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Körpersprache - was sagt ihr dazu?

geschrieben von Melli und Sammy(YCH) 
Körpersprache - was sagt ihr dazu?
13. Januar 2003 18:33

Hallo allerseits!

Ich konnte mich nicht so recht entscheiden, in welche Sparte der Thread fällt und teile es jetzt mal ganz keck dem Sozialen zu...

Bin gerade bei der Lektüre von Desmond Morris' Dogwatching das mir als "Sachbuch des Monats" angepriesen wurde. (Nach einigen eher trockenen Büchern mit wenigen Bildern war es dann auch zu verlockend...)
Bin bis jetzt auch recht zufrieden mit dem Buch, da ich so manch neues, mitunter erstaunliches gefunden habe. Großteils stimme ich mit seinen Schlüssen und Erklärungen überein bzw. stimmen diese mit bereits gelesenem oder erlebtem überein. Aber so manches ist da doch noch unklar (bzw. wird es ohne hinterfragen nicht vom fleck weg für bare münze genommen)...

1. Warum wedeln Hunde mit dem Schwanz?

Hierzu meint der Autor: "Oft hört man - sowohl von Laien als auch von Experten -, dass Hunde, die mit dem Schwanz wedeln, freundlich gestimmt seien." Danach erklärt Morris, dass es sich bei dem Wedeln AUSSCHLIESSLICH um ein Zeichen für einen emotionalen Konflikt, gleich welcher Art, handelt. War mir völlig neu, auch ich hatte es bisher dem "ich bin freundlich/fröhlich" zugerechnet.
Die Erklärung ist einleuchtend, lässt sich auch logisch auf sämtliche Wedel-Situationen ausweiten und mit etwas Phantasie finden sich auch die zwei jeweiligen Konflikt-Komponenten die das Wedeln auslösen.
Nur: warum hab ich bis jetzt nie was davon gehört? Was meint ihr dazu? Tatsächlich und zu 100 % korrekt?

2. Warum bellen Hunde?

Morris schreibt: "Der Offensivangriff ist völlig lautlos. Ein absolut furchtloser, aggressiver Hund springt direkt auf Sie zu und beisst. Das zeigen Vorführungen von Polizeihunden, die für die Verbrecherjagd dressiert wurden.".
Wirklich? (Mich stört schon allein das Wort "dressiert"...)

3. Haben Hunde ein schlechtes Gewissen?

"... Wenn der Hund gelernt hat, dass all das (Schuhe, Sofa anknabbern, reinpinkeln etc.) verboten ist, begrüßt er die Rückkehr seines Herrn zwar freudig, aber wirkt gleichzeitig auch ungewöhnlich demütig und bedrückt. Solange sein Herrchen den Schaden noch nicht entdeckt hat, fehlen bei diesem auch die ersten Anezichen einer nahenden Strafmaßnahme. Folglich könnte man das Verhalten des Hundes auch als eine Art "Beschwichtigungsgeste" bezeichnen, die auf der Erkenntnis basiert, dass er etwas Unrechtes getan hat. In dieser Hinsicht verfügt er tatsächlich über eine gewisse Einsicht und Schuldgefühle."
Also doch nix mit "er kennt keine Schuldgefühle?". Heißt das, mein Hund weiss er tut unrechtes, auch eine ganze Weile nachdem er das "Verbrechen" begangen hat?? Für mich etwas völlig neues (was heißt dass ab sofort wieder die Prügelstrafe eingeführt wird *schmunzel*).

Wäre um ein paar aufschlussreiche Antworten sehr froh und kann für weitere fragen im laufe der lektüre garantieren smiling smiley

viele liebe Grüße und noch einen angenehmen abend,
Melli und Sammy (der beim Spielen zu 99% nicht wedelt)

13. Januar 2003 19:13

Hi,

das mit dem "Wedeln" liest man öfter :-)) (z.B. Hallgren)
Wenn man drauf achtet kann man es leicht nachvollziehen.

Es gibt doch das alte Sprichwort: Hunde die bellen beissen nicht *gg*
Das stimmt zwar nicht immer, aber meist ist an solchen Dingen irgendwo was dran.
Das mit dem Wort "dressiert" könnte an der Übersetzung liegen ?? (ich kenne das Original nicht)

Bei den Schuldgefühlen denke ich eher, daß der Hund oft genug bei der Rückkehr von Herrchen/Frauchen "einen drauf gekriegt hat" und deshalb vorsichtig geworden ist.

Grüße
Gabi


13. Januar 2003 20:15

Hallo Melli,
das der Hund angeblich kein schlechtes Gewissen hat, habe ich auch schon öfters gehört bzw. in manchen Foren gelesen.
Das deckt sich aber nicht mit meinen Erfahrungen. Wenn ich nach Hause komme, begrüße ich meinen Hund immer freundlich und er kommt mir auch immer freudig entgegen.
Aber wenn sie Mist gebaut hat (z.B.mit meiner Katze die Mülltüte geplündert hat) kann ich das bei betreten des Hauses ja noch gar nicht sehen (demzufolge habe ich auch noch keine negative Ausstrahlung)und dann kommt sie mir immer mit Beschwichtigungssignalen (angelegte Ohren, rumschleimen...u.s.w.) entgegen, obwohl ich sie freudig wie immer begrüße. Also gehe ich davon aus, dass sie von ihren Miesetaten weiß, warum sollte sie mich ansonsten so begrüßen?
Viele Grüße und auch noch einen schönen abend wünschend
Petra und Eve


13. Januar 2003 23:41

Hallo Melli,

: Danach erklärt Morris, dass es sich bei dem Wedeln AUSSCHLIESSLICH um ein Zeichen für einen emotionalen Konflikt, gleich welcher Art, handelt.

Was mich an dem Satz stört, ist das "ausschließlich". Ansonsten ist da was Wahres dran. Kommt halt darauf an, WIE der Hund wedelt. Ein Hund, der sich unterwirft, Beschwichtigungssignale zeigt, wedelt dabei ja auch mit der Rute - aber eben nicht so weit ausholend, nicht mit erhobener Rute, sondern eher kleine Bewegung mit tiefer Rute. Auch ein Hund, der imponiert, wedelt - jetzt aber mit steil gestellter Rute und auch nur ganz, ganz wenig Bewegung. Ich denke, man kann das mit dem menschlichen Lächeln vergleichen: wir lächeln, weil wir uns freuen - aber auch spöttisch, höhnisch, entschuldigend, schüchtern, herablassend usw. Zum großen Teil handelt es sich dabei auch um Konfliktsituationen. Je nach Stimmungslage sieht das Lächeln anders aus, und wird auch vom Gegenüber jeweils anders empfungen. So verhält es sich auch mit dem Schwanzwedeln.

: Morris schreibt: "Der Offensivangriff ist völlig lautlos. Ein absolut furchtloser, aggressiver Hund springt direkt auf Sie zu und beisst

Jaein! Ein "normaler" Hund, soll heißen: mit normalem Sozialverhalten, wird in Bedrängnis zunächst warnen, bevor er angreift. Und warnen heißt, Knurren und Bellen. Ein tatsächlicher aggressiver Hund kann diese Warnung schon mal weglassen und gleich angreifen - ist aber eher die unschöne Ausnahme. Der Spruch "Hunde, die bellen, beißen nicht" hat ja - auf Menschen bezogen - eine ganz andere Bedeutung. Wollte man ihn direkt auf Hunde übertragen, so müsste er so lauten: "Solange ein Hund bellt, kann er nicht beißen", denn logischerweise bedeutet Bellen, dass der Hund dazu die Schnauze öffnen muss, während er beim Zubiss das natürlich nicht kann. Daraus kann man übrigens auch i.d.R. ganz gut erkennen, ob eine Auseinandersetzung zwischen Hunden wirklich gefährlich wird. Eine lautstarke Keilerei geht (fast!) immer glimpflich ab - weil eben Hunde, die bellen, nicht gleichzeitg zubeißen können. Gefährlich wird's, wenn der Kampf plötzlich leise wird...

Zu der Sache mit dem schlechten Gewissen: ich bin der festen Überzeugung, dass Hunde nur deshalb Beschwichtigungssignale zeigen, weil sie schon mal die Erfahrung gemacht haben, dass der Halter ausrastete, wenn er ein Mißgeschick entdeckte. Meine Hunde haben alle, als sie noch sehr klein waren, Unsinn angestellt (alles angeknabbert, sogar Tapeten abgezogen usw.) Aber NIEMALS bin ich deswegen ausgerastet, mit dem Ergebnis, dass keiner meiner Hunde jemals bei meinem Heimkommen ein "schlechtes Gewissen" zeigte! Dazu noch ein kleines Beispiel, dass ich bei einem Züchter erlebte: die Mutterhündin war ihren Welpen gegenüber sehr duldsam, aber es gab etwas, dass sie niemals duldete - dass einer ihrer Welpen an "ihren" Kauknochen ging. Da gab's Zunder! Einmal klaute einer der Welpen den versehentlich herumliegenden Knochen, während die Hündin in der Küche gefüttert wurde. Als sie wieder zu den Welpen kam, wurde sie von allen - auch dem "Missetäter" - aufs Freudigste begrüßt. Keine Spur von "schlechtem Gewissen"!!! Denn Hunde verhalten sich konsequent: es wird nur UNMITTELBAR gestraft, nicht ewige Zeit später. Also kann der Welpe auch sehr genau wissen, warum er gestraft wird, wenn er den Knochen vor den Augen seiner Mutter zu stehlen versucht. Liegen zwischen "Tat" und "Entdeckung" jedoch mehrere Minuten, wie in diesem Fall, straft die Mutter selbstverständlich nicht - in dem Fall wüßte sie ja auch gar nicht, welcher Welpe der Schuldige war. Somit hat der "Täter" auch keinen Grund, die Rückkehr der Mutter zu fürchten und musst also auch nicht beschwichtigen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen!

Gruß
Inge + BC

14. Januar 2003 05:57

Hallo Melli

:
: 1. Warum wedeln Hunde mit dem Schwanz?
:
: Hierzu meint der Autor: "Oft hört man - sowohl von Laien als auch von Experten -, dass Hunde, die mit dem Schwanz wedeln, freundlich gestimmt seien." Danach erklärt Morris, dass es sich bei dem Wedeln AUSSCHLIESSLICH um ein Zeichen für einen emotionalen Konflikt, gleich welcher Art, handelt. War mir völlig neu, auch ich hatte es bisher dem "ich bin freundlich/fröhlich" zugerechnet.


Kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich denke Wedeln ist Zeichen von Erregung, sowohl positiver, als auch negativer.
Mein Hund hat mind. 10 verschiedene Arten zu wedeln (in feinen Nuancen noch viel mehr):
#Wenn sie zum Besispiel mit eienr Suchaufgabe beschäftigt ist, wedelt sie "in Kreisen", bei einem Zerrspiel kräftig "hin u. her". Wenn ein anderer Hund am Zaun verbellt wird, wird die Rute energisch "hin- u. hergeworfen", wenn bekannte Hunde begrüßt werden, wippt die hochaufgerichtete Spitze langsam hin- u. her usw.

Aber ich kann in den meisten Situation keinen Konflikt erkennen.

Gruß v. Susanne u. Ninja

14. Januar 2003 07:07

Hallo Inge,

klasse Antwort, vor allem das mit dem schlechten Gewissen.
Jetzt hab ich endlich mal ein "echtes Beispiel", wenns wieder mal um dieses Thema geht.

VG
Sonja und Benny