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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Dominanz und Aggression
14. November 2002 16:59

Servus Martin,

: Aggression ist ein Instrument. Und es kann durch "instrumentelles lernen" (andere bezeichnung für operantes lernen) bis zur virtuosität vervollkommnet werden.

Ja genau! Ich beobachte das sehr oft bei "quasi" dominanten, bzw. angeblich "aggressiven" Hunden. Unser Ronni ist auch so ein Beispiel. Eigentlich ein freundlicher Bursche, bzw. sogar sehr sensibel und höchst empfindlich, trotz allem "Schneid" den er oft an den Tag legt.

Allerdings hat er in manchen Situationen wohl gelernt, dass Angriff im Zweifelsfall die beste Verteidigung ist und geht nach vorne, wenn im eine Situation bedrohlich erscheint.

Fatal ist dabei, dass er mehrmals erlebte, dass ein deutlich größerer (Nachbars-) Hund seine Unterwerfung in einer Auseinandersetzung nicht akzeptierte und ihn weiter durchlöcherte. Bei Hunden die in dieses Schema fallen (groß und schwarz) läßt er es jetzt eben gar nicht mehr drauf ankommen und will es gleich wissen.

Diese Mischung aus "schlechter Erfahrung" mit eigentlich artgerechtem Verhalten (CS bis zur Unterwerfung), dass Misserfolge zeitigte, und Scheinangriffen, die erfolgreicher waren, können so einen echten Raufbold erzeugen.

Die dabei zu Tage tretende "Aggression" ist natürlich erlernt.

Viele Grüsse

Alex & Aris

PS.: Aris hingegen, der soooo sanft und schlafmützig scheint, hat in der Regel keinerlei Probleme bei Hundebegegnungen jeglicher Art. Eine sichtbare "Unterordnung" habe ich bei ihm allerdings ganz selten dabei erlebt. Wer von den beiden wird wohl von den meisten "Hundekennern" als "dominant" bezeichnet???




14. November 2002 17:13

Hallo Kerstin,

in dem Artikel stand:

"Um dominant auftreten zu können, ist immer ein Gegenpart notwendig, der sich dieses dominierende Verhalten gefallen läßt. Deshalb kann man nicht pauschal sagen: "Dieser Hund ist dominant".

Du meinst dazu:

: Die Formulierung finde ich ein wenig merkwürdig. Meiner Erfahrung nach ist es genau umgekehrt. Wenn ein dominanter Hund auf einen unterwürfigen Hund trifft, braucht es gar keine großen Dominanzgesten. Sprich der Hund ist total unauffällig. Er braucht sich nicht zu beweisen.
Schwieriger wird es, wenn beide Hunde versuchen dem andere zu beweisen wer hier der Boss ist. Da werden die Gesten in gesteigert Form auftreten, wenn keiner nachgibt, kracht es! Wenn Hunde nur dominieren würden, wenn das Gegenüber sich dominieren läßt, gäbe es viel weniger Prügeleien.
------------SNIP-----------------

Ich sehe darin keinen Widerspruch! Fakt ist doch, dass die Eigenschaft "Dominanz" nur in der jeweiligen Situation zwischen zwei kommuniziernden Individuen beurteilt, bzw. überhaupt festgestellt werden kann.

Außerdem denke ich, dass es insgesamt "wenige" Prügeleien gibt. Wozu hätten Hund sonst ein so umfangreiches Repertoire an Deeskalationsstrategien entwickelt?

Die meisten sogenannten "Dominanzprobleme" sind meiner Meinung nach eben keine solchen, sondern entstehen durch "ungünstige Lernverknüpfungen" (siehe mein posting an Martin am Beispiel Ronni)

Viele Grüsse

Alex & Aris







14. November 2002 17:25

Hi Jana!

Durchaus lesenswert, ja. Und Hundezeitung ist ja nu nich gleich Hundezeitung. Manchmal stehen auch in "Der Hund" Sachen drin, die die sich schenken könnten ;-), aber im Großen und Ganzen bin ich doch zufrieden. Andere kauf ich nach Bedarf, wenn was drin steht, was mich wirklich interessiert.

Gruß,
Yna



14. November 2002 17:40

Hi Alex!

: Fatal ist dabei, dass er mehrmals erlebte, dass ein deutlich größerer (Nachbars-) Hund seine Unterwerfung in einer Auseinandersetzung nicht akzeptierte und ihn weiter durchlöcherte. Bei Hunden die in dieses Schema fallen (groß und schwarz) läßt er es jetzt eben gar nicht mehr drauf ankommen und will es gleich wissen.

Und vor den Erfahrungen mit dem Nachbarshund war Ronni problemlos und selbstbewusst?
Ich glaube, dass ein Hund auch begreift was seine Kommunikation ausmacht. Ich meine ein Hund, der sich im Regelfall gut zu verständigen weiß, der weiß das auch nach einer Attacke noch (hattenw ir ja neulich schon eine Diskussion hier). Es gibt mit Sicherheit sensible Phasen, aber ein Hund sollte sich nicht so leicht ins Boxhorn jagen lassen.
Mir geht es mit meinen Hunden nicht anders als euch mit Ronni, aber ich sehe zum Beispiel bei meiner Hündin kein korrektes Unterwerfen. Sie liegt zwar auf dem Rücken und es könnte so aussehen, aber sie kreischt dabei und zappelt wie verrückt. Manche Hunde lassen nicht ab von ihr, weil sie sich was anderes vorstellen unter "du bist unten".
Tio ist auch ein "Rüpel" mit dem gleichen Motto wie Ronni. Es ist viel besser geworden, ich glaube nicht, dass er sich unbedingt immer viel behaglicher fühlt seitdem, aber er hat seine anderen Wege hündisch zu sprechen halbwegs wiedergefunden. Und zweifelsohne ist diese Art der Aggression erlernt.
Und die Beobachtungen des hundlichen Phlegmas wie bei Aris (schuldigung wenn ich das mal so nenne :-D), die ist sehr interessant. Diese Ruhe ist ansteckend und der Weg sollte sein genau diese Ruhe vermitteln zu können. Dem Hund ein paar Nerven mehr mit auf den Weg geben können. Ich sag dir dann mal ob das irgendwann klappt bei uns. :-)))


Gruß,
Yna

14. November 2002 18:04

Servus Ina,

: Und vor den Erfahrungen mit dem Nachbarshund war Ronni problemlos und selbstbewusst?

*hmmm*
Ich kannte ihn ja noch nicht und die Stories nur aus Susi´s Erzählungen. Er war im Umgang mit anderen Hunden erstaunlich problemlos, wenn man bedenkt, dass er die ersten 1,5 Jahre seines Lebens an einer Kette hang und keierlei Sozialkontakte haben konnte. Die Prägungsphase war aber offensichlich ok (Reitstall, Geschwister, viele Kinder bei den Welpen).

: Ich meine ein Hund, der sich im Regelfall gut zu verständigen weiß, der weiß das auch nach einer Attacke noch.

Da kommt vielleicht doch seine Vergangenheit dazu. Ein Hund, der bei der Erkundung der Freiheit erstmal Neutral auf Dinge zu geht, eventuell nur die Erfahrungen seiner Welpenzeit mit sich bringt und dann eine Attacke erlebt muss etwas an seinem Verhalten ändern. Jetzt kann es sein, das er zufällig ausprobiert zu "rabatzen" und siehe da, der vermeintliche Widersacher weicht von dannen. Tja und schon sitzt der Lernerfolg. "DRUFF" und die Probleme lösen sich (oder auch nicht *schwachgrins*)

: Und die Beobachtungen des hundlichen Phlegmas wie bei Aris (schuldigung wenn ich das mal so nenne :-D), die ist sehr interessant. Diese Ruhe ist ansteckend und der Weg sollte sein genau diese Ruhe vermitteln zu können.

Tja. Aris hat die Ruhe halt von mir abgekuckt *ggg*.

Im Ernst, zum "ruhig sein" gehört auch ein Vertrauen in die Umwelt. Diese wird von einem Hund mit Ronnis Vergangenheit immer potentiell gefährlicher betrachtet werden, als von einer Schnullernase wie Aris.

Womit wir beim Ausgangsthema sind!

"Gene, oder Umwelt"???

Was beeinflußt "aggressives Verhalten" mehr, bzw. inwieweit kann "Dominanz" nicht auch eine Erfolgstrategie sein???

Find ich interessant

Liebe Grüsse

Alex & Aris (........als mich einmal jemand fragte, "was is denn das für einer?" hab ich geantwortet: "ein Mischling zwischen einem Golden Retriever und einem Sofa!" *ggg* - vielleicht war´s ja auch ein dominantes Sofa)


15. November 2002 08:03

Hallo Martin, hallo Alex,

zu Euren Ausführungen zur Aggression:

:dass es sich dabei NICHT um einen Trieb handelt, sondern um ein instrumentelles Verhalten, mit dem die Umwelt verändert werden soll. Es ist stets zielgerichtet...
:
: In dem zusammenhang sollte man vielleicht noch auf die ausgezeichneten ausführungen von Thomas Baumann in der zeitschrift DER HUND hinweisen.
: Aggression ist ein Instrument. Und es kann durch "instrumentelles lernen" (andere bezeichnung für operantes lernen) bis zur virtuosität vervollkommnet werden.
:
Es entsteht der Eindruck, dass aggressives Verhalten stets erfolgt, um eine umweltänderung herbeizuführen. Ähnlich sieht man -meines Erachtens leider- auch das scheinbare Gegenstück, die Beschwichtigungssignale an. Ich kann dem nicht völlig zustimmen. Man sollte hierbei bedenken, dass bzw. ob nicht beide Verhaltensweisen in gleichem Maße dazu dienen, dass der Hund mit einem inneren Zustand umzugehen versucht. Dieser innere Zustand ist meist Unsicherheit/Angst/Panikstimmung. Hund versucht, sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden und mit seinen inneren Anspannungen sowie den damit eingehergehenden physiologischen Veränderungen (Zunahme der Herzrate, Gefäßveränderungen, Zittern und und und) umzugehen.

All dies ist nicht einzig unter dem Gesichtspunkt "Veränderung der Umwelt" zu sehen, sondern betrifft in erheblichem Maße das innere Befinden des Hundes, das durch bestimmte Auslösereize herbeigeführt wird.

Gar so zielgerichtet udn erfahrungsorientiert ist das nämlich nicht stets, was Hund bei aggressivem Verhalten zeigt. Ansonsten würde Aggression dort nicht mehr auftreten, wo sie in der Vergangenheit zu keinerlei Veränderung der Umweltsituation geführt hat. Gerade das ist aber eben nicht stets der Fall.

Viele Grüsse,

andreas