Angsthase
23. August 1998 12:50

Hallo Ute und Kira,

was Ihr da erzaehlt kommt mir bekannt vor :-)

Ich bin der Meinung, nicht jeder Hund muss sich von Unbekannten zum
"Kuddelbaeren" machen lassen.
Bei meinem Hund ist mir besonders aufgefallen, dass, je hundeerfahrener
die Fremden sind, umso weniger Probleme gibt es. Solange man meinen Hund
den Kontakt aufnehmen laesst, ist er auch zur Annaeherung bereit.
Was er auf den Tod nicht ausstehen kann : Wenn sich jemand ueber ihn beugt
und ihm von oben auf den Kopf fassen will. Allerdings empfinden das die meisten Hunde
als unangenehm, manche nehmen es nur einfach gelassener hin.

Mir wurde von einem Fremden auch schon gesagt, ich sollte meinen Hund mal besser "abrichten".
Ueber solchen Spreuchen muss man einfach drueber stehen.
Naehe ist fuer Hunde schnell eine Art "Bedrohung" und ich denke, es ist ihr gutes Recht sich dem zu entziehen.

Das mit der "Bestechlickeit" ist bei meinem Hund genauso:-)
Leckerchen ist ok, aber anfassen ist nicht :-)

Allerdings hat sich seine Scheu schon etwas gelegt, er ist jetzt 2 Jahre alt.
Moeglicherweise wird er mit dem Alter immer "cooler" :-), aber ich zwinge ihn nie, sich
anfassen zu lassen, wenn er es nicht mag.
Frueher habe ich auch immer gesagt "er hat Angst", heute sage ich einfach, dass er es nicht mag angefasst zu werden.

Lass Dich nicht verunsichern. Ein Hund dieser Groesse der gleich jederman abschlabbern moechte
waere schliesslich auch nicht so toll:-)

Liebe Gruesse
Sonja und Nero

25. August 1998 10:38

Hallo Sonja und Nero,

es beruhigt mich, doch öfter zu hören, daß nicht nur Kira etwas eigenwillig
ist, was das Anfassen betrifft.

:Bei meinem Hund ist mir besonders aufgefallen, dass, je hundeerfahrener
:die Fremden sind, umso weniger Probleme gibt es.

Genau das stelle ich auch immer wieder fest. Allerdings trifft man kaum
"Hundeleute", die sich berufen fühlen, einen fremden Hund zu therapieren.
Das größte Theater machen halt immer die, die Kira so "süüüüß" finden....

:Mir wurde von einem Fremden auch schon gesagt, ich sollte meinen Hund mal besser "abrichten".
:Ueber solchen Spreuchen muss man einfach drueber stehen.

Leichter gesagt, als getan, inzwischen werden wir nämlich ziemlich
sauer über solche Sprüche.

Was mich einfach stutzig macht, ist die Tatsache, daß in den ersten
Wochen alles prima lief. Sämtliche Leute, die sie ganz am Anfang
kennengelernt hat, werden stürmisch begrüßt und Anfassen ist kein
Problem. Der erste Tierarztbesuch nach zwei Wochen, kein Problem.
Du solltest sie heute sehen. Sie betritt das Haus, wartet brav,
marschiert tapfer in die Praxis, guckt sich um - bis der Doktor sich nähert.
Beim letzten Impftermin wäre sie beinahe durchs Fenster getürmt.
Wehgetan wurde ihr nie, auch nicht vom Arzt.

Ich vermute manchmal, daß irgendetwas in den ersten Wochen geschehen
sein muß, daß sie so skeptisch macht, bloß ich wüßte nicht, was
einen Welpen so verunsichern kann. Reichen da ein oder zwei Situationen,
in denen sie erschrocken sein mag, aus?

:Allerdings hat sich seine Scheu schon etwas gelegt, er ist jetzt 2 Jahre alt.
:Moeglicherweise wird er mit dem Alter immer "cooler" :-), aber ich zwinge ihn nie, sich
:anfassen zu lassen, wenn er es nicht mag.
:Frueher habe ich auch immer gesagt "er hat Angst", heute sage ich einfach, dass er es nicht mag angefasst zu werden.

Ich hoffe, daß sie gelassener wird, mit der Zeit, und dank Eurer Antworten
bin ich noch mehr zu dem Entschluß gekommen, mich hinter (oder eher vor)
meinen Hund zu stellen, und sie nicht einfach abstempeln zu lassen.Anfassen
lassen muß sie sich nicht, nur Angst haben sollte sie halt nicht.
Aber vielleicht kriegen wir das im Laufe der Zeit noch hin.


Liebe Grüsse

Ute und Kira






25. August 1998 11:19

Hallo Elvira, danke für die Antwort. Mail folgt.

:das wichtigste ist, dass du keine versuche mehr zulassen darfst, wo
:fremde oder der besuch meint sich bei eurem hund "einzuschleimen".
:ich habe mir das bei bestimmten leuten rigoros verbeten.

Einschleimen funktioniert ohnehin nicht. Kira stellt sich dann 100 Prozent
auf die Stimmung des Menschen ein. Vorsichtiger, zurückweichender Mensch,
vorsichtiger, zurückweichender Hund.(Manchmal habe ich den Verdacht, das macht ihr
Spaß)Aber wahrscheinlich hast du recht,solche Situationen sollte man gar nicht zulassen.

:bei meinen beiden hunde (habe noch einen kleinen münsterländer) klappt
:das hervorragend (der münsterländer hat eine sehr stark ausgeprägte
:individualdistanz, die er auch gewahrt wissen will).
:bei jimmy ist es sogar so, dass wenn sich jemand nicht daran hält,
:er durchaus versucht wäre (noch dazu wenn's der typische griff über
:den kopf ist)mal zu schnappen.

Kira würde nie schnappen (manchmal wünschte ich, sie würde wenigstens
knurren), sie weicht halt zurück. Andererseits, wir kennen genug Hunde,
die ähnlich veranlagt sind, sich aber schließlich mit eingekniffenem
Schwanz den (fremden) Menschen fügen. Kira würde sich lieber überfahren
lassen, als sich jedem Dahergelaufenen unterzuordnen.

:seit haika von allen besuchern vollkommen ignoriert wird, nimmt sie
:manchmal ganz von sich aus kontakt auf, aber auch hier muß der besuch wissen,
:dass nun nicht sofort der Bann gebrochen ist. wie gesagt, ich kann dagmar
:da nur unterstützen, steh zu deinem hund (meine wurde auch schon so
yawning smileyft als wesensschwach beurteilt!), er ist völlig o.k. möchte nur nicht
:mit allen menschen was zu tun haben.

Irgendwie verständlich. Geht mir auch so. Je länger ich über die Sache
nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluß, daß das mit dem
Anfassen gar nicht so sehr das Problem ist. Hat auch gute Seiten.
Bloß wie können wir ihr klarmachen, daß sie keine Angst haben muß?
Vor allem, weil nicht vorhersehbar ist, vor wem sie Angst hat und wen
sie mag. Da sind wir manchmal selber erstaunt.
Für wesensschwach halte auch ich unsere Kira nicht.Ganz im Gegenteil,
sie hat einen ausgeprägten Charakter, ist hochsensibel, kann sehr stur und
dickköpfig sein, stolz, neugierig,albern und noch sehr verspielt.

Aber wenn ich die Antworten hier richtig verstanden habe, geht es erst einmal
darum, dem Hund zu vermitteln, daß sie gar nichts muß, wenn sie
nicht will und daß wir dahinterstehen. Tun wir schon immer, aber
wahrscheinlich weiß Kira das noch nicht.

Gruß Ute




25. August 1998 11:54

Hallo Dagmar,

Deine Lena muß ein schöner Hund sein, so wie du sie beschreibst.

:Bei Lena hat sich die Gelassenheit eingestellt weil sie JETZT weiß ich unterstütze die Fremden nicht beim Streichelversuch. Ich sage den Leuten einfach "bitte nicht anfassen". Da sie nicht wissen ob der Hund bissig oder ängstlich ist, lassen es auch wirklich alle bleiben. Seitdem also Lena weiß Fremde fassen sie nicht an, geht sie auch an allen völlig desinteressiert vorbei. früher hat sie versucht einen riesen Bogen zu schlagen.

Das heißt, wir müssen ihr vermitteln, daß sie sich nicht anfassenlassen muß,
wenn sie nicht möchte. (Mußte sie nie, aber wahrscheinlich weiß
sies nicht)
Es ist nur völlig unterschiedlich, ob sie gelassen vorbeigeht,
oder einen Bogen um Leute macht. Inzwischen lasse ich sie Fuß laufen und
beschäftige sie, damit sie keinen Bogen macht. Das klappt ganz gut, mit und
ohne Leine.
Problematisch wird es dann, wenn ich keinen direkten Einfluß auf sie
nehmen kann. Wenn sie selbst die Initiative ergreift und auf die
Leute zugeht. Beispiel. Wir mit Kira am See. Kira schwimmt, findets toll.
Niemand da außer uns und einem Paar in einiger Entfernung. Kira
entdeckte die beiden irgendwann und wollte hin. Wir mußten den nassen Hund
(Schüttelgefahr) natürlich zurückrufen, denn die beiden Leute wollten
wirklich nichts von ihr wissen, sondern reagierten gar nicht.
Irgendwann schaffte es Kira doch, dorthinzugelangen, und weil sich
die Leute nicht rührten, stubbste Kira die Frau energisch an.
Die schmunzelte, tat aber nichts. Wir riefen Kira zurück.
Hätten sich die Leute gerührt, wäre die Panik groß gewesen.
Anderes Beispiel. Das jährliche Nachbarschaftsfest. Kira war begeistert.
Tobte mit den Kindern, inspizierte die Umgebung (stillliegen ist nichts für sie)
strich unter sämlichen Tischen umher, legte sich auch zu fremden
Leuten (nicht um zu betteln). Natürlich spricht der eine oder andere
sie an oder möchte sie streicheln. Schließlich vermittelt sie den Eindruck des neugierigen, zutraulichen
Hündchens. Manchmal habe ich das Gefühl, sie möchte,aber irgendetwas
blockiert. In Situationen wie gerade erzählt, geraten wir fast täglich,
und das macht die Sache kompliziert.

Gruß
Ute und Kira