Hallo Laura,
: Denkt ihr mir macht es spaß meinen Hund am Genick zu Packen .
Ganz ernst jetzt. Ernsthaft, also nicht im Spiel, im Genick packen ist für den Hund durchaus bereits eine Todesdrohung. Findest Du es gerechtfertigt, dass Dir jemand eine Pistole an die Schläfe hält, nur weil Du dein Essen verteidigst?
Du hast hier einiges an guten Tips bekommen, und die meisten der Leute blieben sachlich. Aber irgendwie scheinst Du einfach nicht begreifen zu wollen, dass der Fehler bei Dir liegt, und nicht bei deinem Hund.
Du fragst, was wir machen, wenn unsere Hunde uns anknurren. Nun, meine knurren mich idR nicht an.
Ich kann Dir aber mal ein Beispiel nennen, wo mich mal ein Hund angeknurrt hat. 4jährige Berner Sennenhündin, mit das dominanteste an Hund, was ich je erlebt habe (übrigens, das was Du von deinem Hund erzählst hat mit Dominanz nicht viel zu tun, sondern mit Unsicherheit), 45 kg schwer. Zum Vergleich, ich wog damals um die 57/58 kg.
Ich war damals auch noch auf dem "und bist du nicht willig so brauch ich Gewalt"-Trip. Wir wollten Platz üben. Tja, ging nicht. Hundi wollte sich nicht hinlegen. Mit Leckerlie runterlocken funktionierte nicht gleich, also nächster Versuch, man drücke Hund leicht auf den Rücken im Schulterbereich - heute weiss ich, dass man das "negative Verstärkung" nennt. Kannst Du dir vorstellen, wie effektiv es ist, wenn sich knapp 60 kg Mensch auf 45 kg Hund aufstützen, um Hund in Platzposition zu drücken?
Genau.
Also nächster Versuch, wie ich es immer gelernt/gehört habe, dass man machen soll. Man ziehe die Beine weg. So, ich auf mit meinem Kopf auf Kopfhöhe des Hundes, versuche Hund die Vorderbeine wegzuziehen. Tja und da knurrte sie. Ganz deutlich. Ganz klar. Und zwar nicht aus Angst oder Unsicherheit.
Was glaubst Du, was passiert wäre, wenn ich ihr jetzt eine gehauen hätte?
Meine Reaktion war NICHTS. Ich bin ganz einfach ruhig so geblieben, die Hände an den Vorderbeinen. Bis sie aufhörte zu knurren. Dann Hände weg, aufgestanden und gut. Vorfall ignoriert. Nochmal mit Leckerlies angefangen. Und tatsächlich, hat zwar etwas gedauert, aber dann hatte sie kapiert was ich von ihr will.
: Mein Hund kann in ruhe fressen , doch ich denke das es nicht zuviel verlangt ist das ich als Herrchen den Knochen wieder bekomme .
Nö, aber das musst Du üben!!!!
Und nicht gleich erwarten, dass Hund das sofort freudig macht. Das "Geheimnis" ist nämlich, dass Hund freudig ausgibt, weil er weiss, dass das Ausgeben sich idR lohnt. Also dass danach was Besseres kommt.
Wenn Hund mal begriffen hat, was "Aus" bedeutet, kann man auf variable Bestärkung übergehen. Also Hund bekommt nicht immer etwas zur Belohnung.
Sondern nur noch zwischendurch, überraschend. Hat die Wirkung, dass Hund in Erwartung einer Belohnung noch sicherer ausgibt. Ist Dir das jetzt unlogisch? Wenn ja, beantworte mal für dich eine Frage: worüber freustDu dich mehr, darüber, dass Du jeden Freitag nachmittag 2 Stunden früher heimgehen kannst, oder darüber, dass Chef überraschend reinkommt und sagt "hey Laura, die Arbeit hast Du gut gemacht, dafür bekommst Du heute nachmittag frei"? Ersteres ist Gewohnheit, das gibt's immer, aber das zweite, da lohnt es sich doch glatt, sich noch mehr anzustrengen, wenn man weiss, es könnte ja vielleicht....,
: Ich bestrafe meinen kleinen nicht gerne , doch ich lasse mich einfach nicht beißen .
Dann bring ihn nicht in widersprüchliche Situationen, die ihn regelrecht zwingen, sich zu wehren.
: Ich möchte in jeder Situation sicher sein das ich ihm was Abnehmen kann .
: Wieso ???
: Weil ihm schon mal ein Knochen am Zahn stecken geblieben ist und ich ihn auch weg machen musste .
Na und, das ist auch Übungssache. Man sollte sowieso von Welpe ab üben, Ohren und Maulhöhle kontrollieren zu können. Den gesamten Körper abtasten zu können, usw. Auch das kann man einem Hund freudig vermitteln.
: Mein Hund weiss das er keine Angst haben brauch um sein Futter .
: Das weiss er.
Weiss dein Hund das? Oder denkst Du nur, er weiss es?
Ganz ehrlich, deinem von Dir beschriebenen Verhalten nach weiss er es nicht.
Ich möchte mal noch ganz kurz was zu dem Punkt "negative Verstärkung" erwähnen.
Viele Leute denken, dass Hund auch ohne Belohnung hören muss. Gegenfrage: Arbeiten diese Leute für ihren Chef ohne Bezahlung?
Was das "hören, weil ich Chef bin" anbelangt, und das klingt auch etwas bei Dir durch. Nicht so direkt, aber doch so ein Hauch "er muss es tun, weil ich es will".
Hunde "hören" nur, weil es sich für sie in irgendeiner Form lohnt. Entweder wegen Belohnung oder wegen Schadensbegrenzung, also Strafvermeidung. Aber niemals nur einfach, weil irgendjemand anders "Chef" ist. Also, überleg Dir, aus welchem Grund Du lieber "hören"=arbeiten würdest. Und dann überleg Dir, wie es deinem Hund denn so gehen würde.
Und wie schon geschrieben. Die Bücher von Sabine Winkler und Barbara Schöning würde ich an deiner Stelle wirklich mal lesen.
Gruss Cindy