Hi Chiara!
Ich glaube wir müssen hier mal kurz aufteilen:
1. die Sicht des Hundes
2. die Sicht der Katze zu einem neuen "kumpel"
1. Die Sicht des Hundes ist der weit weniger schwierige Fall. Wie du schreibst ist euer Hund Katzen ja jetzt ziemlich gewöhnt. Das ist schon mal eine sehr positive Voraussetzung. Der Idealfall ist natürlich, dass Hund und Katze als Welpen zu euch kommen und beide "neu" in eurer Wohnung sind. So wachsen sie miteinander auf und kommen so sehr oft miteinander klar. Der, sagen wir, zweit-idealste Fall ist, wenn der Hund älter ist als die Katze (aber am besten noch nicht oder nicht mehr im Flegelalter)und natürlich katzengewöhnt und die kleine Katze als Kätzchen zu euch kommt. Der Hund weiss ganz genau, wie er mit dem kleinen Rabauken umzuspringen hat und die Katze merkt, dass vom Hund keine Gefahr ausgeht. Vermeiden sollte man auf jeden fall, dass der Hund die Katze jagt! Man kann die beiden gut zusammensetzen und mal gucken was passiert, wobei möglichst zwei Personen anwesend sein sollten: eine für die Katze und eine für den Hund, sodass man jederzeit eingreifen kann! Der Hund wird das kleine Knäuel wohl man beschnuppern und es sehr wahrscheinlich als Jungtier identifizieren. Damit hat sie schon mal ziemlich Narrenfreiheit. Merkt man aber, dass es der Katze unangenehm ist, vom Hund beschnuppert zu werden, so ruft man den Hund zurück und legt ihn ins Platz und lässt ihn beobachten. Die Katze soll dann selber kommen. Ich habe damals bei der ersten Katze den fatalen Fehler gemacht den Hund schnuppern zu lassen obwohl es ihr nicht gepasst hat: schwupps sass der kleine dem Hund auf dem Nasenrücken und zerbiss und zerkratzte ihn!!! Der arme Hund (Flat Coated Retriever) wagte die Katze nicht abzuschütteln, da man ja einem Jungtier nichts tun darf und er genau wusste, dass ich von ihm enttäuscht wäre, wenn er der Katze etwas täte... also stand er nur da, schrie und winselte erbärmlich und wagte ganz sachte seinen Kopf hin und her zu drehen... der arme Hund fürchtet sich jetzt noch vor dieser Katze! Und die Katze betrachtet ihn heute noch als äusserst störendes Objekt und würde sich sofort wieder auf ihn stürzen...
Aber wenn man sich mit der Verhaltensweise der beiden Tieren gut auskennt (unbedingt Katzenbuch lesen!), dann sollte das wenig Probleme geben zwischen den beiden. Meine jetzige Katze, die ich als Kätzchen zum älteren Hund genommen habe, reisst jetzt zusammen mit dem Hund die Futtersäcke auf und fressen beide nebeneinander gemütlich deren Inhalt, die beiden spielen miteinander im Garten Fussball mit einem roten Ball, begleiten mich beide (!) auch bei mehrstündigen Spaziergängen und kuscheln sich abends glücklich zusammen, so dass man nicht mehr richtig weiss, was und wo Hund und wo Katze ist... ABER: Es muss nicht immer so herauskommen! Es kann, muss aber absolut nicht! Generell darf man aber wohl sagen, dass der Hund sich leichter anpasst, als die Katze!
2. Das ist der schwierigere Teil: zwei Katzen zusammenzuführen, wenn eine schon ein Leben lang bei euch war, das ist schwierig. Wir haben das auch gemacht, aber es hat ganze zwei Jahre gedauert, bis die beiden sich einigermassen aneinander gewöhnt hatten. Es wäre jetzt wichtig zu wissen, ob ihr einen Kater oder eine Katze zu Hause habt. Denn es ist wichtig, dass ihr UNBEDINGT bei einem Kater eine Katze nehmt. Habt ihr eine Katze, so ist es weniger wichtig, was ihr ihr für einen Artgenossen zuteilt, aber ich würde eher zu einem Kater tendieren. Achtet aber natürlich darauf, die beiden zu kastrieren, denn ich nehme nicht an, dass Rassekatzen habt und züchten wollt. Aber mit einer Feld-Wald-Wiesen-katze jedes Jahr zwei Würfe Katzen zu produzieren... das ist verantwortungslos! Die Katzen werden wahrscheinlich einige Probleme untereinander haben. Es sind schliesslich Katzen und die sind ja eigentlich Einzelgänger, wenn sie nicht in der Gruppe aufwachsen. Dann nämlich können sie richtige Rudel bilden. Wenn ihr die neue Katze habt, so sorgt dafür, dass ihr die Alte nicht vernachlässigt. Je nach Beziehung, die die Katzen zu ihren Besitzern haben, bekommen sie mehr oder weniger grosse psychische Probleme, wenn eine neue Katze kommt. Unser Kater, der extrem anhänglich war (da halber Siam, halber Perser)und wie ein Hündchen nachlief, obwohl er keine Wohnungskatze war, und jeden Tag mindestens fünfmal kam um zu kucken ob wir noch da waren, kam tagelang nicht nach Hause und liess sich nicht mal mehr anfassen. Eine Zeitlang konnte man sich nicht mal mit ihm im selben Raum aufhalten, auch wenn die Kleine nicht da war, weil er derart aggressiv war. Er griff auch absolut ohne Vorwarnung ernsthaft uns und fremde Leute auf der Strasse an. Nach zwei Jahren besserte sich dieses Verhalten plötzlich und jetzt ist er wieder ein freundlicher, anhänglicher Kater, der sich anstandslos kuscheln lässt, wenn die Kleine nicht gerade neben ihm sitzt... sicher, er ist wahrscheinlich ein Extrembeispiel, aber ich denke, es lag vor allem daran, dass sich das Verhalten besserte, weil wir ihn nie aufgaben und ihn immer als Chef betrachteten. Vielleicht geht es bei euch ja gut, und die beiden Katzen haben wenig Probleme miteinander, aber seid gewappnet für alles, was da kommen mag!
Lieber Gruss,
falls du noch Fragen hast, darfst du dich natürlich gerne bei mir melden!
christinegmuer@hotmail.com
Christine