Meiden loben?
13. März 2003 13:33


Nun es kam eine Hundeführerin mit ihrer Golden-Hündin bei mir vorbei und wollte am Zaun entlang, einen Waldweg weiter gehen. Da kam ein Rüde von mir und bellte. Die Hündin erschrak, ergriff die Flucht und kam eine halbe Stunde nicht mehr.

Nun danach, als sie die Hündin wieder angeleint hatte, wollte sie nochmals am Zaun vorbei, aber sie traute sich nicht mehr. Also lies sie es langsam angehen und jedes mal wenn die Hündin bockte, wurde sie getröstet. Die Hündin lief auch nach einer viertel Stunde nicht vorbei und mir wurde es zu blöde, ich holte ein Welpen, lies sie zusammen schnuppern und lief mit dem Welpen am Zaun vorbei, worauf die Hündin nachzog.

Gut ich könnte ein solches Verhalten nicht akzeptieren, aber wenn es trotzdem mein Hund wäre, dann würde ich sicherlich nicht das Meiden loben. Wieso wird dauernd das Meiden gelobt, der Hund war danach ganz zerknistert. Das ob in einer alltäglichen Situation, oder auch im Hundesport. Nur weil man lieb zum Hund sein will, belastet man ihn.

Ich wollte das mal schreiben, damit sich vielleicht ein paar überlegen, was sie gemacht hätten und ob sie auch das Meiden belohnt hätten in Form von Streicheleinheiten und gekuschelt, was für eine arme Hündin sie sei.

Vielleicht ist der Vergleich mit einem Pferd gut, das ist auch ein Fluchttier. Wenn ein Pferd scheut, dann mache ich das gleiche nochmals, nehme es an den Zügel und halte die Beine dran, so dass es auf der Seite, auf das es flüchten möchte, nicht weit weg rennen kann. Eigentlich führe ich es im Zwang am Gegenstand vorbei, wirke ein, wenn es flüchten will, mit Zügel und Beine. Das bis es am Gegenstand, ein zwei mal vorbei geht, ohne zu scheuen.

Wieso macht man beim Hund das Gegenteil, man lobt ihn, wenn er meidet. Das was beim Pferd jedem Kind klar ist, machen beim Hund nicht viele.

Gruss P.H


13. März 2003 13:57

Hallo P.H,

Tja, die Folgen dieses Verhaltens der Hundehalterin scheinen ja an der Hündin auch schon deutlich sichtbar zu sein.
Ich meine, daß ein Hund mal erschrickt und ausweicht, wenn ein anderer bellend auf ihn zuschießt ist ja noch normal, aber daß er sich dann eine halbe Stunde nicht wieder hertraut scheint ja schon deutlich zu zeigen, daß die Halterin ängstliches Verhalten wohl schon immer unbewußt gelobt hat.

Allerdings habe ich in den letzten Jahren beobachtet, daß solches Verhalten bei Hundehaltern zum Glück doch seltener vorzukommen scheint. Jedenfalls erlebe ich es hier nur noch relativ selten und wenn, dann meist von älteren, selber recht ängstlichen Damen.
Hast Du die Dame denn darüber informiert, daß sie die Angst ihres Hundes mit ihren "Trösteversuchen" verstärkt?

Grüße, Anne.

13. März 2003 14:33


: Gut ich könnte ein solches Verhalten nicht akzeptieren, aber wenn es trotzdem mein Hund wäre, dann würde ich sicherlich nicht das Meiden loben. Wieso wird dauernd das Meiden gelobt, der Hund war danach ganz zerknistert. Das ob in einer alltäglichen Situation, oder auch im Hundesport. Nur weil man lieb zum Hund sein will, belastet man ihn.

Die Leute denken, sie tun dem Hund was Gutes, das ist das absurde. Und wehe da erzählt Ihnen jemand was anderes.
Und Hund ist ja überhaupt schwer von capé, er braucht ja auch (mindestens) 100000 Wiederholungen, um ein Kommando zu lernen ;-).

Ich denke der Fehler liegt darin, daß viele zum einen den Hund generell unterschätzen in seiner Intelligenz und daß die Leute zu wenig wie Hund denken.

: Vielleicht ist der Vergleich mit einem Pferd gut, das ist auch ein Fluchttier.

Auch??

:Wenn ein Pferd scheut, dann mache ich das gleiche nochmals, nehme es an den Zügel und halte die Beine dran, so dass es auf der Seite, auf das es flüchten möchte, nicht weit weg rennen kann. Eigentlich führe ich es im Zwang am Gegenstand vorbei, wirke ein, wenn es flüchten will, mit Zügel und Beine. Das bis es am Gegenstand, ein zwei mal vorbei geht, ohne zu scheuen.

Nun gut, da liegt die Ursache aber oft woanders - wenn ein Pferd scheut hat das auch oft viel verborgenere Ursachen. Es vertraut dem Menschen vielleicht einfach nicht. Und dieses Vertrauen ist beim Pferd in dieser Hinsicht ausschlaggebender als beim Hund (was ich meine ist daß der Hund nicht aus mangelndem Vertrauen zu mir nicht vorbei geht, bei Pferd ist dies aber der Fall).
Da das Pferd als Fluchttier eine andere Angstmotivation hat als Hund kannst Du das meines erachtens nach nicht miteinander vergleichen.

: Wieso macht man beim Hund das Gegenteil, man lobt ihn, wenn er meidet. Das was beim Pferd jedem Kind klar ist, machen beim Hund nicht viele.

Mit beschriebenem Zwang hättest Du in beiden Fällen zwar einen kurzfristigen Erfolg gehabt, aber langfristig hätte Dich das, egal ob Raubtier Hund oder Beutetier Pferd, auch nciht weiter gebracht. Oder ist für Dich das Resultat das Ziel (bspw. Pferd geht vorbei aufgrund des ausgeübten Zwanges, nicht aber weil es Dir als Alpha-Pferd vertraut)?

Grüße
Claudia


13. März 2003 14:55

Hi PH,
das hätte ja auch meine Hündin sein können (typisches Benehmen), und ich hätte sie garantiert nicht im Meiden gelobt, sondern für jeden Schritt vorwärts bestätigt ("Fein!"winking smiley, das Stehenbleiben ignoriert, Flucht verhindert durch Kurznehmen. Und dann dasselbe gleich nochmal. Natürlich alles in dem Abstand, in dem sie noch mitmacht.

Grüße
josh

13. März 2003 16:40

Tschau Anne

:Hast Du die Dame denn darüber informiert, daß sie die Angst ihres
:Hundes mit ihren "Trösteversuchen" verstärkt?

Zuerst wollte ich, dann aber dachte ich, ich will nicht wieder als herzloser Hundebesitzer dastehen und habe es sein lassen.

Gut der Hund tat mir schon ein wenig leid, aber ich mochte nicht wieder eine endlos lange Diskussion beginnen. Sowieso wenn jemand eine solche Handhabung hat, dann ist eine Diskussion fast sinnlos, da der Hund zu fest vermenschlicht wird.

Gruss P.H


13. März 2003 17:04

Hi,

ich denke, interessant wäre zu wissen, aus welchen Beweggrüden die Halterin so gehandelt hat, wie sie es getan hat.

Meine Vermutung ist, dass sie nicht wusste, das sie mit dem trösten dem Hund keinen Gefallen tut.

Die ganze Sache hat viel mehr mit der Halterin zu tun, als mit dem Hund. Meiner Ansicht nach bringt es nicht viel sich zu überlegen, wie man selber an ihrer Stelle reagiert hätte, sondern nachzufragen warum sie so und nicht anders reagierte.
Wahrscheinlich wusste sie keinen anderen Weg, sonst hätte sie ihn ja versuchtsmiling smiley

Liebe Grüsse
Sonja und Nero