Hallo!
Ich habe einen Rüden, der mit allen Welpen, Hündinnen und unkastrierten Rüden gut auskommt. Er würde nie auf die Idee kommen, diese auch nur anzuknurren. Freude, wedel-wedel, im Bezug auf solche Hunde ist er ein Sonnenschein. Auch mit einigen unkastrierten Rüden klappt es. Aber nicht mit allen.
Wenn ich mit ihm im unangeleinten Zustand einem fremden Hund begegne, komme ich mir vor wie beim russischen Roulett. Mit den meisten Hunden geht es gut, aber so etwa jeder fünfte, sechste Hund ist ein intakter Rüde, der meinem nicht unter die Nase passt. Man sagt immer, durch die Leine fühle sich ein Hund sicherer und im unangeleinten Zustand würde er nicht rumpöbeln. Aber weit gefehlt. In solchen Situationen vergisst mein Hund mich vollends. Egal, was ich mache, es dringt nicht zu ihm durch. Er geht aufgrund dieses Problems meistens an der Flexi. Er hängt dann voll auf den Hinterbeinen stehend in der Leine, bellt und brüllt und bellt, seine Stimme überschlägt sich und er hat im übertragenen Sinne nur noch das Weiß in den Augen.
Ich war mit ihn in drei verschiedenen Hundeschulen deswegen. Aus zweien hat man mich rausgeschmissen, weil mein Hund regelmäßig die anderen Hunde vermöbeln wollte und ich mich trotzdem geweigert hatte, ihm einen Stachel umzulegen. In der dritten hat man dann wirklich versucht, uns zu helfen. Ein Jahr lang zwei mal die Woche Training auf dem Platz und außerhalb. Aber genützt hat es trotz größter Anstrengung meinerseits überhaupt nichts, nicht mal direkt auf dem Hundeplatz.
Dann hatte ich einen Hundetrainer engagiert, der Einzelunterricht außerhalb gibt. Er hat meinen Hund nach zwei Trainingseinheiten aufgegeben und gesagt, ich solle es so akzeptieren, er sei ja nicht bei jedem Hund so.
Nebenbei 30, 40 Bücher über Hundeverhalten und -erziehung gewälzt (hatte ich nat. auch vorher schon, aber nicht speziell zu dem Thema). Einen wirklich guten Tipp außer "Geduld und Spucke" habe ich nicht bekommen.
Nun ja, seit jetzt drei Jahren handhabe ich es so, dass ich sein Verhalten einfach ignoriere und ihn dafür jedesmal begeistert lobe und mit Leckerchen zustopfe, wenn wir an anderen Hunden vorbeigehen, ohne dass er stänkert. Bringt aber gar nichts, da das dann Hunde von dem Kaliber sind, die er sowieso leiden kann. Bei allen anderen wird halt weitergestänkert. Sein Verhalten hat sich kein bisschen geändert.
Leckerchen, Spielzeug (das mag er sowieso nicht) und alle anderen Ablenkungsmöglichkeiten kann ich in dem Moment vergessen, in dem er einen intakten Rüden wittert. Er tickt regelrecht aus!
Seit etwa einer Woche ist mein Geduldsfaden jetzt durch und ich hab ihn bei jeder Stänkerei einfach gepackt, ihn selbst angemotzt, seinen Blickkontakt zu dem anderen unterbrochen und ihm dabei die Schnauze zugehalten (die einzige Möglichkeit, sein Bellen in der Situation zu stoppen). Dass das dabei noch dem Schnauzengriff ähnelt, ist eigentlich pure Ironie, aber auch gut. Na ja, gewirkt hat es bis jetzt kein Stück. Ich bin mir auch darüber bewusst, dass er mein Verhalten auch als unterstützend interpretieren könnte oder lernt, dass andere Rüden ein Vorbote von Frauchen-Motze sind, aber ich bin einfach nur verzweifelt. Warum scheint die Welt voller Hundeexperten mit super sozialisierten und erzogenen Hunden zu sein, die sich jederzeit abrufen lassen und niemals anderen Hunden etwas tun würden, während ich seit Jahren ein Problem habe mit dem uns keiner helfen kann?
Hat jemand von euch vielleicht eine Idee?
Schon mal danke
Katrin
PS: Auf so etwas wie Discs, Bomper oder Rappeldose reagiert er selbst in anderen nicht. Juckt ihn nicht, beim Anblick eines anderen Hundes erst recht nicht.