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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Es wird immer schlimmer.
04. Juni 2003 10:52

Hallo Martina,

ich habe vor einigen Jahren fast identische Probleme mit meiner Hündin gehabt. Mit dem Unterschied, daß ich sie vom Welpen an hatte. Meine Hündin stellte und verbellte Passanten, jagte alles was sich bewegt und war Leinenaggressiv. Sie war in solchen Situationen nicht abrufbar und ich handelte mir laufend Ärger mit den Mitmenschen ein. Dadurch begann ein Teufelskreis, ich wurde immer unsicherer, was meine Hündin natürlich spürte, und die Situationen, wo ich keine Kontrolle über sie hatte wurden immer mehr. Ich lies sie also kaum noch ohne Leine laufen, doch auch an der Leine wurde sie zunehmend aggressiver gegen Passanten oder Artgenossen.
Kurz und gut:
Unser Problem war ICH selber. Ich war für meine Hündin einfach kein vertrauenswürdiger Rudelführer, weil ich immer nur nervös reagierte statt souverän zu agieren. Also übernahm meine Hündin gezwungenermassen den Schutz des Rudels, und damit war sie hoffnungslos überfordert, weil sie selber eigentlich unsicher und ängstlich ist, was man auch an ihren Überreaktionen gegen alles und jeden sehen konnte.
Nach dem Lesen etlicher Fachbücher über Hunde- und Lernverhalten und vielen Diskussionen mit erfahrenen Hundehaltern, habe ich dann das "Umerziehungsprogramm" für mich und meine Hündin begonnen.

Ich habe sie erstmal sanft aber konsequent im Rang zurückgestuft und einen sicheren Gehorsam, auch unter Ablenkung, aufgebaut.
Danach bin ich die eigentlichen Probleme angegangen, meiner Hündin die Angst vor fremden Menschen zu nehmen, und das Hinterherjagen in den Griff zu bekommen. Dieses ganze Training hat eine ziemlich lange Zeit in Anspruch genommen, weil ich immer wieder an mir arbeiten mußte, um sicher und souverän agieren zu können. Leider gab es hier keinen guten Trainer, der einem zur Seite stehen konnte, und so mußte ich mir alles Wissen selber aneignen, wobei mir natürlich auch einige Fehler unterlaufen sind. Trotz allem sind meine Hündin und ich nun ein gutes Team. Wir fallen nicht mehr unangenehm auf, und wenn ihr doch mal wieder ein Passant komisch erscheint und sie frei läuft, kann ich sie jederzeit zu mir rufen. Ich bin im Umgang mit ihr SEHR viel sicherer geworden und ich habe wieder Vertrauen zu ihr.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas Mut machen, es gibt für Euch bestimmt auch einen Weg, und wenn Du die Möglichkeit hast, suche Dir einen guten Trainer, der Dich dabei berät und unterstützt.

Liebe Grüße Tina



04. Juni 2003 10:06

Hallo Natalie!

Das ist in Langenzersdorf: es heißt das erste Problemhunde-Therapiezentrum in Österreich. ich kann dir die email Adresse geben: www.top-dog.at. die Trainer dort arbeiten mit ganz neuen Mittel der hunderziehung: z.B. ohne leine, meistens allein und nicht in der Gruppe etc. Kommst du auch aus Wien?

Lg tanja

04. Juni 2003 10:18

Hi,

: ........wie genau definierst du den unterschied zwischen "Desensibilisierung" und "Gegenkonditionierung"?
:

Der Unterschied ist der, dass bei der desensibilisierung der Auslöser (Menschen o.ä.) an Bedeutung verliert und schlußletzendllich nicht mehr beachtung findet als der Baum der am Wegesrand steht. Gegenkond. bedeutet, dass der Auslöser der Anspannung (oder and. negativen Gefühlen) selbst zum Signal für "Futter kommt" und damit (wenn man drauf achtet, dass während einer Übungseinheit Entspannung der Situation nach / mit dem Füttern einbezogen wird) zum Signal der Entspannung und Sicherheit wird.

: Ich glaube, dass ich unter umständen das, was du mit Gegenkonditinierung meinst, zur Desensibilisierung dazu zähle.
:
Das kann sein, so ist das Leben, man kann nicht alles immer genau trennen.
:
Sabine und Oscar


04. Juni 2003 10:25

Hi,

grundsätzlich ist gegen Deine Ausführungen 0,0 zu sagen :-))

Bloß: das meiste davon hat dieses Gespann schon hinter sich. Ergebnis: alles wurde immer schlimmer.............(schlechtes Timing etc. bestimmt auch)
Aber: für mich liest sich das ganz klar so, daß der Hund gar nicht WEISS das er was falsch macht.
Wenn mein Hund in "Habacht-Stellung" aus dem Haus kommen würde und den Ärger förmlich sucht, dann clicke ich nicht oder füttere - dann teile ich dem Hund mit: SO NICHT!! Hart verbal bis so sachte wie möglich körperlich, kompromißlos !
Dann sind die Fronten klar: Cheffe ist dagegen ! Dann kann man "Wohlverhalten" natürlich ausführlich belohnen :-))

Auch nach den neuesten D-Wort"-Interpretationen ist es immer noch so, daß der Rudelführer in Krisensituationen die Führung übernimmt, ansonsten läßt er "das niedere Volk" *gg* halt laufen.
Wenn Hund also in für ihn als bedrohlich scheinenden Situationen voran geht und UNABRUFBAR ist, dann stimmt da was nicht.
Ich würde das jetzt nicht mit den Aldington´schen 3Wochen Ambitionen "behandeln" - bloß nicht - aber auch nicht "behätscheln".

Wir hatten das einmal mit einem Hund, der nicht ganz "echt" ist und vor dem mein Hund Angst entwickelt hat: Hah, stürz voran und kläff. Kurz und knapper Abbruch (in die Leine gelaufen + verbal angezählt) - das 2x und es war erledigt. Auch dieser Hund kann jetzt schweigend passiert werden (mit Blickkontakt zu diesem Hund, ich halte auch nicht soviel davon nicht zu der "Gefahr" hingucken zu dürfen).

Grüße
thunderdog

04. Juni 2003 11:45

Hallo,
das Druck machen funktioniert leider bei einem wirklich vor allem unsicheren Hund nicht immer. Ist extrem schwer zu dosieren. Die meisten Hunde stecken das weg - allerdings muß man sich dann schon fragen, ob "mein Hund hat in der Situation mehr Angst vor mir als vor dem anderen Hund" wirklich so toll ist. Auch wenn dann das Verhalten vielleicht stimmt. Viele unsichere Hunde stecken es aber nicht weg und lernen: anderer Hund (denn daran denkt der Hund, wenn er suchend vor die Tür prescht) - daher Angst - Mensch macht Druck - noch mehr Angst. Ergebnis: Anderer Hund - ich muß gaaanz viel Angst haben.
Und verliert mal das Bindungsproblem nicht aus den Augen - wenn ich meinem Hund schlicht ziemlich egal bin (weil er ein bißchen Angst vor mir hat und mir nicht wirklich vertraut), dann bin ich nicht sein Boß, soweit richtig - aber wir gehören auch nicht zu einem Rudel. Und daher ist das dann kein "Er weiß nicht, wer der Chef ist" Prob, sondern ein "ich habe Angst und bin unsicher"-Prob. HIer kann man dann natürlich versuchen, das Angstverhalten negativ zu belegen, also aversiv einzuwirken, wenn der Hund es zeigt - aber eben verbunden mit einem SEHR HOHEN Risiko, daß Hund daraufhin noch mehr solches Verhalten zeigt, weil es eben in der Angst wurzelt.

Grüße
josh

04. Juni 2003 12:10

Hi,

das hat nichts !! mit "Druck machen" und "mein Hund hat mehr Angst vor mir als vor dem anderen Hund" zu tun, da verstehst Du was SEHR falsch.

Mein Hund hat definitiv 0,0 Angst vor mir (welch gruselige Vorstellung)und versteht sich problemfrei mit 99,99 % aller Hunde. Kann sooo schlimm nicht gewesen sein ;-)).

Das hat was mit Grenzen setzen zu tun, ein ganz normaler Vorgang in der Hundeerziehung.
Und rumpöbeln ist bei uns eben eine Grenzüberschreitung ;-)), wenn einer pöbelt, dann ICH (z.B. wenn Hund heiß ist andere Rüden an).

Ich kenne das Risiko, halte es aber für wesentlich geringer als allgemein angenommen. Timing muß natürlich sein, es muß schon im Ansatz passieren.

Grüße
thunderdog, lieber einmal ne klare Ansage als 1 Jahr rumtüddeln ;-)