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haengt alles von der Sozialisation ab?

geschrieben von Manuela(YCH) 
haengt alles von der Sozialisation ab?
27. März 2003 02:46

Hallo miteinander!

Eine Frage: Denkt ihr, dass Unvertraeglichkeit mit anderen Hunden vor allem eine Frage der Sozialisation ist oder eher vom Charakter und ev. der Rasse des Hundes abhaengt?

Meine eigene Huendin (Hovi-Neufi-Labi-Mix, 6 Jahre) wurde beispielsweise trotz bester Sozialisation (Welpenspielgruppe, viele Hundekontakte, Hundeplatz) mit dem Erwachsenwerden immer unvertraeglicher mit anderen Hunden. Mit dominaten Rueden geht es problemlos, aber aengstliche Huendinnen oder kastrierte Rueden greift sie schon mal an.
Sie ist mein erster Hund und darum habe ich sicher einiges falsch gemacht, aber in Bezug auf die Sozialisation habe ich eigentlich das Gefuehl, dass ich alles menschenmoegliche getan habe.

Ein anderes Beispiel ist ein Bernersennen-Ruede, mit dem ich spazieren ging, bevor ich einen eigenen Hund hatte. Die Besitzer leben auf einem Bauernhof und holten den Hund mit 12 Wochen. Bis er fuenf Monate alt war, wurde er nur auf dem Hof gehalten und hatte keinen Kontakt mit anderen Hunden. Die Besitzer haben auch keine Welpenspielgruppe besucht. Als ich das erste Mal mit ihm spazieren ging, fuerchtete er sich extrem vor anderen Hunden und als ihm das erste Mal ein anderer Hund entgegenkam, ging er schnurstracks nach Hause zurueck. Erstaunlicherweise legte sich seine Angst aber relativ schnell, als ich regelmaessig mit ihm spazieren ging und wir auf viele freundliche Hunde trafen. Mit ca. einem Jahr war er total unbefangen mit anderen Hunden und spielte begeistert mit ihnen. Als er aelter wurde, gab es ab und zu Knatsch mit anderen grossen, dominanten Rueden, was aber fast immer ohne Verletzungen abging. Heute ist er sieben Jahre alt und sein Sozialverhalten ist viel besser als das meiner Huendin, die doch eigentlich besser sozialisiert wurde.

Ich frage mich jetzt, ob es wirklich allein von der Sozialisation abhaengen kann, ob sich ein Hund gut mit anderen vertraegt. Manchmal koennte ich wirklich verzweifeln, wenn ich andere Leute sehe, die nie eine Welpenspielgruppe besucht haben, aber trotzdem liebe, nette Hunde haben, die sich mit allen verstehen. Da schaeme ich mich immer unglaublich mit meinem zickigen Ungeheuer. Dabei habe ich mir wirklich Muehe gegeben, einen vertraeglichen Hund aus ihr zu machen! Ist es vielleicht einfach eine Sache des Charakters? Gibt es Hunde, die von Natur aus streitsuechtiger sind als andere, ohne dass man mit Sozialisation gross etwas aendern kann? Oder haengt es vielleicht auch mit der Rasse zusammen? Meine Huendin ist hoechstwahrscheinlich ein Hovi-Mischling und ich habe kuerzlich gelesen, dass Hovawarte oft sehr dominant im Umgang mit anderen Hunden sind und rasch einmal explodieren.

Was meint ihr dazu?

neugierige Gruesse
von Manuela








27. März 2003 07:45


:
: Eine Frage: Denkt ihr, dass Unvertraeglichkeit mit anderen Hunden vor allem eine Frage der Sozialisation ist oder eher vom Charakter und ev. der Rasse des Hundes abhaengt?


BEIDES, würde ich sagen, wobei Sozialisation nicht unbedingt mit dem Alter zusammen hängen muss. Natürlich hast du recht, wenn du sagst, daß Welpen gut sozialisiert werden müssen um später nicht " aus der Art zu schlagen", aber du siehst selbst, bei dem Berni hat sich kein Mensch auch nur ansatzweise drum bemüht - und er ist trotzdem ein umgänglicher Hund geworden.

Ich denke sozialisation kann man sehr weitläufig definieren und ist nicht nur mit dem " Kontakt zu anderen Artgenossen" gleichzusetzen. Hier spielen soviele tausend andere Reize mit eine Rolle, die für uns Menschen, besonders Ersthundehalter gar nicht von Bedeutung erscheinen...
Meine zb. das Verhalten des Besitzers ( ängslich, neutral, agressiv), wie der erste Hundekontakt insgesamt verlief, wie oft ( nur 1-2 mal Spielstunden bzw. tgl.), wie sonst die Spaziergänge ausfallen ( interessant oder nur eine Runde um den Block), das Verhältnis zwichen Hund und halter ect. hier kannst du unmengen von Sachen aufführen. Und ganz wichtig : der Charakter des Hundes, es gibt von Natur aus eher schüchterne, zurückhaltende oder eher draufgängerische Hundis. welche die alles immer testen müssen und andere, die von sich aus jedem Streit aus dem Weg gehen...
Wie bei uns menschen, quasi.

Um nochmal auf dein Beispiel zurück zu kommen, der Berni hätte nicht nach Hause laufen müssen und später zu einem sozialen Hund werden müssen: er hätte auch locker die Zäöhne zeigen können und nach vorn gehen können, nach dem Motto: Angriff ist die Beste Verteidigung.
Glück gehabt, würde ich sagen ;-)


! Ist es vielleicht einfach eine Sache des Charakters? Gibt es Hunde, die von Natur aus streitsuechtiger sind als andere, ohne dass man mit Sozialisation gross etwas aendern kann?

Ich denke Sozialisation ist das Non Plus Ultra, egal wie alt der Hund ist, den man bekommt. Habe zb. in meiner Meute eine DSH, ca 3 Jahre. Vera habe ich mit ca 2 Jahren aus einer sehr schlechten Haltung übernommen. Sie kannte weder andere Hunde noch sonstige Umweltreize, lebte nur im Schuppen... Und ich hatte diesen Hund keine 24h und er folgte mir auf Schritt und tritt, pöpelte keine artgenossen an, lief nicht weg, ect. Wunschhund quasi:-)) ( Mittlerweile hat sie gelert mit anderen zu spielen und traut sich sogar über 40m von mir weg ;-)

Und dann habe ich da noch Malve... mit 5Monaten übernommen, ähnliche Haltungsbedingungen vorher - eher etwas schlimmer... ( Malve ist ein Mix aus DSH-Spitz-Rottweiler: sieht aus und benimmt sich aber wie ein Pinscher)
Malve hat extreme Angst auf die Straße zu gehn, wo auch nur irgendwo ein Mensch sein könnte, habe Welpenspielstunden und alle mögl. Schikanen durch und trotzdem stirbt sie, sobald sich auch nur ein 2beiner auf 150m nähert. Malve ist jetzt 16 Monate, es hat sich viel gebessert seit ich sie bei mir habe, aber auch hier möchte ich nicht wissen, wie es wäre, wenn sich meine Hündin nicht vor Angst jedesmal vollsch... würde sondern nach vorn gehen würde - nicht witzig, diese Vorstellung.

Oder haengt es vielleicht auch mit der Rasse zusammen?
Ich denke dieser Faktor kommt mit dazu. Es gibt nun mal Hunde, die von jeher darauf gezüchtet wurden selbstständig zu denken und zu handeln und andere halten ihr Potential an " Agressivität" sehr gering. Ich denke hier kann man wirklich schwer trennen: Gentik bzw. gezüchtete Anlagen und die vererbten und ntürlich die bisherige Sozialisaion gehen so ineinander über, das du quasi den einen hund clonen müßtest um herauszu finden, wie er im Erwachsenenalter a) sozialisiert auf Artgenossen und b) nicht sozialisiert auf andere Hunde reagiert. Denn schon Wurfgeschwister untereinander zeigen nie alle die selben Caraktereigenschaften, ähnlich wie Zwillinge, vielleicht.



Meine Huendin ist hoechstwahrscheinlich ein Hovi-Mischling und ich habe kuerzlich gelesen, dass Hovawarte oft sehr dominant im Umgang mit anderen Hunden sind und rasch einmal explodieren.

So würde ich das nicht sagen, Hovis sind, glaube ich Ego-Hunde, die sich lange eine sache mit anschaun, und irgendwann, ihre chance erbarmungslos auskosten, wenn du ihnen die " Freiheit" dafür läßt. Aber gerade das macht sie ja so einmalig :-)


Puhh, jetzt aber fertig

27. März 2003 08:12

Hallo Manuela,

Frage: Warum soll sich Dein Hund mit allen anderen verstehen? Warum soll ein selbstbewusster Hund sich von jedem anschnuffeln oder bespielen lassen?

Beispiel: Wir haben zwei liebe nette Hunde (Lab-Mix-Rüde und Labbi-Hündin), die beide wissen, wo sie hingehören und das auch unmissverständlich klar machen: Der Rüde ignoriert weitestgehend andere Hunde, es wird kurz zur Begrüßung geschnüffelt und dann zieht Dino wieder seiner Wege. Die Hündin zickt mal kurz rum und stellt auch klar, dass Kontakt nicht gewünscht ist. Warum auch? weil beide ihr eigenes Rudel haben.

Wir können mit Freunden und deren Hunde prima spazieren gehen, aber ins Haus oder Auto des jeweils anderen geht es nicht. Dann gibt´s Keilerei, weil das nun mal Rudelrevier ist.

Muss ich jetzt meinen Hund, der durchaus das Recht und Pflicht hat, mein Eigentum zu schützen, so unter Druck setzen, dass er fremde Hunde in Haus lässt? Ich lasse als Rudel"cheffe" ja auch nicht jeden ins Haus.

Freu Dich an einem Hund, der selbstbewusst weiss, wo er hingehört und Dir das auch zeigt. Man kann einen Hund genausogut "brechen", indem man ihn "Übersozialisiert" -- er also alle Hunde akzeptieren oder womöglich mit ihnen spielen soll. Davon kenne ich einige: dahertrottelnde Hundis, die mittlerweile an nicht mehr viel Spass haben, doch: in Ruhe gelassen zu werden.

Grüßle
Moni

27. März 2003 10:20

Hallo Moni,

: Man kann einen Hund genausogut "brechen", indem man ihn "Übersozialisiert" -- er also alle Hunde akzeptieren oder womöglich mit ihnen spielen soll.

kannst Du mir bitte erklähren, wie Du das genau meinst (Beispiel)?

viele Grüße,
Heike + Erdöls

27. März 2003 10:37

Hallo Moni,
:
: Frage: Warum soll sich Dein Hund mit allen anderen verstehen? Warum soll ein selbstbewusster Hund sich von jedem anschnuffeln oder bespielen lassen?

Manuela schrieb:
Meine eigene Huendin (Hovi-Neufi-Labi-Mix, 6 Jahre) wurde beispielsweise trotz bester Sozialisation (Welpenspielgruppe, viele Hundekontakte, Hundeplatz) mit dem Erwachsenwerden immer unvertraeglicher mit anderen Hunden. Mit dominaten Rueden geht es problemlos, aber aengstliche Huendinnen oder kastrierte Rueden greift sie schon mal an.

Eine Hündin die gezielt ängstliche Hündinnen oder Kastraten angreift ist selbstbewußt???? Aha.... wär mir neu.


27. März 2003 10:45

Habe ich im nachfolgenden Satz geschrieben: ich kenne einige Hunde, die einfach "zu" machen, weil Herrchen/Frauchen meinte, Hund muss sich mit allem verstehen, und dieser Hund so lange "zurechtgewiesen" wurde (von Herrchen/Frauchen und anderen Hunden), dass dieser einfach gar nichts mehr macht: weder spielen, noch interesse an irgendwas zeigen, einfach introvertiert und desinteressiert, auch am eigenen Herrchen/Frauchen, weil eben nichts richtig ist außer "lieb" sein -- also nix tun.

Oder eben das Gegenteil passiert: Hunde, die so auf andere Hunde fixiert sind, dass ihnen ihr eigenes Rudel egal ist.

Danke, das muss ich nicht haben. Aber das muss jeder selber wissen, was für einen Hund er haben möchte.

Für mich, für uns ist es wichtig, dass unsere Hunde sich in unserem Rudel wohlfühlen, sozial sicher im Umgang mit anderen sind und auch Hund sein dürfen -- mit all ihren Macken und Vorzügen.

Eben Individuen und Beutegreifer und hoch soziale Lebewesen.... Das sollte man sich so ab und an mal wieder in die Gedanken rufen ;-)

Grüßle
Moni