Das Märchen von kein Druck = Spaß :: Hundeerziehung + Soziales

Das Märchen von kein Druck = Spaß

von Markus(YCH) am 30. März 2003 09:38

Hallo Edith,

: Man kann einen hund aber auch durch positive Methoden motivieren, wenn das bei deinem ersten HUndeplatz nicht der Fall war, ist das ein Armutszeugnis für den Platz.

Ja, ich denke auch, dass dort ausbildungstechnisch vieles schief gelaufen ist. Die Einstellung alles schön sanft zu machen, kann bei falscher Anwendung sogar für den Hund Zwang bedeuten ! Es scheint sehr wichtig zu sein genau zu wissen, wann man belohnt und wann man motiviert. Es ist paradox, dass man trotz der scheinbar positiven Einstellung ein für den Hund negatives Erlebnis der Unterordnung erreicht !!!

Vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Ich arbeite auf dem anderen Platz fast zu 100% über Motivation. Mit Beute und Lecker. Das ist für mich das wichtigste überhaupt. Also das unterscheidet die Arbeit nicht wirklich, nur dass ich auf diesem Platz im richtigen Moment belohne und motiviere.
Was ich aber wirklich anders mache, ist dass ich ab und zu auch wenig Druck und Leinenruck anwende. Mit Leinenruck meine ich kein Reißen an der Leine, wie es manche vielleicht missverstehen, sondern eher ein kurzes Zupfen. Es ist im Vergleich zu der alten Ausbildung in der Hundeschule eine negative Einwirkung, dass sicherlich. Ich setze dieses Mittel nur ein, weil es für den Hund eindeutig ist. Der Hund lernt schneller, was das gewünschte Verhalten ist, weil es einerseits unangenehm, aber noch viel wichtiger, weil er sofort für das positive Verhalten belohnt wird. In der Hundeschule wird er ja ständig belohnt. Er weiß ja gar nicht, wann er eigentlich etwas richtig macht und wann nicht. Der Spaß versinkt im Sumpf der Heiterkeit. Alles, auch in unserem Leben, wird erst deutlich durch einen Kontrast. Dieses „Zupfen“ darf aber nur minimal eingesetzt werden, denn die ganze Sache darf für den Hund nicht negativ verknüpft werden. Es geht vielmehr darum, eine Situation zu schaffen, in der man erst einmal motivieren kann und man braucht natürlich eine Basis. Das ist natürlich wichtig. Ist der Hund von Anfang an unaufmerksam, nicht auf den Mensch fixiert, gar nicht auf Beute oder die Futtermotivation aus, dann bringt auch rucken nichts außer unangenehmen Erlebnissen.


: Du machst es nach der Methode: Raufpauschen durch Motivation, dann verträgt er den Druck besser und stürzt nicht ab.

Das ist falsch ausgedrückt. Du meinst, dass das Ziel der Arbeit nur wäre, Druck ausüben zu können. Nein es ist andersherum. Man benutzt nur manchmal den Druck, um dann Motivieren zu können.
Es wäre auch ohne Druck denkbar, wenn man den Hund zum richtigen Verhalten bringen kann, ohne auf ihn negativ Einwirken zu müssen. Das mache ich zum Beispiel beim Fuss. Dass Rucken benutze ich später nur, um ihn dichter ran zu bekommen. Die Aufmerksamkeit erreicht man dadurch ja nicht, sondern nur über die Motivation. Die Aufmerksamkeit muss vorher da sein, sonst bringt alles Rucken nichts ausser negativer Empfindung.

: Alle berühmten Obediencewinner ( auch Crufts und WM) bilden ihre HUnde nach rein positiven MEthoden auf, die Schweden sind da eigentlich fast Vorreiter.

Das finde ich sehr gut! In den USA wird Obedience ja leider sehr häufig über den Stachel beigebracht.
:
: Macht der HUnd was richtig, wir er dafür belohnt, ist es falsch wird wortlos wiederholt.
Wenn man das richtig kann, dann ist es gut. Diese Leute verstehen sicher ihre Hunde sehr gut und setzen die wortlose Korrektur sicher dosiert ein. Es birgt aber auch eine große Gefahr es permanent so zu tun. Erreicht man das gewünschte Verhalten nicht, und wiederholt zwei, drei Mal wortlos, dann baut der Hund ab. Beim vierten Mal wortloser Korrektur wird es für den Hund dann vielleicht schon zum Zwang. Es ist bei den meisten Hunden, die vom Wesen nicht hypersensibel sind, doch ohne weiteres möglich ein ganz wenig Druck auszuüben. Das ist kein Weltuntergang. Das schadet dem Hund nicht und schützt davor, dass man die Sache für den Hund nicht zu einem wortlosen Zwang werden lässt.

Ich frage mich manchmal, ob die hypersensiblen Hunde, nicht durch falsches Verständnis der positiven Verstärkung erst zu solchen gemacht werden. Wäre das möglich?
Ein schlimmes Erleben der Welt für diesen Hund und das ein Leben lang.

Gruß
Markus

von Alex & Aris(YCH) am 30. März 2003 10:29

Hallo Wiebke,

:: Wenn das Gutsi oder Spielzeug oder die Aufmerksamkeit z.B. immer dann rauskommt, wenn der Hund gerade 'der Motivation' zu bedürfen scheint, hat man sich genau den unmotivierten Hund für dieses Benehmen belohnt - bekommt also mehr davon....und bald eine Schlaftablette an der Leine.::

Dieses einfachste Lernprinzip wird bereist von soooooooo vielen missachtet. Am liebsten würde ich den Satz ausdrucken, ein grosses Plakat draus machen und auf unserem Hundeplatz aufhängen.

:: Was meint ihr Yorkies?

Ich meine dazu, dass man deinem posting (wie fast immer) nix, aber auch gar nix hinzufügen muss.

"Click + JP"

Liebe Grüsse nach Wien

Alex & Aris

von Wiebke(YCH) am 30. März 2003 10:56

Kluge Worte, Markus, finde ich sehr gut überlegt.
Frustrationstoleranz - die man braucht im Leben - erzielt man m.M. nach allerdings eher durch 'Verlust' von gutem (P- für die Lerntheoretiker), als durch Zufügen von Unangenehmem (P+ - machen wir uns nichts vor bitte: wenn der sanfte Ruck dem Hund nichts ausmachen würde, würde er auch nichts bewirken können).

'Rein positiv' ist eine Illusion! Die Macht des bei unpassender Verhaltensweise des Hundes wieder eingesteckten Keksis wird allerdings von 'Gewalt in Maßen'-Vertretern weitgehend unterschätzt!

Die Macht des Grillhuhns (oder des frischen Palatschinkenstücks, nicht wahr Alex?) in der Besitzer-Hand liegt ja auch darin begründet, dass dem Hund wirklich 'die Tränen kommen', wenn man diese tollen Dinge bei FEhlverhalten seinerseits selber frißt, statt sie wie erwartet auszuhändigen: der Starkzwang des überzeugten Keksi-Trainers... ;-)
Hier wird der Hund sehr geanu überlegen, wie er den von ihm bevorzugten Futterkreislauf wieder herstellen könnte...
(Nachzulesen unter 'intermittierende Belohnung').
So erzog schon die Natur das erste Raubtier: verkehrte Jagdtaktik: nichts zu fressen! Und auch der Ball ist ja nur Beute - Symbol-Beute für Satte halt!

Ich finde es super, dass Du hier die Wichtigkeit von richtigem Timing beim Hundetraining so betonst!

Genau das ist es, worauf es m.M. nach ankommt, wenn wir uns unserem Hund verständlich machen wollen.
Es freut mich sehr für Dich, dass Du jetzt in einem Verein gelanfdet bist, wo man das versteht und - zu lehren versteht, egal mit welcher Methode.

Problem: das mit dem Timing, was wann und wie rasch und wofür genau usw. muss man als Hundebesitzer erst mühsam lernen, wie wol viele von uns aus eigener leidvoller Erfahrung lernen durften.

- und bei Arbeit mit Druck gehen eventuelle Missverständnisse durch unpassendes Timing ganz leicht kapital in die besagten Beinkleider, während man - wie hier zu beweisen war - mit unpassendem Timing bei 'Lob und Belohnung' maximal einen Hund erzielt, der eben derzeit dies oder das - oder Alles - noch nicht ausreichend kann bzw. der sich so nur unzureichend motivieren lies.

Ich habe persönlich kein 'ethisches' Problem damit, einen wirklichen Könner auch mit P+ arbeiten zu sehen - als Zuseher bei Kursen mit solchen 'Gurus' dann mit den Hunden seiner Nachahmer 'mitzuleiden' fällt mir dagegen sehr sehr schwer - und wieviele Hunde hat wohl der jeweilige 'expert' verbraucht, bis er sein Timing so drauf hatte, frage ich mich dann jeweils... und wieviel dilettantisches sinnentleertes Nachmachen bringt wievielen Hunden wieviel Leid...

Wobei diese Diskussion natürlich schon wieder weit über die Relevanz eines mangels besserer gekonnter Methoden gelegentlich eingesetzten Leinenzupfers hinausführt.

Entschuldige

Wiebke

von Aramis(YCH) am 30. März 2003 11:32

Hallo,
ich denke es wird immer Hunde geben, bei denen Du nur mit positiver Bestärkung nicht weiter kommst. Ich habe auch so einen und Angst haben meine Hunde nicht vor mir, nur weil mal am Halsband geruckt wird. Ich würde meinen jüngsten Hund am liebsten jemanden Mal geben, der alles nur über positive Bestärkung machen möchte, der würde sein blaues Wunder erleben. Ich denke viele verwechseln, mal ein kurzes hartes Durchgreifen, mit Brutalität, welche ich ablehne.
Gruß
Nicole

von Jako(YCH) am 30. März 2003 11:55

hallo markus

und du hast erst nach einem jahr arbeit, bei der prüfung,
gemerkt dass dein hund nicht motiviert ist???
beim leinenruck und niederdrücken merkst du plötzlich sofort
wie "motiviert" dein hund ist??

nur mal so aus interesse, wie erklärst du dir das?

jako

von Nina mit TC(YCH) am 30. März 2003 12:49

Hallo!

Wobei man aber für jeden Hund individuell abwägen muss, wieviel Druck man machen kann bzw. will. Wenn ich meinen Terrier Mix ins Platz drücke, dann fängt er erst recht an, seinen Sturschädel einzusetzen und ich komme gar nicht weiter - mit Lob kann ich aber diesen Hund toll aufbauen.
Ein Stachler käme für mich am Hundeplatz aber bei keinem Hund in Frage - da hört für mich alles auf.

Lg Nina mit Tina & Chelsea

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