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Duldungstraining - Micha

geschrieben von Kathi(YCH) 
Duldungstraining - Micha
09. April 2003 18:09

Hi Micha,

wollte mal eben kurz was zu meinem Duldungstraining schreiben.
Vorweg ein paar Informationen: Als ich Kancho bekam, war er 16 Wochen alt und hatte seine Richtung schon gefunden. Er war überaus selbstbewußt und legte keinen großen Wert auf Bindung. Gepaart damit hatte/hat er ein überaus großes Interesse an Wild. Bei uns in der direkten Nachbarschaft Katzen und draußen im Gelände Rehe. Anfangs hat er angesichts von Wild nur auf den Hinterbeinen gestanden und in den höchsten Tönen "gejifft".
Die akitatypische Dominanz anderen Rüden gegenüber stellte sich mit ca. 14 Monaten ein. Dazu muß ich aber sagen, daß er von sich aus keinen Hund anmacht - andersherum sich aber auch nicht lange bitten läßt. Nun gibt es hier einige (wenige) Exemplare denen er ums verrecken nicht auf den Pelz gucken kann. Alles große Hunde die ihn von der anderen Straßenseite aus anblaffen. ER fing dann an zurückzublaffen und steigerte sich richtig rein. Da habe ich dann mein Training - zusätzlich zum Gehorsamstraining - begonnen.
Eigentlich ganz simpel: ich habe ihn praktisch in den "Schlaf" gelabert ;-)
Wenn er sich, egal warum, "aufplustern" wollte, habe ich mit absolut neutral-monotoner Stimme auf ihn eingeredet und ihn langsa, vom Objekt der Begierde weggeführt (anfänglich unter zuhilfenahme eines Halti's). Zu Anfang war es eher ein wegzerren aber mit der Zeit hat sich mein "Gesäusel" bewährt und er ist auf meine ruhige Stimmung eingeschwenkt. Das hat aber auch gut 6 Monate gedauert. Inzwischen lief es eigentlich sehr gut. Wenn uns einer seiner "Feinde" entgegenkam hat er sich zwar steif gemacht aber nix "gesagt". Inzwischen hatte ich ihn also ziemlich gelassen bekommen und das hat sich auch sehr positiv auf die Leinenführigkeit ausgewirkt. Wenn er sich wegen irgendetwas aufgeregt hat, bin ich zum Teil einfach mit ihm im Kreis gelaufen. Keine engen Kreise sondern so ca. 10m im Durchmesser. Ich bin sehr langsam gegangen, habe ihn belabert und dicht an meiner Seite gehalten. Er wurde mit der Zeit immer ruhiger. Die Leute haben sicher gedacht ich habe eine Meise ;-)))))
Nachdem der blöde Berner auf ihn losgegangen war, war Kancho wieder wie ein HB-Mänchen ("wer wird denn gleich in die Luft gehen": ICH!!!!!)
Zum Glück hat sich dieser Ausbruch nach knapp 2 Wochen von alleine gelegt. Ich hatte schlimmste Befürchtungen. Alles in allem hat mich das Training gut 3 Jahre gekostet. Allerdings habe ich zwischendurch immer mal 'nen Durchhänger gehabt und habe weniger gemacht. Das bekam ihm aber auch ganz gut.
Was bei Kancho schiefgelaufen ist? Ich weiß es nicht. Er ist mein 3. Akita von insgesamt 5 Hunden. Alle anderen hatten bzw. haben keine solchen Probleme. Ich vermute, daß ich durch die verpasste Prägephase schon kaum noch eine Chance hatte ihn zu "drehen". Dummerweise hatte ich mal eine Phase wo ich mir dachte ich warte mal ab, vielleicht wächst es sich raus. DAS funktioniert garantiert nicht!! (Nur so als Warnung ;-)).
Ansonsten ist er ein sehr menschenfreundlicher und sensibler Bursche. Wenn die Jagdleidenschaft nicht wäre.
Auch bei einer Hündin (Foxterrier-Mix) die ich mal für die Begleithundprüfung ausgebildet habe, hat das langsame Kreislaufen und in den "Schlaf" reden wahre Wunder bewirkt. Die Hündin war total überdreht - fast schon hyperaktiv. Aber auch hier hat das sehr ruhige Einwirken gut gewirkt. Allerdings schneller ;-)

lg
Kathi


10. April 2003 09:00

Hallo Kathi!

Ich bin zwar nicht Micha, erkenne aber in der Beschreibung des Verhaltens deines Hundes meinen exakt wieder, bis auf den Jagdtrieb, den hat er zum Glück überhaupt nicht. Er ist kein Akita, sondern ein Labrador+Irgendwas-Mix. Ich praktiziere derzeit auch das "Totlabern" wenn ein potenzieller Feind auftaucht. Noch nicht lange, erst ein paar Wochen, aber bereits mit gutem Erfolg. Er läßt sich zwar noch sichtlich erregt aber ohne einen Ton von sich zu geben am anderen Hund vorbeiführen. Was mich mal interessieren würde: Fängst du mit dem "Zuquatschen" schon an wenn der "Feind" von weitem auftaucht oder erst, wenn dein Hund ihn auch gesehen hat? Ich quatsche vorsorglich immer schon los, bevor mein Hund überhaupt was davon gemerkt hat. Und bekam deiner nach erfolgreich gemeisterter Begegnung von dir ein Leckerchen? Jedesmal, oder nur ab und zu? Würde mich sehr interessieren.

Ich habe meinen Hund mit einem halben Jahr bekommen, also auch Prägephase verpaßt, erstmal abgewartet ob sich's rauswächst ... Aber ich glaube, wir sind im Moment auf dem richtigen Weg.

Viele Grüße
Annette

10. April 2003 09:10

Hallo Anette,

: Was mich mal interessieren würde: Fängst du mit dem "Zuquatschen" schon an wenn der "Feind" von weitem auftaucht oder erst, wenn dein Hund ihn auch gesehen hat?

ich "bedusele" ihn erst, wenn er den Sichtkontakt hat UND deutlich anzeigt, daß er sich aufregen will. Vorher mache ich es nicht, um nicht irgendein Signal zu setzen unter dem Motto "sie labert - da kommt was!" - denn es kommt ja auch der Tag, wo Hundi sich NICHT mehr aufregt und ich weiß nicht ob man mit "vorsorglichem Belabern" das Ganze dann nicht unnötig verlängert.
Ich lese ja gerade "Wenn Hunde machen was sie wollen ..." und habe meine Methode dort wiederentdeckt: man versetzt den aufgebrachten Hund in eine glückliche/ruhige Stimmung - der HUnd kann nicht aufgebracht/aggressiv und glücklich/ruhig gleichzeitig sein. Das klappt auch anders: Liza, meine Hündin, ist ein sehr lauter Hund. Sie macht ein ungehäures Getöse wenn Besuch kommt (bellt - aber ohne Angst). Auch wenn es paradox klingt, sie bekommt dannb Leckerlies - und beruhigt sich! Sie kann nicht gleichzeitig fressen und bellen und wird durch die Leckerlies dazu gebracht Besuch mit Futter gleichzusetzten. Noch vor ein paar Jahren wäre ich voll der Ansichtgewesen, den HUnd dadurch nur in seiner KLäfferei zu bestärken. Man lernt nie aus :-)

: Und bekam deiner nach erfolgreich gemeisterter Begegnung von dir ein Leckerchen? Jedesmal, oder nur ab und zu? Würde mich sehr interessieren.

Nein, er bekommt keine Leckerchen, da er diese in solchen Situationen gar nicht annimmt. Seine Belohnung ist Schnüffeln - er ist ein absolutes Nasentier.

: Ich habe meinen Hund mit einem halben Jahr bekommen, also auch Prägephase verpaßt, erstmal abgewartet ob sich's rauswächst ... Aber ich glaube, wir sind im Moment auf dem richtigen Weg.

je nach REiz, dauert die Methode etwas länger. Aber sie ist nicht aggressiv und nicht schmerzhaft und bringt den HUnd in eine ruhigere Stimmung.

lg
Kathi

10. April 2003 09:32

: Hallo Kathi,
:
: Liza, meine Hündin, ist ein sehr lauter Hund. Sie macht ein ungehäures Getöse wenn Besuch kommt (bellt - aber ohne Angst). Auch wenn es paradox klingt, sie bekommt dannb Leckerlies - und beruhigt sich! Sie kann nicht gleichzeitig fressen und bellen und wird durch die Leckerlies dazu gebracht Besuch mit Futter gleichzusetzten. Noch vor ein paar Jahren wäre ich voll der Ansichtgewesen, den HUnd dadurch nur in seiner KLäfferei zu bestärken. Man lernt nie aus :-)
:
Diese Erfahrung habe ich auch mit meinen 2 Shih Tzu`s gemacht. Wenn sie alleine waren oder Besuch kam, haben sie sich wie verrückt gefreut und haben gebellt, was das Zeug hielt. Ich habe sie auch mir Leckerlis beruhigt, das Kauen hat sie vom Bellen abgehalten. War alles aufgeschleckt, war Ruhe und nur noch Schwanzwedeln und Herumtanzen angesagt. Auch bei mir hat sich kein "Belohnungseffekt" für Bellen eingestellt.
Viel Spaß noch mit Deinen Lieben

10. April 2003 10:16

Hallo Kathi,

danke für deine Antwort.

:: ich "bedusele" ihn erst, wenn er den Sichtkontakt hat UND deutlich anzeigt, daß er sich aufregen will. Vorher mache ich es nicht, um nicht irgendein Signal zu setzen unter dem Motto "sie labert - da kommt was!" - denn es kommt ja auch der Tag, wo Hundi sich NICHT mehr aufregt und ich weiß nicht ob man mit "vorsorglichem Belabern" das Ganze dann nicht unnötig verlängert.

- Stimmt, daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Ich werd's dann auch mal so probieren.

:: je nach REiz, dauert die Methode etwas länger. Aber sie ist nicht aggressiv und nicht schmerzhaft und bringt den HUnd in eine ruhigere Stimmung.

- Es ist die erste Methode, bei der mein Hund überhaupt sichtbare Fortschritte macht und ich denke auch wenn es länger dauert, haben wir dafür am Ende auch einen dauerhaften Erfolg :-)

Viele Grüße
Annette


10. April 2003 12:27

Hi Kathi,

erstmal tausend Dank für Deine Antwort, die ich Blindschleiche sogar gefunden habe. :-)
Leider nur eine kurze Antwort meinerseits, da ich heute vor Arbeit nicht weiß wo mir der Kopf steht und ich in einer Stunde in einen Wochenendtrip starte (ob der Streß daran liegt? *grübel).
Deine Methode klingt sehr gut, quasi Duldung durch Totlabern. Vielleicht sollte ich das auch mal versuchen. In einem Punkt bin ich allerdings noch etwas am Grübeln. Aus grauer Vorzeit ist mir etwas in Erinnerung den Hund zu ignorieren (was ja eigentlich bei einem ""Fehlverhalten"" nur teilweise geht) und ihn nicht durch Zuspruch, sei es positiver oder negativer, zu bestärken. Besteht bei Deiner Methode nicht genau diese Gefahr? Scheinbar aber nicht, sonst hätte es ja nicht funktioniert. Ja, ich glaube ich versuche das auch mal, sonst verzweifel ich noch mit dem Rowdy namens Hund. .o)

Falls Du antwortest werde ich das erst Sonntag abend oder Montag lesen, deshalb schon jetzt: SCHÖNES WOCHENENDE!

Liebe Grüße, Micha