zu lesen ;-)
Gruß, Silke