Hilfe!Mein Hund hat gebissen.
26. Januar 2003 18:41

Hallo Antje!

Ich meine ein Hund, der beißt hat kein Vertrauen zu Menschen, wahrscheinlich durch die vielen Vorbesitzer. Wenn man ihn "unterbuttert", und auch noch unterwirft wird er auf stur schalten und erst recht wieder beißen. Ich glaube hier muss man mit Fingerspitzengefühl an die Sache gehen. Ach ja der Link hat nicht funktioniert - ich versuche es jetzt noch einmal!

Lg Tanja


26. Januar 2003 19:53

Hallo Tanja,

"Unteroerdnung" hat nix mit Unterbuttern oder Unterwerfen zu tun, sondern ist eine Zusammenarbeit von Hund und Mensch... Habe noch nie erlebt, daß Teamarbeit Aggression fördert.

Wenn ich mich von meinem Hund nicht beißen lasse, heißt das nicht, daß ich ihn "unterbuttere". Das hat für mich eine ganz andere Bedeutung. Aber in dem Moment, wo er sich mir gegenüber wirklich frech verhält, mich absichtlich verletzt, halte ich gegen. Wer austeilt muß genau so einstecken können, oder aber er gibt klein bei und sagt "Sorry, war nicht so gemeint". Das schreibt er sich zwar hinter die Löffel, aber er ist deswegen nicht "untergebuttert" worden.

Viele Grüße

Antje

26. Januar 2003 20:17

Hi Antje,
IN DEM AKUTEN Moment, ja. Aber nachdem das passiert ist, könnte man jetzt vernünftigerweise anfangen zu arbeiten, und dazu muß man ihm nicht wehtun, wie Du ja auch sagtest. Ich finde nur das "Provozieren und dann draufhauen" (vgl. Posting von PH) ziemlich daneben. Das ist fies.

Grüße
josh

26. Januar 2003 20:27

Hallo Antje!

Für einen normal sozialisierten Hund gilt das schon was du sagst: ich unterwerfe meinen Hund auch, wenn er mir zu frech wird! Aber mein oder dein Hund hat 1. nicht so viele Vorbesitzer, 2. hat noch nie gebissen und ist 3. hoffentlich gut sozialisiert. Du kannst das mit deinen Hunden regeln wie du es für richtig hälst, aber wenn man sich einen Hund aus "fünfter" Hand holt muss man glaube ich andere Mittel verwenden um Vertrauen gegenseitig aufzubauen. Du kannst einmal den Bericht lesen den ich Evamaria empfohlen habe, vielleicht verstehst du dann was ich meine!

Lg Tanja

26. Januar 2003 21:21

Hallo Evmaria,

in einem solchen Fall kann man per Internet und auf Entfernung wohl keine guten Ratschläge aus dem Ärmel zaubern! Wenn euer Hund schon so weit im Rang gestiegen ist, dass er es wagt, einen von euch zu beißen, ist guter Rat teuer. Das war ja nicht ein einmaliger "Ausrutscher" ... Meines Erachtens ist es nicht damit getan, dir jetzt einfach zu raten, dem Hund zu zeigen, dass du der Boss bist, und ihn zu "bestrafen" oder ihn "auf den Rücken zu rollen" oder was weiß ich. Das könnte nach hinten losgehen, da euer Hund ja offensichtlich momentan keine Beißhemmung mehr hat. Es könnte sein, dass er sich dann von euch angegriffen fühlt und sich erst recht wehren würde. Auf so ein Spielchen würde ich mich niemals einlassen. Da würdet ihr evtl. den Kürzeren ziehen und es wäre schade um den Hund.

Bitte versucht doch einmal über eine gute Hundeschule jemanden zu finden, der sich mit solchen Problemen auskennt und zu euch nach Hause kommt. Ein Unbeteilligter ist manchmal recht schnell in der Lage, Probleme schon im Ansatz zu erkennen und euch Tipps zu geben, wie ihr mit dem Hund ab sofort umgehen sollt. Dieser Mensch würde euch im Umgang mit dem Hund beobachten und vielleicht herausfinden, wo die Schwachstellen sind. Denn wie du ja selber schreibst, kommen solche "Übergriffe" etwa 2 mal jährlich vor, da reichen keine "Grundübungen des Gehorsams mehr" finde ich. Da habt ihr schon ein etwas größeres Problem.

Also lieber in eine echte Hilfe etwas investieren und dadurch wieder ein normales Leben mit dem Hund führen können. Das ist natürlich meine ganz persönliche Meinung.

Liebe Grüße und recht viel Erfolg
wünschen euch Petra und Kid der Wäller!

26. Januar 2003 22:07

Tschau Tanja

:fünfter" Hand holt muss man glaube ich andere Mittel verwenden um
:Vertrauen gegenseitig aufzubauen.

Nein das muss man nicht. Es wird ihm unglaublich viel Vertrauen geben, wenn er zurecht gewiesen wird und er seine Rolle als Chef abgeben darf. In dieser ist er überfordert. Als erstes muss man ihm beibringen nicht zu beissen und dann kann man immer noch vertrauen schaffen. Wie kann man vertrauen schaffen? Vertrauen heisst bei mir, dass ich dem Hund vertrauen kann und der Hund mir. Also wenn mich dauernd einer beisst, dann kann ich kein Vertrauen haben. Korrigiere ich das, dann kann ich danach ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen.

Habe ich die Geschichte schon erzählt, als ich von einem Verwandten einen Hund für 4 Wochen hüten musste, weil er in die Ferien ging?
Dieser biss dauernd, wenn ihm was nicht passte. Ich streichelte ihn er fand es toll und auf einmal biss er zu, wenn er nicht mehr wollte. Gut ich korrigierte ihn, er hatte natürlich gelernt, dass er sich so durchsetzen kann und war sehr heftig. Danach schenkte ich ihm sofort wieder das Vertrauen. Aber er nützte es wieder aus und ich korrigierte ihn wieder. Dieses Spiel zog sich vielleicht über eine Woche durch, in dieser Zeit biss er mich etwa 5 mal. Das letzte mal als er mich biss, korrigierte ich ihn so heftig, dass ich sogar ein schlechtes Gewissen bekam. Danach sah ich den Hund für mindestens 4 Tage nicht mehr. Also ich sah ihn schon, aber er machte zünftigen Abstand, war eingeschnappt usw. Danach kam er wieder immer wie näher zu mir und am Schluss war er nur noch bei mir, ich streichelte ihn, ich gab ihm zu fressen, wir gingen spazieren, ich spielte mit ihm, usw. Er hatte wieder Vertauen und das war viel grösser als vor dem Eingriff, er war richtig geistig frei Als der Hund nach den Ferien wieder geholt wurde, erzählte ich von dem Erlebnis. Ich hörte aus dem Gespräch, dass man die Situationen meidete, in denen der Hund biss. Man gab ihm zu fressen, ging mit ihm spazieren usw. Es gab aber keine Bindung, weil man die Situationen nicht korrigierte und dem Hund die Chance nicht gab, ein neues Vertrauensverhältnis auf zu bauen.

Also der Hund ging wieder nach Hause und nach einer Woche bekam ich wieder ein Telephon. Der Hund leidete unter Trennungsschmerz. Er frass nicht mehr, er winselte usw. Die Leute wollten mir den Hund wieder bringen, weil sie merkten, dass es ihm bei mir gefiel. Sie merkten auch, dass ihm bei ihnen was fehlte.

Was fehlte ihm? Die Last die er immer tragen musste, die konnte er bei mir ablegen. Auch war ich für ihn souverän, das zeigt ihm, dass er bei mir sicher ist. Er glaubte, dass ich meine Ressourcen verteidigen kann und das habe ich ihm in einer Art gezeigt, die er versteht. Das Vertrauen das ich ihm schenken konnte, das war ganz anders, als das was er sich gewohnt war. Er musste nicht mehr aufpassen usw. Er durfte mir in die Armen springen, er wurde berührt, es wurde gespielt usw. Es war richtig toll für ihn, als er endlich gemerkt hatte, dass er sich nicht durchsetzen musste gegenüber von mir.

Nun hätte man das auch anders machen können? Vielleicht schon, aber normal finde ich, dass ich mich wehre, wenn ich gebissen werde. Alles andere ist unnormal und zeigt dem Hund extreme Schwächen des Hundeführers. Wenn dieser meidet, dann ist das extrem für den Hund. Das wird nicht besser, das wird immer schlimmer und der Stellenwert sinkt ins unendliche. Von mir ausgesehen ist ein Eingriff in einer solchen Situation Vertrauens fördern. Ja, dem Hund im richtigen Augenblick korrigieren, schafft vertrauen.


Gruss P.H