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Kettenhalsband, letzte Möglichkeit?

geschrieben von Chris(YCH) 
Kettenhalsband, letzte Möglichkeit?
16. Mai 2003 05:06

Hallo,
meine Schnauzer-Hündin und ich besuchen nun schon fast eineinhalb Jahre eine Hundeschule wo sehr lieb, freundlich und mit Lob und Leckerlie mit den Hunden gearbeitet wird. Alle Befehle sind meiner Süßen bereits bekannt und sie führt sie auch aus, aber meist nur wann sie es will. So habe ich immer wieder große Probleme mit ihr in Bezug auf die Leinenführigkeit, Ankläffen von Passanten, kläffen und ziehen nach anderen Hunden und nach Katzen. So, wie sie sich also außerhalb der Wohnung aufführt, in der Wohnung ist sie sehr folgsam und leib, kann man mit ihr fast nichts unternehmen, viele Passanten fürchten sich vor ihr und laufen Umwege wenn sie uns sehen. Kurz, ich bekomme sie einfach nicht so richtig in den Griff. Am letzten Samstag hat sie sogar einen Jungen von ca. 9 Jahren fürchterlich angekläfft und nach ihm hingezogen, dass ich Mühe hatte, sie zurückzuhalten. So kann es nicht mehr weiter gehen zumal es immer schlimmer wird mit ihr, es muß sich da unbedingt etwas ändern. Deshalb haben wir uns entschlossen einem Schnauzerclub beizutreten, denn wir nehmen an, dass man dort das Wesen und den Charakter des Schnauzers besser kennt und uns helfen kann. Als erstes mussten wir ein anderes Halsband kaufen – ein Kettenhalsband, kein Stachelhalsband, denn mit diesem wäre ich niemals einverstanden. Ohne ein Kettenhalsband würde man einen Schnauzer nicht erzogen bekommen. Dann wird zuerst geübt Fuß zu laufen und läuft der Hund trotz eines konsequenten und bestimmten Befehls nicht Fuß, wird an der Leine gezupft. Es herrscht also ein sehr strenger Ton aber trotzdem ist man lieb zu den Tieren. Sie werden nicht geschlagen oder sonst was aber auch viel gelobt. Doch der Leinenruck mit dem Kettenhalsband? Bei dieser ganzen Sache ist mir nicht sehr wohl und ich habe mich auch erst sehr gegen dieses Kettenband gesträubt. Doch nun hat sie es und schon beim ersten Gassi-Gehen musste ich feststellen, dass es eine ganz andere Lauferei ist, obwohl ich es nicht fertig bringe, richtig an der Leine zu rucken, denn in mir sträubt sich alles dagegen weil ich denke es tut ihr weh. Nun, sie lief auch ohne Rucken viel besser. Auch wird die Bellerei nach Passanten weniger, obwohl wir erst zwei Arbeitsstunden im Schnauzerclub genossen haben. Und doch bin ich hin und her gerissen, denn so wollte ich sie nie erziehen, aber auf die liebe und sanfte Tour ist es bei ihr wirklich nicht zu schaffen. Sind meine Zweifel und Bedenken unnötig? Wenn ich den Erfolg nach nur zwei Arbeitsstunden sehe müsste ich sagen ja, aber trotzdem ist mir nicht wohl bei dieser Art der Erziehung und wie schon geschrieben, den richtigen Ruck, den man nur selten braucht bringe ich bis jetzt einfach nicht fertig.
Wer hat Erfahrung mit eben solchen Kettenbändern und was meint ihr dazu?
Vielleicht könnt ihr mir mal eure Meinung dazu mitteilen.
Viele Grüße an alle Yorkie's
von Chris





16. Mai 2003 05:18

Hallo Chris,

: meine Schnauzer-Hündin und ich besuchen nun schon fast
: eineinhalb Jahre eine Hundeschule....

Sag mal, für was gibst Du eigentlich Dein Geld aus? Du rennst 1 1/2 Jahre in eine Hundeschule und es klappt noch nicht einmal mit der Leinenführigkeit bzw. der Hund macht, was er will???

Es ist mir schon länger klar, daß in so manchen Hundschulen nix rüber kommt, aber daß es heute so einfach ist, seine Kundschaft zufriedenzustellen hätte ich mit nicht träumen lassen.

Sorry, das hilft Dir jetzt nicht weiter mit Deinem Problem, aber ich mußte das mal loswerden...

Nachdenkliche Grüße

Antje

16. Mai 2003 07:34

Hallo Chris,

ich denke, dass es für den Hund auch nicht gerade angenehm ist, 1,5 Jahre mehr oder weniger über den Platz gezerrt worden zu sein. Dinge tun zu müssen, die ihm anscheinend keinen Spaß zu machen scheinen und dann noch der Stress auf den Spaziergängen. Du hast sicherlich nicht immer mit Zurückhaltung auf das Verhalten deines Hundes reagiert.

Ich bin der Meinung, dass es für den Hund langfristig gesehen, besser ist, kurze "härtere" Einwirkung, natürlich kombiniert mit der richtigen Motivation, in der Erziehung zu verwenden, als jahrelange den Hund über den Platz zu zerren, ohne irgendeine Beziehung zu dem Hund aufzubauen zu können, weil der Hund sich immer nur für andere Dinge interessiert. Es ist besser zu zeigen, was man nicht will und ihn dann zu belohnen für dass, was er richtig macht, anstatt keine Grenzen zu setzen, so dass der Hund sich für alles interessiert, nur nicht für das Lob des Herrchen/Frauchen.

Gruß
Andreas

16. Mai 2003 07:45

Hi Chris,

wegen des Kettenhalsbandes brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen, daran gewöhne ich schon meine Welpen.

Was mich aber wundert, sind die anderthalb Jahre in der Hundeschule, in denen anscheinend so gar nichts rübergekommen ist. Wenn ein Hund unter Ablenkung nicht folgt, muß man ihn eben vorläufig ohne Ablenkung trainieren. Nicht "Leckerli und viel Liebe" auf der einen, "Kettenhalsband und Leinenruck" auf der anderen Seite sind die Alternativen, sondern eine richtige Kombination aus Motivation und Konsequenz ist angesagt, sonst macht ein Hund, was er will, und nicht das, was er soll. Der Witz ist, ihm beizubringen, daß er das, was er soll, auch will. Wenn der Hund Dich nicht beachtet und überall hinzerrt, wo es was zu beschnüffeln gibt, könnte ein Halti ungemein helfen, den Hund zu kontrollieren und Blickkontakt zu ermöglichen. Denn mit der Leinenführigkeit steht und fällt nun mal alles. Ist der Blickkontakt hergestellt, belohnst Du den Hund. So lernt er, daß es besser ist, auf Dich zu achten, als auf die tausend anderen Reize. Dann würde ich Aufmerksamkeitstraining an der langen Leine machen. Aber Ferndiagnosen sind immer schwierig - von der Hundeschule würde ich mich aber ganz schnell verabschieden.

Was ist es denn für ein Schnauzer - ein Riesenschnauzer?

Gruß, Attila


16. Mai 2003 08:56

Grüß dich Andreas,

du meinst

: ..., dass es ...langfristig gesehen, besser ist, kurze "härtere" Einwirkung, ... in der Erziehung zu verwenden, als jahrelange den Hund über den Platz zu zerren, ohne irgendeine Beziehung zu dem Hund aufzubauen zu können, weil der Hund sich immer nur für andere Dinge interessiert.

Kann man machen, aber im allgemeinen reicht es völlig, das fehlverhalten verpuffen zu lassen - nichts geht mehr. Mensch bleibt dabei einfach sehr ruhig und wartet ab. Er muss sich nicht aufregen, er muss sich nicht ärgern. Aber der hund bekommt auch KEINERLEI zuwendung.

:... Es ist besser zu zeigen, was man nicht will und ihn dann zu belohnen für dass, was er richtig macht, anstatt keine Grenzen zu setzen,...

Das zeigen kann man wie oben gesagt machen. Aber belohnen muss mit einer BELOHNUNG erfolgen. Und da hakt es bei problemfällen allenthalben. Der Hund bestimmt, was belohnung ist, nicht der mensch. Der hund zeigt es auch ganz deutlich an. Wir müssen es nur nutzen.

Da du "härter" in anführungszeichen gesetzt hast, vermute ich einmal, dass du einen kurzen schreck mit einschließt. Der ist i.a. sehr wirksam und der hund kann sich wieder an seinem menschen orientieren, der ihm sicherheit vermittelt.

Wenn ich vom leinenruck völlig abgekommen bin, dann nicht, weil ich mich genieren würde oder in "lieb und sanft" mache, sondern weil er sich in bezug auf meine stimmung als kontraproduktiv erwiesen hat. Der hund lernt herzlich wenig aktiv und die situation ist belastet. Es geht mit KONSEQUENZ anders viel besser (für mich). WOZU also ein leinenruck?

tschüß Martin & Mirko



16. Mai 2003 09:59

Hallo Martin,

: Wenn ich vom leinenruck völlig abgekommen bin, dann nicht, weil ich mich genieren würde oder in "lieb und sanft" mache, sondern weil er sich in bezug auf meine stimmung als kontraproduktiv erwiesen hat. Der hund lernt herzlich wenig aktiv und die situation ist belastet. Es geht mit KONSEQUENZ anders viel besser (für mich). WOZU also ein leinenruck?

Wenn Du von den "klassischen" Methoden ausgehst, Leinenruck = Strafe für ein unerwünschtes Verhalten gebe ich Dir recht. Macht keinen Sinn, ebenso lernt der Hund passiv wenn überhaupt, er stumpft ab, nimmt den Leinenruck hin und lernt im Grunde herzlich wenig.

Mein Standpunkt: Leinenruck ja, aber nur wenn der Hund gelernt hat ensprechend drauf zu reagieren. Ich will mit einem Leinenruck Aktivität erzeugen, nicht hemmen. Und dazu wird dann auch nicht an der Leine rumgerissen sondern es werden ganz kurze, schnelle "Impulse", um sie mal so zu nennen gegeben. Ist also im Grunde nur ein Stören, kein Strafen. Der Hund muß natürlich vorher gelernt haben entsprechend darauf zu reagieren und das "stören" durch eine gewünschte Handlung abstellen. Hier hast Du im Grunde genau das, was Du beschrieben hast: Eine Reiz für Aktivität, einen Hund der sein Repertoire abspult und aktiv eine für ihn wahrscheinliche Handlung beginnt, ein aktives Lernen und danach dann eine wie immer geartete Bestätigung, sei es ein Abstellen des Störimpulses oder eine Bestätigung in einem Triebziel: Futter, Beute, Spiel.

Für schwierige Hunde die dazu neigen Fehlverhalten zu zeigen (wie im Ausgangsbeispiel) gibt es da noch einen angenehmen Nebeneffekt: Man kann Handlungen durch stärkere Einwirkungen negativ verknüpfen, der Hund setzt diese aber in der Regel anders um. Er bricht nicht zusammen sondern wird in der Regel aktiver um den unangenehmen Reiz abzustellen.

Viele Grüße

Sören