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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Sozialverhalten
11. November 2002 06:30

Hi Inge!

Wie sieht denn "Mobben" bei Hunden so aus? Kannst du mir das vielleicht mal erklären?
Vielen Dank,
Nina

11. November 2002 10:43

Hallo Inge,

grundsätzlich stimme ich dir zu, möchte aber noch was ergänzen:

*3.) vermittelt man, wenn man das Mobbing zuläßt, dem angreifenden Hund *das Gefühl von Stärke, was aus ihm im ungünstigen Fall einen Raufer *werden läßt. Mobbing ist daher unbedingt zu unterbinden! Aber *unnatürlich und ein Zeichen mangelnder Sozialisation ist es nicht!!!


Meine Erfahrung ist, dass selbstbewußte Hunde es eben nicht nötig haben ihr eigenes Ego an anderen zu stärken und das deswegen auch nicht so oft mobben. Aber Hunde mit Mobbingerfahrung, also unsichere die mal gelernt haben den Spieß umzudrehen, werden diese neu gewonnene Erfahrung gerne wiederholen...

Hast du da andere Erfahrung gemacht?

Ich habe selbst so ein Beispiel. Skipper ist super oft gemobbt worden.
Nun hat er entdeckt, dass er bei Junghunden den Spieß umdrehen kann, und fängt teilweise an recht ruppig mit ihnen zu spielen und hat Spaß dabei, wenn er sie einschüchtern kann (keine Frage, dass ich es unterbinde wenn der andere Hund dem nicht gewachsen ist, ich kenn ja die Situation und deren Folgen aus beiden Seiten).

Viele Grüße Kerstin & Skipper

11. November 2002 12:50


: Mich nervt es echt,dass die Hunde, (die aus menschlicher Sicht von Leuten die keine Ahnung haben ) dann als bissig ,agressiv oder gleich als nicht normal abgestempelt werden.Dabei sind sie oft normaler als die anderen.
:
: Gruß Andrea

Hallo Andrea

Ich finde es schade das Du viele Ersthundebesitzer anscheinend in den gleichen Topf wirfst. Ich bin sicher dass alle die sich hier Rat holen es ernst meinen und ihren Hund so besser kennenlernen möchten. Es können auch nicht alle von Anfang an Vollprofis sein. Irgendwann hat jeder mal angefangen. Ich finde daher weder die Fragen die hier gestellt werden dumm noch die Antworten. Zu Hunde-mobbing allgemein: Ich finde es nicht normaler/abnormaler als bei Menschen. Mobbing dulde ich bei meinem Hund nicht und auch nicht dass sie gemobbt wird.
Ich hoffe Du nimmst meinen Kommentar nicht persönlich und sende viele Grüsse,

Sally

11. November 2002 18:28

: Meine Erfahrung ist, dass selbstbewußte Hunde es eben nicht nötig haben ihr eigenes Ego an anderen zu stärken und das deswegen auch nicht so oft mobben.


Hi Kerstin,

stimmt 100%-ig!!! Ein souveräner Hund mobbt nicht, er unterliegt da auch keinem "Gruppenzwang" (Hunde mobben ja vor allem, wenn sie zu mehreren sind und ein fremder, unsicherer Hund dazu kommt.) Es sind also niemals WIRKLICH dominante Hunde, die sich einen Spass daraus machen, sich auf andere Hunde zu stürzen, was ja häufig als dominantes Verhalten mißverstanden wird. Genau das Gegenteil ist der Fall - solche Hunde handeln eher nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung", das hat ein dominanter Hund gar nicht nötig. Und Selbstsicherheit - NICHT Selbstüberschätzung! - ist unabdingbare Voraussetzung für Dominanz.

Aber genauso, wie es nur wenige Menschen gibt, die über ein wirklich "gesundes" Selbstwertgefühl verfügen - also weder unsicher noch überheblich sind - genauso gibt es relativ wenig wirklich sichere Hunde. Die meisten Menschen/Hunde liegen irgendwo dazwischen - und das ist nur zum Teil Folge von Umwelterfahrung, sondern hauptsächlich eine Frage des angewölften Wesens. Richtig ist aber, dass das angeborene Wesen durch schlechte oder mangelnde Erfahrung während der Präge- und Sozialisierungsphase negativ beeinflusst werden kann.

Deine Erfahrung mit Skipper entspricht somit genau dem, was für die allermeisten Hunde gilt.

LG
Inge + BC

11. November 2002 19:02

: Wie sieht denn "Mobben" bei Hunden so aus? Kannst du mir das vielleicht mal erklären?


Hallo Nina,

das Mobben äußert sich im Wesentlichen in zwei verschiedenen Situationen. Am häufigsten ist folgendes: mehrere einander bekannte Hunden befinden sich gemeinsam an einem Ort (z.B. Hundewiese...). Es kommt ein neuer, fremder Hund hinzu. Ohne jede "Vorwarnung" stürzt sich die gesamte Meute auf den Neuen, meist mit viel Lärm verbunden startet sie einen Scheinangriff. Wie es jetzt weitergeht, hängt sehr davon ab, wie sich der gemobbte Hund verhält. Reagiert er panisch und rennt weg, beginnt eine Hetzjagd übelster Sorte, die allerdings selten mit einer Beißerei endet sondern vor allem deshalb unangenehm ist, weil sie über große Strecken erfolgen und damit z.B. zu Verkehrsgefährdung führen kann. Zeigt er sich dagegen zwar ängstlich, aber sendet gleichzeitig eindeutige Beschwichtigungssignale, wenden sich die "Angreifer" nach kurzer "Schnüffelkontrolle" wieder ab und i.d.R. wird der Neue dann entweder ignoriert oder er kann beginnen, sich seinen Platz in der Meute zu suchen und darf mitspielen. Ist der Neue ein selbstbewußter, vielleicht gar dominanter Hund, wird er den Angriff mit stoischer Ruhe erwarten und deutlich signalisieren, dass er sich nicht einschüchtern läßt. Dann ziehen die "Angreifer" schnell wieder ab bzw. stoppen und zeigen ihrerseits Beschwichtigungssignale und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen *gg*. Ist der Neue ein selbstbewußter Rüde, wird er mit Sicherheit sehr betont markieren um seine Stellung deutlich zu machen. Auch hierbei geht dann alles wieder friedlich ab.

Die unangenehmste Mobbing-Situation ist, wenn der Neue mit Angst reagiert, aber ihm entweder die Fluchtmöglichkeit genommen ist (weil z.B. angeleint) oder er keine Beschwichtigungssignale aussendet (weil z.B. nicht korrekt sozialisiert). Letzteres ist auch oft der Fall, wenn ein Kleinhund oder Welpe in solch einer Situation auf den Arm genommen wird. Hoch über den anderen fühlt er sich "stark" und beginnt zu stänkern, statt zu beschwichtigen. Dann kann es tatsächlich zu einer Beißerei kommen, die vor allem deshalb problematisch ist, weil sie in eine regelrechte Massenkeilerei ausartet, bei sich mehrere Hunde auf den Neuen stürzen. Das kann schon mal unangenehm ausgehen...

Obwohl Hunde vor allem in der Gruppe zum Mobben neigen (da fühlen sie sich stark, denn mobben tun grundsätzlich nur Hunde, die NICHT dominant, also selbstbewußt sind - man kennt das ja auch von einer gewissen Sorte Menschen...), kann Mobbing auch bei der Begegnung von nur zwei Hunden stattfinden. Nach dem Motto: "Angriff ist die beste Verteidigung" startet der Hund einen Scheinangriff auf den anderen. Auch hier hängt der weitere Verlauf vom Verhalten des gemobbten Hundes ab, ist jedoch i.d.R. weniger dramatisch und vor allem von den Besitzern besser unter Kontrolle zu bringen.

Mobbing in "Reinkultur" kann man übrigens sehr häufig bei Welpenspielstunden beobachten: der Neuling, gerade mal 8 Wochen alt, vor wenigen Tagen von Mutter und Geschwistern getrennt und noch unsicher in seinem neuen Umfeld, betritt den ihm völlig fremden Hundeplatz - und wird sofort von den älteren Junghunden, die den Platz und sich untereinander schon gut kennen, sofort überfallen. Wenn dies auf dem Hundeplatz mit schöner Regelmäßigkeit bei jedem neuen Welpen so abläuft und die Ausbilder dazu dann das berühmte "Da muss er durch" von sich geben, dann gibt es nur eines: seinen Hund packen und die Hundeschule wechseln!!! So mancher Hund, der im Bemühen auf gute Sozialisierung zur Welpenstunde gebracht wurde, ist durch die Mobbingerfahrung in selbiger erst zum unverträglichen Angstbeißer geworden!!! Mobben muss vom ersten Tag an unterbunden werden - wo Ausbilder darauf nicht achten, haben sie ihren Job verfehlt! Ich rate jedem Welpenbesitzer, in solchen Situationen dem Halter des mobbenden Hundes zu sagen, dass sein Welpe nicht der Punchingball des Angreifers ist!

Trotz aller Bemühungen wird es immer wieder mal vorkommen, dass der eigene Hund entweder zur mobbenden Sorte gehört oder zur gemobbten. Man sollte dann nicht überreagieren und zum Anlass für Streit unter Hundehaltern nehmen. Ruhe bewahren, bei Begegnungen mit fremden Hunden erst mal gegenseitig abchecken, ob Kontakt erwünscht ist und auf welche Art, dann hat man meistens schon gewonnen. Wenn Hundehalter in Mobbing-Situationen hektisch herumbrüllen, verschlimmern sie alles nur. Aber nur desinteressiert daneben stehen ist auch nicht gerade der höfliche Weg. So verhalten sich vor allem diejenigen, deren Hund aufgrund von Größe eh nicht gefährdet ist. Für den Halter eines mobbenden 50 kg Rottweilers sagt es sich leicht, dass der gemobbte 8 kg Yorkie da gefälligst "durch muss"...

Wie gesagt: Mobben ist - leider - eine normale Verhaltensform bei Hunden. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir sie dulden dürfen!

Tschüss
Inge (deren Althündin Bonnie auch mal ganz gerne mobbt, wenn Frauchen es doch nur zulassen würde...)