Hallo Martina,
ich habe vor einigen Jahren fast identische Probleme mit meiner Hündin gehabt. Mit dem Unterschied, daß ich sie vom Welpen an hatte. Meine Hündin stellte und verbellte Passanten, jagte alles was sich bewegt und war Leinenaggressiv. Sie war in solchen Situationen nicht abrufbar und ich handelte mir laufend Ärger mit den Mitmenschen ein. Dadurch begann ein Teufelskreis, ich wurde immer unsicherer, was meine Hündin natürlich spürte, und die Situationen, wo ich keine Kontrolle über sie hatte wurden immer mehr. Ich lies sie also kaum noch ohne Leine laufen, doch auch an der Leine wurde sie zunehmend aggressiver gegen Passanten oder Artgenossen.
Kurz und gut:
Unser Problem war ICH selber. Ich war für meine Hündin einfach kein vertrauenswürdiger Rudelführer, weil ich immer nur nervös reagierte statt souverän zu agieren. Also übernahm meine Hündin gezwungenermassen den Schutz des Rudels, und damit war sie hoffnungslos überfordert, weil sie selber eigentlich unsicher und ängstlich ist, was man auch an ihren Überreaktionen gegen alles und jeden sehen konnte.
Nach dem Lesen etlicher Fachbücher über Hunde- und Lernverhalten und vielen Diskussionen mit erfahrenen Hundehaltern, habe ich dann das "Umerziehungsprogramm" für mich und meine Hündin begonnen.
Ich habe sie erstmal sanft aber konsequent im Rang zurückgestuft und einen sicheren Gehorsam, auch unter Ablenkung, aufgebaut.
Danach bin ich die eigentlichen Probleme angegangen, meiner Hündin die Angst vor fremden Menschen zu nehmen, und das Hinterherjagen in den Griff zu bekommen. Dieses ganze Training hat eine ziemlich lange Zeit in Anspruch genommen, weil ich immer wieder an mir arbeiten mußte, um sicher und souverän agieren zu können. Leider gab es hier keinen guten Trainer, der einem zur Seite stehen konnte, und so mußte ich mir alles Wissen selber aneignen, wobei mir natürlich auch einige Fehler unterlaufen sind. Trotz allem sind meine Hündin und ich nun ein gutes Team. Wir fallen nicht mehr unangenehm auf, und wenn ihr doch mal wieder ein Passant komisch erscheint und sie frei läuft, kann ich sie jederzeit zu mir rufen. Ich bin im Umgang mit ihr SEHR viel sicherer geworden und ich habe wieder Vertrauen zu ihr.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas Mut machen, es gibt für Euch bestimmt auch einen Weg, und wenn Du die Möglichkeit hast, suche Dir einen guten Trainer, der Dich dabei berät und unterstützt.
Liebe Grüße Tina