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Das Märchen von kein Druck = Spaß

geschrieben von Markus(YCH) 
Das Märchen von kein Druck = Spaß
29. März 2003 21:26

Hallo

Ich habe auch meine Erfahrungen mit positiver Verstärkung gemacht. Ich war mit ihm in einer neu eröffneten Hundeschule, die nur auf positive Erziehung setzte, in der der Stachel höchst verpönt war. (angeblich Tierquälerei) Es sollte also nur mit sanften Methoden gearbeitet werden. Also eine klare Abgrenzung zu dem Hundesportvereinen, in der in der Regel anders gearbeitet wird. Ich war absolut überzeugt, dort richtig zu sein.
Ich bin mir meinem Hund nach mehr als einem Jahr Training die BH gelaufen. Was soll ich sagen. Mein Hund war dermaßen unmotiviert, dass es fast nicht mehr mit anzusehen war. Es war eine einzige Qual für meinen Hund. Absolut träge, unmotiviert, fast zeigte er Meideverhalten. Die ganze Prüfung war eigentlich ein Witz. Eigentlich hätten wir durchfallen müssen. Selbst der Richter hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Ich bin jetzt auf einen anderen Platz und trainiere dort die Unterordnung. Es wird dort mit harten Methoden gearbeitet, die ich teilweise meinem Hund nicht zumuten würde, das gebe ich ehrlich zu. Aber die Leute dort akzeptieren, dass ich keine Härte (z.B. Stachel) einsetzen will. Sie unterstützen mich und geben mir Tips, wie ich zu motivieren habe, damit der Hund Spaß hat. Durch diese Motivation ist es auch unproblematisch zu rucken, das mache ich auch, wenn er zu weit vom Bein weg ist. Ich kann Druck machen, beim Platz aus der Bewegung, in dem ich ihn schnell zu Boden drücke. Das musste ich ein, zwei mal machen. Danach sofort wieder aufbauen. Die Übung sitzt. Der Hund hat es kapiert und es gibt keine Irritation, keine große Unsicherheit (außer den kurzen Druck beim Einüben) aus der er heraus die ganze Sache als unangenehm empfindet. Durch kurze Korrekturen mit Druck, die dem Hund eindeutig vermitteln, kommt die Motivation viel besser rüber. Der Hund steckt diese kurze, sicher unangnehme Einwirkung weg, weil die Motivation diesen Druck kompensiert. Es ist nun eine wahre Freude mit meinem Hund die Unterordnung zu laufen und er zeigt auch seinen Spaß! Genau deshalb können die anderen auch mit den harten Methoden arbeiten, ohne dass der Hund meidet, nein, die Hunde zeigen mehr Spaß an der Unterordnung, als jeder andere Hund, den ich auf dem anderen Platz laufen sehen habe! Weil diese Leute genau wissen, wann ich den Hund aufzubauen habe. Weil sie verstehen, wie man den Hund motiviert.

Ich glaube heute, dass die langwierigen Versuche, rein über positive Methoden, die nicht eindeutig sind, den Hund derart verunsichern, dass die ganze positive Sache umkippt zu einem negativen Empfindung des Hundes. Eigentlich paradox, aber ich habe es so erlebt. Heute bin ich der Meinung: Besser kurze, eindeutige Korrekturen, die bei richtiger Anwendung auch ein wenig härter sein können, als langwierige Versuche, die trotz der guten Einstellung die dahinter steckt, dem Hund die Sache unangenehm machen. Wir wollen alle doch das eine, dass der Hund an der Sache Spaß hat. Und das kann er haben, trotz Leinenruck und Druck!


29. März 2003 22:14

Hi,

lies mal ein Buch über Lernverhalten - dann wirst Du sehen was Dein "Spaß" ist :-(((

Aber eine Sache ist richtig: auch arbeiten OHNE Gewalt erfordert grosses Wissen.

So ist das halt in der Hundeerziehung: ohne zu wissen WAS man genau tut wird aus keiner Methode was.........

Grüße
Gabi + Sheila, die trotzdem praktizierende Weicheier bleiben :-))

29. März 2003 22:55

Hallo Gabi

: So ist das halt in der Hundeerziehung: ohne zu wissen WAS man genau tut wird aus keiner Methode was.........

Eben.
Du kennst diese Methode mit dem Leinenruck/zupf nicht, kannst sie nicht anwenden, aber du verteufelst sie.
Wieso?

Kenne einige Positiveantiautotitärerzieher die hinterm Busch ihre Hunde vermöbeln weil sie es nicht kapieren wollen.
Die sind genau so jeck wie die, die mit dem Leinenruck ihren Hunden das Fliegen beibringen.

Gruss Sven


29. März 2003 23:54

Hallo Gabi,

: lies mal ein Buch über Lernverhalten - dann wirst Du sehen was Dein "Spaß" ist :-(((

Ich denke, dass Du überinterpretierst. Ich habe Spaß, weil mein Hund beim Fuss-Laufen wieder Spaß hat.

: Aber eine Sache ist richtig: auch arbeiten OHNE Gewalt erfordert grosses Wissen.

Ja, das denke ich auch. Auch eine im Grunde positive Einstellung kann sich für den Hund durchaus negativ auswirken. Das ist mir nur allzu deutlich geworden. Ethische Überlegungen, die vom Mensch auf den Hund übertragen werden, sind bei der Hundeerziehung manchmal für den Hund sogar von Nachteil, wenn man dabei das Tier übersieht. Motivation, Spielen mit dem Hund will gelernt sein. Auch Grenzen zu setzen ist wichtig, dass paßt oft nicht in das Schwarz/weiss-Schema.

: So ist das halt in der Hundeerziehung: ohne zu wissen WAS man genau tut wird aus keiner Methode was.........

Ja, da stimme ich Dir zu. Es gibt viele Idealisten, Träumer, die sich eine tiergerechte Form der Erziehung erdenken und gar nicht merken, dass sie am Tier vorbei erziehen.

: Grüße
: Gabi + Sheila, die trotzdem praktizierende Weicheier bleiben :-))


Solange Deine Hunde nicht unter Deiner Einstellung zu leiden haben, kannst Du gerne weiter praktizieren.
Sorry, das war alles etwas provokativ, aber so haben wir eine gemeinsame Gesprächsbasis ;-)

Gruß
Markus





30. März 2003 04:10

Hallo Markus
: Es sollte also nur mit sanften Methoden gearbeitet werden. Mein Hund war dermaßen unmotiviert, dass es fast nicht mehr mit anzusehen war.
-- aber das liegt doch wohl nicht an der Methode, sondern eher daran, das du den Hund nicht motiviert hast. Motivation ist somit das A und O in der Ausbildung. Würde ich mit meinen Hund nur über Futter arbeiten, wäre er zwar freudig bei der Sache, aber den Kick bekommt er übers Spiel, dieses einzusetzen fällt manchen Leuten aber schwer (sehe ich aus meiner Umgebung).
Dodo

30. März 2003 06:16

Hallo Markus,

:: Ich glaube heute, dass die langwierigen Versuche, rein über positive Methoden, die nicht eindeutig sind, den Hund derart verunsichern, dass die ganze positive Sache umkippt zu einem negativen Empfindung des Hundes.::

Du hast völlig recht. Das gibt es wirklich. Auch ich habe ähnliches erlebt. Dort wo der "Wille ganz positiv zu arbeiten" zwar da ist, aber den Leuten das Wissen und vor allem der theoretische Background über Lernverhalten dazu fehlt kommt es bei (manchen) Hunden zu solchen Erscheinungen.

Zumeist ist das aber gar keine wirklich "positive bestärkende Erziehung". Sondern ein "Mischmasch" aus "Locken" mit viel, aber sanft "schimpfen", oder so ähnlich. Ab und zu kippt dann der oder die Besitzer/-in und ruckt dann zwischendurch mal ganz kräftig, weil es ja nicht ordentlich funktioniert usw.......

Aus Sicht des Hundes nur sehr schwer verständlich!

Mir selbst ging es vor 3 Jahren auch (fast) ähnlich. Ich hatte den Vorsatz, "es irgendwie anders machen zu wollen", mir fehlte aber der Plan dazu.

Bis ich in diesem Forum schmökerte, immer mehr das Clickerarchiv und den dazugehörigen FAQ-Teil las.

Dann bin ich in eine Buchhandlung und habe das Buch mit beigelegtem Clicker gekauft losgeclickert ;-)))

Ich kann das nur jedem empfehlen.

Viele Grüsse

Alex & Aris

PS.:
Morgan Spector (in "Clickertraining for Obedience"winking smiley:

"A clickertrained pet is a joy forever,
and much of that joy lies in the trainingsprocess itself.
ENJOY THE RIDE!"