Hallo Heike,
: Man liest viel, es gibt auch viele Extrembeispiele.......
Extreme Meinungen sind immer mit Vorsicht zu geniessen

))
: reicht von "alles Quatsch" bis hin zu "ist absolut notwendig"......
Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit in der Mitte. Aber das ist wiederum eine Frage des Standpunkts der Extremisten!
Kurz zusammengefasst bin ich der Meinung, dass eine "Rangordnung" zwischen Mensch und Hund notwendig und unerläßlich ist.
AAAAABER:
Die Frage, an der sich die Geister scheiden ist meist nicht die Notwendigkeit dieser Rangordnung, sondern das "Wie kann ich diese Rangordnung erreichen und stabilisieren und wodurch ist sie gefährdet?"
Meiner Meinung nach beherrscht teilweise nach wie vor ein völlig falsches Bild vom "Hund der ständig versucht sich in der Rangordnung hochzuarbeiten, wenn der Besitzer nicht gut aufpaßt" die Szene.
Ich möchte nicht bestreiten, dass es Rangordnungsprobleme in Mensch-Hund-Beziehungen gibt!
Allerdings treten die wesentlich seltener auf, als sie zitiert werden, um eine schlechte, bzw. nicht vorhandene Ausbildung zu kaschieren.
Beispiel:
"Hund zieht an der Leine!"
Fraktion 1:
"Rangordnungsproblem - weil er bestimmen möchte, wo es hingeht!"
Fraktion 2:
"Hund hat Leinenziehen als erfolgreiches Verhalten gelernt - NICHTZIEHEN nicht gelernt!"
Hier zähle ich mich eindeutig zu Fraktion 2

))
Genauso halte ich den oft zitierten Zusammenhang zwischen "Nichtbefolgen von Kommandos" und soganntem "Dominanzverhalten" (also Verhalten des Hundes, dass in provokativer Art und Weise die Rangordnung in Frage zu stellen vermeint) für falsch (zumindest in 99% der Fälle)!
Meistens ist es fehlende Ausbildung, mangelnde Übung, schlechte bis gar nicht vorhandene Generalisierung (z.B. Reaktion auf Signale an verschiedenen Orten funktioniert nicht, weil Hundebesitzer zu wenig Ahnung vom ortsgebundenen Lernen ihrer Lieblinge haben).....usw.!
Hingegen bin ich aber der Meinung, dass die andere Seite der Medaille hier paßt. Also, durch das "Lernen die Signale des Hundeführers zu beachten" steigt dessen Bedeutung aus Sicht des Hundes immer mehr.
Zusätzlich spielt die "Ressourcenkontrolle" eine wesentliche Rolle bei der Etablierung der tatsächlichen Rangordung!
-wer besorgt, organisiert, verteilt die Nahrung?
-wer aktiviert wen zu gemeinsamer Aktivität?
-wer ist für wen interessant???
-wer achtet mehr auf wen???
Wie hab ich vor ein paar Tagen gelesen (wen ich wüßte wo???):
"Ihr Welpe ist jetzt der Mittelpunkt ihres Lebens, ABER LASSEN SIE IHN DAS NICHT MERKEN!" *ggg*
Im Gegenteil, es sollte umgekehrt sein. Dann ist die Welt auch aus Sicht des Hundes in Ordnung!
: Mich würde interessieren, wie ihr das haltet mit der "Rangordnung".....
Ich finde es nicht wesentlich auf bestimmte, allgemeingültige Regeln zu achten, wie,...
....zuerst essen, ....zuerst durch die Tür, etc.
Sondern, dass es Regeln in irgendeiner Form gibt, die durch uns (Menschen) bestimmt werden, die klar sind und nicht ständiger Veränderung unterworfen sind (heute so, morgen so)!
Ansonsten achte ich insgesamt darauf, dass ich die Ressourcen kontrolliere! Ich bin nicht beliebig verfügbar und übe mich desöfteren auch ganz bewußt im Ignorieren der Hunde (was im Übrigen die am häufigsten angewandte Dominanzgeste ranghöherer Tiere im Rudel darstellt).
:.......und man muss nur die gewisse Ausstrahlung haben?
JEIN!
Es gibt Menschen, die haben eine Ausstrahlung, die ist so stark, dass es die ganzen Regeln gar nicht braucht, weil es klar ist, wer der Boss ist, wenn dies Person X,Y die Szene betritt! Interessanter Weise sind das Menschen, die es gar nicht nötig haben "autoritär" aufzutreten.
Es gibt Menschen, die vielleicht nicht von Haus aus diesen Bonus geniessen, die es aber durch "überlegtes" Verhalten und durch Selbstkontrolle LERNEN, Führungskompetenz zu zeigen.
Die meisten von uns pendeln wahrscheinlich dazwischen (so schätz ich mich persönlich ein). Die erstere Kategorie findet man eher selten in Reinkultur, also ist es zumindest hilfreich, "lernbereit" zu sein.
Anbei noch einige Zitate aus den interessanten Untersuchungen von D.Mech zur "Rangordnung" unter freilebenden Wölfen. Den ganzen Artikel findest du unter dem Link. Vielleicht animieren die Auszüge ja zum Weiterlesen.
---------------ZITATE-------------------
Das vorherrschende Bild von einem Wolfsrudel (Canis lupus) ist das von einer Gruppe von Individuen, die ständig um Dominanz konkurrieren aber dabei vom sog. "Alpha"-Paar, dem Alpha-Männchen und dem Alpha-Weibchen , unter Kontrolle gehalten werden. Die meisten Untersuchungen über das soziale Kräftespiel bei Wolfsrudeln wurden jedoch an unnatürlichen Zusammenstellungen gefangener Wölfe durchgeführt. In diesem Artikel beschreibe ich die soziale Ordnung eines Wolfsrudels, wie sie in der Natur vorkommt.................Ich komme zu dem Schluss, dass das typische Wolfsrudel eine Familie ist, in der die erwachsenen Elterntiere die Aktivitäten der Gruppe über ein System der Arbeitsteilung anführen...........Daher ist die Angewohnheit, einen Wolf als Alpha zu bezeichnen, in der Regel nicht angemessener als Menscheneltern oder Damhirsche Alphas zu nennen. Alle Eltern sind ihren Jungen gegenüber dominant, daher liefert "Alpha" keine zusätzliche Information......Die einzig logische Rangdemonstration bei freilebenden Rudeln sind die Gesten des Tieres während sozialer Interaktionen.....Das heißt, die hauptsächliche Auswirkung von sozialer Dominanz in der Praxis ist, dass das dominante Individuum die Wahl hat, wem es Futter zuteilt.......Sogar die vielgerühmte Wolfs-Dominanzhierarchie ist in erster Linie natürlicher Ausdruck von Alter, Geschlecht und reproduktiver Struktur der Gruppe,........Imponiergehabe ist außer bei Konkurrenz um Futter nicht üblich......."
----------------------------------------------------------
Ist jetzt lang geworden, aber das Thema könnte man noch ins uferlose diskutieren ;-)))
Liebe Grüsse
Alex & Aris