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Zweifel an pos. Bestärkung

geschrieben von Christiane(YCH) 
Zweifel an pos. Bestärkung
08. März 2003 20:17

Hmm, ob dieser Thementitel vernünftig aussagt,was ich fragen will? Ist ein bißchen schwierig, aber mir gehen seit ich mit der Erziehung meines erwachsenen Tierheimhundes begonnen habe (bin bei der fünften Einzelstunde in einer ig-hundeschule, in der ausschließlich über pos. Bestärkung gearbeitet wird) so einige Gedanken im Kopf herum, zu denen ihr euch vieleicht äußern wollt. Ich bin sehr fasziniert von dieser Erziehungsmethode, über die ich vor Anschaffung des Hundes schon viel gelesen hatte und die mich - eigentlich - auch überzeugt. Wir haben auch schon Anfangserfolge, so hat mein Hund schon viele Kommandos gelernt, die er im Haus - also ohne Ablenkung - sehr zuverlässig ausführt. Anders sieht das ganze draußen aus - wie ich mittlerweile leider merken musste, hat mein Hund einen sehr stark ausgeprägten Jagdtrieb und ist draußen furchtbar beschäftigt. Ich werde dann für ihn relativ uninteressant, Kommandos werden widerwillig und langsam ausgeführt, manchmal gar nicht, alles andere (in die Gegend schauen, Spuren verfolgen etc.) ist wichtiger. Kommt ein Kaninchen in Sicht, ist natürlich alles aus und ich bin froh, wenn ich ihn an der Schleppleine gehalten kriege, da 30 Kilo an 5 Metern Leine ziemlich viel Schwung bekommen...

Nun frage ich mich, ob ich diese Probleme wirklich mittels pos. Bestärkung in den Griff bekommen werde? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mein Hund irgendwann so weit sein soll, dass er mich und mein Leckerli (das er draußen übrigens auch nur manchmal annimmt, manchnmal ist ihm selbst das zu viel, wenn es Wichtigeres zu tun gibt...) interessanter finden soll als das, was ihn wirklich interessiert - denn so ist doch die Theorie, oder? Gerade beim "Hierher", das ja nun mal eines der wichtigsten Kommandos ist, komme ich ins Zweifeln: Ich bemühe mich wirklich immer um lautstarke Freude und Begeisterung, wenn mein Hund kommt. Ich versuche auch, ihn nur zu rufen, wenn die Chancen gut stehen, dass er kommt (also nicht, wen er das Kaninchen schon im Visier hat...) und auch nicht nur, um ihn anzuleinen o.ä. Trotzdem kommt er nicht wirklich gern - der Anreiz, den ich ihm geben kann, scheint mir einfach zu niedrig - trotz Fleischwurst (für die er im Haus fast alles tut)...

Lange Rede, kurze Frage: Ist es zu schaffen, dass ein Hund irgendwann das Befolgen des Kommandos toller findet als seinen "eigenen Interessen" nachzugehen? Und wie? Und wie lange hat es bei Euch gedauert?

Freue mich sehr über jede Art von Erfahrungsbericht - am liebsten natürlich über erfolgreiche...!

Viele Grüße
Christiane

08. März 2003 21:49

Hi Christiane,

: Ist es zu schaffen, dass ein Hund irgendwann das Befolgen des Kommandos toller findet als seinen "eigenen Interessen" nachzugehen?

ich habe es aufgegeben darüber nachzudenken und bin erziehungstechnisch wieder bei "Zuckerbrot und Peitsche" gelandet. Nichts könnte für Kancho interessanter sein als Wild. Ob ich da mit 'nem Hackbraten stehe oder 'ne Plüschpuppe schwenke - es interessiert ihn nicht. Selbst eine läufige Hündin würde er wohl nur als 2. Wahl ansehen.
Auch bei mir hat es im häuslichen Bereich sehr gut funktioniert mit der positiven Bestärkung - außerhalb weniger bis gar nicht.
Da so ein Hund nur ca. 10-15 Jahre alt wird, bin ich wieder auf die "schnelle" Methode des Lobens wenn er was gut gemacht hat und Strafen wenn er was falsch gemacht hat umgestiegen. Strafe heißt bei mir mit lauter Stimme entsprechende Hörzeichen geben und ggf. mit Leinenruck arbeiten.

Gruß
Kathi

08. März 2003 22:28

Hallo Christiane,

: in der ausschließlich über pos. Bestärkung gearbeitet wird)

warum "ausschließlich"?

: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mein Hund irgendwann so
: weit sein soll, dass er mich und mein Leckerli (das er draußen
: übrigens auch nur manchmal annimmt, manchnmal ist ihm selbst das zu
: viel, wenn es Wichtigeres zu tun gibt...) interessanter finden soll
: als das, was ihn wirklich interessiert - denn so ist doch die Theorie,
: oder?

Nein, so ist's nicht. Positive Bestärkung ist das, was er interessant findet. Wenn er das Leckerchen nicht interessant findet, dann ist das keine positive Bestärkung.

Mit positiver Bestärkung kannst Du nur arbeiten, wenn Du die positive Bestärkung kontrollieren kannst. Dazu musst Du manchmal auch mit einer Warnung arbeiten, um zu verhindern, daß der Hund sich selber belohnt. Oder Du läufst eben mit Schleppleine durch die Gegend. Wobei Du da auch sehr schlecht kontrollieren kannst, was Dein Hund so treibt an dieser Leine. Jagen heisst ja nicht nur, Wild hinterher rennen, sondern schnüffeln, sich orientieren, Spuren suchen, usw. Kannst Du alles als positive Bestärkung ansehen, aber Du musst eben die Kontrolle haben.

viele Grüsse
Klaus

08. März 2003 23:29

: Hallo Christiane,
ich will mal versuchen meine gedanken hierzu 'rüberzubringen.
wenn man dem hund etwas beibringen möchte ist leckerlie oder verbales lob natürlich nötig, dann er soll ja begreifen das er etwas richtig gemacht hat. oder du bestätigst ein erwünschtes verhalten, dass er zufällig zeigt. oft höre ich aber auch"du musst dich interessant machen, musst eben noch toller sein als der hund gegenüber" u.s.w.
für mich hört es sich oft so an als wenn ich mich für meinen hund zum affen machen soll, weil ich möchte dass er gehorcht. in der lernphase finde ich das o.k., aber irgendwann möchte ich, dass mein hund hört, weil ICH es bin die ihm etwas sagt, weil ich alpha bin, weil ich ihm wichtig bin. dazu gehört dann auch, dass er einfach unterlässt was er gerade vorhat, weil ich es schlicht und einfach nicht möchte. ohne mich zum kasper zu machen. optimal wäre, wenn ich einfach "nein" sage und er unterlässt etwas. in unserer hundeschule wird das wort nein so konditioniert, dass man nein sagt, der hund guckt mich an und bekommt leckerlie. ist für mich mehr ein umlenken. bei "nein" soll der hund sein verhalten abbrechen, also ist es für mich ein abbruchkommando bei dem er dann meidet. sieht zwar nicht so hübsch aus, interessiert mich in dem moment aber nicht, hauptsache er unterlässt es.dann wird er natürlich auch wieder gelobt. in machen situationen gibt es das lob von mir erst nach einem augenblick, weil ich ihn sonst aus seinem momentanen "tief" zu schnell wieder herausholen würde und er das unerwünschte verhalten gleich wieder zeigen würde ( ich glaube ich komm jetzt vom thema ab ). lerne deinen hund weiter kennen und lese gute bücher. du musst das richtige für dich und deinen hund 'rausfinden.
ich versuche meinen hund ' so positiv wie möglich und so negativ wie nötig'zu erziehen. das war meine ganz persönliche meinung

lg andrea

P.S. zum thema jagen findest du einiges im archiv

08. März 2003 23:20

: : in der ausschließlich über pos. Bestärkung gearbeitet wird)
: warum "ausschließlich"?
Wollte damit sagen, dass Starkzwangmittel wie Stachelhalsband oder Teletakt abgelehnt werden.

: Nein, so ist's nicht. Positive Bestärkung ist das, was er interessant findet. Wenn er das Leckerchen nicht interessant findet, dann ist das keine positive Bestärkung.

Das treibt mich ja noch mehr in den Zweifel - was mache ich denn mit einem Hund, für den das Kaninchen das Interessanteste ist? Er tut mir manchmal schon leid, weil ich denke, er wird nie richtig glücklich, weil ich ihm das Jagen nun mal einfach nicht erlauben kann - und mir kein Alternativverhalten vorstellen kann, das ihn derart fesselt.

FRagende Grüße
Christiane

09. März 2003 09:00

Hallo Christiane

- Hmm, ob dieser Thementitel vernünftig aussagt,was ich fragen will? Ist ein bißchen schwierig, aber mir gehen seit ich mit der Erziehung meines erwachsenen Tierheimhundes begonnen habe (bin bei der fünften Einzelstunde in einer ig-hundeschule,----

Hm, nur mal so ein paar Gedankenfetzen dazu:
Ein erwachsener Tierheimhund? Der lange nicht mehr draußen war, der früher nie draußen war? wie gut ist er eigentlich mit dem draußen vertraut?
Kann es sein dass er draußen völlig reizüberflutet ist? Wie jemsnd aus einem Naturvolk, der auf einmal in New- York lebt? Zumindest wird er einen Mangel an Eindrücken gehabt haben und jetzt stürmt alles auf ihn hinein. Am meisten das was instinktiv angelegt ist (Jagdtrieb). Kommunikation mit menschen, die einen Spaziergang ordnen hat er vermutlich nie gelernt.
Leckerchen will er nicht. Das kann Zeichen f. Stress sein o. das Umwelterkundigung die richtige Belohnung wäre, wahrscheinlich beides.
Du hast 5 Stunden mit ihm gehabt? Das ist gar nichts!!! Schön das die Übungen zuhause schon klappen.
Christiane, ich glaube du erwartest zuviel und das falsche.
Wie verhält sich deinHund in der Stadt, wenn kein Wild vorhanden ist?

Gruß von Susanne und Ninja