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Schutzhundausbildung - ja oder nein?

geschrieben von Antje und Atrèju(YCH) 
Schutzhundausbildung - ja oder nein?
24. September 1998 10:08

Hallo Hundefans,

wir haben einen 8-monatigen Hovawartrüden, mit dem ich auch auf dem Hundeplatz bin.
Unseren Zwerg haben wir eigentlich ganz gut im Griff. Probleme haben wir mit seinem
anscheinend recht gut entwickeltem Schutzinstinkt. Menschen, zu Fuß, auf dem Rad oder
auf Rollerblades, interessieren ihn überhaupt nicht, wenn die Wege gut besucht sind.
Wandeln wir dagegen auf einsamen Pfaden und jemand kreuzt unseren Weg, bellt er und prescht vor.
Der Reiz ist so stark, daß er auch dann losläuft, wenn er "sitz" oder "platz" macht, obwohl
es für ihn ansonsten "Bleib-Kommandos" sind. Mittlerweile sind schon soweit, daß er sofort
zurückkommt, wenn wir ihn rufen, aber das Vorpreschen konnten wir ihm noch nicht abgewöhnen!
Vielleicht hat der eine oder die andere ein paar Tips?

So, und jetzt komme ich zu der Schutzhundausbildung. Schutzhunde sollen ja angeblich die am
zuverlässigsten gehorchenden Hunde sein, weil sie ihre Triebe KONTROLLIERT ausüben können. Ich bin
trotzdem skeptisch, ob der Hund nicht doch mal zubeißt, weil er einen abwehrenden Arm mit einem Beißarm
verwechseln könnte und nicht erst auf das Komando wartet. Außerdem frage ich mich, ob es wirklich
nur der Beutetrieb ist, der bei dem Schutzdienst angesprochen wird.

Gerade weil unser Hovi einen ausgeprägten Schutzinstinkt hat, frage ich mich, ob er für den Schutzdienst
geeignet ist oder ob sein Verhalten nicht doch erst dadurch in unerwünschte Bahnen gelenkt wird?!

Bitte gebt doch kompetente Tips und Kommentare, Negativ- und Positivbeispiele!

Antje und Atrèju aus dem hohen Norden

24. September 1998 10:43

Hallo Antje,

ich kenne einen Herren, der schon immer auf dem Hundeplatz
gearbeitet hat. Der hat eine Hovihündin, die Schutzdienst
gemacht hat. Als dieser Hund plötzlich am sich bewegenden Arm eines
Unbeteiligten hing, der keinen Beißarm hatte, war ihm klar,
daß das mit den "kontrollierten Trieben" irgendwie nicht so hinhaut.
Er ist ja kein Anfänger, so daß man ihm vorwerfen könnte, er hat gravierende
Fehler gemacht. Von da an hat er es gelassen. Ähnliche Geschichten kenne von
anderen Hunden.

Gehorsam üben kann man auch anders. Ich bin der Meinung, daß ein Hund
niemals in einen Menschen beißen darf, egal ob in einem mit Beißarm
geschützten oder nicht.

Grüße
K. Keck

24. September 1998 13:08

:Hallo Hundefans,
:
:wir haben einen 8-monatigen Hovawartrüden, mit dem ich auch auf dem Hundeplatz bin.
:Unseren Zwerg haben wir eigentlich ganz gut im Griff. Probleme haben wir mit seinem
:anscheinend recht gut entwickeltem Schutzinstinkt. Menschen, zu Fuß, auf dem Rad oder
:auf Rollerblades, interessieren ihn überhaupt nicht, wenn die Wege gut besucht sind.
:Wandeln wir dagegen auf einsamen Pfaden und jemand kreuzt unseren Weg, bellt er und prescht vor.
grinning smileyer Reiz ist so stark, daß er auch dann losläuft, wenn er "sitz" oder "platz" macht, obwohl
:es für ihn ansonsten "Bleib-Kommandos" sind. Mittlerweile sind schon soweit, daß er sofort
:zurückkommt, wenn wir ihn rufen, aber das Vorpreschen konnten wir ihm noch nicht abgewöhnen!
:Vielleicht hat der eine oder die andere ein paar Tips?
:
confused smileyo, und jetzt komme ich zu der Schutzhundausbildung. Schutzhunde sollen ja angeblich die am
:zuverlässigsten gehorchenden Hunde sein, weil sie ihre Triebe KONTROLLIERT ausüben können. Ich bin
:trotzdem skeptisch, ob der Hund nicht doch mal zubeißt, weil er einen abwehrenden Arm mit einem Beißarm
:verwechseln könnte und nicht erst auf das Komando wartet. Außerdem frage ich mich, ob es wirklich
:nur der Beutetrieb ist, der bei dem Schutzdienst angesprochen wird.
:
:Gerade weil unser Hovi einen ausgeprägten Schutzinstinkt hat, frage ich mich, ob er für den Schutzdienst
:geeignet ist oder ob sein Verhalten nicht doch erst dadurch in unerwünschte Bahnen gelenkt wird?!
:
:Bitte gebt doch kompetente Tips und Kommentare, Negativ- und Positivbeispiele!
:
:Antje und Atrèju aus dem hohen Norden

Hallo Antje,

tu mir den Gefallen und höre nicht auf Leute, die noch nie in Ihrem Leben mit einem Hund so eine Ausbildung gemacht haben. Viele Leute sind leider durch die Presse negativ beeinflußt.

Die moderne Schutzhundausbildung basiert auf dem Beutetrieb. Der Hund ist absolut auf den Ärmel fixiert und nicht auf den Helfer ansich. Das haben zig Studien ergeben. Es wird dem Hund beigebracht sich kontrolliert zu verhalten und nicht jeden anzugreifen. Bei den Beißunfällen, die leider vorkommen, handelt es sich nur in den seltensten Fällen um ausgebildete Hunde.

Klarstellen möchte ich noch einmal, daß die meisten Hunde einen angeborenen Schutzinstinkt haben, unabhängig davon, ob sie ausgebildet sind oder nicht. Du brauchst aber keine Angst zu haben, daß Dein Hund durch den Schutzdienst agressiver wird. Unsere Rottis sind alle ausgebildet und kämen gar nicht auf die Idee Leute anzufallen, die zufällig den Arm heben. Mir ist in meiner langjährigen Praxiserfahrung noch kein Hund begegnet, der wegen der Schutzdienstausbildung agressiver war als vorher. Das Gegenteil ist eher der Fall, da überschüssige Triebe abgebaut, bzw. in die richtigen Bahnen gelenkt werden.

Viele Grüße

Heidi


24. September 1998 21:45

Hallo Anja,

confused smileyo, und jetzt komme ich zu der Schutzhundausbildung. Schutzhunde sollen ja angeblich die am
:zuverlässigsten gehorchenden Hunde sein, weil sie ihre Triebe KONTROLLIERT ausüben können.

Gemeint ist wohl, daß die Hunde gelernt haben (sollten), auch in höchster Erregung noch auf die Hörzeichen ihres Führers zu achten.

:Ich bin trotzdem skeptisch, ob der Hund nicht doch mal zubeißt, weil er einen abwehrenden Arm mit einem Beißarm
:verwechseln könnte und nicht erst auf das Komando wartet.

Die meisten Hunde verknüpfen weit mehr als nur eine Armbewegung. Schutzhundausbildung findet in der Regel nur auf dem Hundeplatz statt, der Helfer trägt einen dicken Schutzanzug und den Ärmel, folglich bewegt er sich auch anders als "Zivilisten". Ich kenne genügend Schutzhunde, die wenn einer dieser Faktoren fehlt zunächst einmal nicht mit beißen reagieren.

Private Schutzhundausbildung ist Sport und hat nur wenig mit Diensthundausbildung zu tun. Ich hab mal folgende Beschreibung gehört: In der Ausbildung üben Hundeführer, Hund und Helfer ein Theaterstück (oder Film) ein. Der Helfer spielt den Bösewicht, Herr und Hund sind Sheriff und Deputy. Wenn alle ihre Rollen gelernt haben und gut zusammenspielen gibt es nach der Premiere (Prüfung) den Oscar (Ausbildungskennzeichen). Abseits der Bühne (Hundeplatz) sind sie nur Mensch und Hund, oft sogar gute Freunde.

Mein Hund liebt seinen Helfer, das ist schließlich der Kumpel, der immer dies tolle Spiel mit dem Ärmel inszeniert.

Im weiteren kann ich Heidi nur zustimmen, auch mein Hund wurde mit Beginn der Schutzhundausbildung im Alltag ausgeglichener.

Schau Dir die Arbeit in Deinem Verein an. Wie benehmen sich die "alten" Schutzhunde außerhalb der Schutzdienstzeit oder auch außerhalb der Platzanlage? Sprech mit dem Ausbildungswart, dem Helfer und anderen Hundeführern über Deine Zweifel und ihre Erfahrungen.


Viel Spaß wünschen
Anke und Rico + Denny

25. September 1998 08:36

Hallo Antje,

gleich vorab - ich halte nix von der Schutzhundeausbildung!

Mein Rüde (Mattis)hat sich so ähnlich wie Deiner verhalten, vor allem in diesem
Alter. Zu der Zeit wurde mir auch immer zu dieser Ausbildung geraten, weil man einen so
starken Hund dann in den Griff bekäme......

Aus folgenden Gründen habe ich mich dagegenentschieden und bin immer noch
froh darüber:

Mattis hat genug Selbstbewusstsein - er muss nicht noch bestärkt werden!

Die Ausbilder auf dem Hundeplatz hatten keinerlei zusätzliche Ausbildung, ausser
dass sie mit dem eigenen Hund eine Prüfung abgelegt haben. Das mag ja nicht
überall so sein, aber niemand überprüft, wer da Hunde zum Beissen anleitet und
als Laie bekommt man viel erzählt!

Im Normalfall würde ich jedem "an den Hals gehen", der meinen Hund tätlich angreift,
und da soll ich zulassen, dass er geprügelt wird????

Anke und Ihren Hund kenne ich, bei Ihr bin ich mir sicher, dass sie keinen
Mist macht, auch das ihr Hund okay ist, aber Rico ist sowieso kein Hund, der sich
von selbst vor Frauchen stellt - Anke, seh ich das richtig?

Mir hat zum Glück ein privater Hundetrainer von dieser Sache abgeraten, da
ich bei meinem Hund das Gegenteil herbeiführen könnte.

Ich seh das doch richtig, das Euch das gar nicht so recht mit dem Schutztrieb ist??
Warum ihn dann fördern?
Letztens kam in der ARD ein Bericht über so eine Weltsiegerprüfung (weiss die Bezeichnung
nicht mehr so genau) - einer der ausgezeichneten Hunde war nicht bereit den
Ärmel loszulassen, obwohl Herrchen nebendran stand und schrie!

Ausserdem habe ich mittlerweile schon mit einigen Hunden gearbeitet, die
eine abgebrochene Ausbildung hatten, die sind grad auf alles losgegangen und
haben dann noch auf ein Lob gewartet!

Es würde mich freuen, wenn Du Kontakt mit mir aufnehmen würdest, unsere
Probleme scheinen ja ähnlich zu sein.

Liebe Grüsse

Petra

25. September 1998 10:05

Hallo Antje,

ich kann da eigentlich nur der Petra zustimmen, denn ich halte ebenfalls
nix vom Schutzdienst.
Unsere Cleo kam im Alter von 2 Jahren zu uns und der Züchter hat mit ihr
viel Zeit auf dem Hundeplatz verbracht(unter anderem auch Schutzdienst).
Sie steckte in ihrer Ausbildung wohl noch ganz am Anfang und war auch niemals
aggressiv und trotzdem hatten wir ein ganz großes Problem mit ihr, sie hat
uns beim Spielen immer in den Arm gebissen.
Ich weiß, daß sie dafür früher immer gelobt wurde und daß sie uns damit
eigentlich eine Freude machen wollte, allerdings konnte ich mich für blaue
Flecken, Kratzer und Quetschungen am Arm nie so richtig begeistern. Es hat
sehr lange gedauert bis wir das wieder draußen hatten und wenn wir es mit dem
Toben mal wieder etwas übertreiben, geht der Gaul auch heute noch mit ihr
durch. Anfangs wußten wir überhaupt nicht wo dieses Verhalten herkam, erst als
wir dann den besagten Hundeplatz mal besuchten viel es uns wie Schuppen von
den Augen. Als der Helfer auf dem Platz mit dem Schutzarm herumfuchtelte ist
unser Cleo(außerhalb vom Platz)völlig ausgeflippt und unser Duke hat sich unter
der Bank verkrochen. Da war uns klar,daß ist nix für uns.
Wer weiß was unsere Hunde machen wenn wir tatsächlich einmal angegriffen werden
aber ich vertraue da ganz auf den gesunden Menschenverstand und hoffe, daß
niemand so blöd ist, einen Spaziergänger mit zwei großen schwarzen Hunden zu
überfallen (weiß ja niemand, daß die zwei lammfromm sind).
Gehorsam und Unterordnung soll der Hund bereits vor dem Schutzdienst perfekt
beherrschen und insofern erübrigt sich der Rest.
Wenn es Dir um die Auslastung geht, versuche es doch mal mit Agility oder
Suchübungen, daß schlaucht den Hund mindestens genauso und gefällt mir
persönlich viel besser.

Gruß Ulike, Duke und Cleo