Hi Josh,
: a) ist Leiden nicht nur da gegeben, wo man eine gestörte Mensch-Hund-Beziehung hat, sondern auch schon vorher
Naja, kommt drauf an, was Du unter "Leiden" verstehst. Ich bin der Meinung, dass ein kurzer Schmerz noch kein Leiden ist. Leiden ist für mich eher etwas Langfristiges. An einer Krankheit leiden usw.
b) ist der Stachel zumindest unangenehm, sonst würde er nicht wirken, da das Fußgehen hier über ein Meiden von Unangenehmen einegübt wird, und die "Belohnung" das Ausbleiben des Schmerzes ist
Ja, klar ist der Stachel was unangenehmes. Aber nicht alles im Leben, also in der Natur ist angenehm. Das Leben besteht immer auch aus Zwängen. Das Tier muss jagen, sonst bekommt es Hunger usw. Ein Leben, dass nur aus Positivem bestehen würde, stelle ich mir furchtbar vor. Es wäre sehr eintönig. Denn nur im Kontrast kann man Positives vom Negativen unterscheiden. Das heißt jetzt nicht, dass ich den Hund immer traktieren muss. Ich meine damit, dass das Negative auch seine Daseinsberechtigung hat. Nur durch Angst läuft der Hase vor dem Fuchs davon. Auch im Kampf, mit Bissen wird dem Artgenossen klar gemacht, wer das Rudel anführt, oder die Hundedame bekommt. Die Natur kennt also auch das Negative. Von daher sehe ich hier kein Argument gegen den Einsatz von Unangenehmen in der Erziehung, hier der Einsatz des Stachel.
c) kann man Fußgehen bei jedem (!! ich kenn noch keinen Hund, bei dem das nicht so war) Hund auch positiv lernen, zumindest ohne Stachel
Ich bin mir da nicht so sicher. Zumindest schließt das immer noch den Einsatz des Stachels nicht aus, denn das Negative wird doch auch in der Natur eingesetzt. Mir erscheint der Stachel in den "schwierigen Fällen" manchmal durchaus sinnvoller. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob man dem Menschen und dem Hund damit einen Gefallen tut.
Ob es wirklich 90 % sind, die Mißbrauch betreiben... Da bin ich mir wirklich nicht sicher. Ich schätze, dass es sehr viel weniger sind.
d) sind leider 90% der Leute, die ich mit Stachel sehe, offensichtlich nicht in der Lage, ihn effektiv und gekonnt einzusetzen; meistens sind es Leute, die meinen, ihrem Hund körperlich nicht gewachsen zu sein und schlicht keine Ahnung haben - meist zieht der Hund munter weiter, sich halb im Stachel strangulierend, weiter.
Ja, ich kenne viele Frauen, die den Stachel einsetzen. Es handelt sich dabei meist um Hunde, die durch ihr Zerren an der Leine die Gelenke des Hundeführers schon schwer mitgenommen haben. Mit Stachel ist es dann sehr viel einfacher und angenehmer für die Schultern. Ich glaube nicht, dass man durch rein positive Erziehung, diese Energiebündel bändigen könnte. Ob da nun in der Erziehung bis dato viel falsch gemacht wurde... Darüber hilft es dann auch nichts zu diskutieren...
: Hunde erziehen andere Hunde u.a. (nicht so sehr, wie wir meinen) durch Schmerzreize, stimmt. Aber das hat nun wirklich nichts mit Ethik zu tun - Du sagst ja weiter unten ganz richtig, daß Hunde keine Moral kennen.
Ja, genau. So sehe ich es auch. Hunde haben keine Ethik. Aber an ihrem Handeln sollten wir uns orientieren und nicht unsere "unnatürlichen" Maßstäbe anlegen. Jeder spricht davon, dass man das Tier artgerecht hält. Warum also unnatürliche menschliche Moralvorstellungen auf das Tier übertragen, das diese gar nicht kennt und sie selbst auch gar nicht praktiziert?
:Also kann man von nem Hund auch kein moralisches Verhalten gegen andere Hunde verlangen.
Hunde machen das, was ihnen von Natur aus gegeben ist. Moral ist etwas vom Menschen erschaffenes, etwas künstliches, wie Kunststoff. Ich verlange vom Baum auch nicht, dass er PVC in den Blättern einbaut.
: : Lernen durch Schmerzvermeidung ist in der Natur durchaus nicht unüblich.
:
: Auch richtig. Aber muß ich alles so 'machen', wie 'die Natur'
Das ist die Frage.
Das ist auch das, was ich meinte mit, dass man die ethischen Überlegungen der Stachelverwender berücksichtigen sollte. Sie machen es so wie die Natur, so wie es dem Hund "artgerecht" ist.
: was steht da dem Einsatz von positiven Mitteln, statt negativen noch entgegen?! Außer menschlicher (Denk-)Faulheit?!
Man kann doch beides Verwenden! Das ist doch das sinnvollste. Man macht es dann wie es dem Tier von NAtur aus gegeben ist. Man macht dann nichts "unnatürliches".
:
: Auf die Hundeerziehung übertragen - ja, weil ich, der Mensch mit Moral, was auf den Hund übertrage, was dem nicht schadet, ihm vielleicht sogar nützt.
. Anzunehmen, daß Hunde Schmerzen haben, ist kein Vermenschlichen.
Nein, aber Schmerzen sind auch etwas natürliches und das sollten wir auch wissen. Mit unseren menschlichen Vorstellungen hätte es nie EVOLUTION gegeben.
Gruß
Andreas