Hi Susanne,
: Denn ich denke, genau so, wie du es schreibst, ist es auch, Unsicherheit. Denn mein Rüde ist nicht von Natur aus bösartig, also sicher nicht, nur ab und zu, und das ist sicher Unsicherheit.
Ich hab bisher noch keinen Hund kennengelernt, der wirklich einfach nur bösartig ist. Meist ist es eine Kombination aus mangelnder Sozialisation, schlechten Erfahrungen und positiven Lernerfahrungen mit aggressivem Verhalten. Das Endergebnis sind dann oft furchterregend aus, in fast allen Fällen liegt dem aber irgend eine Unsicherheit zugrunde.
: Wie also kann ich ihm diese Unsicherheit nehmen, wie verhalte ich mich, wie reagiere ich, wie zeige ich ihm Sicherheit?
Da gibts es zahlreiche Möglichkeiten, die ich jetzt hier garnicht alle nenen könnte. Eigentlich würde ich jetzt mit Dir einen Termin für eine Verhaltensanalyse machen und dann gemeinsam mit Dir an dem Problem arbeiten ;-) Aber ich versuch mal Dir ein paar Denkanstöße zu geben ...
Ganz wichtig wäre es erstmal auf Strafen zu verzichten. Ich weiss wie schwer das ist, vor allem, wenn das Umfeld dann auch noch von einem erwartet, dass man dem Hund klarmacht, dass er sowas doch nicht darf. Das Problem ist nur, dass der Hund einfach nicht anders kann. Für ihn gibt es in dieser Situation nur die eine Alternative: schneller draufhauen, als es der andere vielleicht kann. Damit hat er bisher die besten Erfahrungen gemacht. Eine Strafe unterbricht lediglich das Verhalten, der Hund lernt aber kein alternatives Verhalten und die Strafe muss wieder und wieder erfolgen.
Erste Maßnahme wäre also ihm diese Situationen zu ersparen und ihn dann gezielt und schrittweise wieder heranzuführen und erwünschtes Verhalten zu belohnen. Zum Einen ersparst Du ihm so den Stress, zum Anderen nimmst Du ihm sie ständigen Erfolgserlebnisse, die sein Verhalten nur verstärken. Du solltest lernen Deinen Hund genau zu beobachten, zu erkennen wann eine Situation für ihn zu stressig wird um ihn rechtzeitig abrufen zu können. Einiges dazu kannst Du bei www.spass-mit-hund.de unter "mehr Wissen" im Artikel Calming Signals lesen. Das Abrufen solltest Du zuerst in entspannter Atmosphäre und dann bei immer stärkerer Ablenkung üben und erst ganz zum Schluss im Ernstfall einsetzen.
Das gilt sowieso für das Training aller Verhaltensweisen. Der Hund braucht ein entspanntes Lernumfeld damit wirklich was in seinem Kopf hängen bleibt. In Stresssituationen sind lebenswichtige Reflexe und Reaktionen wichtiger, da lernt das Gehirn ganz schlecht.
Ausserdem solltest Du Deinem Hund viele kleine Erfolgserlebnisse vermitteln, indem Du ihm Hundebegnungen mit bekannten Hunden gönnst und ihn dabei für erwünschtes Verhalten belohnst. Auch kleine Tricks, mit viel Spass und Belohnung beigebracht, werden sein Selbstbewußtsein aufpeppen. Besonders gut sind Übungen geeignet, in denen die Motorik geschult wird. Also krabbeln, klettern, balancieren etc.
Was Dein Verhalten angeht, so solltest Du versuchen ruhig zu bleiben (ist oft schwer, ich weiss) und ihm eben dadurch, dass Du seine Signale lesen lernst und darauf reagierst, Sicherheit und Vertrauen in Dich geben.
Das sind jetzt erstmal recht oberflächliche allgemeine Tipps. Um da noch mehr sagen zu können müßte ich viel mehr über den Hund und vor allem auch Deinen Umgang mit ihm und Eure Beziehung wissen. Das ist übers Netzt einfach so schwierig.
Ich hoffe ich konnte Dir trotzdem ein bißchen weiterhelfen.
Liebe Grüße Jenny