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Charakterfrage oder Bindungsproblem?

geschrieben von Markus(YCH) 
Charakterfrage oder Bindungsproblem?
07. Juni 2003 11:15

Hallo,
ich habe einen Collie-Mix, der sich sehr zurückhaltend gibt. Wenn ich sehe wie andere Hundis um ihre Besitzer schwänzeln, kann ich mich nur wundern. Artos ist nie aufdringlich und gibt sich mäßig interessiert, wenn man mit ihm was machen will. Wir clickern, aber nach 5 Minuten ist Schluss, ich werfe Ball, auch hier ist bald Ende, weil er sich einfach hinlegt.
Grundgehorsam kann er gut, aber alle Kommandos führt er mit 5 Sekunden Verzögerung und dann auch langsam aus. Ist das nun eine Frage des Typs, oder stimmt da was anderes nicht?
Ich dachte, ein junger Hund hätte etwas mehr Pfeffer im Hinter... oder.

Wäre nett, wenn ihr helfen könnt.





07. Juni 2003 12:10

Hallo Markus,

Es gibt schon durchaus Hunde, die vom Charakter her einfach extrem ruhig sind, das muß nicht zwangsläufig heißen, daß etwas schiefgelaufen sein muß.
Wie alt ist Deine Hund denn (oder hab ich das überlesen).

Sinnvoll wäre sicher, ihn mal gründlich durchchecken zu lassen, ob ihm nicht vielleicht gesundheitlich was fehlt (z.B. Herzprobleme, Probleme mit den Gelenken, Schilddrüsenunterfunktion o.ä.).

Was mir etwas auffält bei Deinem Posting ist, Du schreibst, Dein Hund hat nach soundsoviel Minuten keine Lust mehr zum Clickern, hört dannunddann auf zu spielen etc.. das klingt so, als würde Dein Hund bei einem Großteil Eurer Aktivitäten bestimmen wie lange sie dauern.

Versuch doch vielleicht einfach mal, den Spieß umzudrehen. D.H. wenn Du z.B. weißt, Dein Hund hat normalerweise nach fünf Minuten kein Interesse mehr am Ballspiel, dann beende DU das Spiel nach drei Minuten, genauso bei "Clickersitzungen" und anderen Aktivitäten.

Etwas, was man immer und jederzeit zu Verfügung hat, solange bis man keine Lust mehr dazu hat, wird zwangsläufig uninteressant, das geht Hunden in der Regel genauso wie und Menschen ;-)

Wie hälst Du es denn z.B. mit Futter und Spielzeug? Hat der Hund das immer zur freien Verfügung?
Das heißt, tust Du z.B den Großteil seines Futters einfach in den Napf und er frisst es, oder läßt Du ihn den Großteil des Futter nach und nach über den Tag verteilt bei Dir erarbeiten? Liegt Spielzeug immer in seiner Reichweite und Du gehst jedesmal drauf ein, wenn er ausnahmsweise mal Lust zum Spielen hat, oder gibts Spielzeug nur von Dir, wenn DU grade Lust zum Spielen hast?

Vorrausgesetzt gesundheitlich ist ganz sicher alles in Ordnung mit dem Hund, kannst Du mit solchen kleinen Maßnahmen vielleicht erreichen, daß für ihn die Beschäftigung mit Dir wieder etwas interessanter und wertvoller wird.

Viele Grüße, Marina.
:


07. Juni 2003 13:52

Hallo

: ich habe einen Collie-Mix, der sich sehr zurückhaltend gibt. Wenn ich sehe wie andere Hundis um ihre Besitzer schwänzeln, kann ich mich nur wundern.

Genau so ging es mir vor einem Jahr!

Artos ist nie aufdringlich und gibt sich mäßig interessiert, wenn man mit ihm was machen will. Wir clickern, aber nach 5 Minuten ist Schluss, ich werfe Ball, auch hier ist bald Ende, weil er sich einfach hinlegt.

Genau das machte meine Pflegehündin auch. Manchmal sogar jetzt noch. Macht dein Hund das schon lange? Meine Pflegehündin macht es nämlich erst seit Ende April, und endlich habe ich herausgefunden, warum: Sie hat zu warm! Sie hechelt zwar nicht übermässig und trinkt auch nicht ständig, aber sie hat dennoch zu warm um zu arbeiten. Daher gehe ich jetzt immer an den See, lasse sie ein bisschen schwimmen und übe dann. Dann ist sie immer super gut drauf und mag auch!
Meistens üben wir 2-3 Minuten und spazieren dann weiter oder ich lasse sie wieder baden. Oft kommen auch Hunde, dann gibts automatisch eine Pause, die ihr immer sehr gut tut!

Was bei uns auch nützt, ist ein Spiel. D.h. ich nehme ein Spielzeug (eines, das ich extra gekauft habe, das sie sonst nie haben kann) und spiele mit ihr. Dann ist sie immer ganz "aufgeputscht" und führt sehr motiviert ihre Aufgaben aus, um das Spielzeug wieder zu erhalten (ich werfe es nach dem Click).

Also meine Tipps:

a) geh vorher schwimmen oder geh an einen ganz kühlen Ort
b) mach Pausen! Die wirken wirklich Wunder!
c) spiele mit ihm!
d) Und weisst du, was nützt bei uns IMMER? Wenn ein anderer Hund dabei ist. Wir machen es immer so: Ein Hund wird angebunden oder abgelegt und der andere arbeitet (mit beiden). Also wir beraten einander oder üben Tricks, bei denen eine Zweitperson nützlich ist. Meine Hündin ist dann insgeheim immer etwas eifersüchtig und danach enorm stolz, wenn sie drankommt und wir beide uns nur noch um sie kümmern. Dann macht sie enorm motiviert mit!

: Grundgehorsam kann er gut, aber alle Kommandos führt er mit 5 Sekunden Verzögerung und dann auch langsam aus. Ist das nun eine Frage des Typs, oder stimmt da was anderes nicht?

Kann beides sein. Bei meiner Hündin ist das einfach so, sie lässt sich halt eben etwas Zeit. Ist aber auch ok so, wir arbeiten eh nicht auf eine Prüfung hin oder so, wir machen das einfach so zum Spass.

: Ich dachte, ein junger Hund hätte etwas mehr Pfeffer im Hinter... oder.

Wie du siehst ist das nicht immer so... Ach ja, noch eine Frage: Ist dein Hund vielleicht etwas "wohlbeleibt"? Das war nämlich auch mit ein Grund, warum meine Pflegehündin immer so langsam war! Seit sie wieder etwas schlanker ist, ist es viel besser!

Ich hoffe, meine Tipps haben dir geholfen?! Melde dich doch mal, ob es geklappt hat!
Liebe Grüsse,
Saskia

07. Juni 2003 15:55

Hallo Marina,

Artos ist 10 Monate alt, ich habe ihn mit 3,5 Monaten bekommen. Trockenfutter wird 2mal täglich über die Wiese verteilt, damit er es aufspüren kann. Spielzeug liegt nicht herum. Eigene Spielauforderungen macht er auch sonst nicht. Das ist ja das wunderliche, dass er von selbst keine Initiative zeigt.
Offenbar macht ihm am meisten Spass mit anderen Hunden zu spielen, da ist er ganz bei der Sache! Ich wohne "leider" auf dem Dorf, da trifft man aber fast keine Hunde zum Spielen beim Spaziergang.

Nächste Woche will ich ihn mal untersuchen lassen, vielleicht fällt da was auf. Was den Mix angeht, ich vermute, eine Schlaftablette war sicher dabei winking smiley

Irgendwie spiele ich nicht DIE Rolle in seinem Leben, Wie kann ich das beeinflussen???

Ratlose Grüße,
Markus














07. Juni 2003 20:44

Hallo Martin,

es gibt große Unterschiede zwischen den einzelnen Rassen und innerhalb der Rassen zwischen den einzelnen Individuen. Es ist möglich, daß Dein Hund von seinen Triebveranlagungen und seiner Nerventätigkeit her ein ruhigerer Vertreter ist. Es ist aber auch möglich, daß er, es wurde schon geschrieben, evtl. ein gesundheitliches Problem hat, z.B. mit dem Herzen, und daß ihm deswegen schlichtweg die Power fehlt, oder mit der Hüfte etc. Das würde ich mal abchecken lassen...

Zwei Dinge sind mir in Deinen Schreiben aufgefallen. Zum einen scheint mir, daß Du gerne eine bessere Bindung zu Deinem Hund hättest. Andererseits verteilst Du sein Futter über die Wiese. Bei einem Hund, bei dem ich die Bindung zu mir festigen will, mache ich genau das Gegenteil, sprich ich füttere ihn Bröckchen für Bröckchen aus der Hand. Erst direkt, später wird das dann in die Ausbildung mit einbezogen.

Zum anderen schreibst Du, daß er nach 5 Minuten Clickern bzw. ein paarmal Ballwerfen von sich aus Schluß macht. Das hört sich für mich so an, vorausgesetzt der Hund ist gesund, als wenn Du immer bis zum "bitteren Ende" gehst, also bis dahin, wo der Trieb verpufft ist bzw. der Hund schlichtweg keine Lust mehr hat. Das ist falsch, Du mußt Dich so weit in der Gewalt haben daß Du dann aufhörst wenn der Hund noch Spaß an der Sache hat. "Verwehren steigert das Begehren", ist auch beim Hund so. Wenn Du das Spiel abbrichst solange der Hund noch Spaß am Ball hat, dann wird er das nächst Spiel mit viel mehr Trieb beginnen. Du mußt ein Fingerspitzengefühl dafür entwickeln, den Hund im Trieb hochzufahren und dann das Spiel abzubrechen, wenn er im Trieb noch nicht wieder herunterfährt.

Viele Grüße

Antje


08. Juni 2003 09:19

Hallo Markus:

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Artos ist 10 Monate alt, ich habe ihn mit 3,5 Monaten bekommen.
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Naja, allzulange hast du ihn ja noch nicht. Das dauert halt - drann bleiben und nicht aufgeben.

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Trockenfutter wird 2mal täglich über die Wiese verteilt, damit er es aufspüren kann.
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Warum? Wäre nicht sinnvoller ihn sein Fressen durch mitarbeit mit dir zukommenzulassen? Dein Hund muss ja erst lernern, das es sich lohnt mit dir zu arbeiten, spielen oder sonst was.

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Spielzeug liegt nicht herum. Eigene Spielauforderungen macht er auch sonst nicht. Das ist ja das wunderliche, dass er von selbst keine Initiative zeigt.
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Naja, wie gesagt, auch ein Hund muss (manchmal) erst lernen zu spielen. Versuch doch mal ihn zum Spielzeug zu clickern. Mach Dog-Dancing-Elemente mit ihm. Dosiere die Zeit richtig. Fressen gibt nicht mehr so einfach auf den Rasen (naja anfangs halb/halb) sondern bei dir. Sei zufrieden wenn er "nur" Kontakt zu dir aufnimmt. Clicke das, wenn nötig. Verlange nicht zuviel.
Es ist 3,5 Monate wahrscheinlich nicht sonderlich viel mit ihm gemacht worden oder aber er vielleicht schon gelernt, das Arbeiten mit Menschen KEINEN Spass machen.

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Offenbar macht ihm am meisten Spass mit anderen Hunden zu spielen, da ist er ganz bei der Sache! Ich wohne "leider" auf dem Dorf, da trifft man aber fast keine Hunde zum Spielen beim Spaziergang.
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Das ist zwar nicht schlecht, aber als "Ersatz" kontraproduktiv für eure Entwicklung. Was lernt dein Hund, würde er jeden Tag mit Hunden spielen können. Mit Hunden ist es toll, mit den anderen macht es Spass. Er soll aber auch oder mehr mit dir unternehmen wollen. Hundekonkakte sind wichtig, aber auch die sollten richtig dosiert sein und richtig ausgewählt sein...

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Nächste Woche will ich ihn mal untersuchen lassen, vielleicht fällt da was auf.
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Das ist auf jeden Fall ratsam und lass, wirklich alles untersuchen. Geh nicht zum TA, der z.b. nur das Herz abhört und dann seine Diagnose stellt. (z.b. Komplettes Blutprofil, einige Hormone (Testosteron, T3, T4), Ellbogen, Rückgrat, Hüften röntgen, Ultraschall Herz)

Lass ihn richtig untersuchen! Möglicherweise hilft eine Futterumstellung (z.b. www.barfers.de).
Bevor nicht geklärt ist, was mit ihm los ist, lass ihn nicht impfen.

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Irgendwie spiele ich nicht DIE Rolle in seinem Leben, Wie kann ich das beeinflussen???
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Naja, Vertrauen, Achtung und Bindung muss man sich erarbeiten. Ein Hund liegt dir nicht zu Füssen, weil du der Markus bist, sondern weil du ihn gezeigt hast (bzw. zeigen wirst) das du der Spassmacher bist und das er sich auf dich Verlassen kann und nat. weil es sich lohnt, mit dir Spass zu haben.

Das dauert teilweise sehr lange, bleib drann und gib nicht auf. Ich hatte meinen Hund an Anfang an (1. Hund) und viel falsch gemacht. Ich habe quasi erst richtig angefangen (bei einer richtig guten Trainerin) als Benny 4. Monate alt war und nie geglaubt, das ich eines Tages mal uns als Team bezeichnen kann.

VG
Sonja und Benny