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Fremden Hundehalter belehren oder nicht?

geschrieben von Syriebille(YCH) 
Fremden Hundehalter belehren oder nicht?
09. März 2003 19:27

Hallo Yorkies,
heute auf der Münchner CACIB sah ich einen jungen Riesenschnauzer (auch noch in meiner favorisierten Farbe pfeffer-salz) zwischen den Ständen, der von 2 Bernern vorsichtig von einer Seite beschnüffelt wurde.
RS hatte Rute unterm Bauch, Rücken hochgezogen, wurde am langgliedrigen Kettenhalsband auf Zug auf die Zehenspitzen gehoben.
Der Berner-Besitzer sagte: Die haben sich doch draußen schon gesehen.
Antwort von RS-Besitzerin war für meine Ohren zu leise. RS wollte jedenfalls nur weg. Ich war gerade rangekommen und sagte von hinten zu ihr: "Das Halsband ist ja auf Zug!" Sie beugte sich runter und ich sah den Ansatz, daß sie die beiden Ringe in den Karabiner hängen wollte, als ich dummerweise noch eine Erklärung draufsetzte: "Wenn sich das Halsband zuzieht, bekommt er ja noch mehr Angst, weil er keine Luft mehr bekommt!"
Sie schaut hoch, hört auf zu handeln. "Er hat keine Angst". Ich versuche weiter zu überzeugen: "Würgen SIE sich mal mit der Hand am Hals!" Es kommt nur noch ein genervtes "Jaaa" Ich gebe auf und gehe weiter!
Hinterher dachte ich, daß ich dem Hund zuliebe doch noch hätte versuchen sollen, sie wenigstens im Punkt Würger zu überzeugen.
Allerdings muß ich dazu sagen, daß ich nicht der tolle Verkäufertyp bin, der alles an den Mann bringt! Eher Der Elefant...
Wie haltet Ihr das in solchen Situationen?
VG Sybille mit Belehrungswahn;-)


09. März 2003 21:22

Hi Sybille,

wenn ich so etwas sehe, tut mir an erster Stelle immer der Hund leid, also "muss" ich dann was sagen, obwohl ich damit oft schon angeeckt bin...

Beispiel von vor 2 Tagen: Morgens auf der Hundewiese.... Drei Hunde spielen bereits dort. Alle kennen wir. Ein Border-Collie-Mädel (läuft immer "solo" Gassi), ein Westie-Mädel (etwa 8 Monate), ein Mix, halb so groß wie unser Kid etwa (Kid ist 63 cm hoch) und etwa knapp 2 Jahre alt, und wir kommen also jetzt hinzu.

Große Begrüßung, man redet einige Worte, dann gehen wir weiter, da wir bereits auf dem Heimweg waren. Der Mix wartet ab, bis wir gut 10 Meter entfernt sind und stürzt sich dann mit großem Gebrüll und Tamtam wütend von hinten auf unseren Kid. Das machte er nun bereits zum 3. Male in Folge!!! Zuerst ganz "lieb" und harmlos, dann drauf mit Gebrüll...
Ich vermute mal, er ist angstaggressiv. Die beiden ersten Male hat Kid das total ignoriert, diesmal kam der Kleine näher und war fast an ihm dran. Kid bellte zurück und scheuchte ihn bellend zu seinen Besitzern.
ER BERÜHRTE IHN DABEI NICHT EINMAL!!!
Reaktion des Hundes: Lautes Geschrei, in etwa so, als ob er skalpiert würde!!!
Reaktion der Leute: Lautes Bedauern des Hundes, Hinknien und dauerndes Streicheln und Beruhigen des armen, geschockten Hundes...

Daraufhin meinte ich nur, dass das nicht so gut sei, weil der Hund sich ja noch bestätigt fühlt, dass er im "Recht" sei, obwohl doch schließlich ER DER ANGREIFER war und er lernen muss, dass er dann auch mal von einem älteren Rüden Schimpfe bekommt. Kid ist jetzt gut vier Jahre alt. Aber man wollte mich nicht verstehen!!!

Heute sind wir dem kleinen Mix wieder begegnet. Als man uns sah, bückte man sich sofort zu dem Hund hin, hielt ihn fest und streichelte ihn tröstend!!! Sein Knurren hörte man schon auf 10 Meter Entfernung.
Unserem Hund war das wohl zu blöde und er lief nicht mal in die Richtung, sondern er ignorierte den Hund. Was war ich froh!!!

Wie du siehst, hat meine "Belehrung" überhaupt nichts bewirkt *grins* und der Hund wird das jetzt so lange machen, bis er mal wirklich "eins auf die Mütze bekommt"...

Liebe Grüße
Petra und Kid der Wäller!

PS: Der Besitzer von dem Westie-Mädel erzählte mir, dass er die Kleine immer, wenn sie was falsch macht, am Nacken packt und kräftig schüttelt. Trotzdem würde der Hund nicht lernen und sofort alles so falsch machen wie vorher.... Natürlich fing ich auch davon an, dass man heute die Hundis nicht mehr schütteln würde usw. usw. und er doch evtl. mal den Schnauzgriff anwenden solle. Aber nein, er schaute mich erstaunt an und meinte, dass das bei seinem Hund keine negativen Folgen hätte... (das ist übrigens sein erster Hund!)

09. März 2003 22:22

Hallo Petra und Sybille,

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß es so gut wie immer sinnlos ist, die Leute ungefragt "belehren" zu wollen. Ich glaube, gerade Hundehalter fühlen sich einfach sehr schnell angegriffen oder von oben herab behandelt. Ich denke mal, da sind einfach zu viele Emotionen im Spiel, die meisten wollen ja nichts schlechtes für ihren Hund und sind auch überzeugt das richtige zu tun. Wenn da jemand ankommt und behauptet "Sie machen das falsch und schaden Ihrem Hund", dann fühlen sich viele eben schnell persönlich angegriffen.
Ich meine, wenn Du jemandem erklärst, was er mit seinem Fahrrad oder Rasenmäher tun muß, damit er funktioniert, dann wird er Dir vermutlich dankbar sein, das ist eben nicht persönliches wie ein Lebewesen für das man sich verantwortlich fühlt ;-)

Na ja, ich habe es es jedenfalls nach einigen mißglückten Versuchen komplett aufgegeben, Hundehaltern meine Meinung zu sagen, wenn sie mich nicht darum gebeten haben, auch es manchmal bedeutet, ziemlich die Zähne zusammenzubeißen. Ich versuche stattdessen, mit gutem Beispiel voranzugehen, was Rücksichtnahme auf andere Hunde/Halter und vernünftigen ruhigen Umgang mit meinem eigenen Hund angeht (was natürlich auch nicht immer klappt;-)). Seither erlebe ich immer wieder, daß mich jemand von sich aus anspricht und fragt, wie ich das eine oder andere mache.

Beispielsweise arbeite ich schon sehr lange über den Clicker daran, mit meinem Rüden, der sehr große Probleme mit Leinenaggression gegenüber anderen Hunden hatte, ruhiges Vorbeigehen an entgegenkommenden Hunden an denen man nah vorbei muss, zu üben. Klappt inzwischen super.
Vorgestern auf dem Heimweg von der Arbeit kam mir nun ein Pärchen entgegen mit einem jungen Foxterrier am Würger, der ein unglaubliches Theater machte (zerren, bellen, knurren...). Da sowas auch für meinen Rüden noch eine etwas extreme Herausforderung ist, war ich voll auf ihn konzentriert, clickerte sein ruhiges Fußgehen und den Blickkontakt zu mir, was er auch ganz toll machte, bis wir an den Leuten und dem Hund vorbei waren. Plötzlich fragte die Frau, ob ich einen Moment Zeit hätte und wollte dann ganz genau wissen, wie ich das gemacht hätte, was da so geknackt habe, wie lange ich dafür gebraucht hätte etc., war total interessiert, als ich ihr kurz die Grundzüge des Clickertrainings erklärte und bat mich um eine Buchempfehlung zu dem Thema.
Ich bin ganz sicher, hätte ich diese Frau von mir aus angesprochen, hätte sie nichts von mir hören wollen.
Natürlich kommen solche erfreulichen Erlebnisse nicht alle Tage vor, aber wenigstens habe ich nach sowas das Gefühl, vielleicht wirklich ein bisschen was erreicht zu haben. Von mir aus Leute anzusprechen ist mir einfach zu aussichtslos.

Viele Grüße, Marina.



09. März 2003 21:57


Hallo,
ich kann ebenfalls meinen Mund nicht halten. Aber meistens bringt es nichts.
So z.B. gibt es hier Leute, die ihren Hund oder Hunde mit dem Auto
spazieren führen. Sie fahren Auto und der Hund läuft hinterher oder
nebenher. Einen Hundebesitzer habe ich mal darauf hin angesprochen,
er meinte dazu, er hätte keine Zeit für Spaziergänge und dem Hund würde
das Spaß machen!!! Da der Hundebesitzer mir oft begegnet und ich ihn
jedesmal anspreche, ist er schon sehr ungehalten.
Verboten ist das Ausführungen der Hunde mit Auto nicht. Habe mich
erkundigt.
Was sind das für Hundebesitzer frage ich mich immer wieder. Meinen Hund
so spazieren zu führen, würde mir nicht mal im Traum einfallen.
Gisi

09. März 2003 21:59

:
Habe noch was vergessen ...
Zum Wohle des Tieres würde ich nie den Mund halten. Also weiter
diskutieren. Wegschauen ist nicht gut.
Gisi

09. März 2003 22:32

Hallo Marina,
das läßt hoffen!
Mit gutem Beispiel voran ist wirklich effektvoll!
Geht mir auf der Hundewiese manchmal so, wenn ich meine auch auf Entfernung "dirigieren" kann! "Die ist aber gut erzogen!" Bloß die vielen Gedanken dazu und die Geduld und Zeit wollen die meisten nicht inverstieren!
Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt!;-)
Viele Grüße Sybille