Hallo Melli,
: Danach erklärt Morris, dass es sich bei dem Wedeln AUSSCHLIESSLICH um ein Zeichen für einen emotionalen Konflikt, gleich welcher Art, handelt.
Was mich an dem Satz stört, ist das "ausschließlich". Ansonsten ist da was Wahres dran. Kommt halt darauf an, WIE der Hund wedelt. Ein Hund, der sich unterwirft, Beschwichtigungssignale zeigt, wedelt dabei ja auch mit der Rute - aber eben nicht so weit ausholend, nicht mit erhobener Rute, sondern eher kleine Bewegung mit tiefer Rute. Auch ein Hund, der imponiert, wedelt - jetzt aber mit steil gestellter Rute und auch nur ganz, ganz wenig Bewegung. Ich denke, man kann das mit dem menschlichen Lächeln vergleichen: wir lächeln, weil wir uns freuen - aber auch spöttisch, höhnisch, entschuldigend, schüchtern, herablassend usw. Zum großen Teil handelt es sich dabei auch um Konfliktsituationen. Je nach Stimmungslage sieht das Lächeln anders aus, und wird auch vom Gegenüber jeweils anders empfungen. So verhält es sich auch mit dem Schwanzwedeln.
: Morris schreibt: "Der Offensivangriff ist völlig lautlos. Ein absolut furchtloser, aggressiver Hund springt direkt auf Sie zu und beisst
Jaein! Ein "normaler" Hund, soll heißen: mit normalem Sozialverhalten, wird in Bedrängnis zunächst warnen, bevor er angreift. Und warnen heißt, Knurren und Bellen. Ein tatsächlicher aggressiver Hund kann diese Warnung schon mal weglassen und gleich angreifen - ist aber eher die unschöne Ausnahme. Der Spruch "Hunde, die bellen, beißen nicht" hat ja - auf Menschen bezogen - eine ganz andere Bedeutung. Wollte man ihn direkt auf Hunde übertragen, so müsste er so lauten: "Solange ein Hund bellt, kann er nicht beißen", denn logischerweise bedeutet Bellen, dass der Hund dazu die Schnauze öffnen muss, während er beim Zubiss das natürlich nicht kann. Daraus kann man übrigens auch i.d.R. ganz gut erkennen, ob eine Auseinandersetzung zwischen Hunden wirklich gefährlich wird. Eine lautstarke Keilerei geht (fast!) immer glimpflich ab - weil eben Hunde, die bellen, nicht gleichzeitg zubeißen können. Gefährlich wird's, wenn der Kampf plötzlich leise wird...
Zu der Sache mit dem schlechten Gewissen: ich bin der festen Überzeugung, dass Hunde nur deshalb Beschwichtigungssignale zeigen, weil sie schon mal die Erfahrung gemacht haben, dass der Halter ausrastete, wenn er ein Mißgeschick entdeckte. Meine Hunde haben alle, als sie noch sehr klein waren, Unsinn angestellt (alles angeknabbert, sogar Tapeten abgezogen usw.) Aber NIEMALS bin ich deswegen ausgerastet, mit dem Ergebnis, dass keiner meiner Hunde jemals bei meinem Heimkommen ein "schlechtes Gewissen" zeigte! Dazu noch ein kleines Beispiel, dass ich bei einem Züchter erlebte: die Mutterhündin war ihren Welpen gegenüber sehr duldsam, aber es gab etwas, dass sie niemals duldete - dass einer ihrer Welpen an "ihren" Kauknochen ging. Da gab's Zunder! Einmal klaute einer der Welpen den versehentlich herumliegenden Knochen, während die Hündin in der Küche gefüttert wurde. Als sie wieder zu den Welpen kam, wurde sie von allen - auch dem "Missetäter" - aufs Freudigste begrüßt. Keine Spur von "schlechtem Gewissen"!!! Denn Hunde verhalten sich konsequent: es wird nur UNMITTELBAR gestraft, nicht ewige Zeit später. Also kann der Welpe auch sehr genau wissen, warum er gestraft wird, wenn er den Knochen vor den Augen seiner Mutter zu stehlen versucht. Liegen zwischen "Tat" und "Entdeckung" jedoch mehrere Minuten, wie in diesem Fall, straft die Mutter selbstverständlich nicht - in dem Fall wüßte sie ja auch gar nicht, welcher Welpe der Schuldige war. Somit hat der "Täter" auch keinen Grund, die Rückkehr der Mutter zu fürchten und musst also auch nicht beschwichtigen. Daran sollte man sich ein Beispiel nehmen!
Gruß
Inge + BC