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Leinenaggression mal anders

geschrieben von Joe(YCH) 
Leinenaggression mal anders
02. März 2003 09:24

Hallo,
mit großem Interesse verfolge ich Eure Beiträge zur Leinenaggression wir haben auch dieses leidige Problem. Nur sind Eure guten Ratschläge für uns (3 1/2jähriger Labradormischling,kastrierter Rüde) schwer umzusetzen.
Bei uns spielt es sich folgendermaßen ab:
Kommt uns ein ebenfalls angeleinter Hund (egal ob Hündin oder Rüde) entgegen wird Knopf immer langsamer, schleichend, wird immer kleiner bis er im Platz liegt, während dieser Zeit sendet er ständig Calm. Signale, vor allem lecken. Liegt er dann am Boden ist er durch nichts mehr zu bewegen weiter zu gehen. Manche Hundebesitzer die uns begegnen meinen " das sieht aber gefährlich aus " Andere wieder "der ist aber lieb". Kommt es dann zur Begegnung schnellt Knopf wie eine Feder hoch (er ist sehr temperamentvoll) kurzes Beschnüffeln , manchmal mit freudigem Schwanzwedeln manchmal stocksteiff mit erhobener Rute, angelegten Ohren. Was dann passiert geht blitzschnell (ich kann bei dieser Schnelligkeit keine Calm. Signale mehr erkennen) riesen Theater, bellen, grummeln, knurren, knapp neben dem Körper des Hundes in die Luft beissen. Macht einen gefährlichen Eindruck Hunde und Hundebesitzer meist total verschreckt. Es ist aber bisher noch nie etwas passiert, kein Hund wurde verletzt. Meine Reaktion packe Knopf am Geschirr und zerre ihn weiter.
Kommt es nicht zur direkten Begegnung da genug Platz zum Ausweichen ist, habe ich einen bellenden keifenden Hund im Geschirr hängen bis Kollege vorbei ist. Befindet sich der Hund auf der anderen Straßenseite keine Probleme.
Besonders schwierig wird es wenn uns ein unangeleinter Hund begegnet und meiner an der Leine ist (direkt neben der Straße kann ich ihn nicht ableinen).
Dieses ganze Prozedere macht Knopf bei allen Hunden die er nicht ganz gut kennt, bei seinen Kumpels läuft die Sache ganz anders ab. Bogen gehen, auf dem Weg zum Hund Boden beschnüffeln, freudiges Begrüßen, Spielen. Er kann es also.
Ich bin mir ziemlich sicher das ganze Theater kommt aus Unsicherheit von Knopf und ich bin selbst nicht unschuldig an dem Ganzen. Denn in unserer Hundeschule wurde gelernt Hunde nicht an der Leine zusammenlassen (finde ich auch richtig) und habe das konsequent befolgt.
Habt Ihr eine Idee wie wir aus diesem Teufelskreis kommen? Ablenkung funktioniert sehr schlecht, habe auch schon versucht Knopf beim ersten Anzeichen von anschleichen am Geschirr zu packen damit er erst gar nicht Bodenkontakt bekommt. Nutzt nichts hab ihn dann fast liegend im Geschirr hängen (er hat immerhin 35 kg) und kann ihn weiterschleifen. Ist aber meiner Meinung nach falsch denn er sendet ja zuerst laufend Calm. Signale die ja nicht unterbunden werden sollen, aber was passiert dann (nach beschnüffeln) innerhalb 1 Sek.
Ich weiß ich hab Euch ziemlich zugetextet, habe aber versucht die Situation so genau wie möglich zu beschreiben.
Bin schon sehr gespannt auf Eure Ideen.

Liebe Grüße
Joe und Knopf

PS: Arbeite auch mit dem Clicker, nur was soll ich da bestärken?

02. März 2003 09:43

Hallo Joe,

eigentlich hast du dir die Antwort schon selbst gegeben. Es ist in der Tat ein Unsicherheitsproblem. Aber Frage vorweg: Wieso um Himmels willen hast du in der Hundeschule gelernt, dass Hunde nicht an der Leine zusammenkommen dürfen? Da ist das, was du jetzt erlebst, doch nur folgerichtig. Knopf hat gelernt, Begegnung mit angeleintem Kollegen ist eine extrem bedrohliche Sache, und genauso verhält er sich - er sendet die stärksten Calm. Signals aus, die er zur Verfügung hat. Im äußersten Konfliktmoment - bei der eigentlichen Begegnung - muss er sich dann rasch entscheiden, was zu tun ist. Kein Wunder, dass er so reagiert, er hats nicht anders gelernt. Dass Begegnung mit angeleinten Hunden entspannend sein kann, hat ihm ja keiner beigebracht. Ich denke, da musst du ansetzen. In unserer Hundeschule gibts ein ähnliches Problem mit einer Hündin, die angeleint immer Theater macht, unangeleint aber verträglich ist. Mit der wird konsequent und in kleinen Schritten geübt, dass Krawallmachen an der Leine nichts nützt und Ruhigsein belohnt wird. Unsere Hunde machen dann immer die Versuchskarnickel. Kann ich dir nur empfehlen. HÄtte sonst keine Idee, wie Knopf da wieder rauskommt, ist ja in der Tat extrem stressig für ihn.
Alles Gute für dich und Knopf!
Katharina


02. März 2003 09:48

Hallo Joe,

ich bin schon sehr gespannt auf die Antworten der erfahrenen Yorkies, denn wir sind sozusagen Leidensgenossen. Auch unsere Hündin macht an der Leine ein riesiges Theater. Auch unangeleint ist ihr Verhalten gegenüber anderen Hunden größtenteils eine Mischung aus Unsicherheit und Dominanz (auch wenn sich das jetzt blöde liest, ist wirklich so). Bei uns kommt noch hinzu daß sie ein Gedächtnis wie ein Elefant hat, sprich wenn mit einem Hund einmal Ärger war vergißt sie das NIE und sämtliche nachfolgende Begegnungen enden im völligen Desaster (in diesen Fällen auch wenn beide unangeleint sind). Erst heute morgen hatten wir wieder so einen Fall. Ich sehe das Problem aber auf alle Fälle tiefgreifender als die bloße Unsicherheit und Pöbelei. Ich muß, nachdem wir sie fast ein Jahr bei uns ist, feststellen daß viele meiner Kommandos für sie einen *ich kann platz, fuß etc. machen aber ich muß es nicht*-Effekt haben. Die Schwierigkeiten gehen also schon an anderen Punkten los. Wir geben ihr seit zwei Wochen Bachblüten und nach dem heutigen Erlebnis habe ich mich definitiv entschlossen Einzelstunden bei einer Hundetrainerin zu nehmen. Die sind zwar teuer, aber es hilft nichts, denn so habe ich mir mein Leben mit Hund nicht vorgestellt und will es keinesfalls so weiterführen. Es muß sich etwas ändern, vor allem brauche ich dringend die Anleitung eines Fachmanns wie ICH mich in solchen Situationen verhalten muß. Vielleicht solltest Du diesen Weg auch gehen, denn Ratschläge in einem Forum können zwar helfen doch die Praxis draußen sieht halt oft anders aus.

Alles Gute für Dich und Knopf!
Gruß

02. März 2003 09:53

Hallo Katharina,

Du hast einerseits recht wenn Du Dich über die Aussage der Hundeschule Begegnungen an Leine komplett zu vermeiden, wunderst. Andererseits sehe ich das als zweischneidiges Schwert an. Als wir unsere Hündin die erste Zeit hatten (Ersthundehalter, looogisch) waren wir auch noch so naiv zu glauben man könne auf jeden Hund zugehen, auch wenn er angeleint ist (damals zeigte unsere noch keinerlei Aggressionen bei der Begegnung mit angeleinten Hunden, im Gegenteil, sie war hocherfreut. Das ist Vergangenheit!) Selbst wenn man auf die Entfernung den Halter fragte ob eine Begegnung möglich ist hieß es oft "Ja klar, der maaaacht niiix". Und was geschah? Man näherte sich und der gegenüberHund stürzte sich sofort auf den eigenen. Ich sehe Hundebegegnungen an der Leine überaus kritisch und ich glaube nicht das die Vermeidung die Wurzel des Übels ist. Ich kenne viele Halter die so vorgehen und deren Hunde es sowohl schaffen an dem anderen Hund ohne Aufstand vorbeizugehen und angeleint und unangeleint zu unterscheiden, sprich unangeleint auf den anderen Hund zuzugehen und angeleint es eben sein zu lassen. Ich denke die negative "Prägung" kommt durch schlechte Erlebnisse und die hat man leider oft wenn man angeleinten Hunden begegnet, selbst wenn deren Halter behaupten es wäre kein Problem (wieviele Leute ihre Hunde schlecht kennen ist schon erschreckend).
Mich interessiert was die anderen dazu meinen.
Gruß



02. März 2003 10:13

Hi Joe,

was passiert, wenn Du die Leine samt Knopf dran bei seinem Abliegen einfach fallen läßt und fröhlich weitermarschierst? Geht er dann auch zum anderen Hund oder Dir nach?

Grüße
josh

02. März 2003 10:17

Hallo,
naja, ich rate den Leuten in meiner junguhundgruppe auch dazu, einen fremden angeleinten Hund nicht mit dem ihrigen an der Leine zusammenkommen zu lassen. Einfach darum, weil sich Hunde an der Leine (Herrchen im Rücken) als die großen starken Macker fühlen und pöbeln - ableinen, und Ruhe ist. Geht das nicht, so vermeidet man die Begegnung bei fremdem Hunden besser. Daß Begegnung an der Leine okay sein können, soll der Hund natürlich lernen - dazu läßt man ihn am besten auch mal angeleint einen ebenfalls angeleinten Spielkameraden begegnen. Aber Erstkontakt an der Leine - das ist dumm, doof und gefährlich. Wie gesagt - was macht Knopf, wenn man in em Moment einfach die Leine samt Hund dran fallen läßt und weiterläuft?

Grüße
josh