Hallo Eli,
führe einfach an, wie langwierig die Vorbereitung für eine sinnvolle E-Gerätarbeit ist. Obwohl für mich das E-Reizgerät das Mittel der Wahl wäre bei einem wildernden Hund, ist ja bereits beschrieben worden, was passiert, wenn man das Gerät nicht sachgerecht einsetzt. Die Gefahr einer Fehlverknüpfung ist um ein vielfaches größer als die Möglichkeit, daß der Hund einen Impuls, wenn er nicht oder nicht richtig darauf vorbereitet wurde, richtig verknüpft. Voraussetzung für die Anwendung des E-Reizgerätes beim wildernden Hund ist, daß dieser a) bereits eine abgeschlossene Grundausbildung besitzt (also das Wildern nicht ein Symptom dafür ist, daß der Hund einfach nur nie richtig ausgebildet wurde), und b) der Einsatz des Gerätes über Wochen und Monate vorbereitet wurde (Arbeit mit der langen Leine, Arbeit in gestellten Situationen etc.).
Wenn dieses nicht beachtet wird, können beim Einsatz des E-Reizgerätes vier Dinge passieren:
1. Der "harter" Hund interpretiert einen Impuls u.U. so, daß dieser vom jagenden Wild kommt. Er wird sich noch mehr anstrengen, das Wild zu erreichen, vom Impuls, selbst auf höchster Stufe, im Hetzten angestachelt werden. Zum einen ist damit das Ziel (Hund wildert nicht) in keinster Weise erreicht, zum anderen landen Wild und Hund u.U. vor einem Auto etc.
2. Ein "weicher" setzt den Impuls u.U. so um, daß er die Situation schlagartig meidet und völlig kopflos zu seinem Fluchtpunkt (Wohnung, Auto etc.) rast. Die Möglichkeit, daß er dabei vor einem Auto, der Eisenbahn etc. landet, ist extrem groß. Die Gefahr, daß er anschließend einen seelischen Knacks weg hat ist, den Ort meidet, seinen Besitzer meidet etc. (je nachdem, was ihm während des Impulses durch den Kopf geschossen ist), ist extrem groß, wobei aber die Möglichkeit, daß er den Impuls auf das Wild bezogen hat, relativ gering ist. Fazit: Ziel nicht erreicht...
3. Der Hund kann den Impuls völlig ignorieren, das E-Reizgerät zeigt keinerlei Wirkung, auch hier wird das Ziel nicht erreicht.
4. Der Hund verknüpft durch Zufall (müssen mehrere Zufälle sein: Impuls im richtigen Moment, und auch Reaktion des Hundeführers vor und nach dem Impuls gerade richtig) den Impuls mit dem Jagen des Wildes und ist anschließend kuriert, sofern der Hundeebsitzer auch anschließend alles richtig macht (d.h. so clever ist, daß der Hund nicht weiß, daß er heute ein E-Reizgerät trägt und morgen nicht).
Die Chance, daß die letztere Möglichkeit eintritt, ist relativ niedrig... Ganz abgesehen davon ist die Arbeit mit der langen Leine eine Voraussetzung für die Arbeit mit dem E-Reizgerät. In Verbindung mit dem Ausgleichen von Defiziten in der Grundausbildung reicht sie häufig aus, einen Hund vom Wildern abzubringen. Ansonsten stellt sie eine notwendige Vorarbeit für den Einsatz des E-Reizgerätes dar (der allerdings nur von "sachkundigen" Personen vorgenommen werden darf).
Viele Grüße
Antje