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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Rangordnung oder: wie bleibt man Chef?
23. Oktober 2002 12:22

Hallo Margot,

ah, jetzt versteh ich was Du meinst...

Ich denke auch, man darf dort nicht das Patentrezept sehen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, sprich wenn der Hund schon zum Problemhund geworden ist. Aber im täglichen Leben, gerade in den ersten Monaten/Jahr, sollte man solche Dinge ganz selbstverständlich in den täglichen Umgang einfließen lassen. Ohne Über- oder Unterbewertung, einfach ganz "normal", wenn Du verstehst, was ich sagen will.

: Bestimmte Muster laufen schon ab - doch die werden auch zahlreich variiert, ohne, dass sich dadurch an der funktionierenden Rudelstruktur etwas ändert.

Klar, weil durch diese variierenden Muster die rudelstruktur auch WIEDER gefestigt wird.

: Gut - ich lebe mit einem wirklich funktionierendem Rudel und bin in der wirklich glücklichen Situation dieses Rudel GEMEINSAM mit einer absolut souveränen Hündin zu führen. - Und soll ich dir was sagen: ich füttere alle 4 gemeinsam, die Rudelführerin bekommt natürlich ihr Futter zuerst, allerdings frißt sie oft erst als Letzte - keiner würde auf die Idee kommen ihr ihr Futter wegzunehmen. Durch die Tür geht sie im Normalfall als Letzte, weil sie es nämlich nicht notwendig hat... sie kann nämlich, wenn sie will, sehr wohl als Erste gehen...

Weil sie diese Verhaltensspiele bereits hinter sich haben, es ist aber bestimmt durch bestimmte Verhaltensweise erst zu dem herangewachsen, was es heute ist. Da liefen in der Vergangenheit sehr wohl Verhaltensregeln ab.

:
: Was ich meine ist, dass wir ein paar Verhaltensmuster erkannt haben, diese jetzt ausschlachten und wirklich wichtige Zusammenhänge übersehen, weil wir uns doch für ach so schlau halten, dass es für ein vernünftiges Zusammenleben reicht, wenn wir immer so schön dominant sind und den Hund nicht auf's Sofa lassen...

Nein, das sehe ich genauso, aber um Hund besser zu verstehen sollte man zumindest wissen, was man da macht und was für Hund eine bestimmte Situation bedeutet. Denn nur so kann man mit dem Hund optimal zusammenleben (für Hund optimal), wenn das Verständnis für ihn da ist.

Grüße
Claudia

23. Oktober 2002 13:39

Claudia,

: Ich denke auch, man darf dort nicht das Patentrezept sehen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, sprich wenn der Hund schon zum Problemhund geworden ist. Aber im täglichen Leben, gerade in den ersten Monaten/Jahr, sollte man solche Dinge ganz selbstverständlich in den täglichen Umgang einfließen lassen. Ohne Über- oder Unterbewertung, einfach ganz "normal", wenn Du verstehst, was ich sagen will.

DAS ist es! DAS ist wie ich finde eine sehr aufschlussreiche Aussage, die weder das eine, noch das andere Extrem vertritt, sondern, wie ich finde, sehr logisch rüberbringt, wie das Thema Rangordnung zu handhaben ist: man sollte sich erst etablieren, bevor man die Zügel evtl. etwas lockerer lassen kann, diese kleinen Regeln helfen anfangs einfach, den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen.

LG Heike


23. Oktober 2002 13:41

:-) Freut mich!

Grüße
Claudia

23. Oktober 2002 14:18

Hallo Kathi,

: ich handhabe es recht einfach. Solange mir meine Hunde nicht auf der Nase herumtanzen oder sich alle naselang gegenseitig in die Haare kriegen, haben sie reichlich Previlegien (Sofasitzen usw.).

Genauso mache ich es auch. Habe allerdings auch nur einen Hund (momentan 2), der/die in der Hinsicht total uninteressiert ist/sind.
Sofasitzen ist z.B. erlaubt, aber der Platz ist auf mein Verlangen oder das meines Partners natürlich umgehend zu räumen. Da gab es bisher nie Problem. Eher in der Richtung, dass ich meinen Partner schon mal zur Konsequenz anhalten: "Lass ihn doch, ich kann doch auch woanders sitzen..." Auch bei den Hunden untereinander gibt es da keine Reibereien. Gemeinsames Liegen an interessanten Plätzen ist kein Problem. Beim Umgang mit Spielzeug z.B. ist eindeutig der Rüde der Chef und die Hündin akzeptiert das auch ohne mein Eingreifen.
Gefüttert wird getrennt, um sicherzustellen, dass jeder wirklich nur das frisst, was er soll und dass nicht zwischendurch mal "getauscht" wird.

Gruß
Katrin + Vlin + Oka



23. Oktober 2002 14:46

Hallo Claudia,

: Nein, das sehe ich genauso, aber um Hund besser zu verstehen sollte man zumindest wissen, was man da macht und was für Hund eine bestimmte Situation bedeutet. Denn nur so kann man mit dem Hund optimal zusammenleben (für Hund optimal), wenn das Verständnis für ihn da ist.

Ich sehe nur bei meinem Rudel täglich, dass bestimmte Situationen nicht immer die selbe Bedeutung haben - das ist einer der Gründe warum ich Angst vor einer Art "Schubladierung" habe, die mir derzeit immer häufiger auffällt.

Außerdem glaube ich, dass die Verhaltensforschung bei Hunden noch immer in den Kinderschuhen steckt, meiner Meinung nach haben uns diverse Erfahrungen einer Turid Rugaas z.B. sehr viel weiter gebracht, aber wir müssen uns davor hüten zu pauschalieren, ich glaube, es ist alles sehr viel diffizieler als wir denken und deshalb dürfen wir offensichtliche Signale nicht überbewerten und vielleicht weniger offensichtliche, die aber vielleicht noch viel wichtiger sind, übersehen.

Grüße
Margot+Foxies+Dalmis

23. Oktober 2002 16:33

Hallo Heike,

: Man liest viel, es gibt auch viele Extrembeispiele.......

Extreme Meinungen sind immer mit Vorsicht zu geniessen smiling smiley))

: reicht von "alles Quatsch" bis hin zu "ist absolut notwendig"......

Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit in der Mitte. Aber das ist wiederum eine Frage des Standpunkts der Extremisten!

Kurz zusammengefasst bin ich der Meinung, dass eine "Rangordnung" zwischen Mensch und Hund notwendig und unerläßlich ist.

AAAAABER:
Die Frage, an der sich die Geister scheiden ist meist nicht die Notwendigkeit dieser Rangordnung, sondern das "Wie kann ich diese Rangordnung erreichen und stabilisieren und wodurch ist sie gefährdet?"

Meiner Meinung nach beherrscht teilweise nach wie vor ein völlig falsches Bild vom "Hund der ständig versucht sich in der Rangordnung hochzuarbeiten, wenn der Besitzer nicht gut aufpaßt" die Szene.

Ich möchte nicht bestreiten, dass es Rangordnungsprobleme in Mensch-Hund-Beziehungen gibt!

Allerdings treten die wesentlich seltener auf, als sie zitiert werden, um eine schlechte, bzw. nicht vorhandene Ausbildung zu kaschieren.

Beispiel:

"Hund zieht an der Leine!"

Fraktion 1:
"Rangordnungsproblem - weil er bestimmen möchte, wo es hingeht!"

Fraktion 2:
"Hund hat Leinenziehen als erfolgreiches Verhalten gelernt - NICHTZIEHEN nicht gelernt!"

Hier zähle ich mich eindeutig zu Fraktion 2 smiling smiley))

Genauso halte ich den oft zitierten Zusammenhang zwischen "Nichtbefolgen von Kommandos" und soganntem "Dominanzverhalten" (also Verhalten des Hundes, dass in provokativer Art und Weise die Rangordnung in Frage zu stellen vermeint) für falsch (zumindest in 99% der Fälle)!

Meistens ist es fehlende Ausbildung, mangelnde Übung, schlechte bis gar nicht vorhandene Generalisierung (z.B. Reaktion auf Signale an verschiedenen Orten funktioniert nicht, weil Hundebesitzer zu wenig Ahnung vom ortsgebundenen Lernen ihrer Lieblinge haben).....usw.!

Hingegen bin ich aber der Meinung, dass die andere Seite der Medaille hier paßt. Also, durch das "Lernen die Signale des Hundeführers zu beachten" steigt dessen Bedeutung aus Sicht des Hundes immer mehr.

Zusätzlich spielt die "Ressourcenkontrolle" eine wesentliche Rolle bei der Etablierung der tatsächlichen Rangordung!

-wer besorgt, organisiert, verteilt die Nahrung?

-wer aktiviert wen zu gemeinsamer Aktivität?

-wer ist für wen interessant???

-wer achtet mehr auf wen???

Wie hab ich vor ein paar Tagen gelesen (wen ich wüßte wo???):

"Ihr Welpe ist jetzt der Mittelpunkt ihres Lebens, ABER LASSEN SIE IHN DAS NICHT MERKEN!" *ggg*

Im Gegenteil, es sollte umgekehrt sein. Dann ist die Welt auch aus Sicht des Hundes in Ordnung!

: Mich würde interessieren, wie ihr das haltet mit der "Rangordnung".....

Ich finde es nicht wesentlich auf bestimmte, allgemeingültige Regeln zu achten, wie,...

....zuerst essen, ....zuerst durch die Tür, etc.

Sondern, dass es Regeln in irgendeiner Form gibt, die durch uns (Menschen) bestimmt werden, die klar sind und nicht ständiger Veränderung unterworfen sind (heute so, morgen so)!

Ansonsten achte ich insgesamt darauf, dass ich die Ressourcen kontrolliere! Ich bin nicht beliebig verfügbar und übe mich desöfteren auch ganz bewußt im Ignorieren der Hunde (was im Übrigen die am häufigsten angewandte Dominanzgeste ranghöherer Tiere im Rudel darstellt).

:.......und man muss nur die gewisse Ausstrahlung haben?

JEIN!
Es gibt Menschen, die haben eine Ausstrahlung, die ist so stark, dass es die ganzen Regeln gar nicht braucht, weil es klar ist, wer der Boss ist, wenn dies Person X,Y die Szene betritt! Interessanter Weise sind das Menschen, die es gar nicht nötig haben "autoritär" aufzutreten.

Es gibt Menschen, die vielleicht nicht von Haus aus diesen Bonus geniessen, die es aber durch "überlegtes" Verhalten und durch Selbstkontrolle LERNEN, Führungskompetenz zu zeigen.

Die meisten von uns pendeln wahrscheinlich dazwischen (so schätz ich mich persönlich ein). Die erstere Kategorie findet man eher selten in Reinkultur, also ist es zumindest hilfreich, "lernbereit" zu sein.

Anbei noch einige Zitate aus den interessanten Untersuchungen von D.Mech zur "Rangordnung" unter freilebenden Wölfen. Den ganzen Artikel findest du unter dem Link. Vielleicht animieren die Auszüge ja zum Weiterlesen.

---------------ZITATE-------------------
Das vorherrschende Bild von einem Wolfsrudel (Canis lupus) ist das von einer Gruppe von Individuen, die ständig um Dominanz konkurrieren aber dabei vom sog. "Alpha"-Paar, dem Alpha-Männchen und dem Alpha-Weibchen , unter Kontrolle gehalten werden. Die meisten Untersuchungen über das soziale Kräftespiel bei Wolfsrudeln wurden jedoch an unnatürlichen Zusammenstellungen gefangener Wölfe durchgeführt. In diesem Artikel beschreibe ich die soziale Ordnung eines Wolfsrudels, wie sie in der Natur vorkommt.................Ich komme zu dem Schluss, dass das typische Wolfsrudel eine Familie ist, in der die erwachsenen Elterntiere die Aktivitäten der Gruppe über ein System der Arbeitsteilung anführen...........Daher ist die Angewohnheit, einen Wolf als Alpha zu bezeichnen, in der Regel nicht angemessener als Menscheneltern oder Damhirsche Alphas zu nennen. Alle Eltern sind ihren Jungen gegenüber dominant, daher liefert "Alpha" keine zusätzliche Information......Die einzig logische Rangdemonstration bei freilebenden Rudeln sind die Gesten des Tieres während sozialer Interaktionen.....Das heißt, die hauptsächliche Auswirkung von sozialer Dominanz in der Praxis ist, dass das dominante Individuum die Wahl hat, wem es Futter zuteilt.......Sogar die vielgerühmte Wolfs-Dominanzhierarchie ist in erster Linie natürlicher Ausdruck von Alter, Geschlecht und reproduktiver Struktur der Gruppe,........Imponiergehabe ist außer bei Konkurrenz um Futter nicht üblich......."
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Ist jetzt lang geworden, aber das Thema könnte man noch ins uferlose diskutieren ;-)))

Liebe Grüsse

Alex & Aris