von josh(YCH) am 26. Januar 2003 10:47
Hi,
Schreien kann einen Hund sehr beeindrucken, und ein Hund kann sehr wohl zwischen den hohen, spitzen Schmerzensschreien eines Unterlegenen und dem drohenden Gebrüll eines Stärkeren unterscheiden. Ich kenne eigentlich keinen Hund, dem es völlig egal ist, wenn er angeschrien wird.
In der konkreten Situation hätte ich allerdings auch massiver zugelangt, deutlich den Hund auf die Seite gebrettert, laut angemault (drohend, tief) unddort fixiert, Hand über die Schnauze.
Aber: Hätte man den Hund nicht jahrelang falsch behandelt, hätte es zu so einer Situation gar nicht erst kommen müssen. Daher: jetzt nicht "provozieren", also eine solche Situation gewollt herbeiführen und dann massiv zuschlagen - das ist a) unschön und unnötig und b) bei einem größeren Exemplar wirklich ziemlich gefährlich!!
Stattdessen: Einen kompetenten Trainer suchen und ein gezieltes Dominanzprogramm durchziehen. Will heißen: Ab sofort tut der Hund ohne Dein Kommando gar nichts mehr. Futter gibt es nur nach vorherigem Absitzen, auf Dein Kommando wird gefressen, zwischendurch mit Deinem Kommando auch unterbrochen. Platz-Bleib-Übungen, viele und oft. Aufstehen nicht dulden. Genauso JEDES Kommando durchsetzen, wenn ihr sicher seid, das er es kennt. Viel Grundlagentraining machen, also Sitz, Platz, Fuß - alles freundlich und spielerisch mit viel Lob, aber eben SEHR konsequent. Er soll schon Spaß dran haben, aber DU mußt diejenige werden, die sagt, was jetzt gemacht wird. Er soll sich an Dir orientieren, nicht umgekehrt. Kein Spielzeug mehr rumliegen lassen, Futter schon gar nicht.
Gespielt wird nur auf Deine Aufforderung, geschmust ebenso. Ihr solltet sehr viel miteinander spielen und schmußen, aber IMMER unter Deiner Regie - Du beginnst, Du beendest das ganze, ignorierst seine Initiative komplett (auch z.B. zum Rausgehen oder so), DU sagst, wann ihr schmust (ihr solltet sehr viel Körperkontakt haben, aber DU bestimmst wann und wie lange). Zuerst durch die Türe, ihn öfter mal irgendwo warten lassen und selber vorgehen, dann nachrufen. Nicht in Durchgängen und in der Raummitte oder gar erhöht liegen lassen. Unregelmäßige Fütter-, Spiel und Spazierzeiten - der Hund soll keine Sicherheiten mehr kennen, außer Deiner Person. DU sagst ihm, was als nächstes kommt, er weiß es nicht, da keine Routinen mehr vorhanden sind. Sobald er kooperiert immer SEHR loben. Langsam dann auch schwiereige Sachen wie Spielzeugwegnehmen, Fressen unterbrechen (und dann SOFORT zurückgeben, er soll ja nicht lernen, daß es ihm weggenommen wird, sondern daß er auf Dein Kommando aufzuhören hat) usw. einüben - vielleicht besser unter Aufsicht, denn wenn Du unsicher bist, ist das ganze von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Meistens kann man sowas wirklich ohne massive Eingriffe (Gewalt) lösen, indem mit langsamen, schrittweisen Training dem Hund zeigt, wer der Chef ist - ohne ihm wehzutun.
Grüße
josh