Hallo Jako,
die modernen Geräte kribbeln in den unteren Stufen nur mehr oder weniger stark. Du kannst dieses Kribbeln, welches für einen Hund anfangs ja völlig neutral ist (ist nicht schmerzhaft!), sowohl positiv als auch negativ konditionieren. So, wie jegliche Berührung des Hundes, also auch eine leichte (die nicht schmerzhaft ist) sowohl positiv als auch negativ konditioniert werden kann. Verbindet mein Hund einen "Kontakt", z.B. ein Auflegen der Hand, positiv, dann kann ich das auch auf ein Kribbeln (oder Vibrieren, manche E-Reizgeräte haben auch eine Vibrationsstufe) konditionieren, ihn also über eine Entfernung, die über die Länge meiner Arme hinausgeht, bestätigen.
Ebenso kann in diesen unteren Bereichen durchaus bei wildernden Hunden gearbeitet werden. Häufig ist es ja so, daß ein Hund im näheren Einwirkungsbereich seines Hundeführers gar nicht erst losstartet, um hinter Wild oder einer Katze herzusetzen, und das, obwohl man ihm ja dort auch nicht gleich eins mit dem Baseballschläger vor die Mütze haut. Häufig machen sie das dann, wenn "der Faden zwischen Hund und Hundeführer abreißt" (das geschieht auch häufig wenn Herrchen/Frauchen sich auf ein Pferd setzt...). Mit den unteren Stufen, richtig konditioniert, kann man einem Hund durchaus klar machen, daß der Faden auch dann nicht abreißt, wenn man sich vom Hund weiter weg befindet, ohne ihm eine schallern zu müssen, daß er auf den nächsten Baum springt. Der Hund wildert dann nicht, weil er Angst vor Schmerz hat, sondern weil er sich seiner Meinung nach nicht aus dem Einwirkungsbereich seines "Meisters" entfernt und somit einfach mehr auf diesen und somit auch auf seine Abbruchkommandos achtet.
Letzendlich habe ich persönlich auch nix gegen ein "heftiges Donnerwetter", wenn es notwedig ist um dem Hund eine höhere Lebensqualität zu verschaffen (Freilauf), dann auch wirklich die erwünschte Wirkung zeigt und der Mentalität des Hundes angebracht ist. Wobei z.B. das Hineinlaufen in eine Schleppleine mit breitem Halsband manchen Hund mehr aus dem seelischen Gleichgewicht bringen kann wie einen anderen Hund bei entsprechender Ausbildung und Vorarbeit ein stärkerer Impuls mit einem E-Reizgerät.
Die Arbeit mit dem Ding ist und bleibt halt ein zweischneidiges Schwert. Man muß sich von der Vorstellung lösen, daß es nur schlecht und schmerzhaft ist, und man darf auch nicht jedem ein solches Teil in die Hand geben, da damit sehr große Fehler gemacht werden können. Man kann damit keine Defizite im kynologischen Fachwissen der Leute und in der Ausbildung des Hundes damit kaschieren.
Eine Anwendung des E-Reizgerätes ist hier erstaunlicherweise übrigens noch nie durchdiskutiert worden: Die Anwendung am Hundeführer. 'ne tolle Sache... Der HF arbeitet mit seinem Hunnd, ein Kollege hat den Sender, und wenn der Hund in einer Übung einen Fehler macht, bekommt der HF einen Impuls. Er kann dann reagieren (z.B. mit einem Kommando), ohne daß ein anderer ihm erst sagen muß "Er steht!" (anstatt sitzen) oder "Er läuft nach!" (anstatt stehen) und er sich zum Hund umdrehen muß. Das bedarf natürlich der genauen Absprache, aber die Arbeit mit dem E-Reizgerät ist halt nie eine "Ruckzuck-Arbeit".
Viele Grüße
Antje