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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Dominanter Rüde
26. März 2003 12:45

Hallo Conny,

vorweg:

Wir diskutieren hier virtuell und es geht sicher um den Einzelfall, aber auch immer wieder (auch) um einen allgemeinen Meinungsbildungsprozess dabei.

Du kennst Susanne und ihren Hund- umso besser. Trotzdem versuch mal nachzudenken, wie du reagieren würdest, wenn du eine gleichlautende Textmeldung lesen würdest ohne das Team zu kennen.

zur Sache:

:: Es gibt übrigens Hunde, die von Natur aus sehr dominant sind. Devon gehört zu diesen Hunden.::

Tja, da scheiden sich die Geister. Ich bin mittlerweile der Meinung, es gibt sehr wesenstarke Hunde - ja (was auch immer das genau heissen mag ;-))! In der Regel sind das aber solche, die mit anderen Hunden keine Probleme machen. Wenn man sich mit (sogenannten) Problemfällen wirklich beschäftigt, die zumeist mit der Einleitung, "der Hund ist sehr dominant" vorgestellt werden, ergibt sich bei (fast) allen Fällen später, dass eigentlich das Gegenteil der Fall ist.

Die häufigste Ursache für solche Verhaltensweisen ist eher genau das Gegenteil. Hunde, die "unsicherer" sind, wie der Durchschnitt werden scheinbar "dominant", weil sie gelernt haben, welches Verhalten ihnen in der Stresssituation am besten hilft.

Diese Lernschiene gilt es zu unterbrechen. Alle sinnvollen Lösungsansätze funktionieren auf diese Art.

:: Es braucht eine absolut strikte und konsequente Hand, denn er nutzt jede kleinste Unachtsamkeit schamlos aus.::

Auf dem "Dominanzmodell" aufbauend heißt diese schöne Umschreibung meist nix anderes wie:

"Wenn ein Hund sich anderen Hunden gegenüber aggressiv (oder scheinbar aggressiv) verhält, dann wird auf die eine oder andere Art aversiv auf ihn eingewirkt. Die Theorie dahinter wäre, dass man ja selbst als ALPHA für diese Dinge zuständig ist. Ergo muss man den eigenen Hund erst mal zeigen, dass man sein Chef ist."

Ich will dir das nicht unterstellen, aber meist läuft die Argumentation so, oder ähnlich.

Komischer Weise funktioniert das so (meist) nicht. Oftmals bewirkt man das genaue Gegenteil. Das aggressive Verhalten wird verstärkt. Andere Hunde werden klassisch "negativ konditioniert". Es droht Ärger. Immer wenn so einer auftaucht. Diesen Teufelskreis würde ich auf alle Fälle zu unterbrechen versuchen.

Viel Glück dabei

Alex & Aris



26. März 2003 14:05

Hi Susanne,

: Wenn man nicht davon sprechen kann, dass ein Hund dominant ist, wie sagt man denn zu so einem Verhalten von einem älteren Hund einem jüngeren Hund gegenüber? Zurechtweisung? Oder was? Würde mich wirklich noch interessieren, wie man zu so einem Verhalten sagt.

Das Verhalten in der jeweiligen Situation kann man schon als Dominanz bezeichnen. In der Situation, wo Dein Hund den anderen unterwirft, dominiert er ihn. Man kann aber nicht einfach sagen, dass ein Hund prinzipiell dominant ist. Das ist immer nur situativ.

Das Verhalten welches Dein Hund zu zeigen scheint, ist aber schlicht und ergreifend das eines unsicheren Hundes. Denk mal dran wie es bei uns Menschen ist, diejenigen, die am meisten Wind machen, sind selten wirklich souverän und selbstbewußt. Er mag jetzt vielleicht keinen wirklich verunsicherten Eindruck auf Dich machen, aber ich hab schon sehr viele solcher Hunde (interessanterweise viele Schäferhunde) kennengelernt, die sich so verhalten. Ursache ist meist eine Unsicherheit gepaart mit der Lernerfahrung, dass man durch viel Gebrüll und Radau prima davon ablenken kann und den eigenen Stress abbauen kann. Der Gegner ist dann meist erstmal seinerseits verunsichert und bleibt auf Abstand. Problem (scheinbar) gelöst.

Das Problem ansich ist aber meiner Meinung nach auch noch ein ganz anderes. Wichtig ist nämlich welche Konsequenzen bzw. Erziehungsmethoden man aus dem Verhalten des Hundes ableitet, unabhängig davon wie man es jetzt bezeichnen mag. Es ist eben nach meiner Erfahrung nicht der richtige Weg dem mit Strenge und Strafen zu begegnen. Viel wichtiger wäre es, den Hund aus diesen Stresssituationen rauszuholen und ihm in entspanntem Umfeld ein höflicheres Alternativverhalten beizubringen.


Liebe Grüße Jenny

26. März 2003 14:10

Hi Jenny! Klingt interessant. Und wie sehen denn solche Alternativmethoden aus, wäre super froh, wenn du mir solche schreiben könntest. Denn ich denke, genau so, wie du es schreibst, ist es auch, Unsicherheit. Denn mein Rüde ist nicht von Natur aus bösartig, also sicher nicht, nur ab und zu, und das ist sicher Unsicherheit. Wie also kann ich ihm diese Unsicherheit nehmen, wie verhalte ich mich, wie reagiere ich, wie zeige ich ihm Sicherheit?
Vielen Dank für Deine baldige Antwort.
Liebe Grüsse Susanne und Devon


26. März 2003 14:47

Hi Susanne,

: Denn ich denke, genau so, wie du es schreibst, ist es auch, Unsicherheit. Denn mein Rüde ist nicht von Natur aus bösartig, also sicher nicht, nur ab und zu, und das ist sicher Unsicherheit.

Ich hab bisher noch keinen Hund kennengelernt, der wirklich einfach nur bösartig ist. Meist ist es eine Kombination aus mangelnder Sozialisation, schlechten Erfahrungen und positiven Lernerfahrungen mit aggressivem Verhalten. Das Endergebnis sind dann oft furchterregend aus, in fast allen Fällen liegt dem aber irgend eine Unsicherheit zugrunde.

: Wie also kann ich ihm diese Unsicherheit nehmen, wie verhalte ich mich, wie reagiere ich, wie zeige ich ihm Sicherheit?

Da gibts es zahlreiche Möglichkeiten, die ich jetzt hier garnicht alle nenen könnte. Eigentlich würde ich jetzt mit Dir einen Termin für eine Verhaltensanalyse machen und dann gemeinsam mit Dir an dem Problem arbeiten ;-) Aber ich versuch mal Dir ein paar Denkanstöße zu geben ...

Ganz wichtig wäre es erstmal auf Strafen zu verzichten. Ich weiss wie schwer das ist, vor allem, wenn das Umfeld dann auch noch von einem erwartet, dass man dem Hund klarmacht, dass er sowas doch nicht darf. Das Problem ist nur, dass der Hund einfach nicht anders kann. Für ihn gibt es in dieser Situation nur die eine Alternative: schneller draufhauen, als es der andere vielleicht kann. Damit hat er bisher die besten Erfahrungen gemacht. Eine Strafe unterbricht lediglich das Verhalten, der Hund lernt aber kein alternatives Verhalten und die Strafe muss wieder und wieder erfolgen.

Erste Maßnahme wäre also ihm diese Situationen zu ersparen und ihn dann gezielt und schrittweise wieder heranzuführen und erwünschtes Verhalten zu belohnen. Zum Einen ersparst Du ihm so den Stress, zum Anderen nimmst Du ihm sie ständigen Erfolgserlebnisse, die sein Verhalten nur verstärken. Du solltest lernen Deinen Hund genau zu beobachten, zu erkennen wann eine Situation für ihn zu stressig wird um ihn rechtzeitig abrufen zu können. Einiges dazu kannst Du bei www.spass-mit-hund.de unter "mehr Wissen" im Artikel Calming Signals lesen. Das Abrufen solltest Du zuerst in entspannter Atmosphäre und dann bei immer stärkerer Ablenkung üben und erst ganz zum Schluss im Ernstfall einsetzen.

Das gilt sowieso für das Training aller Verhaltensweisen. Der Hund braucht ein entspanntes Lernumfeld damit wirklich was in seinem Kopf hängen bleibt. In Stresssituationen sind lebenswichtige Reflexe und Reaktionen wichtiger, da lernt das Gehirn ganz schlecht.

Ausserdem solltest Du Deinem Hund viele kleine Erfolgserlebnisse vermitteln, indem Du ihm Hundebegnungen mit bekannten Hunden gönnst und ihn dabei für erwünschtes Verhalten belohnst. Auch kleine Tricks, mit viel Spass und Belohnung beigebracht, werden sein Selbstbewußtsein aufpeppen. Besonders gut sind Übungen geeignet, in denen die Motorik geschult wird. Also krabbeln, klettern, balancieren etc.

Was Dein Verhalten angeht, so solltest Du versuchen ruhig zu bleiben (ist oft schwer, ich weiss) und ihm eben dadurch, dass Du seine Signale lesen lernst und darauf reagierst, Sicherheit und Vertrauen in Dich geben.

Das sind jetzt erstmal recht oberflächliche allgemeine Tipps. Um da noch mehr sagen zu können müßte ich viel mehr über den Hund und vor allem auch Deinen Umgang mit ihm und Eure Beziehung wissen. Das ist übers Netzt einfach so schwierig.

Ich hoffe ich konnte Dir trotzdem ein bißchen weiterhelfen.


Liebe Grüße Jenny

26. März 2003 15:27

Eigentlich würde ich jetzt mit Dir einen Termin für eine Verhaltensanalyse machen und dann gemeinsam mit Dir an dem Problem arbeiten ;-)
Du hast mich echt neugierig gemacht, Jenny. Weisst Du zufällig eine Adresse, wo man so eine Verhaltensanalyse machen lassen kann und ev. einen Kurs/Schulung oder so was gemeinsam mit dem Hund besuchen kann, im Raum Ostschweiz? Habe grosses Interesse daran, so etwas zu machen, denn ich habe meinen Hund soo gern, habe ihn schon von klein auf, mit 12 Wochen, habe Welpen-, Junghundekurs,Erziehungskurs, usw. alles besucht, trotzdem hat er eine gewisse Unsicherheit. Leider ist er etwas (nur ein ganz kleines bisschen) behindert, musste ihn operieren lassen, er hat Ellenbogendysplasie, aber das macht mir nichts aus, denn ich habe meinen Hund gekauft als Freund, als Kamerad, und nicht als Sportobjekt, (also d.h. ich muss auf aktiven Hundesport verzichten, bin aber noch in der Plauschgruppe). Es wäre super, bald Antwort und ev. eine Adresse von Dir zu bekommen, denn ich denke, Du hast Erfahrung, bildest Du selber Hunde und ihre Besitzer aus? Liebe Grüsse Susanne und Devon (sprich Däwän) :-))