Hallo Susanne,
: - den Hund in ein Stachelhalsband laufen zu lassen ist Ausdruck von
: Konsequenz und Vertrauen?
Ich glaube, es ist müssig, weiterhin eine einzelne Handlung aus einem Gesamtablauf herauszunehmen und durchzukauen, wenn man den Gesamtablauf nicht kennt. Aber ganz allgemein: Ja, es kann beim Hund durchaus Vertrauen zum Hundeführer schaffen, wenn dieser ihn konsequent behandelt und dabei z.B. auch mal in die Koralle laufen läßt. Hunde fühlen sich unwohl, wenn sie nicht wissen wo sie stehen in der Rangfolge, und es kann im Einzelfall durchaus für einen Hund eine seelische Befreiung sein, klar gemacht zu bekommen, wo er steht. Das zeigt die Praxis. Ich weiß nicht wieviele Hunde ich schon gesehen haben, die zu ihrem Besitzer gar keinen Draht hatten, obwohl sie machen durften was sie wollten. Der neue Besitzer zieht konsequent andere Seiten auf, und schon nach wenigen Tagen leben diese Hunde auf, himmeln ihren "Chef" an (und das ist er dann wirklich) und vertrauen ihm ("Chef" bist Du nur, wenn Dein Hund Dir vertraut und Dich in Deinem tun berechnen kann).
: Angenommen der Hund ist an einem geschirr an einer 5meter leine
: befestigt u. wird so einfach an dem was er gerade Tun möchte
: gehindert, wäre dies f. mich Zwang.
: Wenn dem Hund Schmerz zugefügt wird oder er in die Situation gebracht
: wird sich selbst Schmerzen zuzufügen (denn er wird ja in die Koralle
: laufen) dann ist dies Gewalt.
Aha, und wenn ich mich an der heißen Herdplatte verbrenne dann ist das auch Gewalt...
: Jetzt mag man ja durchaus der Meinung sein, dass diese
: Schmerzeinwirkung nötig sei, aber sie als die Umsetzung von Vetrauen
: u. konssequenz zu bezeichnen ist f. mich Etikettenschwindel.
S.o. Ich würde es nie als "Etikettenschwindel" bezeíchnen, wenn ein Hund seinem Hundeführer vertraut, sondern sehe das als den Idealfall an...
: Mit verlaub, aber diese Sichtweise kann glaube ich wirklich als
: überholt betrachtet werden. Namhafte Fachleute wie Coppinger, Bloch
: u. viele englische Verhaltensforscher sagen heute sehr deutlich....
"Namenhafte Fachleute" sind für mich Leute, die in der Praxis zeigen könne, wie man einen Hund für diese oder jene Aufgabe ausbildet. Die, die nur erzählen wie man es theoretisch tun könnte, sind, aber nie nix bewiesen haben in dieser Hinsicht, für mich keine "Fachleute".
: ... dass diese Art von Rangordnung nur in den Köpfen von Menschen
: besteht. Für den Hund ist das ausführen eines Signals keine Frage der
: Rangordnung. In der Tierwelt gibt es das einfach nicht, dass einer
: Kommandos erteilt. Da gibt es maximal Unterlassungsaufforderungen
: (geh da weg, lass das ist meins, komm mir nicht zu nah), aber kein
: Sitz, Platz, Fuss und komm .
Dann haben meine Hunde dieser Bücher, wo das drin steht, nie gelesen. Meine Hunde fordern sich untereinander sehr wohl auf, etwas zu tun, und soweit ich mich erinnern kann, beschreiben auch Wolfsforscher z.B., wie Rudelmitglieder sich gegenseitig zum Aufbruch zur Jagd auffordern. Und letzendlich wird in der Ausbildung in erster Linie über Motivation gearbeitet, auch bei den Diensthunden (hab's gerade wieder durch's Fenster gesehen, mit Zwang bringst Du keinen Hund dazu, ca. 'ne Stunde nach Rauschgift zu suchen), und in Fällen wie dem geschilderten geht es ja dann auch wohl eher um die von Dir beschriebenen "Unterlassungsaufforderungen" (= nicht der Hund bestimmt, wer hier attackiert wird, sondern der HF).
Viele Grüße
Antje