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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Halti für ängstlichen Hund?
15. Mai 2003 20:42

Hallo Roman,

: Oh, das ist leicht gesagt! Gestern z.B. begegnete uns ein älterer Herr, der Tommys Angst sofort bemerkte. Er begann sofort mit ihm zu sprechen und ich bar ihn, ihn nicht anzuschauen oder anzusprechen und er schaute den Hund an und sagte: Jaja, du brauchst doch keine Angst zu haben! Und dann schaute er ständig Tommy an, sogar wenn er mit mir redete!
:

Kenne ich, solche Leute :-(((
Leider sind da sogar Ausbilder nicht davor gefeit, so nen Sch.... zu machen. Und da meine Hündin dann auch noch anfängt zu kläffen kommen dann solche Kommentare wie "was bellst Du denn so, da brauchst Du doch nicht zu bellen, ich tu Dir doch nichts".

*grrrrrrr

Höflich bitten nützt da leider gar nichts. Irgendwie scheinen die Leute erst dann zu kapieren, dass man es ernst meint, wenn man sie so richtig anpampt. Und prompt gilt man als unhöflich.

Zum Halti an sich kann ich nicht viel sagen. Halte eigentlich nicht allzuviel davon.
Ich habe immer versucht, den Leuten, soweit möglich, auszuweichen. Und ansonsten mich penetrant zwischen Hund und MEnschen gestellt.

Würde Dir allerdings empfehlen, zusätzlich gezielt an dem Problem zu arbeiten. Such Dir eine Wiese sonst einen Platz, wo ihr relativ ungestört seit. Dort clickerst Du erst mal einige Male "Wellness". Also sich wohlfühlen. Ohne jetzt gezielt Übungen im Sinn zu haben. Einfach lockere freie Bewegungen, evtl. auch schon mit Blickkontakt. Wenn das klappt, Hundi sich auf dem Platz so langsam wohlfühlt, dann sprich einen Bekannten an, ob er Dir hilft.
1. Schritt: ihr kommt auf die Wiese, Person steht weit abseits möglichst mit Rücken zu euch, Du clickerst ganz normal entspannten Blickkontakt. Die Entfernung sollte so gross sein, dass sich dein Hund wohl fühlt. Und Du darfst bloss nicht aufgeregt sein, das überträgt sich auf deinen Hund. Wenn Hund trotz in Entfernung anwesender Person entspannt bleibt, näherst Du dich LANGSAM, aber nicht auf direktem Weg, dieser Person. Nicht "zielbewusst", sondern "zufällig". Z.B. indem Du grosse bögen über die Wiese läufst und dabei immer mal wieder ein paar Schritte näher richtung Person kommt. Diese Person sollte dabei immer mit Rücken oder Profil zu euch stehen, und sich nicht gross bewegen.
Und dein Hund sollte immer entspannt sein, schielt er ängstlich zu der Person, oder zeigt gar noch deutlicher Angst oder Unwohlsein, dann bist Du zu nahe.
Das ganze kann TAge, Wochen oder auch Monate dauern.

2. Schritt: Das ganze nochmal, diesmal mit einer umhergehenden Person. Am Anfang wirst Du den Abstand wieder um einiges vergrössern müssen, aber idR wird es jetzt etwas schneller gehen, bis Du wieder in der Nähe dieser Person angekommen bist.

3. Schritt: das ganze nochmal, an einem anderen Platz, einsamer Waldweg etc. Soll so langsam dann Begegnungen simulieren. Aber immer noch gestellt von deiner Seite aus.

4. Schritt; das ganze mit ebenfalls von Dir eingeweihten Personen.

Wenn das alles klappt, dann langsam auch mal Zufallsbegegnungen anstreben. Aber wenige. Diese dann langsam steigern.
Usw.


Gruss Cindy

15. Mai 2003 20:31

hallo Roman,

ein Halti gehört, bei richtigem Gebrauch sicher nicht zur Gewalt in der Ausbildung. Bei unserem Nico haben wir sein Angst-agressives Verhalten, auch unter Hilfe des haltis, gut in den Griff bekommen. Übrigens, nico ist auch seine 40 kg schwer und wenn der sich ins Zeug schmeißt, hat man wenig gegen zusetzen.
ich muss aber auch sagen, dass unsere "Eigenversuche" mächtig in die Hose gegangen sind, weil wirs einfach falsch gemacht haben. Die richtige Handhabung haben wir im Einzeltraining erst gelernt. Und sowas kann man einfach nicht erklären, dass muss man zeigen.

Schade, dass es bei euch in der Hinsicht mit Trainern dürftig ist. Grüsse Doris

15. Mai 2003 20:31

Hallo Anne,

: Halti würde ich aber auch nur bei einem eher leicht agressiven/reizbaren ... Hund benutzen.
:
Warum?

: Bei einem ängstlichen Hund, wie im Ausgangsposting beschrieben, finde ich das Halti allerdings total unangebracht - damit kann man wohl eher noch mehr kaputt machen.
:
Was kann man denn da noch kaputt machen?

: Mit einem ängstlichen Hund würde ich eher Bodenübungen nach T-Touch machen, das erhöht die Sicherheit des Hundes, fördert auch die Konzentrationfähigkeit und vertieft die Bindung zwischen Hund und Halter. Kommt natürlich auf den Hund an. Ein Versuch ist es wert.

Mein Hund rennt vor allen möglichen "Geräten" davon, der hat ja sogar vor einer normalen Kartonschachtel (klein) Angst! Daher lassen wir das mit den Bodenübungen.

Liebe Grüsse,
Roman

15. Mai 2003 20:47

Hallo Martin

: Es kann eine große hilfe für schwache leute mit großen hunden sein.

Ja unser Kerl ist stolze 50 kg schwer, ich kann ihn mit Müh und Not halten, meine Frau hingegen kann ihn nicht mehr richtig halten und daher nicht mit ihm an die Strasse :-( Das wiederum bedeutet für den Hund, das er oft alleine bleiben muss, obwohl er eigentlich so gut hätte mitkommen können...

Dein hund soll aber lernen, nicht aktiv fliehen. Wenn dann noch der kopf eingeschränkt wird, ist panik nicht mehr fern.

Was aber, wenn er die Gefahr dadurch gar nicht mehr sieht? Dann würde er doch ruhiger, oder?
:
: Es gibt inzwischen die erkenntnis (hirnforschung) dass zum effektiven lernen das lebewesen 1) selbst aktiv und 2) selbst initiativ sein sollte. Das verhinderst du im grunde mit diesem halti gebrauch.

ja anfangs schon, aber mein Ziel wäre ja, dass der Hund irgendwann merkt, dass wegschauen Erfolg verschafft! Vorerst würde ich ja nur am Anfang leicht den Kopf in meine Richtung ziehen und dann mit Futter den Kopf bis zu mir locken, bis dahin ist der "Feind" evt. verschwunden. Und: Wie ist es denn mit dem Hund, dem ich früher "Pfötchen geben" noch auf die altmodische Art und Weise beigebracht habe, nämlich indem ich seine Pfote in meine Hand nahm und ihm gleichzeitig das Leckerchen gab? Der lernte ja auch passiv- aber er kann es noch heute, obwohl er bereits 13 Jahre alt ist!
Denkst du nicht, dass es bei Tommy ähnlich funktionieren könnte?
:
: Dein hund will aktiv fliehen. Also versuche das fliehen so zu formen (clicker benutzt du ja) dass die flucht in ein bogenlaufen übergeht.

Das macht er ja bereits. Nur gehen die Bögen bis in die Strasse :-( Und das will ich ja vermeiden!

Irgendetwas lernen kann der hund auch nur, wenn das stresslevel begrenzt ist.

Ja, so 5- 10 Minuten lang kann ich erfogreich mit ihm an der Strasse spazieren gehen, d.h. ich bekomme nach je 1 Minute wieder den Blickkontakt zu ihm (wenn niemand kommt). Ich würde ja das Halti auch nur 2-3 Mal die Woche für ca. 5-10 Minuten anwenden!

Wenn er noch leckerli nimmt, ist das ein gutes zeichen, wenn nicht, ist er überfordert.

Nimmt er, aber er schlingt sie runter und kotzt sie dann nach ca. 20 Minuten wieder aus :-( Mit ganz viel Speichel vermischt.

: Eine große hilfe für ihn kann es auch sein, ihm etwas zu tragen zu geben, worein er auch heftig beißen darf. (zähneknirschen ist auch bei uns nicht unbekannt.)

Nützt bei Tommy wohl nix, er lässt alles sofort fallen, wenn jemand kommt (habe es bereits versucht ;-) ).

: Ich wünsche euch viel glück.

Danke, das können wir gebrauchen!
Roman


15. Mai 2003 20:59

Hallo Charlie

: Erreicht haben wir dies auf eine recht einfache Art: Ignorieren seiner Angst. Dadurch hat er Sicherheit vermittelt bekommen (kein Grund Angst zu haben). Ich habe den Hund nur angesprochen, gelobt, gestreichelt oder Leckerchen gegeben, wenn er einigermaßen ruhig war.

Wie ich schon mal geschrieben habe ist es sehr schwierig, die Angst von unserem Tommy zu ignorieren. Es ist echt fast unmöglich weil er sogar mich mit seinen 50 kg manchmal fast aus den Schuhen zieht! Letzthin hat er mich sogar wahrlich in einen kleinen Waldbach gezogen, weil ein Schäferhund (Schutzhund) im Auto bedrohlich zu bellen begann und ich nicht gefasst war. Wie kann man ihn da noch ignorieren?

Zudem ist unser Hund nie einigermassen ruhig, er beginnt zu speicheln, sobald wir aus dem Haus gehen, sogar wenn die Haustüre offen steht hat er ständig Angst, es könne jemand kommen!

Außerdem war meist meine Hündin bei ihm, er konnte sich ihr Verhalten "abgucken" und sie gab ihm zusätzlich Sicherheit.

Ja mit seiner Schwester zusammen hat er auch viel viel weniger Angst, aber unser Ziel ist es ja, dass wir alleine mit ihm klarkommen und er alleine "sicher" ist.

: Ich kann mich also nur einigen meiner Vorredner(innen) anschließen: Sicherheit ist das Zauberwort :-)

Leicht gesagt, ihr müsstet wirklich mal meinen Hund sehen und mir dann sagen, was diesem armen Bündel noch Sicherheit bringen kann!

Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn er oft genug positive Erfahrungen gemacht hat, bemerkt hat, dass er keinen Grund hat Angst zu haben, verliert er seine Angst!

Ja das denke ich auch. Deswegen trainiere ich immer mal wieder mit verschiedenen Kolleginnen zusammen, die sich ganz ganz langsam immer näher an ihn heranwagen. Am Ende können sie ihn dann sogar an der Leine führen und er schaut sie lachend an :-)
Aber das braucht mind. 1 Stunde, und wenn die Person dann wieder kommt muss man meist wieder viele viele Schritte zurück gehen.

:Wenn ich ländlicher wohnen würde, würde ich zum "Training" in einen größeren Ort fahren, wo mehr Menschen sind.

Naja, wenn ich mit Tommy in der Stadt aufkreuze sind wir die totale Sensation, alle drehen sich nach uns um und sprechen mich an, was denn mit dem Hund los sei... Zudem macht Tommy in der Stadt ganz dicht...

Danke aber für alle deine Tipps, einige davon werde ich sicher mal ausprobieren! Du hast mir sehr geholfen!
Roman

15. Mai 2003 20:50

Hallo Roman,

vielleicht solltest Du am Anfang versuchen, möglichst angstauslösende Situationen zu vermeiden. Also evtl. auch mal mit dem Auto etwas weiter weg zu einem Gebiet fahren, wo ihr ungestört laufen könnt.

Gruss Cindy