Gruppenarbeit
14. Mai 2003 12:22

: Hi Attila,
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: Jedenfalls wurde ich Samstag wieder einmal Zeuge einer Arbeitsweise, über die man nur den Kopf schütteln kann.
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: Minuten später wurde dann ein knurrender, zähnefletschender und kläffender Schäferhundrüde von zwei Jahren auf den Platz geführt, um durch "Gruppenarbeit" Benehmen zu lernen. Er strebte ebenfalls zu den anderen Hunden, aber nicht um mit ihnen zu spielen, sondern um sie anzugreifen - selbst Hündinnen ging er aggressiv an. Dieser Hund ist ein Fall für einen erfahrenen Hundetrainer oder einen Tierpsychologen, aber nicht für den Gebrauchshundeplatz. Jedesmal also, wenn der Rüde wieder einmal zu einem der anderen Hunde hinzerrte - und das war ständig der Fall - bekam er von seinem Besitzer einen Leinenruck, daß er sich fast überschlug, obwohl er "natürlich" ein Stachelhalsband trug. Das nenn ich mir doch einen ordnungsgemäßen und effektiven Gebrauch des Stachels! Der Ausbildungswart unterstützte die Aktion jeweils durch die Anweisung "einwirken, einwirken", woraufhin es dann zu den beschriebenen Flugversuchen des Rüden kam. Und so wurde der arme Rüde (ein schöner Hund übrigens) eben hin- und hergeschleudert, bis das Martyrium für diesen Tag beendet war.

Was Du beschreibst kenne ich nur zu gut. Ich arbeite meine beiden Hunde (Golden Retriever Rüde und Schäferhündin) auch auf einem sog. Gebrauchshundeplatz (und das seit mittlerweile vier Jahren). Da sind leider derartige Brachialmethoden ebenfalls gängige Praxis. Bisher habe ich es geschafft für mich und meine Hunde einen gangbaren, gewaltfreien Mittelweg zu finden. Aber das ist nun seit letzter Woche auch vorbei, als ich dort zeigte wie super meine beiden mit Clickertraining arbeiten. Das ist für unsere Schutzhundler, die mich mit meinem etwas eigenwilligen Retriever eh schon belächelt haben, nicht hinnehmbar, daß dieser plötzlich motiviert arbeitet. Sie bilden schließlich schon seit über dreißig Jahren Hunde aus und wissen wie das geht. Und es geht ihrer Meinung nach auf keinen Fall mit der soften Methode. Macht der Hund nicht was sie wollen, dann Stachel um und sie zeigen ihm dann schon wo's lang geht.
Meine Hündin steckt mit ihren zwei Jahren mal wieder in der Rüpelphase und versucht wie weit sie gehen kann. Kommentar unseres Ausbildungswartes: " Stachel um, und wenn sie nicht gehorcht, gib ihr einen. Sie muß wissen wo es lang geht!" Mein Kommentar dazu: Klar, sollen meine Hunde gehorchen, aber das kann man ihnen auch ohne Gewalt beibringen.
Mein Fazit:Auf diesem Platz habe ich die längste Zeit gearbeitet. Mir reichts! Ich werde mir wohl einen neuen Platz suchen. Ich hatte bisher nichts gegen den Schutzhundesport, auch wenn es nicht mein Ding ist. Aber wenn es auf vielen (hoffentlichen nicht allen) Gebrauchshundeplätzen so zugeht, dann "Gute Nacht, Hundesport!"
Ich laß' mir jedenfalls von solchen Typen nicht die Freude am Hundesport kaputtmachen.

: Die Frau sagte schließlich: "Ich habe auch schon daran gedacht, mit ihm in eine Hundeschule zu gehen..." Ach was! Daß ihr doch tatsächlich dieser Gedanke kommt! Mitleidiger Kommentar einer "erfahrenen Hundeführerin": "Ich glaub, dat bringt aber gar nix, dem Hund muß man zeigen, wer der Chef ist."

Toller Spruch, aber was heißt das inhaltlich.

Liebe Grüße

Sonja mit Nathan + Sally



14. Mai 2003 12:56

Hallo Attila,

wie gesagt, das Ganze mag ja wirklich regional unterschiedlich sein, ich beobachte aber derzeit in meiner Gegend einen doch spürbaren Aufschwung im Bereich Hundesport, sowohl in der klassischen VPG-Ausbildung wie auch im THS... was anderes machen wir bei uns auf den Platz nicht.

Ich denke durch die neuen Fährtenprüfungen (FPR) und die Möglichkeit in einigen Vereinen auch die Unterordnungen losgelöst von der VPG Prüfung zu laufen (also die Abt. B der Stufe 1-3) gewinnt diese Sparte des Hundesports wieder eine ganz neue Attraktivität.

Ist wie gesagt meine Beobachtung, vielleicht bin ich aber auch derzeit etwas positiv verblendet, da ich momentan mit engagierten Hundeführern und mit den vielversprechensten Nachwuchshunden seit Beginn meines Hundesport-Daseins arbeite. Aber wenn ich ein wenig über den Tellerrand meines Verein hinwegsehe, dann beobachte ich vergleichbare Tendenzen auch in anderen Gruppen... vielleicht nicht so stark ausgeprägt aber der "Nachwuchs" hat schon wieder etwas mehr Interesse an der sportlichen Freizeit mit dem Partner Hund. War vor 2-3 Jahren schon etwas mau, das stimmt schon.

Was Deine Kritik an der "Biertrinker-Hundesportfraktion" angeht (um sie mal so zu nennen)... naja... ich denke die werden irgendwann aussterben... und sie sind auf den besten Wege das Grab in das sie steigen sich selbst zu schaufeln. Wo man hinsieht findet ein Generationswechsel statt, die Alten ziehen sich ganz an den Tresen zurück und überlassen den Hundeplatz der nachfolgenden Generation. Ich denke in ein paar Jahren wird sich das Feld gewandelt haben, und dann bin ich auch zuversichtlich das wir mit unserer jungen Truppe in unserem Landesverband was bewegen werden. Die Weichen dafür sind gestellt, die Leistungen der Hunde und die Grundeistellung der Hundeführer stimmt... ich sehe da sehr optimistisch in die Zukunft.

Man muß eben nur was bewegen. Warum sind denn die ganzen "Alten" noch aktiv? Weil es keine Jungen gibt die es besser machen. Und wenn ich die Aussagen einiger Mitschreiber hier im Forum so lese "dann suche ich mir einen anderen Platz", "dann höre ich auf mit VPG und mache Agility", "auf den Hundeplatz gehe ich gar nicht mehr"... tja, dann sollen sich diese Leute auch nicht wundern das sich nichts ändert. Ich arbeite immer nach der Devise "Überzeugen durch Leistung", und nachdem ich mit meinem alten Hund aus einer reinen Schönheitszucht die ganzen sogenannten Leistungsleute mit ihren Leistunghunden mit deutlichen Abstand auf der Landesausscheiung hinter mir gelassen habe, tja, da wurden sie dann plötzlich ruhig. Und ich beobachtet das mit einem gewissen Triumphieren, gebe ich ja zu.

Aber solange zu wenige zeigen das es anders auch und vielleicht sogar besser geht wird sich nichts ändern.

Daher mein Rat an Dich: suche Dir Gleichgesinnte aus den verschiedensten Vereinen (wenn ich hier im Forum lese sind das ja anscheindend nicht wenige), gründe eine Arbeitsgruppe, übe auf verschiedenen Plätzen, auf Kuhweiden, überall im Gelände und immer wechselnd. Und in drei Jahren rollst Du das Feld von hinten auf. Und glaube mir, dann wird man Dir zuhören, auch die Alten. NUR so kann man was bewegen.

Viele Grüße

Sören

14. Mai 2003 21:42

Hi Attila,

:Ein Hund muß sozialisiert sein, um sinnvollerweise an einer Gruppenarbeit teilnehmen zu können.

Da gebe ich Dir völlig Recht!
Die Frage ist nur, was passiert, wenn dies nicht der Fall ist? Einige der sogenannten "soften" Vereine werfen einen "Problemhund" nämlich sofort aus der Gruppe raus, ohne Chance, überhaupt am regulären Training teilnehmen zu können!(da sie für Einzeltraining verständlicherweise überlastet sind).
Und verweisen an Privattrainer, die meist mehr Geld verlangen als sie Kompetenz aufweisen...Und was beim Privattrainer dann geschieht, kann ja egal sein, beschmutzt jedenfalls nicht das Image des Vereins....
Das ist dann das andere Extrem.

Gruss,
Barbara


16. Mai 2003 09:21

Hallo Sonja

Aber das ist nun seit letzter Woche auch vorbei, als ich dort zeigte wie super meine beiden mit Clickertraining arbeiten. Das ist für unsere Schutzhundler, die mich mit meinem etwas eigenwilligen Retriever eh schon belächelt haben, nicht hinnehmbar, daß dieser plötzlich motiviert arbeitet. Sie bilden schließlich schon seit über dreißig Jahren Hunde aus und wissen wie das geht. Und es geht ihrer Meinung nach auf keinen Fall mit der soften Methode.

Mich hat man auch belächelt als ich vor ca 3 Jahren mit Clicker angefangen habe zu arbeiten.
ABER!!!!!!!!!seit letztem Jahr arbeiten unsere SchHler auch mit Clicker!!!!!
Ich möchte damit sagen:"Wechsle BITTE nicht den Platz!!!!!"
Sei ein positives Vorbild!!!!
Glaube mir es dauert seine Zeit aber es werden sich Dir immer mehr anschließen,vor allem wenn sie es erkennen das es auch anders geht.

Du kannst es ändern glaube mir auch wenn es seine Zeit braucht.

Gruß Konny

Wir brauchen Fische,die auch gegen den Strom schwimmen