Hallo Elke,
: : Loben im Meiden halte ich für grundfalsch, aus den zwei
: : geschilderten Gründen. entweder "lobe ich den Hund ins Meiden", und
: : was soll er da, oder aber ich stell mich eine Stufe unter ihn. :
: :
: Kannst Du mir das mit dem Meiden bitte noch einmal, für Doofe
: erklären.? Ich finde dies sehr wichtig zu verstehen. Bitte wirklich
: erklären wie einem Kind, da ich in diesem Fachjargon nicht zu hause
: bin.
Will's mal versuchen... Angst ist ein Urinstinkt und nix neagitves, sondern Überlebensnotwendiges. Mit diesem Gefühl ist jedes Lebewesen ausgestattet, auf der anderen Seite aber auch mit Trieben, die befriedigt werden wollen. Aus dem Wunsch zur Triebbefriedigung (= innerer Antrieb) und dem "Urinstinkt Angst" entwickelt sich etwas, was man "Vorsicht" nennt. Beim Hund nennt man es "Meiden", wenn der "Urinstinkt Angst" stärker ist als sein innerer Antrieb, etwas bestimmtes zu tun. Da Angst überlebensnotwendig ist (einmal zu wenig Angst = unter Umständen tot), hat es die Natur so eingerichtet, daß jedes Meiden, das in irgend einer Form bestätigt wird, verstärkt wird. Das ist die Lernautobahn des Lebens. Du hast Bammel vor etwas und dann wirst Du darin bestärkt, daß Dein Bammel berechtig ist. Das nächste Mal hast Du folglich noch mehr Bammel vor der Sache/dem Ort/der Situation. Bezogen auf den Hund bedeutet das, daß ein Hund, der irgend etwas meidet (z.B. Angst zeigt beim Schießen), es das nächste Mal noch mehr tun wird, wenn er in seinem Meiden bestätigt (z.B. gestreichelt) wird. Daher haben wir auch so viele schußscheue Hunde, weil die Hunde, wenn sie anfangs eine völlig normale Reaktion auf den Schuß zeigen, von ihren Besitzern "getröstet" und gestreichelt werden. Und dann wird die Schußscheue immer schlimmer...
Manchmal möchte man aber, daß der Hund ins Meiden geht. Z.B. bei einem Hund, der gelernt hat, daß er sich körperlich gegen den Menschen durchsetzten kann, glaubt, der Alpha zu sein. Je nachdem, wie der Hund seelisch und moralisch gestrickt ist, muß ich hier schon mal was entgegen setzte. Dann will ich, daß der Hund ins Meiden fällt. Das ist völlig natürlich, im Rudel meidet der Unterlegene auch, wenn er vom Alpha Dresche bezogen hat. Habe ich aber ein Dominanzproblem und muß es wirklich auf diese Art lösen, dann darf ich den Hund anschließend, wenn er sich so verhält wie ich das möchte, keinesfalls streicheln. Streicheln tun wir den Hund häufig da, wo rangniedere Tiere einen Ranghöheren belecken bzw. Körperkontakt suchen, unter'm Kinn, seitlich unter den Ohren etc., und dem Hund damit ihre Unterlegenheit und seine Überlegenheit demonstrieren. Wie soll ein Hund das verarbeiten, wenn ich ihm erst meine Überlegenheit im Rudel demonstriere und dann gleich anschließend mit meinen Händen meine Unterlegenheit ihm gegenüber? Da kann und darf ich nicht erwarten, daß er mich wirklich als verlässlichen Alpha anerkennt.
Viele Grüße
Antje