Hallo Petra und Mitleser,
: Ich erwähnte Hunde mit ABGEBROCHENER Ausbildung - und das ist gefährlich!
Nicht zwangsläufig, es kommt sehr darauf an, wie die Hunde ausgebildet werden, wie Du weiter unten ja schon erwähntest. So wie unser Helfer arbeitet, kann man in jedem Stadium abbrechen ohne daß die Hunde anschließend Probleme zeigen. Wir haben verschiedene Leute im Verein, auch mit sogenannten "triebstarken" Hunden, die aus persönlichen/beruflichen Gründen schonmal für längere Zeit nicht zum Training kommen können, dennoch bleiben die Hunde "normale" Familienhunde.
: Gilt jetzt nur noch die Meinung von Schutzhundesportlern?
Ich hoffe nicht, für mich ist zunächst jeder qualifiziert, der sich mit der Thematik intensiv auseinandergesetzt hat. Sollte wirklich SchHIII das non plus ultra sein, will ich nix gesagt haben, bin schließlich erst bei II
))
:... dass es wirklich darauf ankommt wer die Hunde trainiert und wie sie trainiert werden.
Das ist die Kernaussage! Da gibt es himmelweite Unterschiede und leider auch noch einige schwarze Schafe, die mit Uralt-Hauruck-Methoden zu Werke gehen. Deswegen auch mein Rat, sich die Arbeit und Hunde vor Ort anzusehen. Auch ich habe leider schon beobachtet, wie ein am Beißen desinteressierter Junghund solange bedrängt und geärgert wurde bis er aus Panik packte. Aber so macht man Angstbeißer und keine Sporthunde. Das sind dann die von Dir erwähnten gefährlichen Hunde. Wenige hirnamputierte, die sowas mit Hunden machen sorgen dafür, daß eine ganze Sportart in Verruf gerät.
ein immer wieder angebrachtes Beispiel, dass Euer Ausbildungswart Seminare
:und Fortbildung macht ist ja toll - aber garantierst Du Antje, dass das auf
:jedem Hundeplatz so ist?
Ausbildungswart dürfen in dem VDH angeschlossenen Vereinen nur noch Leute sein, die den "Sachkundenachweis für Ausbildungswarte, Übungsleiter, Trainer im Verband für das Deutsche Hundewesen" besitzen. Leider heißt das nicht automatisch, daß diese dann auch nach modernen Ausbildungsmethoden arbeiten. Als Helfer darf in der Ausbildung zunächst jeder arbeiten, nur bei bestimmten Prüfungen ist der Besitz eines "Helferscheins" nötig. Ich schaue mir aber grundsätzlich alle Leute, mit denen mein Hund arbeiten soll, vorher genau an.
:Es ist sehr wichtig, genau nachzudenken, ob man auch hinter dieser Art der
:Ausbildung steht, bevor man sie halbherzig anfängt
Das sollte für jede Ausbildung gelten, ich sag nur Leinenruck in der Unterordnung.
:und das man sich die Leute
:auf Hundeplätzen sehr genau anschauen muss.
Dito
Wenn Schutzhunde den Ärmel auch auf Hörzeichen (eigentlich sollten sie es möglichst selbstständig tun) nicht auslassen, so ist das noch lange kein Zeichen von Aggressivität. Sondern es zeigt, daß der Hund das Hörzeichen "Aus" noch nicht richtig gelernt hat. Viele dieser Hunde geben auch Stöckchen und Bällchen nicht freiwillig ab.
Geschlagen werden die Hunde auch nicht. Die in der Prüfung verlangten "Schläge" erfolgen mit einem Softstock auf Keulen, Seitenteile oder Widerrist. Würden es den Hunden wirklich wehtun, würden die meisten anschließend nicht mehr an den Helfer gehen, sondern mit Meideverhalten reagieren. Es ist Sport und kein blutiger Ernst.
Um unsere Hunde an Ablenkung während des Schutzdienstes zu gewöhnen, steht der Helfer auch mal von "Zivilisten" eingekreist. Der Hund muß sich erst zwischen den Leuten durchschieben, bevor er ihn verbellen kann. Ich würde mich doch keinem Rotti (oder sonst einem Hund) in den Weg stellen, wenn ich nicht absolut sicher wäre, daß er nur den Ärmel sucht. Die einzige Verletzung war ein Bluterguß, als mir ein Hund den Ärmel vor mein Schienbein knallte.
Das Schutzhunde beim Ansichtigwerden des Helfers rumflippen halte ich für normal, es ist die Gier nach dem Spiel bzw. dem Ärmel. Meine Hündin zeigt dasselbe Verhalten, wenn sie andere Hunde beim Bällchen-Spiel beobachtet.
Bei uns werden auch viele der in die Jahre gekommenen Schutzhunde anschließend von Kindern im Turnierhundsport geführt. Die rüstigen Rentner haben für die kurzen Kinderbeine das richtige Tempo, beide Seiten scheinen mit der Lösung zufrieden. Beim geringsten Zweifel am Verhalten der Hunde (oder Kinder) käme eine solche Konstellation nicht in Frage.
Ich hab schon viele aggressive Hunde kennengelernt. Aber eine sportliche SchH-Ausbildung nach auch nur halbwegs modernen Methoden, egal ob vollendet oder abgebrochen, hatte keiner von ihnen. Vielmehr stammten sie entweder aus extrem schlechter Haltung, wurden von ihren Besitzern mißhandelt oder auch von Fremdpersonen, um sie "scharf" zu machen.
Leider gibt es aber auch unter den Sportlern solche, die das Negativimage in der Öffentlichkeit unbewußt verstärken, indem sie ihre in meinen Augen völlig normalen Hunde als todesmutige Killer darstellen, erzählen dieser oder jener Helfer hätte schon so und so vielen Hunden die Rippen gebrochen (dabei würde niemand mehr seinen Hund an so eine Person lassen)und ähnliche Märchen a la "Vogelspinne in Yucca-Palme".
Wie mißtrauisch mein Hund im Alltag gegenüber Fremden ist und ab wann er sich schützend vor mich stellt oder auch flieht, darauf hat die sportliche Ausbildung, wie ich sie kenne keinen Einfluß.
Rico (SchHII) hat erst einmal in seinem Leben ernsthaft einen Menschen angedroht, derjenige hatte vorher mich bedroht. Sonst ist Rico aber eher zurückhaltend fast ein Hasenfuß, wenn der Helfer ihm ausversehen leicht auf die Zehen tritt ist der Tag schon gelaufen.
Denny (kann noch nicht einmal sitzen beim Verbellen) reagiert schon mit Freudengeheul und Schwanzwedeln, wenn sie Schutzdienst nur akkustisch wahrnimmt. Steht auf dem Platz ihre Frau, ist draußen aber eher unsicher.
Judy paßt besonders im Dunkeln auf, brummt ihr verdächtige Gestalten sofort an. Hält aber von SchH-Sport rein garnichts.
Ich selber habe wie man sieht keinen Hund vergleichbar mit Atréju, dafür aber ein Bekannter. Seine sehr dominante Schäferhündin zeigt ein ähnliches Verhalten, mit Beginn der SchH-Ausbildung hat es sich weder verschlimmert noch verbessert. Sie paßt auch heute noch auf und brummt Fremde an, aber durch gezielte Gehorsamsübung (unabhängig vom Schutzdienst) kann er sie sicher "Fuß" rufen.
Schutzhundsport ist eine von vielen Alternativen, dem Hund Abwechslung zu verschaffen. Egal was ich mit dem Hund anstrebe, sollte ich immer auf die Art der Ausbildung achten. Fehlverhalten im Alltag läßt sich weder durch die eine noch die andere Hundesportart beseitigen, sondern nur durch gezielte Übung am Problem.
Ups, ist das lang geworden!
Ciao Anke