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Hasengehorsam!

geschrieben von andreas(YCH) 
Hasengehorsam!
26. Juni 2003 06:21

... zweiter Teil, der aufzeigen soll, dass auch und gerade Jagdhunderassen, auch und gerade Hunde, die jagdlich geführt werden, in ihrem Jagdverhalten sehr wohl steuerbar sind, sofern man eben hinreichend mit ihnen arbeitet. Verneint man also nicht grundsätzlich die Möglich, einen Jagdhund vom Jagen abzuhalten, dann stellt sich "nur" noch die Frage, wie und in welchem Alter des Hundes man das erwünschte Ziel systematisch erreichen kann. Interessant ist dabei, dass auch die Klassiker sich stets eines Alternativverhaltens bedienten, das sie dem Hund abverlangten.

"Die Sichthetze am gesunden Wild ist ist das größte Übel, das ich einem jungen Hund durch eigene Nachlässigkeit systematisch anerziehen kann. Das verhaltene Jagen am Hasen unter Beibehaltung sehr guten gehorsams auf Pfiff ist die größte ausbildungstechnische Kunst des Abrichters und obendrein dem Hunde deshalb dienlich, weil ich Spurpassion und -sicherheit günstig beeinflussen kann." (Eiserhardt, Die Führung des Jagdhundes im Feld, am Wasser und im Wald)

"Wem es gelingt, seinen Hund vom sichtigen Hasen, auch nach bereits begonnener Hetze, abzurufen bzw. in Platzlage zu bringen, wird in der zuvor geschilderten Form seinen Junghund und Jährling für das Prüfungsfach "Gesund-Hasenspur" vorbereiten, aber darauf dirngen, dass sich derselbe nie weiter als 100 Meter entfernt und mir dem Wind arbeitet, damit der Trillerpfiff gut vernommen werden kann."

"... als jener, der viele Dutzend Male an einem Tag seine Zögling an den Anblick des flüchtenden Hasen gewöhnen und ihn leicht und in systematischer, richtiger Einwirkung darauf einstellen kann, an einem Übungstag auf Befehl der warmen Spur zu folgen, auf Pfiff abzulassen bzw. auf Trillerpfiff in Platzlage zu gehen... Diese Arbeistmethode festigt ganz ungemein den Gehorsam udn sichert die Erreichung unseres Abrichtungsziels, dass unser Hund nur auf Befehl der Spur des Hasen folgt, ohne Befehl jedoch vorsteht bzw. vor sichtig aufgehenden Hasen und anderem Niederwild spontan in Platzlage verharrt."

"Den zu flüchtig und zu weit nach vorn laufenden Hund zwingen wir durch gelegentliche Platzkommandos (Trillerpfiff) für kurze Zeit in Platzlage und lassen ihn nach entsprechendem Aufrücken unsererseits weiter vorlaufen."

"... ob es sich um Rebhuhn, Fasan, Hase , Kaninchen oder Rehwild handelt... der Hund hat bei allen mit gleicher Sicherheit vorzustehen und beim Aufgehen mit Platz bzw. ruhigem Weitersuchen zu quittieren."

(jeweils aus Granderath, Hundeabrichtung)






26. Juni 2003 07:00

Hallo,

das ist ja alles schön und gut und klappt auch garantiert hervorragend bei Jagdhunden....aber mir nutzt das gar nichts.

Ich habe einen "Otto-Normal-Hund" der in fast jeder Lage gehorcht, jedoch wenn es um Hasen und Co. geht, dann dreht er durch.

Ich habe jetzt soviel über Hasen und Hunde gelesen, über das Für und Wider des TT und habe mehr als einmal gelesen dass es auch ohne TT geht, dass es Mittel und Wege gibt, aber WELCHE??
Ich kann auch nicht erst die Hasen dressieren dass sie auf Kommando hundertmal am Hund vorbeirennen um das mit ihm zu üben und ihn daran zu gewöhnen bis es ihm einfach nur langweilig wird.

Hast du vielleicht auch einen entsprechenden Textauszug für den durchschnittlichen Hundehalter mit einem durchschnittlichen aber jagdverrückten Hund?

Liebe Grüsse,

Jettie

26. Juni 2003 07:51

Hi,

... zweiter Teil, der aufzeigen soll, dass auch und gerade Jagdhunderassen, auch und gerade Hunde, die jagdlich geführt werden, in ihrem Jagdverhalten sehr wohl steuerbar sind, sofern man eben hinreichend mit ihnen arbeitet.


Das hatte ich doch auch gehofft ;-) Wozu braucht man einen Jagdhund, der alleine jagt und nicht mit seinem Jäger ;-) Für mich würde einen guten Jagdhund auch seine Führigkeit ausmachen.

Unten hatte ich das Beispiel mit dem Beagle meiner Eltern. Ich habe nur einen Punkt unterschlagen: Er ist auf der Fährte super kontrollierbar und führig, sobald ich ihm signalisiere, daß ich bei der Jagd dabei bin...( Aber nur an einer Fährtenleine...). Wenn er auf der frischen Spur "tillt", bekomme ich ihn kaum noch weg, er scheint wie "zugemacht". Gebe ich ihm das Kommando "Such" schaut er dann plötzlich ständig nach mir, reagiert super auf sitz, sucht konzentrierter, die Leine ist nie straff. So kann ich auch langsam die Fährte verlassen und ihn etwas harmloseres suchen lassen ( z. B. meine Mutter :-))

Es liegt nicht an ihm, daß wir ihn in wildreichen Gebiet nicht laufen lassen können, sondern an unserer mangelnden Erfahrung und daran, daß er das Pech hat, nicht in Jägerhand zu sein und seiner "Berufung" nachzugehen...

Danke für die schönen Textauszüge und Gruß, Simone
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26. Juni 2003 08:01

Hallo Simone,

: Es liegt nicht an ihm, daß wir ihn in wildreichen Gebiet nicht laufen lassen können, sondern an unserer mangelnden Erfahrung und daran, daß er das Pech hat, nicht in Jägerhand zu sein und seiner "Berufung" nachzugehen...

Das hast Du schön gesagt. So sehr ich Beagles liebe, es ist bestimmt der letzte, den ich haben werde. Genau aus diesem Grund.

viele Grüsse
Klaus

26. Juni 2003 09:40

Hi,


: Das hast Du schön gesagt. So sehr ich Beagles liebe, es ist bestimmt der letzte, den ich haben werde. Genau aus diesem Grund.

Ja, sehen meine Eltern auch so... Vor allem wenn man mal eine Beaglemeute in Aktion ( z. B. bei Reiterjagden) gesehen hat - seufz. Dann bekommt man zusätzlich ein echt schlechtes Gewissen :-(

Liebe Grüße, Simone

26. Juni 2003 12:36

Hallo Jettie,

niemand hat gesagt, das es "garantiert hervorragend bei Jagdhunden" klappt. Geschildert wurde nur, was gehen KANN, abhängig von den jeweiligen Voraussetzungen (Alter und Vorerfahrungen des Hundes) und abhängig davon, was der Halter bereit ist, an durchdachter Arbeit zu investieren.
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: dass es Mittel und Wege gibt, aber WELCHE??

Meine Erfahrung: gute Chancen, wenn man die Jugendentwicklung des Hundes beeinflussen kann. Ungünstigere Bedingungen, wenn man einen erwachsenen Hund trainieren soll, der sich das Hetzen bereits angewöhnt hat.

Trainingsmöglichkeit wie folgt:

1) die Übungen beginnen mit einer geringen Distanz zwischen Hund un Halter, die bei gezeigtem Gehorsam (und nur dann) jeweils schrittweise vergrößert wird.

2) die Übungen beginnen bei geringer Reizlage, die auf den Hund einwirkt, welche dann bei gezeigtem Gehorsam (und nur dann) schrittweise erhöht wird.

Es ist schlichtweg unfair dem Hund gegenüber, ihn sofort mit der größten Verlockung -und das am End enoch weit vom Halter entfernt- zu konfrontieren, ohne dass man ihn vernünftig vorbereitet hat. Wer es nicht mal schafft, seinen Hund auf 20 Meter von einem Tennisball abzurufen, der hat keine Chance bei aufgehendem Wild.

Ich habe mal ein einzelnes Fallbeispiel vor Jahren in diesem Forum geschildet. Ich habe es auch auf meiner website (link unten) auf ca. acht Seiten en detail geschildert, da mußt du dich aber bei "Erziehung" zum Thema Jagen durchcklicken.

Ach ja, noch was vom alten Granderath dazu, dass man die letzte Stufe des Trainings (am lebenden Hasen) dann tunlichst nicht mit einem hellwachen, ausgeruhten und jagdbegierigen Hund stattfinden läßt:

"In der Einleitung des Buches wurde von mir auf den großen Einfluß hingewiesen, den ein scharfes, manchmal bis zur Erschlaffung gehendes Radfahrtraining kurz vor Beginn einer Übung haben kann. ... Instinktiv fühlt der müde Hund, dass jede Hetze aussichtslos wäre und der Einfluß des Jägers wächst mit jedem Grad zuvor erzielter Ermüdung. Indirekt, also ohne groben Zwang, ohne Schlagen und Sich-die Zunge-aus-dem Hals-Schreien geht`s viel leichter, eleganter und wir behalten einen Hund ohne Verängstigung und Handscheue."

Den zweiten großen Komplex außer dem Verbot bildet natürlich die gemeinsame Arbeit und Beschäftigung mit dem Hund. Das Verbieten alleine hilft auf Dauer nur sehr bedingt weiter, wenn der Hund nicht wert darauf legt, in der Nähe seines Halters zu bleiben.

Viele Grüße,

andreas