Hallo
: Unser 3-jähriger Münsterländer- Collie- Mix Otto ist ein Hund
: "mit zwei Gesichtern".
Ich denke nicht, daß Dein Hund ein Verhaltensproblem hat. Ich glaube,
es sind neben den Erziehungsproblemen viel wahrscheinlicher auch
Bindungsprobleme im Hinblick auf das hundliche Verständnis der sozialen
Zusammengehörigkeit.
BTW: Das ist häufig bei Hunden, die den ganzen Tag im Zwinger verbringen
oder auch ständig alleine im Garten verweilen. Der Glaube, daß man einem
Hund einen Gefallen damit tut, wenn er tagsüber im Garten ist, ist ein
beliebter Irrtum.
: Ich denke auch über eine Kastration nach, dann würde sich doch
: sicher wenigstens das Streunen bessern.
Nein! Die Rüdenkastration beeinflußt NUR Testosteron-Abhängige
Verhaltensweisen, sonst ändert sich nichts.
: Otto ist mein erster Hund und ich hänge sehr an ihm. Hundeschulen
: und Übungsplätze gibt es in unserer Nähe nicht. Ich bin also auf
: mich allein gestellt und will unbedingt etwas ändern.
Das ist dann natürlich sehr schwer. Literatur ohne fachmännischen
Beistand läßt imho viel zu viel Freiraum für Fehlinterpretationen
und falsche Rückschlüsse, die mitunter die Situation auch verschlimmern
können. Gleichermaßen ist Literatur abzulehnen, die alle Probleme
*allein* über den Hund zu lösen versucht.
Die Ursachen für Probleme sind annähernd zu 100% immmer beidseitig
zu finden, also sowohl beim Hund als aber auch (viel mehr) beim
Hundehalter.
Ganz sicher ist Aldington lesenswert, in einigen Betrachtungen auch
empfehlenswert, aber wie so oft bei alten Schriften haben sich die
Zeiten geändert. Ich würde "Was tue ich mit diesem Hund" nicht als
Non-Plus-Ultra und Lösungs-Garantie für alle Probleme sehen. Es
beschreibt ganz nett einen Weg um Dominanzen des Hundes zu beenden
bzw. das Übergeordnetsein / Untergeordnetsein - Verhältnis wieder zu
Gunsten des Menschen auszurichten. Es läßt aber das Verständis des
Lehrens und des Lernens vollkommen außer acht, die Verstärkung operanten
Verhaltens wird nicht berücksichtigt, die Grundlagen der Kommunikaton
ist viel zu gering betrachtet. Lediglich "Zeig ihm wer der Boß ist" ist
eben nur die halbe Miete; selbst dann, wenn E.W.A. es schön langsam
angeht.
Imho ist aber nicht nur der Hund zu schulen, sondern immer auch der
Mensch.
: Ich bin dankbar für jeden Rat!
Der einzige Rat den ich geben kann, ist, versuche (auch im weiteren Umkreis)
einen Hundplatz zu finden, die Deine Ausbildung vornehmen und Dir bei der
Ausbildung Deines Hundes helfen. Vermeide alle Plätze, in denen mit
Kasernenton rumgebrüllt wird, mit Leinenruckerei am Hund gearbeitet
wird, wo Elektrogeräte eingesetzt werden und wo die Hunde mit gesenkten
Kopf, hängender Rute, lustlos hinter/neben ihrem Menschen herschleichen.
Ein guter Ausbilder wird Dir immer gerne zeigen, daß sein Hund draußen
genauso freudig folgsam ist, wie auf dem Übungsplatz, daß sein Hund
ständig auf alle seine Signale achtet, sich sehr gut bei Kontakt mit
anderen Hunden verhält usw, usw.
Wenn Hund allerdings nur auf dem Übungsplatz "funktioniert"....say good bye.
Was anderes kann ich Dir leider nicht raten......
....trotzdem viel Glück
Thomas