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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Sterben die Leinenrucker denn nie aus?
27. März 2003 21:18

Hallo ihr!

Ich hatte auch mal so ein erschreckendes Erlebnis, und zwar auf der Hundeausstellung. Da kam eine Frau zum Flat Coated Retriever-Züchter und schwärmte von ihrem Flat zuhause. "Nur zieht er wie verrückt an der Leine", erzählte sie. Daraufhin der Züchter:"Das taten meine auch, aber ich habe einmal ganz fest geruckt und Ruhe wars. Da müssen Sie nur einmal ganz fest, dass der Hund so quasi an ihnen vorbeifliegt und mal so richtig erschreckt, dann tut der das garantiert nicht wieder! Meine tun das seither nicht mehr!"
"Ach so, ja dann muss ich das auch mal so probieren!", erwiderte die Frau und zog von Dannen. Schade, nur ZU gerne hätte ich ihr erklärt, dass DAS keine Lösung sei...!
Mann, und solche Leute sind Züchter und laufen mit 2 und mehr Hunden (am Würgehalsband) umher!
Sowas stimmt mich doch nachdenklich. Manchmal bin ich froh, keinen Hund zu haben, denn ich habe in den vergangenen Jahren so viel gelernt, und mein erster Hund, den ich in einigen Jahren haben werde wird davon profitieren dürfen und muss das nicht alles "mit mir zusammen" lernen.
Es passieren ja auch so noch genug Fehler ;-)
Liebe Grüsse an alle, die ihre Hunde nicht "herumrucken",
Annabelle

27. März 2003 21:57

: Hallo Franziska und Katja!

Euer Posting kommt mir wie gerufen. Ich bin seit Tagen am Überlegen, ob ich nicht eine falsche Entscheidung getroffen habe.
Folgendes: Meine 8 Monate alte Hündin frisst alles, was sie draussen erwischen kann (LAbbi-Mix) Es ist ganz schrecklich!! Vor einer Woche hab ich echt gedacht, sie stirbt. Sie hatte nachts Durchfall und Erbrechen mit Schaum vor dem Mund. Das war nur der vorläufige Höhepunkt einer langen Reihe von Fress-Kotz-Orgien. Ich war total verzweifelt und eine Freundin hat mir einen Hundetrainer empfohlen, bei dem sie mit ihrem 2-jährigen Rüden wegen dessen Leinenagression ist. Der Hund hat schon große Fortschritte gemacht. Also bin ich mit und hab mir das angeschaut. Der Trainer arbeitet mit Leinenruck. Er will dem Hund zeigen: Bei mir bleiben ist gut, auf etwas anderes zu konzentrieren ist schlecht (also Ruck). Es ging ziemlich grob zu. Wenn der Hund nicht sofort reagiert hat-Ruck! Trotz allem muss ich sagen, dass mir der Mann kompetent vorkam und was mich überrascht hat war, dass seine eigenen Hunde keineswegs eingeschüchtert oder verstört sind. Sie sind total freudig und lebhaft, gehorchen aber dabei aufs Wort. Er hat gesagt, dass er mir zeigen kann, wie ich mit meinem Hund arbeiten muss, damit er nicht mehr alles aufnimmt und frisst. Ich hab mit ihm einen Termin für nächste Woche ausgemacht. Mittlerweile kommen mir aber Zweifel. Mein Hund wurde bislang NUR mit positiver Verstärkung erzogen. Sie ist ein ganz toller, gehorsamer Hund... nur eben total verfressen!! Ich hab einfach Angst, dass sie mal Gift o.ä. frisst und da denk ich mir, lieber Rucken und leben als nicht Rucken und tod!!!

Ich weiss jetzt echt nicht mehr, was ich tun soll.

Verzweifelte Grüße, Simone

27. März 2003 21:55

Hi,

ich werde wohl nie verstehen warum immer nur die positiven Seiten eines Geschirrs in den höchsten Tönen erwähnt werden. Wer je gesehen hat wie der eigene Hund beim Spielen am Geschirr durch die Gegend geschaukelt wird findet diese tollen Dinger plötzlich gar nicht mehr so toll. Und nun erzähl einer man solle es beim Spielen abmachen. Aha, wenn ich also zwei Stunden mit Hund spazieren gehe und er währenddessen 18x kurz mit anderen Hunden spielt bastel ich Geschirr 18x ab und wieder dran? Oder lieber gleich ganz ab lassen und wenn ich ihn mal ganz schnell festhalten muß stehe ich im Regen.

Gruß

27. März 2003 22:08

: Hallo Klaus!

Wenn Du DER Klaus bist (nach dem Link zu urteilen schon), dann wundert mich Dein Posting aber gewaltig! Du weißt dann nämlich selber, dass Clickertraining eine wirklich gute Sache ist und auch ein Beagle damit in den Griff zu kriegen ist. Nur muss man sich mit der Sache halt auch befassen, was sie, dachte ich zumindest, auch getan haben.

Wenn die Leute aber keinen Einsatz zeigen und nicht entsprechend üben, sondern einfach nur mal so herumclicken, sich einen Deubel darum scheren, was der Hund braucht, dann bringt es natürlich auch nichts.

Und es ist durchaus nicht der der bessere Ausbilder, der das bringt, was der Kunde will. Manche Kunden wollen nämlich nur, dass sie 10 Stunden Hundeschule absolvieren und danach hat der Hund zu folgen. Und wenn ich mich recht erinnere, dann waren auch diese Kunden welche, die am Anfang schon nach so einer Art Erfolgsgarantie fragten. Und bis jetzt waren es IMMER die mit dieser Frage, die am Ende des Kurses einfach nichts richtiges zustande gebracht haben. So nach dem Motto "Ich zahle und egal, wie wenig ich übe, der Hund funktioniert dann ja wohl, oder?!"

Solltest Du also wirklich der Meinung sein, dass ein Trainer, der seinem Kunden rät, dem Hund Leinenrucke zu geben, weil es dann einen schnellen vermeintlichen Erfolg gibt, der bessere Trainer ist, dann stimmt mich das doch sehr nachdenklich. Denn die Frage ist doch eigentlich: WAS GENAU ist ein Erfolg? Ich habe schon Hunde erlebt, die nach einem 10-TAges-Intensiv-Kurs mit Stachelhalsband und allem Pipapo toll folgten, aber leider nur aus Angst. Und ein halbes Jahr später durften sie dann in der Hundeschule wieder anmarschieren, weil nämlich nichts mehr klappte und der Hund inzwischen gelernt hat, wie er sich dem Hundeführer entziehen kann.

Ich habe mit Wonda anfangs auch hart gearbeitet und das Ende vom Lied war ein Hund, mit dem mich nur noch die Leine verband. Erst mit dem Clickertraining habe ich wieder einen Zugang zu ihr gefunden. Dass ich sie heute im Wald noch immer nicht von der Leine lasse, weil ich Angst habe, sie geht mir durch, liegt schlichtweg daran, dass ich zu faul bin, mich auf dem kompletten Waldspaziergang darum zu kümmern, dass sie bei mir bleibt. Wir haben ja noch drei weitere Hunde, auf die ich auch achten muss.

Aber ohne Clickertraining war es mir irgendwann gar nicht mehr möglich, sie überhaupt frei laufen zu lassen. Bis auf den Wald kann sie jetzt aber überall laufen.

Die Kundin möchte eine schnelle Lösung und der Hund muss nun leider ihre Nachlässigkeit ausbaden. Das werde ich nicht unterstützen.

Ciao, Franziska
:


27. März 2003 22:19

: Hallo Elke!

ja, das mit dem "Hintenrum dann doch hart" habe ich auch schon erlebt. Ein Herr hatte seinen vorigen Hund noch mit Leinenrucken erzogen. Nun kam der neue Hund und zog am Anfang. Die "Richtungswechsel-Übungen" fand er glaube ich ziemlich lächerlich. Er fuhr dann mit dem Hund zwei Wochen nach Österreich in Urlaub und danach lief der Hund wie ein Glöckchen... Er hatte anderen Kunden von mir aber gesagt, dass er dort in einem Hotel mit Hundetrainer war und ich hatte schon mal von dem "Abrichtewart" gehört und wußte daher, dass dort mit massiven Leinenrucken gearbeitet wurde. Ich konnte ihn leider nie konkret auf dieses Training ansprechen, denn dann hätte ich den anderen Kunden, der mir die Sache ziemlich entsetzt erzählte, verpetzt. Aber ich konnte dem Herrn nach dem Infoabend "Beschwichtigungssignale" endlich mal sagen, dass sein Hund beim Fußgehen beschwichtigt. Vorher hätte er mir das ja nie geglaubt. Sein Hund lief zwar schön Fuß, machte auch jede Wendung mit, aber sie zuckte bei Wendungen immer ganz leicht zusammen und schaute ihn auch nicht wirklich an, immer eher so vorbei. Bei den geclickerten Hunden besteht aber viel mehr Blickkontakt, weil sie sich es ja auch trauen.

Ich denke, dass die notorischen Leinenrucker einfach zu faul sind, andere Lösungen zu probieren. Und wer sagt, "Ein ordentlicher Ruck hat noch keinem Hund geschadet" lügt sich erstens in die Tasche und zweitens gehört er dann sicher auch zu den Leuten die sagen "eine ordentliche Watsche hat noch keinem Kind geschadet!" Ich habe meinen Kindern auch schon mal eine gelangt, und ich war auch schon zu Wonda mal sehr heftig und ungerecht, aber es war IMMER im Affekt und es war IMMER aus reiner Hilflosigkeit. Wer die o.g. Sätze abläßt, der mißhandelt aber mit Vorsatz. Und das ist der Unterschied. Hoffen wir einfach, dass Leinenrucke irgendwann auch mal verboten sind. Ein Verbot von Würgern und Stachelhalsbändern wäre schon mal ein Anfang!

27. März 2003 22:31

: : Hallo Simone!

Den Allesfressern unserer Kunden raten wir immer folgendes:
ERstmal ein gut sitzendes "Nein!" etablieren. Und das muss nicht über Leinerucke sein, sondern ich lege z.B. einen Leckerbissen erstmal vor die Nase und setze ein "Nein" auch deutlich durch. Und zwar durchaus mit Knurren, Wegschubsen, Schnauzengriff etc. Und dann verleite ich den Hund immer mehr, aber an der langen Leine. Vielleicht muss ich ihn auch mal am Geschirr zurückhalten, wenn er etwas aufnehmen will, aber ich reiße ihn nicht durch die Gegend. Gut wirkt auch ein Bomper (dazu gibt es hier im Archiv wohl etwas) oder auch die Disc-Schellen. Jedenfalls muss klar sein, "Nein" ist eine WArnung, sonst kracht's. Aber auch das "Krachen" muss nicht mit körperlicher Gewalt einhergehen. Aber was dann oft leider vergessen wird ist, dass der Hund überschwenglich gelobt wird, wenn er dann z.B. an einem Pferdeapfel vorbeigeht, ihn zwar anschaut, ihn aber nicht aufnimmt. Er soll ja lernen, dass es sich lohnt, Pferdeäpfel o.ä. zu ignorieren. Also: Pferdeapfel gesichtet - "Nein" - er läßt ab - "Fein!" aber kein Leckerle.(Sonst lernt der Hund, er muss nur ein bißchen naschen, dann kommt ein Nein und dann dann gleich die Belohnung). Kommt der nächste Apfel und er sieht ihn, geht aber nicht dran, sondern trottet seines Weges: Click und Megajackpot!

Ist wahrscheinlich von der "Denksportaufgabe" her etwas anspruchsvoller als ein heftiger Leinenruck, aber wenigstens tierschutzgerecht.

Ich würde meine Hunde NIE jemandem anvertrauen, der mit Leinenrucken arbeitet.

Ciao, Franziska

P.S.: Mir fällt noch ein, dass dem Hund vielleicht im Futter auch etwas fehlen könnte, wenn er so unkontrolliert alles frißt.