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wie Erziehen wenns ums Nicht-Jagen geht?

geschrieben von Sandra mit Sam(YCH) 
wie Erziehen wenns ums Nicht-Jagen geht?
31. Oktober 1999 12:53

hallo,
ich hoffe Ihr habt mir einige Tips oder Erklärungen. Mit meinem bald elf Monate alten Rüden ist bis anhin alles wunderbar gelaufen. Er ist mein erster Hund und deshalb ist jeder Entwicklungsabschnitt voller Überraschungen.
Er ist sehr gelehrig und folgsam, braucht dazu regelmässiges Ueben/Wiederholen, besonders in diesem Altersabschnitt, wie mir scheint. Wenn ich "nur" mit ihm spazieren gehe scheint ihm dies nicht zu reichen, denn dann jagt er
jeder davon rennenden Katze oder sonst was nach. Nun befürchte ich, dass dieses Nachjagen immer mehr zunimmt, denn es beschränkt sich nicht mehr nur auf Katzen. Letzhin ist er im Wasser Gänsen hinterher gejagt, welche er zum
Glück nicht erreicht hat. Dies ist mir sehr "eingefahren" (so viel Spass es ihm auch gemacht hat) und es verunsichert mich stark. Bedeutet dies nun, dass ich meinen Hund nicht unter Kontrolle habe, was in dem Moment ja wirklich
nicht der Fall war. Ich habe ihn darauf hin bestraft, aber wie soll man ihn in diesem Moment denn bestrafen? Damit er die Verbindung zum Ereignis herstellt? Wie vermittle ich ihm dass andere Tiere ein Tabu zum Jagen sind?
Ist dies einfach eine Phase, welche mit Unterordnungsübungen wie bei Fuss gehen, Platz bleib etc. besser vorbei geht, oder ist dies ein ausgeprägter Charakterzug meines Hundes?

Ich hoffe auf Eure Erfahrungen
liebe Grüsse die etwas ratlose Sandra mit Sam

31. Oktober 1999 15:17

hallo sandra,

erstmal die frage: hast du da etwa einen jagdhund an der leine? sei nicht irritiert, ich versuche zu erklären.
ich besitze eine golden retriever hündin, also einen jagdhund. ich bilde sie auch jagdlich aus. diese ausbildung erfordert sehr viel einsatz, arbeitsfreude und geduld auf beiden seiten.
was ich sagen will ist folgendes: man kann das unkontrollierte jagdverhalten leider nur mit mehr oder weniger radikalen und momentanen maßnahmen (bedingt) unter kontrolle bekommen. hinzu kommt, daß rüden zumeist dominanter als hündinnnen sind. sie testen die grenzen oft hartnäckiger aus. gib deinem hund den radius, in dem er sich von dir entfernen darf, vor. das schaffst u.a. mit kommandos wir warte, langsam oder was du willst.
der radius sollte auch deiner beweglichkeit und schnelligkeit entsprechen. warum erfährst du im folgenden.
beobachte deinen hund gut. du wirst lernen zu erkennen, wann er kurz davor steht, sich deiner kontrolle zu entziehenn. rufe ihn dann, in der art, mit der du am meisten erfolg hast.
(wichtigster tip für die welpen- und junghundeausbildung: du mußt das interessanteste auf der welt sein für deinen hund und wenn es mit dem leckerli in der hand ist. dann wird er immer zu dir kommen, wenn du es möchtest. mein ausbilder sagte immer: "wenn die leute über dich lachen, dann ist es richtig." es funktioniert, die erfahrung hab nicht nur ich gemacht).
sollte er trotzdem ausbrechen, brülle ihm nicht nach, wenn du dir nicht 100% sicher bist, daß du ihn stoppen kannst, nimm lieber deine beine in die hand und verfolge ihn. bestrafen kannst du ihn nur, wenn du ihn direkt erwischst, laß es aber, wenn er von seinem trip nach hause kommt. dann nimm ihn lieber an die leine und ärgere dich über dich selbst.
das maß der bestrafung ist immer schwer zu bestimmen. ich habe meine hündin drei mal zusammengefaltet, sie hat gehörig was an die ohren bekommen und danach für eine weile nicht mehr meine aufmerksamkeit. sie hat sich sehr erschrocken, weil sie mich so noch nicht kannte und auch nicht mit meinem hinterherkommen gerechnet hat. seit dem letzten mal ist sie jederzeit abrufbar, auch auf große entfernung.
ich halte nichts von ständiger leinenführung, das ist permanente tierquälerei, dann lieber wenige male drastisch einwirken und dem hund seine freiheit lassen.
sollten genanntes nicht funktionieren, würde ich einen profi-trainer aufsuchen. ich kenne einige hunde, die mit einem gezielten tele-tak-training kontrollierbar geworden sind und zwar ohne schädigungen. das ist aber sache eines vertrauenswürdigen ausbilders.
doch ich denke eigentlich nicht, daß solch drastische maßnahmen notwendig sind. der hund ist ja noch jung und sicherlich schon mit weniger zu beeindrucken.
eine andere empfehlenswerte hilfe ist, die jagdleidenschaft zu kanalisieren. trainiere deinen hund. zeige ihm, daß das jagen nur mit dir zu erfolg führt. fördere die fähigkeiten deines hundes, gib ihm etwas zu tun. das wird eure beziehung noch enger werden lassen.

wenn ich mit meiner kleinen zum training oder zur prüfung fahren will, dann ist sie schneller im auto als gewöhnlich.
wenn ich sie dann aus dem auto hole und mit ihr zur aufgabe gehe, dann läuft sie wie ein paradepferd neben mir und sieht mich an, als wenn sie sagen wollte: "ich tu alles, alles, sag nur wann und wie" und dann tut sie es auch.
wenn ich dann abends von einer prüfung nach hause komme und totmüde aber zufrieden ins bett falle, dann liegt sie davor und himmelt mich an, bis ihre augen vor müdigkeit einfach zufallen.


ich hoffe, dir in welcher richtung auch immer (anname oder ablehnung), ein paar anregungen gegeben zu haben.

dich grüßt elli


31. Oktober 1999 14:32

Hallo Sandra!

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Deinem Hund klarzumachen, daß er nicht jagen darf.
Meinen Settern habe ich es so beigebracht:
Ich lasse sie frei laufen, passe höllisch auf und halte sie in Wurfnähe. Wenn ich dann Wild bemerke (möglischt VOR meinem Hund), beobachte ich meinen Hund sehr genau. Er stutzt meist, dann will er losstürmen In diesem Augenblick brülle ich "NEIN!" und werfe irgendwas in seine Richtung, Leine, Dreckklumpen,usw. Nach einer Weile brauche ich nur noch laut "NEIN!" zu sagen, mein Hund weiß, daß er das 1. nicht darf und 2. Frauchen mächtig sauer wird, wenn er es trotzdem tun würde.
Bei meinen beiden klappt das gut, meinen Rüden (6Jahre) kann ich ohne weiteres zuverlässig auch dicht hinter einem Hasen oder Reh abrufen, meine Hündin (gerade 1 Jahr)geht in dieselbe Richtung, ist aber noch nicht so zuverlässig (logisch, sie ist eben noch klein).
Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Dein Hund auf den geworfenen Dreckklumpen/Leine reagiert, dann lasse ihn an einer langen Leine (mind.6Meter) laufen, die er frei hinter sich herzieht. Im Notfall springst Du vor und schnappst Dir die Leine. Immer dfas Kommando dazu rufen (bei mir ist es "NEIN!"winking smiley.

Es ist ganz wichtig, daß Du das Hetzen unterbindest, und zwar von Anfang an, denn - abgesehen vom gehetzten Wild - kann Dein Hund dabei auf eine Straße laufen oder sonstwas passieren.

Und mach Dich nicht verrückt, wenn es nicht sofort klappt, eine gute Hundeerziehung ist immer mit sehr viel Geduld und Ruhe verbunden, schließlich programmierst Du keinen Computer sondern erziehst ein lebendiges Wesen (zudem noch ein pubertierendes! ...;o))

Du schaffst das schon!

Liebe Grüße
Daniela


31. Oktober 1999 14:36

Noch was: Du mußt Deinen Hund nicht mit dem geworfenen Gegenstand treffen, Sinn der Sache ist, daß er seine Aufmerksamkeit von dem begehrten Wild löst. Das geht bei manchen Hunden auch mit Leckerchen oder einer scheppernden Rassel (nur nicht so einfach, dieses Ding den Rest des Spaziergangs über ruhig zu halten, außerdem: wer hat schon immer eine Rassel dabei?).
Wenn Du neben ihn die Leine pfefferst, wird er neben Deinem lauten Ruf in strengem Ton die fliegende Leine bemerken, sozusagen als Verstärkung zum Kommando.


31. Oktober 1999 17:03

Hallo Sandra,

ich habe meine Erfahrungen mit dem Erlernen eines Abbruchkommandos mal am 06.04.99 in einer Antwort an Petra Führmann beschrieben und kann dem auch heute nicht mehr hinzufügen.
Von der langen Leine halte ich persönlich nicht so viel, die Hunde merken ganz schnell, wenn sie an der Leine sind und verhalten sich dann anders. Ich konnte meine Hündin bis heute jedesmal abrufen,wenn sie losgerannt ist hat sie nach einigen Sekunden gestoppt und kam -sofern ich sie zurückrief- zu mir zurück.
Das ganze ging sehr sanft und ohne Gewalt oder Hilfsmittel ab, kannst ja meinen Bericht mal nachlesen.

Viele Grüsse,

andreas

P.S. Habe einen Rhodesian Ridgeback, der anfangs allem was sich bewegt hinterhergerannt ist.

31. Oktober 1999 18:04

hallo Daniela,
danke für Deine ausführlichen Tips. Das mit dem irgendwas nachwerfen hab ich auch schon erfahrungen gemacht und es hat zu Anfang auch gut geklappt. Ich werde es bestimmt wieder vermehrt verwenden und mich darauf besinnen. Ich werde versuchen mich in Geduld zu üben, denn ich weiss dass Sam noch sehr jung ist und Zeit braucht. Aber eben, manchmal ist es eben schon nicht ganz einfach, aber das solls wohl auch nicht sein.
Liebe Grüsse Sandra mit Sam